Arbeitsblatt: Medici in Florenz: Arbeitsblatt

Material-Details

Ein Arbeitsblatt zu den Machtmittel der Medici: -Wirtschaft -Klientelismus -Mäzenentum -Symbolische Repräsentation
Geschichte
Mittelalter
9. Schuljahr
4 Seiten

Statistik

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2527
15
18.09.2013

Autor/in

Jonas Briner
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Jonas Briner Die Medici KSZ 12/13 Blühendes Textilgewerbe Florenz war bereits im 14. Jahrhundert eine der wichtigsten Gewerbe- und Handelsstädte auf der italienischen Halbinsel geworden. Weit herum wurden die feinen Wollstoffe aus Florenz geschätzt, auch nördlich der Alpen und im Orient. Ein grosser Teil der städtischen Bevölkerung arbeitete im Textilgewerbe. Kontrolliert wurden die Herstellung und der Handel von einigen wenigen Familien, die dadurch zu grossem Reichtum und Einfluss gelangten. Um ihre Produkte besser zu verkaufen, errichteten sie in ganz Europa eigene Kaufhäuser und Bankfilialen. Die reichen Bürgerfamilien hatten bereits im Hochmittelalter – im Widerspruch zur Ständeordnung – den Adel politisch entmachtet. Florenz wurde deshalb als Republik von einer überschaubaren Anzahl Bürgerfamilien regiert. Die mächtigste dieser Familien hiess de‘ Medici. Sie vertrieben die unterschiedlichsten Waren, wie zum Beispiel Tuch, Olivenöl, Pferde, Gemälde und auch Sklaven. Die Familie unterhielt Niederlassungen in Rom, Venedig, Avignon, Lyon, Brügge und London. Sie betrieb auch Bergbau und besonders erfolgreich einen Textilverlag mit vielen schlecht bezahlten Arbeiterinnen und Arbeiter. Letztere lebten nach wie vor von der Hand in den Mund. Von einem Leben in prächtigen Palästen, umgeben von Kunstwerken, konnten sie nur träumen. Im Laufe des 15. Jahrhunderts entwickelten sich die Medici zudem zur bedeutendsten Bankiersfamilie Italiens. Sie geschäfteten in grossem Stil mit dem Papst und vergaben Darlehen an regierende Fürsten. Neben ihren Kaufhäusern eröffneten sie in vielen Städten auch Bankfilialen. Obwohl sie in ihrer Herkunft nach nicht adelig waren, wurden die Medici weit über Florenz hinaus zu einer auch politisch einflussreichen Familie. Im Familienstammbaum finden sich Grossherzöge, Kardinäle und sogar zwei Päpste, die sich von ausserhalb der Stadt für das Wohl der Familie einsetzten. Klientelismus In Florenz wurden die wichtigsten politischen Ämter und die Sitze im städtischen Rat in regelmässigen Abständen ausgelost. Hierfür gab es einen Lederbeutel, den „squittino, der die Namen von mehreren hundert wichtigen Florentiner Bürger umfasste. Mit diesem System sollte vermieden werden, dass eine der rivalisierenden Familien allzu viel Macht erlangte. Den Medici gelang dies zu Beginn des 15. Jahrhunderts gleichwohl, indem sie ein Abhängigkeitssystem schufen, in das unzählige Florentiner Familien eingebunden wurden. Im Zentrum dieses „Klientelismus stand das Familienoberhaupt der Medici, Cosimo der Alte (1389-1464) Cosimo sicherte sich durch finanzielle Hilfe in Notlagen, wirtschaftliche Aufträge und Bestechungen die Unterstützung zahlreicher Mitbürger. Zudem gelang es ihm, dass viele neue, ihm positiv gewogene Personen in den „squittino aufgenommen wurden. So wurden zwangsläufig Verbündete der Medici (die Klienten) in die politischen Ämter gewählt, womit Cosimo auch ohne eigenes Amt aus dem Hintergrund die wichtigsten Entscheide fällen konnte. Wichtiges Instrument beim Klientelismus waren auch die Frauen der Familie. So wurden die Töchter der Medici strategisch geschickt mit den Männern anderer einflussreicher Familien verheiratet. Dies gelang jedoch nur, wenn ihre Ehre nicht beschmutzt war, Jonas Briner Die Medici KSZ 12/13 sprich wenn sie vor der Hochzeit noch keine sexuellen Kontakte gepflegt hatten. Da in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht bereits das Gerücht der beschmutzten Ehre fatal sein konnte, wurden die jungen Frauen innerhalb der Familie permanent überwacht. Geld für die Kunst Cosimo der Alte liess in Florenz viele Gebäude errichten. Er stiftete Kirchen, gab Bilder in Auftrag und schenkte den Armen Geld. Er muss sehr fromm gewesen sein, denn er hielt in seinen Bilanzen fest, wie viel Geld er in die Kirche und somit in sein Seelenheil investiert hatte. Zwischen 1420 und 1428 liess er in seinem Quartier „San Lorenzo eine Familienkapelle (Sagrestia Vecchia) bauen, den ersten Zentralbau der Renaissance. Engagiert wurden für die Innenausstattung der berühmteste Künstler der Zeit, Donatello, und der beste Architekt, Filippo Brunelleschi, der die Kapelle im Stil der Antike mit geometrischen Formen konzipierte. Die Familienkapelle sollte als Grabstätte für Familienmitglieder dienen. Zur gleichen Zeit begann die Stadt Florenz mit dem Bau der Basilika „San Lorenzo, die mit der Familienkapelle der Medici verbunden war. Als die Stadt nach einigen Jahren in finanzielle Engpässe geriet, finanzierten die Medici grosszügig auch gleich den Bau der städtischen Basilika. Auch einer von Cosimos Nachfolgern als Familienoberhaupt, sein Enkel Lorenzo der Prächtige (1449-1492) investierte viel in die Kunst. So leitete er eine Vermittlungsagentur für florentinische Künstler und gab auch selbst unzählige Werke in Auftrag. Sein Stadtpalast war entsprechend voll von antiken Kunstwerken und Kunstwerken mit antiken Motiven. Jonas Briner Die Medici KSZ 12/13 Jonas Briner Die Medici KSZ 12/13 Jonas Briner Die Medici KSZ 12/13 Gegner Trotz ihres Netzwerks wurde die Macht der Medici immer wieder herausgefordert. So wurde die Familie mehrfach aus Florenz vertrieben (1433/1434; 1494-1512; 1527-1530). Auch kam es zu Mordversuchen an Familienmitgliedern, beispielsweise 1478 durch die konkurrierende Bankiersfamilie der Pazzi. Die Pazzi waren zu jener Zeit der Hauptgeschäftspartner des Papstes, der im Konflikt mit den Medici stand und den Anschlag deshalb aus dem Hintergrund unterstützte. Während einer Messe im Florentiner Dom wurde das Familienoberhaupt der Medici, Lorenzo der Prächtige, von einer Gruppe Männer angegriffen und schwer verletzt. Der Anschlag scheiterte jedoch, worauf man die Drahtzieher tötete und sämtlichen Familienbesitz der Pazzi konfiszierte. Als grosser Widersacher der Medici erwies sich Girolamo Savonarola, ein Dominikanermönch, der 1490 nach Florenz kam und 1494 massgeblich dazu beitrug, dass die Medici aus der Stadt vertrieben wurden. Savonarola sprach sich gegen verschiedene Entwicklungen der Renaissance aus. So geisselte er den Reichtum und ausschweifenden Lebensstil gewisser Familien, die Beschäftigung mit den heidnischen Schriften und Kunstwerken der Antike und die Produktion von unzüchtigen Kunstwerken. Er postulierte, dass aufgrund dieser Verfehlungen der Weltuntergang nahe sei, und setzte sich für eine umfassende Läuterung der Gesellschaft. Seine Überzeugungskraft zog die Menschen in den Bann und die Gegner der Medici erkannten in seiner Bewegung eine Waffe gegen die mächtige Florentiner Familie. Nachdem die Medici aus Florenz vertrieben worden waren, kritisierte er auch die Zustände der Kirche in Rom. Der Papst verbot ihm darauf, zu predigen, und schloss ihn schliesslich ganz aus der Kirche aus. Savonarola versuchte seine Massenbewegung am Leben zu halten, indem er Prozessionen organisierte, die auf dem Ratshausplatz von Florenz endeten, wo in einem riesigen Feuer antike Schriften, Karnevalskostüme, Musikinstrumente und Kunstwerke verbrannt wurden („Feuer der Eitelkeiten). Doch Savonarola hatte sich über die Jahre hinweg zu viele Feinde gemacht. Seine Anhänger liessen von ihm ab, er wurde festgenommen und zum Widerruf seiner Botschaften gezwungen. Am 23. Mai 1498 wurde er mit zwei anderen Ordensbrüdern auf dem Ratshausplatz von Florenz gehängt und verbrannt. Ein eindrucksvolles Feuerwerk soll seine Hinrichtung begleitet haben. Ihre Herrschaft stabilisieren konnten die Medici erst unter Cosimo I., der sich 1537 zum Herzog der Toskana machte. Die Medici waren nun nicht mehr die hintergründigen Lenker einer Republik sondern die offiziellen Herrscher eines Herzogtums. Zum Ausdruck kommt dies nicht zuletzt, dass Jonas Briner Die Medici überall in Florenz ihr Familienwappen angebracht wurde. KSZ 12/13