Arbeitsblatt: Journalistische Textsorten

Material-Details

Journalistische Darstellungsformen – Übersicht und Details
Deutsch
Texte schreiben
10. Schuljahr
10 Seiten

Statistik

111453
951
9
18.02.2013

Autor/in

Sabine Hunziker
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

ÜBERSICHT Journalistische Darstellungsformen Nachrichten Meldung/Nachricht — Das Wichtigste im ersten Satz. — Kurze Beschreibung eines Sachverhalts: viel Information auf wenig Platz. — Gibt Antwort auf die Fragen: wer, was, wo, wann, wie und weshalb. Bericht — Ein Bericht stellt ein Thema umfassend dar. Er enthält Zusammenhänge, Hintergrund- und Detailinformationen, etwa die Entwicklung eines neuen Produkts. — Sozusagen der «grosse Bruder» der Nachricht. — Er basiert auf ausführlichen Recherchen. — Der Stil ist eher sachlich (weniger ausschweifend als bei Reportagen) und objektiv. — Statements zur Sache von Experten sind erlaubt, aber keine persönlichen Meinungen. Meinungs-Darstellungsformen Leserbrief — Antwort auf einen Artikel. — Bei der Leserschaft beliebte Form in «externen» Magazinen. In Mitarbeitermagazinen eher unüblich. — Der Redaktion ist es vorbehalten, den Leserbrief zu kürzen oder sich von dem Inhalt zu distanzieren. Editorial — Das Editorial weist auf Lesenswertes im Magazin hin oder auf Grundsatzfragen im Unternehmen. — Es wird vom Kommunikationschef, Chefredaktor oder – im Mitarbeitermagazin – von einem Mitglied der Geschäftsleitung geschrieben. Kommentar — Der Kommentar widerspiegelt die Meinung des Berichterstatters. — Meistens wird der Kommentar ergänzend zum Bericht geschrieben. — Mit dem Kommentar kann der Autor die Tatsachen des Berichts mit zusätzlichen Argumenten unterstreichen, sich über das Thema frei äussern (schimpfen, loben, tadeln) oder beleuchtet eine andere Seite der Sachlage. Interview — Das Interview ist ein fester Bestandteil der Mehrzahl von Unternehmenspublikationen. — Interviews vermitteln eine hohe Glaubwürdigkeit. — Faustregel: Das Verhältnis von Fragen zu Antworten sollte mindestens 1: 3 sein. — Das Interview mit dynamischen Bildern des Interviewten zeigen und keine Pass- oder Porträtfotos verwenden. Die Kamera zielt auf den Interviewten. — Das Interview ist entweder ein Dialog, bei dem der Redakteur den Faden aufnimmt, nachfasst und auf die Antworten eingeht, oder das Interview ist als Frage-AntwortSpiel deklariert, zum Beispiel zehn Fragen an den Vorstandsvorsitzen. In vielen Fällen wird vermittelt, dass ein solches Frage-Antwort-Interview als echten Dialog stattgefunden hat. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um einen schriftlichen Verkehr. Die Antworten sind dann meist auch im Verhältnis zu den Fragen zu lang und sie wirken «unecht», denn das geschriebene Wort wirkt anders als das gesprochene. Auch Telefoninterviews gehören nicht in ein Unternehmensmagazin (es sei denn, die geographische Distanz lässt keine andere Möglichkeit zu). — Interviews immer vom Interviewten gegenlesen und freigeben lassen. — Sonderformen des Interviews sind die Umfrage, das Roundtable. Unterhaltungs-Darstellungsformen Magazinbericht und Reportage — Beides sind emotional aufgeladene Berichte und geben Objektives aus einem subjektiven Blickwinkel wieder. — Sie handeln immer von Menschen. Sie sind ein Erlebnisbericht über besondere Handlungen oder Ereignisse. Neben den Tatsachen sind auch persönliche Eindrücke zu finden – sei es vom Autor selbst oder von den im Artikel vorkommenden Personen. — Reportagen handeln immer von Berichten vor Ort, «Live-Berichten» also. — Bei Abteilungs- und Mitarbeiterporträts sollten rund die Hälfte des Inhalts O-Ton sein. Sei es in Form von Zitaten, Quotes oder Einarbeitung von Meinungen in den Text. Das schafft Akzeptanz, und Glaubwürdigkeit. Allerdings sollten die O-Töne nicht nur von einer Person kommen (dann macht man besser ein Interview). — Diese journalistische Form ist ein Fliesstext. Zahlen, Fakten, statistische Angaben, Aufzählungen, Chroniken, Abläufe, Listen etc. gehören nicht in den Reportagetext. Solche Elemente werden separat in einem Kasten oder einer Grafik dargestellt. — Immer den Kontext zum Unternehmen erwähnen. Ein Mitarbeiter/Kunde ist ein Teil des Netzwerkes und der Unternehmung. — Schreibstil: umgangssprachlich. — Umfang: meist mehrseitig. — Bestandteile: Headline, Lead, Einstieg, These, Story, Schluss Porträt — Bericht über eine Person und deren Biographie. — Meist wird im Mitarbeitermagazin die Person bei ihrer täglichen Arbeit begleitet, um so einen Bezug zum Unternehmen herzustellen. — Vor allem interessant sind aussergewöhnliche Teile des Lebenslaufs, die ausserhalb des Betriebes stattgefunden haben und im Zusammenhang mit der Persönlichkeit des Porträtierten stehen. — Im Porträt werden Einstellungen, Motive, Gefühle des Porträtierten hervorgehoben und hinterfragt. Das Porträt ist also keine blosse Aufzählung der Lebensgeschichte. Feature — Die Reportage lässt den Leser am Geschehen teilnehmen. Das Feature veranschaulicht das Geschehen (Präsenz des Autors vor Ort ist nicht erforderlich). — Abstrakte Sachverhalte oder recherchierte Informationen werden mit Alltagserfahrungen umschrieben, um sie verständlich zu machen. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf ein charakteristisches Merkmal des Sachverhalts gelenkt. — Features sind unterhaltend und locker geschrieben. Kolumne — Persönliche Äusserung des Autors zu einem beliebigen Thema. — Eine Kolumne tritt regelmässig im Magazin auf. — Sie kann entweder immer vom gleichen Autor, von sich abwechselnden Autoren oder von ständig wechselnden Autoren geschrieben werden. Glosse — Übertriebener Artikel über ein alltägliches oder aussergewöhnliches Ereignis – häufig überspitzt, ironisch und lustig geschrieben. — Die Glosse ist nicht verletzend formuliert, was bei der schärferen Form – der Satire oder der Persiflage – der Fall sein kann. DETAILS Journalistische Darstellungsformen Aufbau einer Nachricht — Möglichkeit der Kürzung von hinten (aus Platzgründen), ohne dass die wichtigsten Informationen verloren gehen — Hilfe für Leser, das Wichtigste auf einen Blick zu erkennen — Motivation des Lesers, den Text zu Ende zu lesen Grundsätzlich sind die 6 W-Fragen zu beantworten: WER hat WAS, WO, WIE, WANN, WARUM getan? Gestaltungselemente — Schriftgrössen und Schrifttypen — Zeilenabstand und Zeilenanordnung — Vorspann (Lead) — Zwischentitel — Überschrift (auch mit Vor- und Unterzeile) — Tonflächen — Farbe — Zeitungskopf — Spalteneinteilung — Illustration Fotos, Grafiken, Diagramme, Karten, Zeichnungen — Bildunterschrift Bericht In einem Bericht soll über ein Ereignis möglichst wahrheitsgetreu (objektiv) und sachlich informiert werden. Die folgenden Fragen müssen beantwortet werden: WAS ist passiert? WANN ist es geschehen? WO ist es vorgefallen? WER war beteiligt? WIE hat es sich ereignet? WELCHE Folgen/Ergebnisse gibt es? In einer Reportage soll zwar auch wahrheitsgetreu über einen Vorfall informiert werden, doch werden die Ereignisse im Allgemeinen sehr anschaulich und aus einer sehr subjektiven Sicht geschildert. Sprachliche Besonderheiten des Berichtes — abwechslungsreicher Wortschatz geläufige Wörter, aber keine Klischees Fremdwörter nur, wenn unvermeidbar Fachausdrücke erklären — Abkürzungen vermeiden — kurze Sätze, keine Schachtelsätze Hauptsachen in Hauptsätzen, Nebensachen in Nebensätzen — neuer Gedanke – neuer Absatz — Aktiv statt Passiv verwenden — Verbalstil (statt Nominalstil) — Zitate erhöhen die Anschaulichkeit Die Reportage Die Reportage ist ein tatsachenbetonter, aber persönlicher Erlebnisbericht, besonders über Handlungen. Sie lebt vom Wechsel zwischen persönlichem Erlebnis und Information. Sie ist demzufolge weder an die strenge Beantwortung der 6 Ws des Journalismus noch an das «abfallende» Prinzip der umgekehrten Pyramide gebunden. D.h.: Sie hält sich im Wesentlichen an die chronologische Abfolge der Ereignisse. Die Reportage ist Information und Unterhaltung zugleich und soll dem Leser das Gefühl vermitteln, am Schauplatz «dabei gewesen» zu sein. Bilder und passende Vergleiche erhöhen die Anschaulichkeit. Mit ca. 100 Zeilen ist die Reportage länger als die Nachricht. Sie muss daher das Interesse des Titels durch Titel und originellen Einstieg wecken und durch packende Bilder wach halten. Ein pointierter Schluss soll beim Leser einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In einer Reportage, welche die Anwesenheit des Autors vor Ort voraussetzt, werden Eindrücke, Stimmungen und die Ereignisse am Ort des Geschehens geschildert und der Verfasser des Artikels genannt. Sie ist also sehr subjektiv verfasst. Der Kommentar Kommentare sind Erläuterungen oder Erklärungen zu bestimmten Nachrichten, in denen – im Gegensatz zur Nachricht – eine Wertung vorgenommen wird. Sie geben dem Leser Orientierungshilfen und Denkanstösse und können die Leser-Blatt-Bindung verstärken. Optisch sind Kommentare oft von den Nachrichten zu unterscheiden, da Einrahmung, Kursivschrift oder ein Bild des Autors sie hervorheben. Der Verfasser muss genannt werden! Der Kommentator sollte seine Meinung begründen: Argumente und Gegenargumente müssen gegeneinander abgewogen, Schlussfolgerungen gezogen und eventuell Hintergrundinformationen mitgeliefert werden. So wird das kommentierte Ereignis von verschiedenen Seiten beleuchtet und in einen grösseren Zusammenhang gestellt. Vorgangsweise: Bevor der Autor den ersten Satz schreibt, sollte der Kommentar gedanklich und in seiner Schlussfolgerung fertig sein. Erst nachdem der Gedankengang in Stichworten konzipiert ist, beginnt man mit dem Schreiben. Und dann: Absatzweise nachlesen, ob auch alles verständlich, deutlich und logisch ist. Durch den gesamten Kommentar sollte sich ein roter Faden ziehen, der den Leser zur Schlussfolgerung führt. Die in der Praxis übliche Länge von nicht mehr als 50 Spaltzeilen erfordert eine strikte Beschränkung auf das Wesentliche, sowohl im Inhalt als auch in der Formulierung. Ein Kommentar ist die persönliche Stellungnahme zu einem Thema, das (im Idealfall) an anderer Stelle der Zeitung in einer anderen Artikelform behandelt wurde. Im Kommentar kommen nicht viele Informationen, denn er setzt voraus, dass der Leser das Thema kennt oder eben an anderer Stelle darüber sachlich informiert wurde. Jeder Kommentar ist in drei Teile gegliedert: 1. Einstieg: kurze Sachverhaltsdarstellung, origineller Einstieg, der zum Weiterlesen anregt 2. Argumentation: logische Argumentationskette, keine Gedankensprünge; Gegenargumente widerlegen, nicht unterschlagen. Überleitungen zur Schlussfolgerung 3. Schlussfolgerung muss klar und eindeutig sein und soll den Leser zum Nachdenken anregen Regeln für den Inhalt: — nicht zu lang — publikumsbezogen schreiben — ein «roter Faden» sollte erkennbar sein — Pauschalurteile und Verallgemeinerungen vermeiden — Wirkung und Folgen bedenken (Gesetze, Ehrenkodex) — selbstkritisch schreiben (eventuell gegenlesen lassen) Regeln für die Sprache: — einfacher Satzbau — keine Verallgemeinerung — keine zu überspitzten Formulierungen — kein Fachchinesisch — sparsame Verwendung von Fremdwörtern Aufbau eines Kommentars 1. Einstieg kurze Sachverhaltsdarstellung origineller Einstieg, der zum Weiterlesen anregt Fragen, die in der Einleitung beantwortet werden: a) Worum geht es? b) Was will ich (als Schreiber)? c) Wie wecke ich das Interesse des Lesers? 2. Argumentation logische Argumentationskette keine Gedankensprünge Gegenargumente widerlegen, nicht unterschlagen Überleitung zur Schlussfolgerung Die Reihenfolge der Argumente gut überlegen Das schlagkräftigste Argument zum Schluss 3. Schlussfolgerung muss klar und eindeutig sein; sie soll den Leser zum Nachdenken anregen Zusammenfassung (kann eventuell entfallen) Appell