Arbeitsblatt: Sagen aus dem Kanton Bern

Material-Details

Lesetext zu Sagen aus dem Kanton Bern
Deutsch
Lesefertigkeit
9. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

124893
895
7
17.12.2013

Autor/in

David Loeffel
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

DAS DRACHENLOCH Bei Burgdorf im Bernischen liegt eine Höhle, genannt das Drachenloch, worin man vor alten Zeiten bei Erbauung der Burg zwei ungeheure Drachen gefunden haben soll. Die Sage berichtet: Als im Jahr 712 zwei Gebrüder Sintram und Beltram (nach andern Guntram und Waltram genannt), Herzoge von Lenzburg, ausgingen zu jagen, stießen sie in wilder und wüster Waldung auf einen hohlen Berg. In der Höhlung lag ein ungeheurer Drache, der das Land weit umher verödete. Als er die Menschen gewahrte, fuhr er in Sprüngen auf sie los, und im Augenblick verschlang er Beltram, den jüngeren Bruder, lebendig. Sintram aber setzte sich kühn zur Wehr und bezwang nach heißem Kampf das wilde Getier, in dessen gespaltenem Leib sein Bruder noch ganz lebendig lag. Zum Andenken ließen die Fürsten am Orte selbst eine Kapelle, der heiligen Margareta gewidmet, bauen und die Geschichte abmalen, wo sie noch zu sehen ist. Kommentar: Scheuchzer, c. III, p. 383, 384. Cysati Beschr. des IV. Waldstädtersee, p.175, aus Jac. Man.: Hist. Austriae. Athanas. Kircher: Mund. subt., VIII, p. 94, aus Cysat. Wagner: Hist. nat. Helvetiae, p. 246. Joh. Müller: Schweizer Gesch., II, 440, Not. 692. Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 219 Die Zwerge auf dem Baum Des Sommers kam die Schar der Zwerge häufig aus den Flühen herab ins Tal und gesellte sich entweder hilfreich oder doch zuschauend den arbeitenden Menschen, namentlich zu den Mähdern im Heuet (der Heuernte). Da setzten sie sich denn wohl vergnügt auf den langen und dicken Ast eines Ahorns ins schattige Laub. Einmal aber kamen boshafte Leute und sägten bei Nacht den Ast durch, daß er bloß noch schwach am Stamme hielt, und als die arglosen Geschöpfe sich am Morgen darauf niederließen, krachte der Ast vollends entzwei, die Zwerge stürzten auf den Grund, wurden ausgelacht, erzürnten sich heftig und schrien: »O wie ist der Himmel so hoch und die Untreu so groß! Heut hierher und nimmermehr! Sie hielten Wort und ließen sich im Lande niemals wieder sehen. (Kommentar: Mündlich aus dem Haslital, in Wyß: Volkssagen, S. 320 Quelle: Deutsche Sagen, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Brüder Grimm), Kassel 1816/18, Nr. 147 DIE ÜBERSCHÜTTUNG VON KIENHOLZ Das Hasletal ist häufigen Zerstörungen ausgesetzt. Ein Schlammstrom von aufgelöstem Schiefer zerstörte 1797 zu Schwanden viele Häuser und Wiesen. Auf gleiche Weise ward im 15. Jahrhundert, wie die allgemeine Sage geht, das Dorf Kienholz teils mit Steinen, Schlamm und Grus überschüttet, teils in den Brienzersee hinausgeschwemmt und lange Zeit bezeichneten nur dürftige Häuser die Stätte, wo es gelegen. Es gibt noch dermalen ein Geschlecht des Namens Kienholz, welches folgende Stammsage hat: Nach Überschüttung des Ortes fuhr öfter ein Karrer (Fuhrknecht) über den hohen Steinschutt. Sein Gaul zeigte sich stets auf der nämlichen Stelle unruhig, der Hund scharrte im Boden und beide wollten nur ungern vom Fleck. Endlich verschaffte sich der Karrer die Erlaubnis, daselbst zu schürfen und zu graben, und man kam bald an das Gewölbe eines Kellers. In diesem fand man einen alten Mann mit einem Knaben aus dem verunglückten Dorf, die beträchtliche Zeit hindurch sich in dieser Gruft mit Wein und Käse und herabsickerndem Wasser das Leben gefristet hatten. Man half den beiden heraus, aber der Greis starb an der frischen Luft in kurzer Zeit. Der Knabe dagegen lebte fort und sein Name ward zum Andenken an den Vorfall anstatt Schneiter, wie er geheißen, in Kienholz verändert. (Schriftlich aus Brienz) Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858 DER EINKEHRENDE ZWERG Da, wo die Lütschine das eigentliche Tal Grindelwald verläßt, befindet sich die Ortschaft Burglauenen, nördlich der Lütschine an einem Abhang liegend. Sie gehört in die Kirchgemeinde Grindelwald, ist aber von dem Tal durch zwei, fast in die Lütschine hinausragende Felsvorsprünge abgeschlossen. Von dieser Gegend erzählt eine Volkssage: Da, wo jetzt Burglauenen ist, stand in alter Zeit ein Dorf namens Schillingsdorf, das bewohnt war von bösen Leuten. An einem Abend bei stürmischem Regenwetter ging ein Zwerg im Dorf umher und bat um Herberge. Er wurde aber immer abgewiesen, bis er endlich bei einem Haus, wo nur arme Leuten waren, und wo man gerade die Geburt eines Kindes erwartete, mitleidig aufgenommen und so gut als möglich verpflegt wurde. Den Leuten dieses Hauses zeigte der Zwerg an, daß in derselben Nacht Schillingsdorf untergehen und nur ihr einziges Haus als das würdigste bleiben solle. Um Mitternacht fing es fürchterlich an zu krachen. Ein Teil der Burg, welcher schon früher abgespalten war, riß sich los, bildete eine ungeheure Schuttlawine und rollte unter entsetzlichem Donner dem Dorf zu. Dieses wurde fast ganz verschüttet und zertrümmert, so daß nur wenige Menschen lebend davonkamen außer denen, die den Zwerg über Nacht behielten. Dieses Haus soll dadurch gerettet worden sein, daß ein Felsblock, groß wie ein Haus, welcher dem Schutt vorangekommen war, sich gerade hinter dem Haus festlagerte und den Schutt hinter sich aufhielt oder neben sich abwies. Man sieht noch deutliche Spuren von einem solchen Bergsturz. Bei der Burg ist zu sehen, daß ein Stück der ganzen Höhe und Breite, etliche Klafter dick, weggerissen ist. Untenher nimmt man die Strömungen des Schuttes wahr. Große Felsen liegen wie gesät umher, teils aus der Erde hervorragend, teils auf der Oberfläche liegend. Alles ist jetzt wieder mit Pflanzen bedeckt. Auch derjenige Fels, welcher Retter jenes Hauses gewesen sein soll, scheint noch jetzt als Zeuge dazustehen und ein dort stehendes Haus wird noch jetzt mächtig vom Felsen beschirmt. (Mündlich aus Grindelwald) Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858 GRYDEN Im Simmental, eine Stunde von Boltigen, dem Dorf Weißenbach gegenüber, soll vor alter Zeit ein Dorf gestanden sein, namens Gryden, das ein reißender Bergstrom zerstört hat. Heutzutage steht noch ein einzelnes Haus auf einem verschont gebliebenen Stück Land, in diesem Dorf Gryden war nach der Sage ein Gasthof, dessen Eigentümer, namens Schild, einen Sohn hatte, der in die Fremde gegangen war. Dieser kam nach langen Jahren sehr verändert wieder in seine Heimat zurück, gab sich in Boltigen zu erkennen und ging nach Gryden zu seinen Eltern. Um diese zu überraschen, gab er sich für einen bloßen Reisenden aus. Die Eltern aber, Geld bei diesem Gast vermutend, ermordeten ihn und schafften den Leichnam fort. Jedoch wurde es ruchbar, daß der Wirtssohn wieder ins Land gekommen sei. Man fragte die Eltern, aber diese wollten von nichts wissen. Erst allmählich kamen sie zu der schrecklichen Gewißheit, daß der Ermordete ihr Sohn gewesen sei, und man sagt, daß sie darüber wahnsinnig geworden seien. (Mündlich) Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858