Arbeitsblatt: Redewendungen erklärt
Material-Details
Text zur Redewendung "über den Tisch ziehen", "Hörner abstossen" und "aus dem letzten Loch pfeifen "
Deutsch
Textverständnis
7. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
121693
1028
13
28.09.2013
Autor/in
Nina Ramseyer
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Jemanden über den Tisch ziehen Herbert kommt ganz stolz nach Hause. Schau mal, Mutti! ruft er. Ich hab‘ heute sieben Euro bekommen. Wo hast du die denn her? fragt die Mutter. Joachim hat mir meine Luke-Skywalker-Sammelkarte abgekauft. Die hatte ich ja sowieso doppelt. Von dem Geld kann ich mir jetzt neue Karten kaufen. Da hast du ja ein echt gutes Geschäft gemacht, findet seine Mutter. Später kommt auch Herberts ältere Schwester Karlotta nach Hause. Herbert erzählt ihr natürlich auch sofort von seiner verkauften Karte. Was? fragt Karlotta. Sabine hat mir erzählt, Joachim hat die Karte für 30 Euro weiterverkauft. Da hat er dich wohl über den Tisch gezogen, würde ich sagen. Herbert ist empört. Er hätte viel mehr Geld bekommen können? Aber über was für einen Tisch wurde er gezogen? Hat er etwas nicht mitbekommen? Wenn jemand über den Tisch gezogen wird, dann wird er übervorteilt. Das bedeutet, jemand verschafft sich auf Kosten eines anderen einen Vorteil. Herbert hat in diesem Beispiel ein schlechtes Geschäft gemacht. Er wurde von Joachim getäuscht. Diese Redewendung stammt aus dem bayerischen Raum, und geht auf das Fingerhakeln zurück. Fingerhakeln ist eine Art Kraftsport. Die Gegner sitzen sich gegenüber und haken sich mit den Mittelfingern gegenseitig ineinander. Dann versuchen sie, den Kontrahenten zu sich herüber, also über den Tisch, zu ziehen. Am nächsten Tag treffen Joachim und Herbert aufeinander. Mit dir will ich nichts mehr zu tun haben, du Blödmann! schnauzt Herbert Joachim an. Hör mal, es tut mir wirklich leid. Eigentlich wollte ich die Karte nicht weiter verkaufen, aber das Angebot war so verlockend. Was hältst du davon, wenn wir das Geld gerecht teilen und dann neue Karten kaufen? Das klingt fair. Herbert ist einverstanden. Die Jungen machen sich direkt zum nächsten Laden auf. Sich die Hörner abstoßen Wer sich die Hörner abgestoßen hat, der führt ein ausgeglichenes Leben und hat seine wilden Zeiten hinter sich. Die Erfahrungen des Lebens schenken Gelassenheit Merle und Justus sind von klein auf beste Freunde. Mittlerweile besuchen sie beide die vierte Klassenstufe der Grundschule, allerdings ist Merle in der 4a und Justus in der 4c. Normalerweise treffen sich die beiden in der Pause immer auf dem Schulhof und spielen zusammen, tauschen Sammelkarten oder reden einfach ein bisschen. Doch seit kurzem spielt Justus lieber ohne Merle. Er hängt nur noch mit den anderen Jungs herum. Sie lachen zusammen, sagen gehässige Dinge oder fordern sich gegenseitig an der Reckstange im Klimmzügemachen heraus. Heute beschließt Merle, es nochmal zu versuchen. Du Justus, hast du nachher Zeit zum Uno-Spielen? fragt sie ihn, als er an ihr vorbeirauscht. Spiel doch mit deiner Puppe! ruft er. Merles Klassenlehrerin Frau Meier hat die Sache beobachtet. Nimm dir das nicht zu Herzen, Merle, sagt sie. Er muss sich nur ein bisschen die Hörner abstoßen. Was denn für Hörner? fragt sich Merle. Die Redensart sich die Hörner abstoßen meint, dass man durch Erfahrungen, die man im Leben macht, gelassener wird. Meistens wird die Wendung im Zusammenhang mit Liebe gebraucht. Bevor man sich ernsthaft bindet, stößt man sich die Hörner ab, so heißt es. Das bedeutet, ungebunden seine Freiheit genießen. Leben können, wie man will und Blödsinn anstellen, den man dann später mit Familie nicht mehr macht. Die Wendung geht auf einen alten Studentenbrauch zurück. Ein neuer Student verkleidete sich als Bock. Die Hörner sind das Symbol der Stiere und Böcke, die als wild und unbeherrscht gelten. Der Student musste sich die Hörner abstoßen etwa an einem Türrahmen. Dadurch sollte er seine tierischen Wurzeln ablegen. Nun war er schließlich ein ernst zu nehmender Gelehrter. Inzwischen unternimmt Merle viel mehr mit ihren Freundinnen. In der Mädchengruppe fühlt sie sich sehr wohl und verstanden. Doch eines Nachmittags klingelt bei ihr das Telefon. Ich bin‘s, Justus. Hast du vielleicht Lust, mit mir ins Kino zu gehen? Der neue Schlumpf-Film läuft und ich kenne keinen, der so auf die Schlümpfe steht wie du Aus dem letzten Loch pfeifen Wenn jemand aus dem letzten Loch pfeift, ist er am Ende seiner Kräfte. Erfahrt hier, was es mit dieser Redewendung auf sich hat Wie in jedem Jahr findet auch diesen Sommer wieder das Schulsportfest statt. Olli ist ein guter Sportler und möchte unbedingt den ersten Platz belegen. Doch Florian ist ebenfalls sehr sportlich und macht Olli Konkurrenz. Die beiden strengen sich sehr an, denn jeder möchte der Bessere sein: Olli ist weiter gesprungen, aber Florian hat weiter geworfen. Olli ist schneller geschwommen, aber Florian hat die Kugel weiter gestoßen. Schließlich entscheidet sich alles beim 100-Meter-Lauf. Ich werde gewinnen!, ruft Olli. Das denkst aber auch nur du!, kontert Florian. Der Startschuss fällt und die beiden rennen so schnell sie können ins Ziel. Gleichstand! Gleichstand! Sie sind genau gleichzeitig ins Ziel gelaufen!, brüllt der Sportlehrer. Und sie pfeifen beide aus dem letzten Loch, lacht eine Lehrerin. Damit bezieht sich die Lehrerin auf ein altes Sprichwort, das es schon seit dem 17. Jahrhundert gibt. Damit ist gemeint, dass Olli und Florian nach dem 100-Meter-Lauf am Ende ihrer Kräfte sind. Ihre sportlichen Möglichkeiten sind erschöpft sie hätten nicht schneller laufen können. Der Ausspruch bezieht sich auf die Löcher eines Blasinstruments, zum Beispiel einer Flöte. Wenn man auf dem letzten Loch bläst, erklingt der höchste Ton, den das Instrument spielen kann. Nach dem Blasen des letzten Lochs, sind die Möglichkeiten des Instruments erschöpft: Es kann kein höherer Ton hervorgebracht werden. Olli und Florian haben sich in diesem Jahr den ersten Platz geteilt und eingesehen, dass es nicht das Wichtigste ist, zu gewinnen, sondern Spaß zu haben.