Arbeitsblatt: Unterrichtseinheit abstrakte Malerei

Material-Details

Unterrichtseinheit über mehrere Wochen zum Thema abstrakte Malerei. Die Kinder probieren verschiedene Techniken aus (Action-Painting, Abklatschverfahren, Malen zur Musik, Fliessverfahren) und lernen nebenbei bedeutende Künstler kennen (Pollock, Miro, Kandinsky). Lernplanbezug des Kantons Basel-Land (Seminar-Arbeit, Bilderquellen angegeben)
Bildnerisches Gestalten
Gemischte Themen
klassenübergreifend
14 Seiten

Statistik

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35
22.07.2012

Autor/in

Tobias Emmenegger
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Fachbereich: Themenbereich: Autorinnen: BTG abstrakter Expressionismus T. Emmenegger 1/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Begründung der Themenwahl Beim Durchstöbern verschiedener Lehrmittel zum bildnerischen Gestalten habe ich festgestellt, dass es praktisch keine Unterrichtseinheiten über den abstrakten Expressionismus in der Primarschule gibt. Dies nahm ich zum Anlass, mich näher mit diesem Thema zu beschäftigen und daraus ein Unterrichtsvorhaben zu kreieren. Ein Bild des abstrakten Expressionismus ist vor allem das Abbild einer seelischen Empfindung. Durch die eigene emotionale Stimmung kann das abstrakte Bild unterschiedlich wirken. Wie ich das Bild wahrnehme, kommt ganz auf meine eigene Verfassung, auf meine eigenen Erfahrungen, Gefühle und Empfindungen an. Dadurch, dass sich die abstrakte Malerei grundsätzlich vom realitätsnahen Gegenstand löst, lässt es unglaublich viel Interpretationsspielraum. Dies lässt vor allem meine eigene Phantasie, meine Gefühle und Emotionen zu und kann unterschiedlich interpretiert werden. Es gibt also kein Richtig oder Falsch. Genau deswegen spricht mich die Untersuchung der abstrakten Malerei in der Primarschule auch sehr an. Dabei geht es mir vor allem darum, die Kinder in ihren eigenen Wahrnehmungen und in ihrer Ausdruckskraft zu fördern und dabei nicht zu hindern. Auch persönlich habe ich eine Vorliebe für die abstrakte Kunst. Der Kombinationsmöglichkeit der Techniken sind keine Grenzen gesetzt. Mir ist es wichtig, dass die Kinder vor allem selber viele ästhetische Erfahrungen machen können. Daher möchte ich den Kindern vorerst verschiedene Techniken und Verfahren zeigen, damit sie sich anschliessend intensiv damit auseinandersetzen können. Ebenso möchte ich ihnen Werke von bedeutenden Künstlern näher bringen und einen Bezug zu den selber gemachten Bildern herstellen. Die Entwicklung der Geschichte des abstrakten Expressionismus sehe ich in meiner Unterrichtseinheit als zweitrangig, weil ich den Fokus vor allem auf die aktive Auseinandersetzung mit eigenen Erfahrungen setzen möchte. Dadurch, dass ich selber sehr gerne solche Bilder gestalte, habe ich einen grösseren Bezug zum Thema. Es ist mir ein Anliegen, meine Begeisterung auch den Kindern zu vermitteln und ihnen die Welt des abstrakten Expressionismus näher zu bringen. Ich denke vor allem deshalb, weil der abstrakte Expressionismus sich nicht am realitätsnahen Gegenstandsmalen orientiert, soll diese Unterrichtseinheit vor allem auch solche Kinder motivieren, welche von sich das Gefühl haben, sie können nicht zeichnen. Dadurch möchte ich bei denjenigen Kindern die Ängste oder Hemmungen abbauen, welche sich blockiert fühlen. 2/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Sachanalyse Meine Sachanalyse besteht zuerst aus der Auseinandersetzung mit der Entwicklung dieser Epoche. Dabei habe ich verschiedene Literatur beigezogen und Kopien in meiner Mappe abgelegt und weiterführende Literatur im Literaturverzeichnis aufgelistet. Zu den bekanntesten Begründern dieser Epoche zählen Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch und Piet Mondrian. Von diesen drei Künstlern habe ich bedeutende Werke in einem separaten Dokument zusammen getragen und bildlich aufgelistet. Zudem habe ich mich über weitere wichtige Künstler dieser Epoche informiert. Dabei habe ich mir Informationen aus dem Internet geholt und diese in einem weiteren Dokument aufgelistet. Zudem habe ich natürlich viele verschiedene Versuche, Fotos und Bilder gemacht, welche meine eigenen Untersuchungen ergänzen. Zielstufe und Ziele des Unterrichtsvorhabens Zielstufe Dadurch, dass sich das Kind in seiner Entwicklung erst ab dem 8. – 12 Lebensjahr für die Veränderungsmöglichkeit der Farben interessiert und im Alter ab 12. Jahren die Abhängigkeit der Farbe von Licht und Raum und auch die Relativität der Erscheinungsform erlebt (vgl. Mosiman 1979), habe ich die Zielstufe für eine 4. respektive 5. Klasse definiert. Je nach Entwicklungsstand der Kinder, ist in den Reflexionsphasen eine differenziertere Wahrnehmungsschulung und eine tiefere Auseinandersetzung mit der Farbe möglich und kann daher der jeweiligen Zielstufe angepasst werden. Leitideen Ich habe mich am Lehrplan der Zentralschweiz (ZEBIS) orientiert. Für den Fachbereich Bildnerisches Gestalten, habe ich die Grundanliegen herausgeschrieben. Um keine einseitige Unterrichtseinheit zu generieren, war es mir wichtig, möglichst von allen Anliegen gewisse Bereiche abzudecken. visuelle Wahrnehmung und bildhaftes Denken werden aktiviert „Wahrnehmen ist ein grundlegender, aktiver Prozess der Auseinandersetzung mit unserer Umwelt und mit sich selbst und bildet die Grundlage für den bildnerischen Ausdruck. Bildnerisches Gestalten erfordert Denken, Handeln und Fühlen und fördert damit die Entwicklung der ganzen Persönlichkeit. Dem begrifflichen Denken wird das bildhafte Denken gegenüber gesetzt. Bildnerisches Gestalten leistet so einen notwendigen und eigenständigen Beitrag zur ganzheitlichen Bildung und zur Förderung der Kreativität. (Lehrplan Zentralschweiz 2002, S. 6) Bildnerischer Ausdruck und visuelle Kompetenz werden entwickelt: „Das kontinuierliche, stufengemässe Entwickeln der bildhaften Ausdrucksfähigkeit geschieht in praktischer bildnerischer Arbeit. Der Umgang mit bildnerischen Mitteln wie Formen und Farben, anregenden Inhalten und grundlegenden Verfahren führt zu persönlichen Aussa3/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger gen. Bildnerisches Gestalten umfasst eine Vielfalt verschiedener bildnerischer Tätigkeiten wie Zeichnen, Drucken, Malen, Sammeln, Kombinieren, Umformen, Fotografieren und Filmen. Die in der bildnerischen Arbeit gemachten Erfahrungen bilden die Grundlage, um zu einer eigenen Kompetenz im visuellen Bereich zu gelangen. (ebd., S. 6) Bildende Kunst und visuelle Kommunikation im Alltag werden einbezogen „Die Begegnung mit Werken der bildenden Kunst entwickelt die Interpretationsfähigkeit. Bildnerisches Gestalten schafft die Verbindung zu kulturellen Werten und leistet so einen Beitrag bei der Suche nach kultureller Identität. Wir sind aber auch umgeben von visuellen Medien und sind einer Vielfalt von visuellen Informationen ausgesetzt. Bilder sind weitgehend Träger unseres Welt- und Wertverständnisses. Auch gesellschaftliche Entwicklungen vollziehen sich zunehmend über Bilder. Durch die praktische Arbeit mit visuellen Medien bekommen die Schülerinnen und Schüler Einblick in Herstellung, Aussagen und Wirkungen visueller Kommunikation. (ebd., S. 6) Bildnerisches Gestalten ist lehr- und lernbar „Die Fähigkeiten zur visuellen Wahrnehmung und Interpretation sowie des bildnerischen Gestaltens sind in jedem Mensch angelegt, müssen aber entwickelt und differenziert werden. Ohne entsprechenden Anreiz, abwechslungsreichem Gebrauch und permanenter Übung verkümmern sie. Die Schülerinnen und Schüler werden ermutigt, ihre persönlichen Wahrnehmungs- und Ausdrucksformen zu entwickeln. Der Unterricht im Bildnerischen Gestalten ermöglicht ihnen, sich ein Repertoire an bildnerischen Mitteln und Verfahren, Interpretationsmöglichkeiten und visuellen Kommunikationsformen aufzubauen und stetig zu erweitern. Der lernzielorientierte Unterricht knüpft an vorhandenen Erfahrungen und Interessen der Lernenden an und führt zu neuen Erkenntnissen. In Auswertungsgesprächen werden gemachte Einsichten mit vorhandenem Wissen und benachbarten Bereichen vernetzt. (ebd., S. 6) Richtziele Die Richtziele werden in 4 Teile gegliedert: 1. 2. 3. 4. Wahrnehmen, beobachten und umsetzen Gestalten und umgestalten Suchen, erfinden, ausführen und beurteilen Mitteilen, verstehen und interpretieren (vgl. ebd, S. 8) Mir war vor allem wichtig, dass ich möglichst viele Richtziele des Fachbereichs Bildnerisches Gestalten in meiner Unterrichtseinheit abdecke. Diese sind bei den Zielen des Unterrichtsvorhabens erwähnt. Grobziele Die Grobziele werden in verschiedene Arbeitsbereiche aufgeteilt. Bei diesem Unterrichtsvorhaben sind die Arbeitsbereiche Grafik und Farbe sowie Collage/Montage relevant. Die hier aufgelisteten Grobziele werden während meinem Unterrichtsvorhaben nicht als Hauptziele angesehen und auch nur teil4/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger weise angeschnitten. Die Lehrperson gibt bei den individuellen Beratungen bei den verschiedenen Verfahren Hilfestellungen. Die hier aufgelisteten Grobziele können als Differenzierung für jedes Kind angesehen werden und somit eine individuelle Bedeutung haben(vgl. ebd., S. 27 ff.): Grobziele der 3./4. Klasse Nr. 7 Nr. 8 Nr. 10 Farben in ihrer Helligkeit verändern und zueinander in Beziehung setzen. Kältere und wärmere Farben einander gegenübersetzen. Verschiedene Malweisen kennen lernen und ausprobieren. Grobziele der 5./6. Klasse Nr. 8 Nr. 9 Nr. 12 Nr. 13 Nr. 17 Bilder auf Gestaltungsmittel und deren Wirkung hin untersuchen. Durch Mischen der Farben bestimmte Wirkungen erzielen. Die Farbe als autonomes Gestaltungsmittel einsetzen. Deckendes und lasierendes Malen bewusst einsetzen. Vorgegebene Bildausschnitte zu einem ungegenständlichen neuen Bild ergänzen. Die jeweiligen Feinziele bei den verschiedenen Unterrichtsphasen, sind in der tabellarischen Übersicht der Unterrichtseinheit aufgelistet. Ziele des Unterrichtsvorhabens Bei meinem Unterrichtsvorhaben geht es vor allem um die Schulung von der differenzierten eigenen und fremden Wahrnehmung und dieser einen individuellen bildnerischen Ausdruck zu geben. Dadurch, dass der Aspekt des Zufalls bei den Verfahren eine grosse Rolle spielt, sollen die Kinder bei der Interpretation der gemachten Bilder Stimmungen erkennen und diese gezielt beschreiben können. Bei den weiteren Phasen werden die Kinder gezielt darauf hingeführt, ein eigenes Empfinden, eine Stimmung oder ein Gefühl bildnerisch umzusetzen. Dabei ist es ihnen grundsätzlich überlassen, welches Verfahren sie wählen, sie müssen sich aber gut überlegen, welches Verfahren wohl am besten für die Umsetzung geeignet ist. Wenn ich z.B. eine ruhige Stimmung bildnerisch umsetzen möchte, wähle ich wahrscheinlich nicht die DripTechnik, welche doch schon alleine durch das Verfahren eher einen bewegten Ausdruck entstehen lässt. Ziele ästhetischer Erziehung Mit der Auseinandersetzung verschiedenster Literatur, ist mir bewusst geworden, wie wichtig die ästhetische Erziehung in der Primarschule ist. Die Entfaltung der kindlichen Ausdruckskräfte ist eine Basisqualifikation, welche für das Lernen bedeutsam ist. Da die Kinder in jungen Jahren reich an originellen Einfällen und Entdeckungen sind, sollte der Unterricht darauf aufbauen, damit sie 5/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger ihr kreatives Potential entfalten können. Dies bedeutet, dass Kinder ein Recht auf ihre eigenen Fehler und Umwege haben, welche sie selbst erproben dürfen. Zudem haben sie ein Recht auf ihre eigene Wahrnehmung, welche noch nicht dem erwachsenen Weltbild angepasst ist und sich noch unbefangen äussern kann. Zudem haben die Kinder ein Recht auf ihre eigenen Ausdrucksformen, die sich noch nicht den gängigen Konventionen und Klischees gefügt haben (vgl. Garlichs 2004, S. 13). Gerade durch die Auseinandersetzung mit dem abstrakten Expressionismus, lässt sich meiner Meinung nach die ästhetische Erziehung mit den genannten Zielen gut in diese Unterrichtseinheit erreichen. Die Lehrperson sollte vor allem bei den Reflexionsphasen darauf achten, dass die autonomen Gedanken und Eindrücke der Kinder respektiert und aufgenommen werden. Förderung der Kommunikation Durch die subjektive Empfindung des Betrachters eines abstrakten Bildes, scheint es mir sehr wichtig, viele Reflexionsphasen in diesem Unterrichtsvorhaben einzubetten. Bei den Reflexionsgesprächen über die eigenen sowie die Werke verschiedener Künstler, sollen die Kinder erkennen, dass Mitschüler und Mitschülerinnen unterschiedlich wahrnehmen. Dabei sollen sie merken, dass Bilder unterschiedlich interpretiert und auch unterschiedliche Gefühle beim Betrachter hervorrufen können. Ebenso wird dadurch ihre eigene Kommunikationsfähigkeit geschult, indem sie ihre eigene Wahrnehmung mit differenzierten Worten beschreiben. Förderung der Kreativität und Phantasie Die Kinder setzen sich beim Malen und Zeichnen schöpferisch mit ihrer Innenund Aussenwelt auseinander. Dabei dokumentieren, klären, interpretieren und entwerfen sie das Selbst und die Welt. In ihren Zeichnungen stellen sie die Welt aus ihrer Sicht dar. Die Kinder sind dabei von natur aus phantasievoll und kreativ. Die Kreativität bedeutet aber nicht nur allein das Handwerk, sondern die Entwicklung einer geistigen Leistung. Die Kinder und Jugendlichen brauchen dazu aber auslösende Anregungen und Herausforderungen. Ohne eine gezielte Förderung und eine bewusste Begleitung durch die Erwachsenen verkümmern diese sinnstiftende und lebensspendende Fähigkeit (vgl. Meili 1994). Schäfer (1995) beschreibt auch, dass die Fantasie der Kinder in Bezug auf das Eintreten von Sachzwängen zunehmend verdrängt wird. Wenn die Grenze zwischen Sachlichkeit und Fantasie immer enger gezogen wird, wird die Fantasie aus dem Umgang mit der Welt zunehmend herausgehalten. Dies bedeutet, dass die Welt an persönlicher Bedeutsamkeit verliert. Ein weiterer Grund wird von vielen Autoren aufgrund der zunehmenden Bilderflut des Medienzeitalters und die damit korrelierenden Entsinnlichungsprozesse genannt (vgl. Uhlig 2005). Mein Unterrichtsvorhaben soll sich auch diesen Anliegen widmen, die Phantasiewelt der Kinder zu erhalten und zu erweitern sowie die kreative Auseinandersetzung mit der eigenen Innen- und Aussenwelt ermöglichen. 6/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Allgemeine Ziele Dadurch, dass sich die Lehrperson eher als Begleiter den Kindern zur Verfügung steht und ihnen auch die Freiheit überlässt, mit welchen Verfahren sie sich auseinandersetzen wollen, wird die Selbständigkeit und die Eigenverantwortlichkeit der Kinder gefördert. Sie müssen sich nach der ersten Phase selbst organisieren. Zudem werden in den Reflexionsphasen die mündliche Ausdrucksfähigkeit und die Sozialkompetenz bei den Gruppenarbeiten erweitert. Methodisch-didaktische Überlegungen In der Einführungsphase möchte ich den Kindern vorerst verschiedene Verfahren und Techniken näher bringen. Die Kinder sollen sich mit diesen Verfahren vorerst auseinandersetzen und einfach mal ausprobieren können. In der Einführungsphase wird den Kindern auf Angebotstischen das benötigte Material bereitgestellt. Den Kindern stehen 5 unterschiedliche Verfahren zur Verfügung, welche die Lehrperson vorzeigt. Zu jedem Angebotstisch gibt es ein oder mehrere Infoblätter (Vorbereitung, benötigtes Material, Technik). Dabei wird den Kindern zu Beginn die Symbolik der Aufgabenblätter erklärt. Zwei der vorgestellten Verfahren (Fliessverfahren und Drip-Painting) spritzen ziemlich fest. Dabei sollte vor allem auf gute Schutzkleidung (inkl. Schuhe) geachtet werden und dass der Arbeitsplatz für das jeweilige Verfahren gut überlegt ist (Drip-Painting und Fliessverfahren möglichst im Freien ausführen). Den Kindern werden in dieser Phase explizit noch keine Bilder von Künstlern gezeigt, damit ihre eigene Phantasie und Vorstellungskraft zu Beginn nicht beeinträchtigt oder abgestumpft wird. Bei den weiteren Phasen wird den Kindern nur noch das Material bereitgestellt und die Kinder organisieren und richten sich ihren Arbeitsplatz selber ein. Den Kindern ist freigestellt, wie sie die Verfahren anwenden und dürfen sie auch kombinieren oder eigene Ideen während des Prozesses einbringen (z.B. Collage, Frottiertechnik, etc.). Die vielen Reflexionsphasen sollen Anlass sein, sich konzentriert und intensiv mit den einzelnen Bildern auseinanderzusetzen. Bei den ersten Gesprächen, stehen die eigenen Erfahrungen der Kinder der verschiedenen Techniken im Vordergrund. Durch gezielte Fragestellungen der Lehrperson werden die Kinder herangeführt, dass die Bilder verschiedene Stimmungen und Gefühle ausdrücken und diese auch sehr individuell interpretiert werden. Durch die Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Werken von Künstlern, wird ihnen die moderne Kunst näher gebracht. Die gemachten Erfahrungen und dadurch das Wissen, welches sie sich angeeignet haben, soll die Kinder näher zu den Werken bringen. Bei der Auseinandersetzung und der bildnerischen Umsetzung eines Ausschnittes des individuell gewählten Werks, werden die Kinder gezwungen, diese Stelle genau zu betrachten und sich intensiv mit ihr 7/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger auseinanderzusetzen. Dadurch, dass ich ihnen die Freiheit lasse, wie sie dies bildnerisch umsetzen, ist ihre eigene Kreativität gefragt und soll sie intrinsisch motivieren. Ausserdem soll dadurch auch verhindert werden, dass die Kinder ein ähnliches Werk wie der Künstler gestalten, indem sie nur einen Bildausschnitt auswählen. Bei der bildnerischen Umsetzung von Gegensätzen müssen sich die Kinder überlegen, wie man diese Gegensätze mit dem gewählten Verfahren und in der Wahl der Farben und Formen am besten umsetzen kann. Da sie sich noch in der Versuchsphase befinden, sollen auch Misserfolge zugelassen werden. Bei den Reflexionen wird darüber gesprochen, auf was man beim nächsten Mal schauen könnte um die Ziele zu erreichen. Durch die verschiedenen Versuche und anschliessenden Gesprächen, sollen die Kinder auf die Umsetzungsphase vorbereitet werden. Dabei ist der Gesprächsaustausch bei jeder Phase auch so wichtig. Die Kinder erhalten durch die gemachten Erfahrungen neue Erkenntnisse und sollen daraus lernen können. Bei der Umsetzungsphase haben die Kinder einen konkreten Auftrag, eine Stimmung, ein Gefühl oder eine Situation bildnerisch umzusetzen und wenden das Gelernte an. Verfahren und Techniken In der ersten Phase werden den Kindern die verschiedenen Techniken vorgestellt. Die verschiedenen Techniken habe ich hier aufgelistet und kurz erörtert. Drip-Painting Für diese Technik wird am besten ein Platz im Freien eingerichtet. Der Vorgänger dieser Technik, Max Ernst, nannte seine Technik Oszillations-Verfahren. Er erklärte sein Verfahren wie folgt: „Bindet eine leere Konservendose an eine Schnur von ein oder zwei Meter Länge, bohrt ein kleines Loch in den Boden, füllt die Dose mit flüssiger Farbe. Lasst die Dose am Ende einer Schnur über eine flachliegende Leinwand hin- und herschwingen. Leitet die Dose durch Bewegungen der Hände, der Arme, der Schulter und des ganzen Körpers. Auf diese Weise tröpfeln überraschende Linien auf die Leinwand. Das Spiel der Gedankenverbindung kann dann beginnen. (Brügel 2000, S. 74). Der Junge Künstler Jackson Pollock wurde durch diese Technik angeregt und änderte sie leicht ab. Er liess die mit Farbe gefüllte Dose nicht an einer Schnur pendeln, sondern führte sie mit der Hand oder an einen Stock gebunden in grossen Kreisbewegungen über die Leinwand und liess die Farbe darauf tropfen. Oder er nahm den mit Farbe getränkten Pinsel und schleuderte diesen auf den ausgelegten Bildträger. Dabei ging er um die ganze Leinwand herum und agierte von allen Seiten in die Fläche hinein (vgl. ebd.). Diese Technik lässt sich durchaus auch variieren und die Kinder könnten dabei die Farbe unterschiedlich auf die grossen Blätter tropfen, fliessen, schleudern oder aufbringen. Der Aspekt des Zufalls spielt bei diesem Verfahren eine grosse Rolle. Dies 8/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger wird zu Beginn mit den Kindern besprochen, jedoch müsste man das bewusste fallen lassen der Farbe wahrscheinlich aufgrund der Reaktion der Kinder bei der Einführung nicht mal erwähnen, sie werden selber darauf kommen. Bei dieser Station hat es zusätzlich drei verschiedene Aufgabenblätter (siehe Beilage) zu unterschiedlichen Verfahren (Gummiband-Malerei, Malen mit Aluschalen und Plastikhandschuh-Malerei). Nach der Reflexionsphase wird den Kindern ein Bild von Jackson Pollock vorgestellt. Vorschlag: Jackson Pollock Untitled, um 1949 Ohne Titel Papier, Email und Aluminiumfarbe auf Hartfaserplatte, 78,5 57,5 cm Foto: Robert Bayer, Basel Abb. 1 Pollock Untitled Auf diesem bild sind die verschiedenen Farbschichten auch auf dem Kunstdruck gut erkennbar. Dadurch, dass die Kinder bereits vorher eigene Erfahrung mit dieser Technik gemacht haben, ist es eigentlich nicht nötig, ein Original vor sich zu haben. Damit die Kinder jedoch die trockene Farbe auf einem Originalbild auch taktil erfahren können, wäre es möglich, ihnen noch ein selbstgemachtes Bild zu zeigen, welches auch angefasst werden darf: 9/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Tobias Emmenegger Akrobatik 2010 Gouache auf Leinwand 60x110 cm Abb. 2 Tobias Emmenegger Akrobatik 2010 Abklatsch-Verfahren (Décalcomanie) Bei dieser Technik wird flüssige Farbe auf eine glatte Platte aufgetragen. Auf diese wird danach einen Bogen Papier gelegt und streicht es mit mehr oder weniger starkem Druck glatt und hebt es von der Platte ab. Dieser Vorgang kann aber auch vielfältig variiert werden (z.B. Verschiedene Gegenstände wie Tennisbälle, Haushaltsfolie, Plastik, Schwämme) eingefärbt und mit dem Blatt darüber gestrichen oder die Farbe wird direkt auf das Blatt gebracht. Auch bei dieser Technik steht das Gestalten mit dem Zufall im Vordergrund. Für dieses Verfahren wird den Kindern kein Werk eines Künstlers gezeigt sonder ein Bild eines selbstgemachten Versuchs einer der Kinder oder der Lehrperson gezeigt. Hier ein Vorschlag aus dem Internet: Unbekannt (Schüler Malerei) Ohne Titel, ohne Jahr Décalcomanie Grösse unbekannt Abb. 3 ohne Titel: Schüler-Malerei1 Malen zu Musik oder intuitives Malen 1 Aus: [Stand: 15.12.10] 10/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Bei dieser Technik ist vor allem das intuitive Malen gefragt. Es soll vor allem die Kreativität gefördert werden und das innere Sein der Kinder geöffnet werden. Dabei eröffnet die Ausdrucksmalerei (malen zur Musik, Malen mit beiden Händen, blind malen) den Weg zum eigenen Inneren, zu den eigenen Gefühlen, den Wünschen und Träumen, den Ängsten und Belastungen und letztlich auch zu den grossen, existenziellen Fragen (vgl. Meili 1994). Die Musik soll die Kinder auf ihr ihre innere Welt lenken. Auch bei dieser Technik sind unterschiedliche Methoden möglich. Es werden möglichst grosse Blätter verwendet. Zuerst wird mit einem breiten Pinsel Kleister auf das Papier aufgetragen. Anschliessend wird die Farbe auf die Palette genommen. Danach kann die Farbe entweder mit einem Pinsel oder den Händen auf das Papier gebracht werden. Dabei sollen die Kinder vor allem auf ihre Intuition und die Stimmung führen lassen. Eine gute Möglichkeit das innere Sein der Kinder zu wecken, wenn sie beim Malen die Augen verschliessen oder nur mit der ungewohnten Hand malen. Es soll den Kindern frei gestellt werden, ob sie zur Musik malen wollen, es könnte sie auch ablenken. Die Lehrperson gibt den Kindern bei dieser Technik ab der zweiten Auseinandersetzung verschiedenste Inputs (möglicherweise haben die Kinder bereits solche oder neue Ideen beim ersten Versuchen herausgefunden, welche sie auch den anderen präsentieren können: Wechseln von der ungewohnten zur gewohnten Hand in einer fliessenden Bewegung die ersten 10 Minuten ganz schnell malen (Pinsel rennen, laufen oder tanzen lassen) das Bild kann man auch wachsen lassen indem man weitere Blätter anhängt Das übermalen, was fertig erscheint, aber nicht das, was unbekannt oder noch nicht ganz geboren scheint (Das noch nicht Geborene und das neu Geborene entdecken – erzählt es eine Geschichte? Danach fragen und zuhören Sich vom Bild entfernen und neues Entdecken Die Instrumente wechseln, solche, die man noch nie benützt hat Farbe wählen, die man sonst nie benutzen würde Zuerst dicke, freie, grosszügige Pinselstriche, danach viele kleine, feine Nuancen und Details malen Bild auf den Kopf stellen (vgl. Lüchinger 2009, S. 62) Bei diesem Verfahren stehen den Kindern verschiedene Materialien zur Verfügung: Gouache-Farben oder Aquarell, unterschiedliche Pinsel, Schwämme, Kleister, Neocolor- oder Kohlenstifte Bei der Reflexionsphase wird den Kindern dieses Werk von Kandinsky gezeigt: 11/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Wassily Kandinsky Untitled (First Abstract Watercolor) 1910 Pencil, watercolor and ink on paper, 49.6x64.8 cm. Musée National Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris, France. Abb. 4 Wassily Kandinsky Untitled 19102 Fliessverfahren Ähnlich wie bei dem Drip-Painting-Verfahren kann die Farbe direkt auf das Bild getropft werdern. Das Bild wird aufgestellt, so dass die Farbe herunterläuft. Dabei ist wichtig, dass entweder das Papier vorgängig nass gemacht wird oder die Farbe mit Wasser verdünnt wurde. Auch bei diesem Verfahren ist unterschiedliches Kombinieren möglich. Bei den ersten Reflexionsphasen wird den Kindern dieses Werk von Miro gezeigt: Joan Miró. May 1968, 1973. Acrylic on canvas. 200 200 cm. Fundació Joan Miró, Barcelona, Spain. Abb. 5 Miró May 1968, 19733 Bei diesem Werk lässt sich die Fliesstechnik sehr gut erkennen. Die Kinder können auch feststellen, dass hier eine Kombination von verschiedenen Techniken (Hintergrund, malen mit Pinsel, Abdruck mit den Händen, Fliesstechnik) 2 3 [Stand 05.12.10] [Stand 08.12.2010] 12/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger entstanden ist, indem die Lehrperson gezielte Fragen stellt (Was hat der Künstler wohl zuerst gemalt? Welche Technik hat er angewendet? Welche Techniken könnt ihr erkennen? Seht ihr etwas Neues, was ihr noch nicht ausprobiert habt?) Spachteltechnik Bei dieser Technik wird die Gouache-Farbe direkt mit dem Spachtel auf das Papier gebracht und kann durch mehrmaliges ab- und auftragen auf dem Papier unterschiedlich abgetragen werden. Auch anschliessend könnte man die Farbe mit den Händen, Fingernägel oder Pinsel bearbeiten und dadurch neue Formen entstehen lassen. Hier wird ein eigenes Bild gezeigt. Dabei lassen sich auch wieder taktile Erfahrungen machen, indem die Kinder das Bild mit der Hand ertasten (Spachteltechnik in Kombination mit Händen und Fingernägel). Abb. 6 Tobias Emmenegger, ohne Titel 2010, Gouache auf Leinwand 13/14 Unterrichtsvorhaben T. Emmenegger Literatur Brügel, Eberhard (2000): Praxis Kunst. Zufallsverfahren. Hannover: Schroedel. Kirchner, Constanze (2004): Kinder, Kunst und Alltag. In: Richter, Heidi/Peez Georg (Hrsg): Kind – Kunst – Kunstpädagogik. Beiträge zur ästhetischen Erziehung. Frankfurt am Main: Books on Demand. Kohl, MaryAnn F.: Malen wie die Moderne – Kinder lernen moderne Künstler durch ihre Techniken. Mühlheim: Verlag von der Ruhr. Lehrplan Bildnerisches Gestalten (22002). In: d/docs/Lehrplan%20Bildnerisches%20Gestalten%201995.pdf [Stand: 12.12.10] Lüchinger, Thomas (22009): Intuitiv Malen. Wege zur Kreativität. Oberhofen: Zytglogge. Meili, Erika (21994): Wenn Kinder zeichnen. Bedeutung, Entwicklung und Verlust des bildnerischen Ausdrucks (S. 55 – 136). Pro Juventute Mollenhauer, Klaus (1996): Grundfragen ästhetischer Bildung. Theoretische und empirische Befunde zur ästhetischen Erfahrung mit Kindern. Weinheim: Jueventa. Mosimann, Walter(1979): Kinder zeichnen. Bern: Haupt. Pertler, Cordula M. (42001): Kinder erleben grosse Maler: Modelle für Erzieher, Lehrer und Eltern. München. Don-Bosco-Verlag. Uhlig, Bettina (2005): Kindliche Rezeptionsfähigkeit aus Kunstrezeption in der Grundschule. Kopaed. 14/14