Arbeitsblatt: Hitler - Politischer Aufstieg

Material-Details

Informationsblatt. Aufstieg Hitlers nach Landsberg, Übersicht und kurze Erläuterung
Geschichte
Neuzeit
10. Schuljahr
5 Seiten

Statistik

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934
2
18.01.2014

Autor/in

ulixes (Spitzname)
Land: Schweiz
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Textauszüge aus dem Inhalt:

Politischer Aufstieg (1925 1928) Überblick 20.12.1924 Frühzeitige Entlassung aus der Haft in Landsberg 16.02.1925 Aufhebung des Verbots der NSDAP und des Völkischen Beobachters1 27.02.1925 Neugründung der NSDAP 09.03.1925 Öffentliches Redeverbot Hitlers auf Anordnung der bayerischen Behörden 30.04.1925 Hitler wird auf eigenen Antrag aus der österreichischen Staatsbürgerschaft entlassen und ist daraufhin staatenlos Sommer 1925 Veröffentlichung des ersten Bandes von „Mein Kampf 14.02.1926 Festlegung des Parteiprogramms an der Führertagung in Bamberg 22.06.1926 Absicherung Hitlers Position durch eine neue Satzung der NSDAP Dezember 1926 Veröffentlichung des zweiten Bandes von „Mein Kampf 05.03.1927 Aufhebung des öffentlichen Redeverbots in Bayern 20.05.1928 NSDAP kommt an der Reichstagswahl auf 2,6 Prozent der Stimmen 1 Amtsblatt der NSDAP 1 Hitlers Neugründung der NSDAP Nur zwei Wochen nach seiner Haftentlassung, am 4. Januar 1925, gelang es Hitler mit Hilfe von Ernst Pöhner, ein erstes Treffen mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Heinrich Held zu arrangieren, unter dem Vorwand, die Freilassung seiner noch inhaftierten Kameraden zu diskutieren.2 In dieser und zwei weiteren Unterredungen versicherte er, die Autorität des Staates bedingungslos zu akzeptieren und sich künftig legal zu verhalten und bezeichnete den Putschversuch vom 9. November als Fehler.3 Weiter distanzierte er sich scharf von General Ludendorffs Angriffen auf die katholische Kirche und betonte, dass ihm konfessionelle Streitigkeiten zuwider seien.4 Hitler versprach, den Ministerpräsidenten im Kampf gegen den Marxismus zu unterstützen. Dies allerdings könne er nur mit Hilfe seiner Partei, der NSDAP, und des Völkischen Beobachters bewerkstelligen – diese waren beide seit dem Putsch verboten. Held ermahnte Hitler, dass er keine Rückkehr zu den Verhältnissen dulden werde, die vor dem Putsch geherrscht hätten, gab jedoch nach und hob das Verbot der NSDAP und des Völkischen Beobachters am 16. Februar 1925 auf. 5 Am 26. Februar 1925 erschien erstmals wieder der Völkische Beobachter und kündigte mit seinem Leitartikel die Neugründung der NSDAP an. Es ist dabei festzuhalten, dass es sich um eine Neugründung und nicht eine Wiedergründung handelte und die alten Mitgliederausweise keine Gültigkeit mehr hatten. Dadurch wurde die Kontrolle aller Anhänger durch die Münchner Zentrale gewährleistet. Am darauffolgenden Abend trat Hitler, nachdem er sich zwei Monate lang nicht mehr als Redner gezeigt hatte, zum ersten Mal wieder vor einer grossen Masse im Münchner Bürgerbräukeller auf: „Meine Herren, die Vertretung der Interessen der Bewegung lassen Sie von nun ab meine Sorge sein! Neun Monate hatten Sie Zeit, das Interesse der Bewegung zu wahren. Und ich ging manchmal in meiner engen Kammer schlaflos auf und nieder, wenn ich sehen musste, wie das Interesse der Bewegung gewahrt wurde.6 Den Höhepunkt dieser Veranstaltung bildete jedoch der perfekt inszenierte Schlussakt, der seine Wirkung nicht verfehlte: Esser, Streicher, Feder, Frick und weitere ehemals führende NSDAP-Mitglieder, welche im ganzen letzten Jahr und teilweise auch davor verfeindet gewesen waren, betraten die Bühne, schüttelten sich gegenseitig die Hand, vergaben einander und schworen einen ewigen Treueeid auf den Führer. Hitler brachte bereits bei seinem ersten grossen öffentlichen Auftritt seinen alleinigen Führungsanspruch zum Ausdruck und zeigte, dass nur allein unter seiner Führung die Einigkeit innerhalb der Bewegung möglich sei. 7 2 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 317-318. Kershaw: Hitler, S. 182. 4 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 318. 5 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 319. 6 Hitler: Reden, Schriften, Anordnungen, S. 26. 7 Kershaw: Hitler, S. 185. 3 2 Die Galionsfigur der NSDAP Die inszenierte Einigkeitsbekundung der NSDAP bei der Neugründung widerspiegelte keineswegs die Realität. Es war ganz im Sinne Hitlers, dass während seiner Abwesenheit keine andere Persönlichkeit ihm seine Stellung innerhalb der Bewegung streitig machen konnte. Er nahm sogar die allmähliche Zersplitterung der Bewegung in Kauf, um seinen Führungsanspruch nach der Haftentlassung zu untermauern und als ersehnter Retter zurückzukehren.8 Bald jedoch sah er sich Problemen gegenüber, die sowohl für seine Position als auch für seine Ziele eine Bedrohung darstellten. Ludendorff wurde zunehmend zu einer doppelseitigen Belastung: Nicht nur seine kritische Haltung gegenüber der katholischen Kirche, welche zum Streit mit dem bayerischen Kronprinzen und dem Offizierskorps führte, sondern auch die Erwartungen vieler ehemaliger Anhänger, er würde mit ihm eine völkische Einheitsbewegung anführen, zwangen ihn zum Handeln.9 Eine passende Gelegenheit ergab sich bereits einen Tag nach der Neugründung der NSDAP. Der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert starb überraschend an den Folgen einer Blinddarmoperation. Hitler überredete Ludendorff als Kandidat der Nationalsozialisten für die Neuwahl anzutreten. Der Urnengang erwies sich für Ludendorff mit nur 1,1 Prozent der Stimmen als eine Katastrophe. Im zweiten Wahlgang wurde Feldmarschall von Hindenburg gewählt. Ludendorff erholte sich von dieser politischen Niederlage nicht mehr, wodurch eine gemeinsame Führung nicht mehr zur Debatte stand.10 Ein weiteres Problem für Hitler sollte der Landshuter Apotheker Gregor Strasser werden. Während seiner neunmonatigen Abwesenheit nutzte Strasser die Zeit um innerhalb der „Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung aufzusteigen und trieb ihren Aufbau in Norddeutschland voran. Am 11. März 1925, zwei Tage nachdem ein öffentliches Redeverbot über Hitler in Bayern und schon bald darauf in den meisten anderen Ländern verhängt worden war, bot dieser Strasser für einen Wechsel in die NSDAP den Aufbau und die selbstständige Führung der Partei in Norddeutschland an.11 Ob er diese Aufgabe ohne das Redeverbot selbst übernommen hätte, kann nicht geklärt werden. Strasser willigte ein als „Mitstreiter und nicht als „Gefolgsmann Hitler zu unterstützen. Sogleich machte er sich an den Aufbau der Organisation im Norden, wobei er seine früheren Kontakte nutzte und unermüdlich arbeitete. Hitler zog sich währenddessen auf den Obersalzberg zurück, wo er im Anwesen der Bechtsteins den Sommer mit seiner Halbschwester und ihrer Tochter Geli Raubal verbrachte und am zweiten Band von „Mein Kampf arbeitete.12 Die norddeutsche NSDAP unter Strasser schien sich zu dieser Zeit immer weiter von den Zielen der Zentrale in München zu entfernen. Die Inaktivität Hitlers und die dadurch anscheinende Kontrolle der Geschäfte der NSDAP in München durch Esser, Streicher und Amann, welche in der führerlosen Zeit 8 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 317. Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 317-318. 10 Kershaw: Hitler, S. 186. 11 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 325. 12 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 333. 9 3 1924 für einige heftige Konflikte verantwortlich gewesen waren, liessen die Norddeutschen am Erfolg ihrer Bewegung zweifeln.13 Nicht nur wollten sie sich dem Diktat der Zentrale nicht beugen, sondern entwickelten im Vergleich zu München andere politische Schwerpunkte im Hinblick auf die nationalsozialistische „Idee. Strasser und weitere führende Köpfe der NSDAP Norddeutschlands, darunter auch Joseph Goebbels, vertraten einen viel stärker „sozialistischen Ansatz. Hitlers Stellung an der Spitze stand auch für die NSDAP im Norden ausser Frage, jedoch konnten sie sich nicht mehr mit seinem 25-Punkte-Programm identifizieren.14 Die Gruppe um Strasser formulierte gegen Ende des Jahres 1925 ein neues Parteiprogramm, welches Dasjenige von 1920 ersetzen sollte. Hitler hatte sich bis dahin zurückgehalten, doch das alternative Parteiprogramm stellte eine Bedrohung für seine Autorität dar. Des Weiteren gefährdete Strassers Katastrophenpolitik Hitlers Möglichkeit, legal an die Macht zu gelangen: Putsch, Bomben und Streiks waren für Strasser zulässige Mittel um den gewünschten Erfolg zu erzielen.15 Hitler berief daher für den 14. Februar 1926 eine Führertagung in Bamberg ein, in der er Strasser ausbooten, für sich gewinnen und mit Streicher, Esser und Amann versöhnen musste. Die Ortsgruppe von Bamberg war Hitler treu ergeben. In einer zweistündigen Rede nahm er zu jedem Kritikpunkt der „linken NSDAP Stellung, die keine Gegenargumente hervorbrachte. Er verteidigte das Parteiprogramm von 1920, welches die Gründungsurkunde ihrer Religion darstelle und definierte somit was als nationalsozialistisch gelten sollte.16 Idee und Führer wurden deckungsgleich.17 Ein Tagebucheintrag Goebbels zeigt, dass Hitler sie zwar nicht in jedem Punkt vom Gegenteil überzeugen konnte, aber dennoch seinen Willen durchsetzen und somit sein letztes Hindernis zur Beherrschung der Partei beseitigen konnte: „Ich bin wie geschlagen. Welch ein Hitler? Ein Reaktionär? Fabelhaft ungeschickt und unsicher. [] Programm genügt! Zufrieden damit. Feder nickt. Ley nickt. Streicher nickt. Esser nickt. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich Dich in der Gesellschaft seh!!! Kurze Diskussion. Strasser spricht. Stockend, zitternd, ungeschickt, der gute, ehrliche Strasser, ach Gott, wie wenig sind wir diesen Schweinen da unten gewachsen. [] Wohl eine der größten Enttäuschungen meines Lebens. Ich glaube nicht mehr restlos an Hitler. Das ist das Furchtbare: mir ist der innere Halt genommen. Ich bin nur noch halb. 18 Um dennoch die norddeutschen Führer nicht zu enttäuschen und sie ganz auf seine Seite zu ziehen, zeigte er taktisches Geschick, indem er Strasser zum Propagandaleiter und Goebbels einige Monate später zum Gauleiter19 von Berlin ernannte. Dieses Umwerben von Hitler zeigte besonders bei Goebbels schnell Wirkung, wie ein weiterer Tagebucheintrag nur einige Wochen später beweist: 13 Kershaw: Hitler, S. 188. Kershaw: Hitler, S. 188-189. 15 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 332. 16 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 337-338. 17 Kershaw: Hitler, S. 193. 18 Goebbels: Tagebücher, S. 161-162. 19 Bezirksleiter, den Reichstagswahlkreisen entsprechend. 14 4 „Ich liebe ihn. [] Ich beuge mich dem Grösseren, dem politischen Genie!20 Im Mai 1926 trat eine neue Satzung der NSDAP in Kraft, welche seine absolute Herrschaft über die Partei sicherte, indem er sogar Mehrheitsbeschlüsse übergehen konnte.21 Die innerparteiliche Krisenzeit war damit beendet. Hitler verwandelte die NSDAP in eine neuartige politische Organisation – eine Führer-Partei.22 Äussere Einflüsse Die NSDAP spielte im Gesamtrahmen der nationalen Politik keine Rolle. Sie sah sich völlig anderen Verhältnissen gegenüber als vor dem Putsch: Der Dawes-Plan von 1924 zeigte nun Wirkung. Er passte die Reparationszahlungen an die Wirtschaftskraft der Weimarer Republik an und zusammen mit dem nun hereinströmenden amerikanischen Anleihekapital führte er zu einem Wirtschaftsaufschwung. Die Arbeitslosigkeit ging spürbar zurück. Die Normalisierung der Lage wurde auch in den Wahlen sichtbar: Besonders die völkischen Parteien büssten anfangs 1925 teilweise bis zu siebzig Prozent ihrer Anhängerschaft ein.23 Diese Veränderung der Lage bemerkte auch Hitler: Ihm wurde nur noch wenig Aufmerksamkeit zuteil, nicht zuletzt auch wegen des öffentlichen Redeverbots, und galt nur noch als Ärgernis am Rande der politischen Bühne.24 Von den 55000 Mitgliedern vor dem Putsch hatte er bis Ende 1925 erst die Hälfte zurückgewonnen.25 Gegen Ende des Jahres 1928 hatte die Partei rund 108000 Mitgliedskarten herausgegeben.26 Bibliographie Quelle Hitler, Adolf: Reden, Schriften, Anordnungen. Februar 1925 bis Januar 1933, hrsg. vom Institut für Zeitgeschichte, Bd. 1, München, London 1992. Literatur Fest, Joachim C.: Hitler. Eine Biographie, Berlin, 1973. Goebbels, Joseph: Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Sämtliche Fragmente, hrsg. von Elke Fröhlich, München, New York 1987. Hitler, Adolf: Mein Kampf, Bd.1, München 1925. Kershaw, Ian: Hitler, 2 Bde., Stuttgart 1998-2000. 20 Goebbels: Tagebücher, S. 172-173. Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 342. 22 Kershaw: Hitler, S. 194. 23 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 315. 24 Kershaw: Hitler, S. 211. 25 Fest: Hitler. Eine Biographie, S. 348. 26 Kershaw: Hitler, S. 212. 21 5