Arbeitsblatt: Sprachwandel - Posten 5 - Faktoren

Material-Details

Der Posten 5 behandelt die grundsätzlichen Faktoren des Sprachwandels (zur Vertiefung des Arbeitsblattes Sprachwandel)
Deutsch
Gemischte Themen
9. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

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845
3
26.01.2014

Autor/in

Basil Blösch
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Warum wandelt sich die Sprache ?! Gruppe 5: Faktoren für Sprachwandel! Sprachwandel oder Sprachdynamik bezeichnet die Veränderung oder Entwicklung einer Sprache.! Ökonomie: Veränderungen, die entstehen, weil Sprecher oder Schreiber aus Gründen der Zeitersparnis und Bequemlichkeit eine reduzierte Sprache verwenden. (In der neuesten Literatur wird „Ökonomie im Zusammenhang allerdings verstanden als (Ergebnis einer) Kosten-NutzenAnalyse, also: wie muss ich mich ausdrücken, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen? Innovation: Veränderungen, die entstehen, weil das gewohnte Inventar der Sprache für kreative und nonkonformistische Tätigkeiten nicht hinreichend geeignet ist und entwicklungsbedürftig zu sein scheint. Wichtige Kräfte bei der Entstehung und Ausbreitung von Innovationen sind also die Maximen „Rede nicht so wie die anderen, damit du herausstichst und „Rede so wie die anderen, damit du dazugehörst.! Variation: Die Sprachbenutzer sind flexibel in Bezug auf die Wahl sprachlicher Mittel, je nach kommunikativen Bedingungen und Zwecken.! Evolution: Sprachgebrauch und die Beeinflussung des Sprachgebrauchs durch gesellschaftliche Kräfte bewirken Sprachwandel.! Sprachinterne und -externe Faktoren! Sprachsysteminterne Erklärungen sehen Sprache als ein System mit eigenen Kräften und Gesetzen. So sind zum Beispiel das Prinzip der Wirtschaftlichkeit (in möglichst wenig Worten) und das Prinzip der grösstmöglichen Differenziertheit (möglichst genau in vielen Worten) im ewigen Widerstreit. Dieser „Kampf treibt die Sprachveränderung immer wieder von Neuem voran.! Doch in Wahrheit treiben eher die Sprecherinnen und Sprecher die Sprache voran, und nicht die Sprache sich selbst. Damit sind die sprach(-system)-externen Wirkungsfaktoren angesprochen. ein Hang zur Ökonomie oder zur Differenzierung kann auch unterbewusst erfolgen, doch gibt es täglich neue, bewusste Wortschöpfungen durch neue Bedeutungen, Entlehnungen von Wörtern aus anderen Sprachen oder auch Wortverbote (Tabuisierungen) zu beobachten.! Sprachextern ist auch, wenn wir nicht mehr Menschen, sondern die Veränderung der Gesellschaft, die Kultur oder Unterschiede von Menschen in Gruppen oder Klassen zu sprachwandlerischen Faktoren erklären.! Auch Sprachkontaktphänomene sind extern. Als Beispiel dient eine Gruppe, die sozial aufsteiegen will, die ihre Sprache an der sozial höheren angleicht. Diese höhere versucht nun aber mit neuen Mitteln sich sprachlich zu distanzieren. Umgekehrt etwa versucht auch die Jugendsprache sich von der Sprache der Eltern zu distanzieren. Die Jugendlichen werden zu „Tonangebenden indem sie älter werden und selber Eltern, von deren Sprache sich nun wiederum Jugendliche abzusetzen versuchen.! Unsichtbare Hand! Sprachwandel wird also als etwas bezeichnet, dass sich irgendwie ereignet. Doch hier kommt eine dritte Art der Erklärung zum Zuge. Es wird von einer unsichtbaren Hand gesprochen, die erklären kann, dass weder die Sprache selbst sich, noch die Menschen sie bewusst ändern.! Eine Metapher für Sprachwandel wird mit dem Stau auf einer Autobahn erklärt. Man weiss, wie solche Staus entstehen, nämlich dadurch, dass auf einer dicht befahrenen Strasse das Bremsen eines vorausfahrenden Autofahrers beim nachfolgenden (aus Sicherheitsbedürfnis) in der Regel ein etwas stärkeres zur Folge hat, was sich nach hinten in der Kolone schlisslich zum Stillstand aufbaut. Keiner will den Stau, und doch entsteht er, und er entsteht aus dem Wollen vieler einzelner Autofahrer, deren Einzelintentionen zusammengefasst zu einem gemeinsamen Tun ein Resultat zeigen, das eigentlich nicht gewollt ist. Sprachwandel kann also als Resultat eines gemeinsamen Tuns, dem Sprechen, Schreiben und SMS eintippen, bezeichnet werden, was das Gegenteil ist, was die einzelnen Schreiber und Redner wollen. Die unsichtbare Hand verbiegt den ursprünglichen Willen zum Wandel. Ihre Prozesse verlaufen zwar nicht ohne Menschen ab, aber auch nicht unter ihrer Kontrolle.! Beispiele für den Begriff unsichtbare Hand: ! Wenn Bauern Wälder abholzen, um mehr Anbaufläche zu erhalten, und Ihnen der Regen dann unfruchtbares Land wegschwemmt (Erosion) und sie dann mit weniger Anbaufläche als zuvor dastehen, dann ist das vergleichbar.! Als Beispiel hierfür wird die Trampelpfadtheorie angeführt: Über den Universitätscampus zieht sich ein Netz von Trampelpfaden, welche die kürzesten Verbindungen zwischen den wichtigsten Gebäuden und Einrichtungen darstellen. Dieses Netz ist sehr viel logischer und ökonomischer angelegt als die vom Architekten geplanten Pflasterwege. Obwohl zur Erzeugung dieser Trampelpfade weitaus weniger Verstand benutzt wurde als zum Anlegen der Pflasterwege, ist das System doch sehr viel rationeller als die künstlichen Wege. Die Invisible-hand-Theorie zu diesem System ist also folgende: Zu Beginn steht die Hypothese, dass die meisten Menschen kürzere Wege längeren vorziehen. Es lässt sich allerdings beobachten, dass die gepflasterten Wege dieser Tendenz nicht entsprechen, da sie oft nicht die kürzesten Verbindungen zwischen den häufigsten Anlaufstellen der Studenten darstellen. Es ist allgemein bekannt, dass der Rasen an Stellen, an denen er häufig begangen wird, verkümmert. Keller schließt daraus, dass das System der Trampelpfade die nicht-intendierte kausale Konsequenz derjenigen (intentionalen, finalen) Handlungen ist, die darin bestehen, bestimmte Ziele zu Fuß zu erreichen unter der Maxime der Energieersparnis.! Früher wurden jene Orte, wo mensch sich die Haare schneiden lassen konnte, mit Frisör angeschrieben. Als jedoch eine neue Generation von Frisören heranwuchs, die in ihrem Beruf etwas besseres sahen, schrieben diese ihr Geschäft mit Coiffeur an, in der Absicht, sich dadurch von anderen herkömmlichen Frisörläden abzusetzen. Doch nun wollte niemand mehr seinen Laden mit Frisör anschreiben, sondern mit Coiffeur. Die geplante sprachliche Abgrenzung funktionierte also nicht. Doch heute werden die Coiffeuren von den Hair-Stylisten ähnlich abgegrenzt wie die Frisöre damals.! Hier hat sich in der Sprache eine Veränderung ergeben, die nicht ohne Absicht, aber auch nicht im Sinne ihrer Absicht zustande gekommen ist.! Aufgaben:! 1. Als Expertinnen und Experten könnt ihr eurer Gruppe zur Repetition noch einmal die Faktoren des Sprachwandels erklären und ebenso was Sprachwandel ist.! 2. Ihr nennt Beispiele für die „invisable hand und könnt diese in eurer Gruppe erklären.! 3. Ihr probiert für alle Faktoren Beispiele zu konstruieren, um sie so besser erklären zu können.! Macht euch gute Notizen für die zweiten Phase des Gruppenpuzzles (ihr müsst den anderen euer Thema erklären können ihr seid die Experten !)! !