Arbeitsblatt: Prostitution
Material-Details
Schülergerechte Texte zum Thema Prostitution.
(www.feel-ok.ch)
Deutsch
Textverständnis
9. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
106692
1417
10
14.11.2012
Autor/in
Marc Schegg
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
WAS IST PROSTITUTION Von Prostitution wird gesprochen, wenn jemand seinen Körper und sexuelle Handlungen gegen Geld anbietet. Eine Frau, die dies tut, wird Prostituierte oder Sexworkerin genannt. In der Umgangssprache werden auch Ausdrücke wie „Professionelle, „Hure oder „Nutte verwendet. Ein Mann, der sich prostituiert, wird Sexworker, Stricher, Strichjunge oder „Callboy genannt. Frauen und Männer, die ihre Dienste direkt bei den Kundinnen bzw. Kunden zu Hause oder in einem Hotel anbieten, werden auch Callgirls bzw. Callboys oder Begleiterinnen bzw. Begleiter genannt. Frauen und Männer, die als Prostituierte arbeiten Männer, die Sex verkaufen, arbeiten meistens selbständig und auf eigene Rechnung. Nicht so die Frauen. Viele gehören einer Organisation an, die Frauen für sich arbeiten lässt (und sie nicht selten ausbeutet und ausnutzt). Häufig handelt es sich um eine einzelne Person (in der Regel ein Mann), die eine oder mehrere Frauen dazu zwingt, sich zu prostituieren. Solche Männer werden Zuhälter genannt. Zuhälter nehmen den Prostituierten den grössten Teil des verdienten Geldes wieder ab. Während sie davon in Saus und Braus leben, bleibt den Frauen oft kaum genug zum Leben. Nicht selten werden die Frauen von den Zuhältern auch geschlagen und missbraucht. Frauen- und Menschenhandel Frauen, die sich prostituieren oder zur Prostitution gezwungen werden, sind oft Ausländerinnen, die sich illegal in einem Land aufhalten. Die meisten von ihnen stammen aus Mittel- und Osteuropa (Russland, Rumänien, Bulgarien usw.), manche aus Asien (z.B. Thailand). Oft werden sie von einem sog. Zuhälterring (einer Organisation, die mit Frauen handelt) wie eine Ware von hier nach da geschoben. Deshalb wird auch von Menschenhandel gesprochen. Prostitution als legale Erwerbsarbeit Es gibt auch Frauen, die legal in einem Land leben und als Prostituierte arbeiten. Sie verdienen sich so ihren Lebensunterhalt, oder Teile davon, wie andere in ihrem alltäglichen Job, z.B. im Büro, in der Fabrik. Viele von ihnen versuchen sich durch Prostitution finanziell über Wasser zu halten, z.B. • • • weil sie sonst als Alleinerziehende sich und ihre Kinder nicht durchbringen können, weil sie sich so ihr Studium finanzieren, oder weil sie (oder ihr Partner) arbeitslos sind oder sonst nicht genug verdienen. In Städten sind es zudem oft (junge) drogensüchtige Männer und Frauen, die sich prostituieren. Das „Pretty Woman-Bild von der edel gestylten jungen Frau, die durch Prostitution reich geworden ist, ein tolles Auto fährt, ihre Zeit auf Partys verbringt und sich ihre Kunden aussuchen kann, stimmt meistens nicht. Zwar gibt es solche Edelnutten, jedoch sind sie klar in der Minderzahl. Einige Zahlen und weitere Informationen Prostitution ist bei uns stark verbreitet. Damit du einen Eindruck über die wirtschaftliche Bedeutung von Prostitution erhältst, hier einige Zahlen: • • In der Schweiz gibt es etwa 14 00 Prostituierte. 350 00 Männer gehen mindesten einmal im Jahr zu einer Prostituierten, das ist jeder fünfte Mann zwischen 20 und 65 Jahren. Der landesweite Umsatz mit Prostitution beträgt ca. 3.5 Milliarden Franken im Jahr. Quelle: www.feel.-ok.ch (8.Nov.2012) WO FINDET PROSTITUTION STATT Käuflicher Sex wird z.B. in Bordellen, Massagesalons oder Swingerclubs angeboten. Diese Orte werden umgangssprachlich auch Freudenhäuser oder Puffs genannt. Sex kann aber auch privat, auf der Strasse, auf Plätzen, in öffentlichen Toiletten, Striptease-Bars und Nightclubs gekauft werden. Mit Sex wird zunehmend übers Telefon (Festnetz und Handy) und im Internet gehandelt, z.B.: • • • So genannter Telefonsex: Sexgespräche am Telefon, wobei sich der Kunde bzw. die Kundin selbst befriedigt. Adressen von Prostituierten werden verbreitet. Besonders im Internet blüht der Handel mit käuflichem Sex: in Chaträumen (meist in Kombination mit Webcams, Filmen und Bildern) usw. Eine besondere Form von Prostitution ist der sog. Sextourismus. Dabei reisen Menschen (meistens Männer) in ein fremdes Land oder eine Stadt und konsumieren dort Sex. Nach aussen sieht es oft nach einer gewöhnlichen Ferienreise aus, hinter der harmlosen Fassade geschehen oft auch schreckliche Dinge ohne moralische Schranken, z.B. kommt es vor, dass Frauen und Kinder zum Sex gezwungen werden. Quelle: www.feel-ok.ch (8.Nov.2012) WER KAUFT SEX Käuflicher Sex wird vorwiegend von Männern konsumiert. Man nennt sie Freier oder Kunden. Manchmal wird ganz vergessen, dass für einige Menschen käuflicher Sex der einzige Weg ist, um überhaupt Sexualität mit einem Partner bzw. einer Partnerin erleben zu können, sei es weil diese Menschen keinen Partner/keine Partnerin finden oder weil sie körperlich bzw. psychisch beeinträchtigt oder behindert sind. Sexualität für Behinderte Zwar gibt es mittlerweile sog. Sexualassistentinnen bzw. –assistenten (manchmal werden sie auch Berührer/-innen genannt), die behinderten Menschen Sexualität zu ermöglichen versuchen. In der Regel ist aber bei solchen Angeboten Geschlechtsverkehr tabu. Weil diese Möglichkeit, Sexualität zu erleben, ausgeschlossen ist, gehen behinderte Menschen manchmal zu einer/einem Prostituierten. So gibt es Prostituierte, die sich auf diese Form von käuflichem Sex spezialisiert haben. Männer (Sexworker) für Männer Da nur wenige Frauen Sex kaufen, arbeiten die meisten Männer für Männer, d.h. sie bieten ihren Körper und die sexuellen Handlungen anderen Männern an. Menschen, die Nähe und Geborgenheit suchen Es gibt Menschen, die bei einer Prostituierten nicht primär Sex, sondern einfach die Nähe und Geborgenheit eines anderen Menschen suchen. Sie möchten in den Arm genommen werden, sich mit jemandem unterhalten usw. Menschen, die seltene Sexualpraktiken ausleben wollen Ein weiterer Kundenkreis von Prostituierten sind Personen, die wenig verbreitete Sexualpraktiken bevorzugen. Zum Beispiel Züchtigungen, Schläge, Schmerzen, Sex in spezieller Kleidung oder in besonderer Umgebung usw. Oft wird in diesem Zusammenhang etwas vorschnell von perverser oder abartiger Sexualität gesprochen. Solche Menschen sind aber grösstenteils normale Bürger mit etwas anderen sexuellen Bedürfnissen als die Mehrheit der Bevölkerung. Diese Bedürfnisse befriedigen sie auch mit käuflichem Sex. Weitere Gründe Es gibt noch unzählige Gründe, weshalb Menschen zu Prostituierten gehen, wie z.B.: • • Jemand kauft Sex, weil er das Sexualleben in seiner Beziehung als unbefriedigend empfindet oder weil er eine bestimmte Sexualpraxis mit seinem Partner bzw. seiner Partnerin nicht erleben kann. Unerfahrene (junge) Männer gehen aus Neugierde zu einer Prostituierten, vielleicht weil sie Sex bisher ausschliesslich bei der Selbstbefriedigung ausgelebt haben. Kriminelle Motive Neben den erwähnten Kunden, die wohl die Mehrzahl bilden, gibt es jene, deren Motivation kriminell ist. Z.B. Männer, die Sex mit Kindern möchten oder die Sexualität nur in Verbindung mit Gewalt, Blut oder Tod erregend finden. Deshalb kommt es vor, dass Prostituierte bei der Ausübung ihrer Tätigkeit vergewaltigt, genötigt oder sogar umgebracht und danach geschändet werden. Auch der Sextourismus eignet sich für diese Form von Prostitution. Sexuelle Praktiken mit einem kriminellen Hintergrund sind natürlich strafbar. Quelle: www.feel-ok.ch RISIKEN Beim ungeschützten Sex, also wenn die Safer-Sex-Regeln nicht beachtet werden, können sich sowohl Prostituierte als auch Freier mit HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anstecken. Safer Sex heisst: • • • Miteinander schlafen immer mit Kondom! Keinen Samenerguss in den Mund. Kein Menstruationsblut in den Mund. Freier gehen oft heimlich zu Prostituierten. Gleichzeitig geben Sie vor, ihrer Partnerin (Freundin, Frau) treu zu sein und schützen sich nicht beim Sex mit ihr. Wenn sie sich beim Sex mit einer Prostituierten auch nicht schützen, besteht die Gefahr, dass sie ihre Partnerinnen mit HIV/Aids oder einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit anstecken. Gemäss Angaben der Aids-Hilfe geben die meisten Prostituierten an, sich immer zu schützen. Prostituierte jedoch, die dringend auf Geld angewiesen sind (z.B. Drogensüchtige oder Migranten/Migrantinnen), schützen sich etwas weniger konsequent und nehmen damit das Risiko in Kauf, sich oder den Freier mit HIV/AIDS oder einer anderen sexuell übertragbaren Krankheit anzustecken. Weil die meisten Freier um die finanzielle Not dieser Frauen und Männer wissen, besteht auch die Gefahr, dass sie ihre Abhängigkeit ausnützen und die Prostituierten zu ungeschütztem Sex oder zu bizarren Sexualpraktiken zwingen. Quelle: www.feel-ok.ch (8.Nov. 2012)