Arbeitsblatt: Sucht

Material-Details

Was ist Sucht? Beschreibung und mögliche Ursachen
Lebenskunde
Drogen / Prävention
8. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

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1413
8
22.01.2013

Autor/in

Ivo Fry
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Lebenskunde Sucht Information Sucht Definition von Abhängigkeit /Sucht gemäss der WHO (World Health Organisation): Abhängigkeit ist ein seelischer (psychischer), eventuell auch körperlicher (physischer) Zustand, der dadurch charakterisiert wird, dass ein dringendes Verlangen nach einer Substanz oder einer bestimmten Verhaltensform besteht. Es gibt also nicht nur die naheliegende Drogensucht, sondern auch andere Süchte wie: Von der Suche zur Sucht „Bitte helfen sie mir! Eine Frau schreibt an eine Beratungsstelle für Suchtprävention: „Ich bin Mutter und Hausfrau und nehme täglich Aufputschtabletten. Ich weiss, ich muss davon wegkommen, aber ich schaffe es nicht allein. Ich ertrage die Kinder nicht mehr und überhaupt alles. Ich habe selber gemerkt, dass ich oft richtiggehend einen Grund suche, um die Medikamente zu nehmen. Auch Männer gibt es unter den Ratsuchenden: „Seit ich nicht mehr arbeite, meine Frau gestorben ist, seit ich einsam geworden bin, ohne Lebensinhalt, rauche ich täglich meine 3-5 Stumpen aus purer Langeweile und Kummer. Eigentlich ekelt mich das Rauchen an. Zudem ist es noch sehr teuer. Ich weiss, dass ich mir schade! Ich möchte kein Süchtiger sein – und doch kann ich nicht anders. Wir alle kennen Situationen, in denen wir etwas tun, was wir eigentlich gar nicht wollen Wir essen, ohne Hunger zu haben, trinken ein Glas über den Durst, kaufen einen Pullover, nicht weil wir ihn benötigen, sondern weil er uns über eine Enttäuschung hinwegtröstet, verbringen einen Abend vor dem Fernseher, obwohl wir uns vorgenommen haben, wieder einmal jemandem zu telefonieren oder mit Freunden auszugehen. Keiner käme auf den Gedanken, diese Verhaltensweisen als Sucht zu bezeichnen. Kommt solches Verhalten aber regelmässig vor und wird es benutzt, um Konflikten und unangenehmen Situationen auszuweichen oder diese zu vergessen, wird es schon schwieriger. Ausweichen ist keine Lösung 1 Lebenskunde Sucht Information Jeder Mensch schleppt Konflikte und Sorgen mit sich herum. Und jeder Mensch hat gewisse Gewohnheiten, mit diesen fertig zu werden. Zum Beispiel schieben wir gerne Konflikte auf, die im Moment nicht lösbar sind. Das ist ganz natürlich. Solche Verhaltensweisen sind verbreitet und fallen nicht weiter auf: eine Zigarette zur Entspannung; ein Bier, um den Alltag zu vergessen; ein Stück Schokolade, um sich über den Ärger im Geschäft hinwegzutrösten. Das kann sinnvoll sein, um für einen Moment Abstand und Überblick zu gewinnen. Die Sucht beginnt fast unbemerkt Reagiert jemand immer in dieser ausweichenden Art auf Konflikte und unangenehme Situationen, ist also das Ausweichen zur Gewohnheit geworden, kommt der Mensch in den Gefahrenbereich abhängigen Verhaltens. Er raucht, trinkt Alkohol – nicht nur, um zu entspannen oder zu vergessen, sondern es kommt ihm in der Pause oder am Abend gar nichts anderes mehr in den Sinn. Der Griff zum Suchtmittel geschieht ganz automatisch. Häufig nimmt man diese Entwicklung gar nicht wahr. Schon gar nicht dort, wo unsere Gesellschaft das Suchtmittel, die Suchthandlung noch akzeptiert, wie das bei der Arbeitssucht, der Konsumsucht, der Putzsucht der Fall ist. Jene Menschen, die sich von der Arbeit immer mehr auffressen lassen, geniessen ja meist noch gesellschaftliches Ansehen, bis dann der Herzinfarkt allem ein Ende setzt. Und höchstens die nächsten Angehörigen merken, wie putzsüchtige Frauen ihre Probleme mit sich selbst, mit den Kindern, dem Ehepartner immer weniger lösen können und müssen, da der Ausweg im Putzen ja jederzeit verfügbar ist. Die Betroffenen selber merken meist nicht, dass die Flucht vor den Problemen sie langsam seelisch zu Grunde richtet. Sucht beginnt also oft ganz harmlos mit dem Ausweichen unangenehmer Situationen. Dies wird dann zur Gewohnheit, geht unbemerkt in Abhängigkeit über und endet schliesslich dort, wo man von einem Mittel, einer Tätigkeit zwanghaft abhängig ist. Der eigene Wille kann nichts mehr ausrichten. Der süchtige Mensch hat nicht mehr die Möglichkeit, frei zu entscheiden, ob er eine Tätigkeit ausüben, ein Mittel zu sich nehmen will oder nicht. Etwas in ihm zwingt ihn dazu. Auch Umwege sind Wege; doch um welchen Preis? Es kann im Leben eines Menschen Zeiten geben, in denen er keine andere Möglichkeit hat, als auf schwierige Situationen mit Suchtverhalten zu reagieren. Auch Umwege sind Wege. 2 Lebenskunde Sucht Information Und doch muss man sich bewusst sein, dass die Kosten dafür hoch sind. Suchtverhalten richtet einen oft nicht mehr gutzumachenden Schaden an Körper und Seele an. Körperliche Schäden Zahlreiche Suchtmittel schädigen unseren Körper, wie zum Beispiel unser Nervensystem (Nikotin, Medikamente, Koffein), die inneren Organe (Alkohol, Medikamente), unsere Atemwege (Teer, Schnüffelstoffe), den Kreislauf (Drogen), die Hirnfunktionen (Alkohol, Zucker) und anderes mehr. Seelische Schäden Auch unsere Seele wird von Suchtverhalten gefährdet oder geschädigt. Durch das Ausweichen in eine Suchttätigkeit oder in ein Suchtmittel verhindern wir, unsere Probleme zu sehen und ihnen auf den Grund zu gehen. Wir werden immer weniger aktiv im Gestalten unseres Alltages, wir lösen schwierige Situationen immer weniger, schieben immer mehr Berge vor uns her. Wir verlieren an Selbstwertgefühl. Sir fühlen uns ausgeliefert und stets ohnmächtiger. Das hat Auswirkungen auf den Umgang mit unseren Mitmenschen. Sir schämen uns unserer Sucht, ziehen uns zurück und haben keine Lust und Kraft, Beziehungen weiter zu pflegen. Wir bekommen immer weniger menschliche Zuwendung und Anregung und vereinsamen. Und von alldem wegzukommen, greifen wir erneut zum Suchtmittel, zur Suchttätigkeit ein Teufelskreis. Wer ist schuld? In solch ausweglosen Situationen sind wir oft geneigt, Schuldige für diesen Teufelskreis zu suchen, Sündenböcke. Abgesehen davon, dass sich die Schuld nicht so leicht jemandem bestimmtem zuschreiben lässt, hilft das auch nicht weiter. Wer die Schuld bei anderen sucht, wird selbst passiv und lenkt seine Kraft in die falsche Richtung. Viel hilfreicher ist es, die Ursachen zu sehen und zu verstehen, die zu diesem Suchtverhalten führen, also dessen Wurzeln kennenzulernen. Erst dadurch wird es möglich, einerseits selbst freier zu werden und andererseits suchtfördernde Zustände zu verändern oder zu verhindern. Sucht, auch in ihren „harmloseren Formen, muss ernst genommen werden, weil das Suchtverhalten in den betroffenen Menschen die Kräfte lahmlegt, die sie brauchen würden, um etwas zu verändern. Vielleicht fühlen wir alle uns deshalb oft vielem gegenüber ohnmächtig. Haben wir diese Kräfte zur Verfügung, lässt sich oft Undenkbares verändern. 3