Arbeitsblatt: Hunger im Baselbiet

Material-Details

Textbeispiel mit passenden Aufgaben/Fragen dazu
Geschichte
Mittelalter
7. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

63718
550
3
09.07.2010

Autor/in

springflower (Spitzname)


Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Hunger im Baselbiet 1. Lies den unten stehenden Text aufmerksam durch. 2. Streiche alle Lebensmittel, Speisen und Zuberei tungsarten an. 3. Welche Speisen kamen bei den Menschen im Baselbiet zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf den Tisch? 4. Wie wurde der Menüplan in der Hungerkrise 1816/17 verändert? 5. Welche im Text beschriebenen Nahrungsmittel und Speisen kommen auch heute noch auf den Tisch? Welche sind verschwunden? Und welche Nahrungsmittel kennst du gar nicht mehr? Spätestens mit der Krise von 1816/17 war die Kartoffel auch im Baselbiet als zentrales Nahrungsmittel für den Menschen etabliert. [] Wein war, neben dem nach 1800 stark aufkommenden Most, immer noch ein allgemein genossenes Getränk, es blieb Bestandteil der Naturalentlöhnung von Dienstbotinnen und Dienstboten. Zum Morgenessen trank man Kaffee und ass Brot und oft auch Kartoffeln; bei den Angehörigen unterer sozialer Schichten war die Reihenfolge umgekehrt: Kaffee und Kartoffeln (als Rösti oder als Gschwellti) und dann noch etwas Brot. Als Gemüse ziemlich verbreitet war, zumindest im unteren Kantonsteil, das Sauerkraut. Für Binningen wird gesagt, dass täglich Fleisch genossen wird, weil die Kaufkraft der hier wohnenden Arbeiter und Handwerker gross genug sei. Der Wenslinger Beobachter dagegen formulierte: «Hier ist nicht viel Besonderes anzumerken. Morgens, abends und oft noch mittags sind Kaffee mit Kartoffeln und Brot die fast ausschliessliche Speise. Brot tritt etwa bei armen Haushaltungen nur in untergeordnetem Verhältnis als Nahrungsmittel auf. Mehlspeisen des Mittags. Fleisch kommt bei den Wohlhabenden drei bis viermal in der Woche, fast allgemein aber doch wenigstens am Sonntag auf den Mittagstisch; Speck natürlich weit häufiger als Rindfleisch.» Wein werde wenig getrunken, Branntwein fast häufiger, sonst aber vor allem Most. Möglicherweise war die Ernährung in den (ärmeren) Gemeinden des oberen Baselbiets also noch traditioneller und einfacher als im unteren Kantonsteil und besonders in Stadtnähe. [] Hunger war 1816/17 auch im Baselbiet verbreitet, besonders im Bezirk Waldenburg bekamen viele Leute vor allem im Spätwinter und Frühjahr 1817 über Wochen hinweg nur einmal in 24 oder 36 Stunden etwas zu essen, oder man musste mit der Hälfte des gewohnten Konsums auskommen. Verhungert ist jedoch kaum jemand im Baselbiet. Hungern hiess verzichten müssen: auf den gewohnten Mahlzeitenrhythmus, auf die gewohnten Mengen, auf die gewohnten Zubereitungsarten und vor allem auf die gewohnten Nahrungsmittel bzw. den gewohnten Mix an Nahrungsmitteln. Überdies bedeutete es, auf oft als minderwertig eingestufte Nahrungsmittel (Hafer, Suppen, Würste u. a. m.) auszuweichen und vermehrt in Wald und Flur nach Lebensmitteln zu suchen. Typisch war auch der Rückgang des Gekochten gegenüber dem roh Genossenen, des Warmen gegenüber dem Kalten. Hunger im Sinne einer deutlichen physischen Empfindung und einer Gewichtsabnahme war die Folge. Damit verbunden war oft ein Gefühl der Scham. Viele Leute versuchten, den Mangel, so gut es ging, zu kaschieren, etwa indem sie sich kaum mehr ausser Haus zeigten. Die Rede von den «schamhaft Armen», dürfte daher durchaus damaligen Befindlichkeiten entsprochen haben. Zunächst zu den Mengen. Der Ansatz, den die Regierung ihren Berechnungen zu Grunde legte, lautete auf einen Sack Getreide für zehn Personen und einen Monat. Je nach Lieferung schwankte z. B. der Sack Weizen zwischen 87 und 100 Kilogramm, im Schnitt waren es etwa 94 Kilogramm. Das heisst: pro Monat und Person im besten Fall 10 Kilogramm, pro Tag zirka 300 Gramm (Körner, nicht Mehl!), was den Bedarf nicht deckte, nicht decken sollte. Pfarrer Stückelberger von Reigoldswil bezifferte den Bedarf bei ausschliesslicher Ernährung von Brot und Mehl auf ein Pfund Mehl pro Kopf und Tag, was er als wohl mehr, als geliefert werden könne, bezeichnete. Nach Pfarrer Linder von Ziefen reichte ein Becher Hafermehl, «in drei Mahlen vier Personen zu speisen», Pfarrer Rumpf in Oltingen rechnete mit ein bis zwei Bechern pro Person und Woche. Der Hafer war, wenn die Kartoffeln ausfielen, das Nahrungsmittel mit der grössten Energiedichte und fungierte, falls vorhanden, als relativ billigster Retter in der Not, auch wenn er in der breiten Bevölkerung im 19. Jahrhundert nicht mehr sonderlich beliebt war und als Pferdenahrung galt. Die grosse Mehrheit der Armen, besonders aber die Posamentenfamilien, ernährte sich normalerweise von Kartoffeln und Kaffee mit (Weiss)Brot als Zusatzspeise, und zwar zwei bis drei Mal pro Tag. Daneben wurden vor allem in den Getreideanbaugebieten, wo die Kartoffel zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch nicht das Alltagsnahrungsmittel par excellence geworden war, «Suppen, Klösse, Brey und Zugemüse» und Eier gegessen. Mehl, nicht zu «rauh», wurde für die Herstellung von Kleinkinder«Pappen» und «Schweizen», einer Art Mehlsaucen, verwendet. Diese gewohnten Standards auch in der Krise aufrechtzuerhalten, gelang nur wenigen. Die erste Ausweichstrategie war die vollständige Ernährung mit Mus und/oder (Schwarz)Brot, Milch sowie Kräutern. Wenn die Verfügbarkeit von Getreide bzw. Mehl stark eingeschränkt war, was wohl vor allem Ende 1816 und in den ersten vier bis fünf Monaten des Jahres 1817 der Fall war, musste man sich vorwiegend von Obst, Gemüsen und Kräutern, etwas Milch und von den unregelmässig durch Betteln oder Armenhilfe erworbenen Getreide oder Mehlquanten bzw. Brot ernähren. Als Kräuter wurden «Pfaffenröhrlin, Nesslenkraut, Distelenkraut, Misteln und Haberweck» genannt. Eine wichtige Krisenspeise war die Kleie oder das sog. Krüsch, d. h. das, was beim Mahlen übrig blieb. Das Krüsch konnte mit Milch, oder wenn diese fehlte, mit Wasser, eventuell mit Salz und Butter angerührt werden. Eine von den Armen auch in normalen Jahren verzehrte Speise waren die Schnecken, die im Frühling 1817 offenbar reichlich vorhanden waren. Krisenbedingt war auch der Rückgriff auf alte, aus dem Gebrauch gekommene Lebensmittel; dazu gehörte z. B. die Verwertung von Schlachtabfällen und Innereien zu sog. Bodelwürsten. Erst nach einigem Druck von Seiten der Armenaufsichtskommission (AAK) hatte sich die «Zunft zu Metzgern» bereit erklärt, solche Blutwürste herzustellen. Die Nachfrage in Stadt und Land war gut, obwohl die Würste von manchen als «schädliche Speise» betrachtet wurden und für die ganz Armen zu teuer waren. Diese mussten ihr Geld ganz für den Kauf pflanzlicher Kalorien, vor allem von Brot und Kartoffeln, verwenden. Epple, Schnyder: Wandel und Anpassung. Die Landwirtschaft des Baselbiets im 19 Jahrhundert.: Verlag des Kantons Basellandschaft, Liestal, 1996. Lösung zu Aufgabe 3: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war die Nahrung recht . Sie war vielfältig mit und bezüglich Nährwert ausreichend. scheint es auch in bescheidener lebenden Schichten gegeben zu haben. Lösung zu Aufgabe 4: Während der Hungersnöte sank bei den Armen die Energiezufuhr durch die Nahrung. Meist bestand sie nur noch aus einer pro Tag oder noch weniger. Für die Armen gab es häufig nur noch und. Es wurden auch wild wachsende gesammelt. Selbst die billigsten Würste waren für die Armen häufig noch zu teuer. Es gabgekochte Speisen. Lösung zu Aufgabe 5: gibt es heute noch. waren die Nahrung der Ärmsten und gelten heute als Luxusspeise. wird heute nur noch wenig gegessen, vor allem kaum mehr als Mus. werden auch nicht mehr zubereitet. Würste gibt es auch heute noch, wohl aber nicht mehr aus den_.