Arbeitsblatt: Hong Kong-Nanning-Guilin mit der Bahn
Material-Details
Reisebericht Südchina
Geographie
Asien
klassenübergreifend
9 Seiten
Statistik
128219
774
1
23.02.2014
Autor/in
hr jaeger
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Hong Kong Nanning Guilin Ich unternahm diese Reise zweimal und zwar in den Jahren 1995 und 1997. Ich wollte u.a. die berühmte südchinesische Karstlandschaft um Guilin kennen lernen und das Dampfspektakel der QJ-Stahlrösser bald nach Guangzhou erleben. In der Hung Hom Station (früher Kowloon Station genannt) bestieg ich, nachdem mich die MTR (Mass Transport Railway) – Subway hierhergebracht hatte, den Zug T826 nach Guangzhou. Vor jedem Waggon stand eine schick angezogene Zugbegleiterin und kontrollierte mit einem gewinnenden Lächeln die Tickets der Fahrgäste. Im Wageninnern liess ich mich in den von mir reservierten soft seat fallen. Das first class Ticket hatte mich 39 US-Dollars gekostet – ein in meinen Augen moderater Preis für die 174 km lange Strecke – für die meisten Main-LandChinesen war das allerdings ein rechter Betrag. Im Waggon nahmen vor allem Geschäftsleute Platz. Über Bildschirme wurden wir informiert z.B. darüber, dass die Bahn von KCR (Kowloon-Canton Railway) betrieben wird. Pünktlich rollte der von einer Diesellok gezogene Zug aus dem Bahnhof. Zuerst ging‘s zwischen den zahllosen Wolkenkratzern Kowloons Richtung Norden. Von den Wagenlautsprechern waren immer wieder Durchsagen zu hören, während in den Monitoren Werbung zu sehen war – eine eher hektische Angelegenheit. In der Folge durchfuhren wir die New Territories, die Grossbritannien 1898 bis 1997 von China pachtete ( Hong Kong war in dieser Zeitperiode britische Kolonie). Dieses ländliche Gebiet war mit seinen bewaldeten Bergen, den fruchtbaren Flusstälern und tief eingeschnittenen Buchten eine stille, grüne Oase. Doch in den letzten Jahrzehnten wurde das Landschaftsbild dieser New Territories sehr verändert. Riesige Traban-tenstädte für Hongkongs explosionsartig gewachsene Bevölkerung entstanden, dazu Industrieanlagen, aber auch Wohnsiedlungen mit angeschlossenen Jachthäfen für wohlhabende Geschäftsleute. Zwar wird noch Landwirtschaft betrieben Hakka-Frauen kümmern sich um den Gemüseanbau, ihre Männer betreiben Fisch- und Entenzucht -, doch sie kann nur einen Teil des Bedarfs der Millionenmetropole Hongkong decken. Im Hinterland der New Territories ist noch ein Hauch vom alten China zu entdecken. Hier gibt es Tempel, Klöster, Ahnenhallen und ummauerte Dörfer aus der Zeit ums Jahr 1000. In der Stadt Sha Tin, im Osten der New Territories, sind sowohl das ummauerte Zentrum Tsang Tai Uk als auch der prächtige Tempel Ten Thousand Buddhas eine eingehende Besichtigung wert. Viele Besucher sind allerdings nur an der großen Pferderennbahn von Sha Tin interessiert und an der Möglichkeit, dort bei Rennwetten viel Geld zu verlieren. Gleich anschliessend an den Grenzfluss folgt Shenzhen. Shenzhen Shēnzhèn Shì) ist eine Unterprovinzstadt in der Provinz Guangdong der Volksrepublik China. Die Stadt gilt als eine der bedeutendsten Städte für ausländische Investitionen und ist eine der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Im Jahr 1979 lebten im heutigen Stadtgebiet gerade einmal 30.000 Einwohner. Heute ist Shenzhen eine moderne Metropole mit über 12 Millionen Einwohnern, die fast genauso schnell wächst wie Shanghei. Shenzhen ist die Stadt mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in China (ohne Hongkong und Macao). Tragsäule der lokalen Wirtschaft ist die Elektronik- und Telekommunikationsindustrie. Am Zugfenster ziehen moderne in den Himmel schiessende Skyscraper -, Fabrikanlagen-, riesige fluroszierende Reklamen und immer wieder riesige Baustellen vorbei. Dies alles zeigt den ungeheuren Fleiss der Chinesen auf. Was ich nun aber absolut nicht verstehen konnte, ist die Tatsache, dass die wie Pilze aus dem Boden wachsenden Anlagen keinesfalls immer an Kläranlagen ange-schlossen wurden.,obwohl das mit wenig Kosten verbunden gewesen wäre die Gräben waren ja für andere Leitungen schon geöffnet. Nun da werden noch massive Folgekosten auf die Bewohner zukommen, die raffgierigen auf schnellen Profit bedachten Manager werden wohl kaum zur Verantwortung gezogen werden. Nach knapp drei Stunden fuhr der Zug im Ostbahnhof von Guangzhou ein. Zu Fuss begab ich mich zur Guangzhou Railway Station, welche westlich des Ostbahnhofs liegt. Was mir als erstes auffiel, waren die vielen Wanderarbeiter vor dem Bahnhofsgebäude, welche zum grössten Teil Arbeit suchten. Es waren wohl vor allem Bauern, die mit dem wenigen in den Grossstädten verdienten Geld ihre Familien auf dem Land ernährten. Eine Bekannte (Chinesin) erklärte mir, dass die zunehmende Anzahl von diesen meistens unqualifizierten Wanderarbeitern ein soziale Zeitbombe darstellten, da sie von ihren Liebsten entfernt häufig wenig verdienen und den „Reichtum der urbanen Bevölkerung (welche diesen auch gern präsentieren) miterleben würden Die sozialistische (kommunistische) Regierung ist also gefordert Da ich bis zur Weiterfahrt nach Nanning etwas Zeit hatte, schlenderte ich etwas vom Bahnhof weg, um die Umgebung zu erforschen. Zwei junge Chinesen fragten mich nach einiger Zeit in gebrochenem Englisch, ob ich Yuan mit USDollars kaufen wolle. Ihrem vorgeschlagenen wirklich guten Wechselkurs konnte ich nicht widerstehen. Um das Geschäft ungestört abwickeln zu können, baten sie mich in eine kleine Seitengasse. Dort kaufte ich mit einem 100 US-Dollarschein eine weit über dem offiziellen Kurs liegende Summe FEC (Foreign Exchange Currency) Yuan ein. Nach getätigtem Handel kam plötzlich ein Dritter angerannt und rief laut: Police! Police! Die zwei Chinesen schrien zu mir „Schnell, gib uns die Yuan zurück, wir geben dir die 100 Dollars wieder Ich überreichte ihnen die Yuan und sie mir den gefalteten Dollarschein. Und schon waren sie weg. Ich steckte meinen grünen Dollarschein auch schnell in die Tasche und machte mich ebenfalls aus dem Staub. Von der Polizei war weit und breit nichts zu sehen. Als ich später den Dollarschein aus der Tasche zog und ihn entfaltete, prangte darauf keine 100, sondern eine 1 Ich hatte also 99 US-Dollars verloren. Einerseits ärgerte ich mich darüber, dass ich mich hatte so übertölpeln lassen, anderseits musste ich über den raffinierten Trick schmunzeln. Um eine Erfahrung reicher begab ich mich in den 1.-Klasse Wartesaal. Darin warteten die Passagiere, die softseat oder softbed Tickets gebucht hatten. In einem noch viel grösseren Saal warteten die hardclass Passagiere. In den chinesischen Bahnhöfen dürfen die Bahnreisenden erst unmittelbar vor der Abfahrt des Zuges auf die Perrons. Zuerst wurden die Softclass Passagiere aufgerufen. Also ergriff ich meine Reiseutensilien und begab mich aufs Perron, suchte meinen Wagen, zeigte der Wagenbegleiterin meine Platzkarte, kletterte rein und suchte mein Abteil auf. Ich hatte das untere Bett gebucht, dass es mir ermöglichte in Fahrtrichtung oder besser gesagt Richtung Lokomotive zu blicken. Kaum hatte ich mein Gepäck abgestellt, stürmten die Hardclass Passagiere Perron und Zug. Es war ein herrlicher Anblick, wie Alt und Jung den Zug eroberten. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. Die Züge in den Süden des Landes sind stets überfüllt und so kann man unter Umständen nicht lange wählen, welche Fahrkarte oder welchen Zug man wählen soll. Mir haben zum Glück Bekannte von HK-Chinesen einen Platz im Softbed-Car reserviert und mir die Fahrkarte sogar an den Bahnhof gebracht – so blieb mir ein langes und häufig erfolgloses Anstehen vor den Schaltern erspart. Die Züge sind in verschiedene Klassen eingeteilt, denen im Fahrplan die Nummern 2 – 90, 100 – ungefähr 350 400 – 500 zugeordnet sind. Je niedriger die Nummer desto niedriger desto schneller und desto teurer der Zug. Züge mit Nummern über 300 sollten gemieden werden, da sie äusserst langsam vorankommen. Aber gerade letzteres wollte ich – die Landschaft in gemächlichem Tempo – und später die Dampflokomotiven mit häufigen Stopps geniessen. Ein Zug besteht normalerweise aus zehn bis sechzehn Wagen, darunter ein Speisewagen, sofern die Fahrt mehr als zwölf Stunden dauert, ein Gepäckwagen und bis zu sieben Waggons mit harten Sitzplätzen. Das Zugpersonal umfasst Zugbegleiter, die jeweils in ihrem Wagen in Zwölfstundenschichten für Ordnung sorgen, Zugführer und Stellvertreter,, zwei Mechaniker, zwei Polizisten ungfähr 10 Speisewagenangestellte sowie bis zu drei Lokomotivführer. Mein Abteil im bequemen Liegewagen umfasste 4 Liegekojen, die mit einem steifen Laken überzogen sind; dazu gibt es für jeden Reisenden eine Decke, zwei handgestickte Kissen und ein winziges Handtuch. Beim Fenster stehen auf einem Tischchen mit einer weissen Spitzendecke vier Becher mit Deckeln für den Tee, einerr kopflastigen Lampe und manchmal auch ein paar Blumen. Unter dem Tischchen stehen ein oder zwei Thermosflaschen mit heissem Wasser für Tee Hat ein Pfiff die Abfahrt freigegeben, nimmt das routinemässig geordnete Leben in einem chinesischen Zug seinen Lauf. Und das ist eine Welt für sich, eine Welt voller Disziplin und Ordnung Das traf für diesen Zug auch zu – allerdings im Zug von Nanning nach Guilin erlebte ich die Disziplin etwas anders, doch dazu mehr später. Nach wenigen Minuten zog eine grüne Diesellok unsern Zug Nummer K365(K364 aus dem Bahnhof Richtung Westen. Die Ausfahrt aus Guangzhou unterscheidet sich kaum von der Ausfahrt aus einer andern gossen Stadt dieser Welt. Auch sie bietet vor allem Ausblicke auf Industrieanlagen. Aber bald danach enthüllt auf dieser Fahrt China nun seine Schönheit und ursprüngliche Natur. Es ist sinnlos eine Welt, die man zuvor schon kennengelernt hat, zu erwarten. Üppiges Grün Reisfelder und später um Guilin die unvergleichliche Karstlandschaft. Ich teilte mein Abteil mit zwei Polizisten und einem Geschäftsmann. Ich fühlte mich also recht „sicher .Der Geschäftsmann sprach etwas englisch, verliess aber leider bald den Zug. Mit den 2 Polizisten kommunizierte ich mit Hilfe meines Cantonese-Books –mittels Bildern und Chinese Caracters und deren englischen Über-setzungen. Diese Art Kommunikation ist natürlich begrenzt und verläuft langsam, aber es gibt einiges zu lachen Wir tauschten auch Esswaren und Zigaretten. Nach Guangzhou musste ich nicht lange warten bis eine QJ-Dampflok vor unseren Zug gespannt wurde – nämlich in Zhaoqing. Sofort befand ich mich mit meiner Videokamera auf dem Perron und spurtete an die Zugspitze. Das Spektakel wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Im kleinen Rucksack hatte ich meine wichtigsten Utensilien, wie Pass, Geld Tickets etc. mit mir – falls sich in der Zwischenzeit lange Finger in mein Abteil verirrten oder ich nicht mehr rechtzeitig auf den abfahrenden Zug aufspringen konnte. Nanning Nanning, diese südlich anmutende und sehr lebhafte Stadt. Selbst nachts um zwei Uhr wird hier noch gefeiert! Am Nachmittag besichtigten wir den Steinwald bei Nanning, einen von der Natur geschaffenen Wald aus erodierten Steinen und tropischen Pflanzen. Eine Bekannte zeigte mir die pulsierende Metropole. Auf ihrem Roller mussten wir ein spezielles Bild abgeben. Sie war viel kleiner und leichter als ich. Trotzdem beharrte sie darauf, dass sie den Roller steuerte, obwohl ich ihr erklärte, dass ich mich gewohnt sei, sogar grosse Motorräder zu fahren. Wenn sie arbeitete, mietete ich ein Velo und erforschte darauf die Stadt. Die südlich gelegene Stadt pul-siert auch bis spät abends. Nebst den teilweise gespenstisch (da ohne Licht) dahinradelnden Velos, sieht man auch Wasser-büffel und andauernd hupende Fahrzeuge aller Art. Auf den Strassen werden an diversen Ständen Sachen angeboten, wobei mich die die Wokköche, die ihre Speisen über dem offenen Feuer braten, am meisten fasziniert Wenn man das Bild doppelklickt, bewegt es sich Mit dem Velo fuhr ich u.a. den Bahnschienen entlang und filmte die Dampfloks im Regeldienst. Ich konnte mich nicht sattsehen am Dampfspektakel, das sich mir da bot. Bitte die Bilder doppelklicken, um die Filme zu sehen Nanning- Guilin Ein chinesisches Sprichwort besagt: Ich lebe lieber in Guilin, als einer der Götter im Himmel zu werden. Die herrlichen Landschaftsbilder Chinas, an die sich die meisten Leute erinnern, stammen wohl grösstenteils aus der Gegend um Guilin – merkwürdig geformte Bergkupppeln und – spitzen, ausgedehnte stille Wasserflächen. Es ist eine der schönsten Szenarien in diesem erstaunlichen Land und bei ihrem Anblick glaubt man sich in ein mystisches Märchenland versetzt. Guilin selber ist ein kleiner Fremdenverkehrsort inmitten der berühmten Karsthügel. Seit seine Umgebung in Bild und Wort unsterblich gemacht worden ist, seit der Mensch überhaupt gelernt hat, Schönheit irgendwie festzuhalten, reisst die Fremdenindustrie sich um die Touristen, um ihnen bei Bootsfahrten auf dem Li-Fluss die exotische Landschaft und die berühmten Kormorane vorführen zu können. Die Chinesen bringen den Vögeln bei, für sie zu fischen. Heutzutage tun sie es mehr der Fremden und der Kameras wegen, als um ihre Familien zu ernähren. Die Fischer gehen mit den abgerichteten Kormoranen mit abgebunden Schlund auf Fang. Der Vogel kann seine Beute nicht schlucken und wenn er wieder oben ist, dann landet der Fisch wieder im Netz. Sieht nicht sehr tierfreundlich aus, aber man versichert der Vogel habe keine Schmerzen.