Arbeitsblatt: Schachnovelle, Stefan Zweig
Material-Details
8 beantwortete Fragen zur "Schachnovelle"
Deutsch
Leseförderung / Literatur
11. Schuljahr
4 Seiten
Statistik
128824
2480
21
26.02.2014
Autor/in
Beat Wetli
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Schachnovelle 1. Nennen Sie wesentliche Merkmale der Gattung „Novelle unter Berücksichtigung des Textes. Äusserst eingeschränkter Handlungs- und Bewegungsraum (Schiff) Nur sehr wenige Personen (McConnor, Czentovic, Dr. B) sind handlungsbestimmend Unerhörte Begebenheit (noch nie dagewesenes Ereignis): Das Finale (Dr. entgeht in letzter Minute durch Aufgabe des Spiels einem nervlichen Zusammenbruch) ist zugleich die unerhörte Begebenheit Wendepunkt: Dr. besiegt zwar zuerst den Weltmeister und stimmt dann doch, entgegen seiner Ankündigung, einer Revanche zu 2. Charakterisieren Sie folgende Personen a) Dr. B. Mann des Geistes aus nobler Wiener Familie. Höflicher, feinfühliger und aufrichtiger Mensch. Ganzheitlich intelligent (keine isolierte Intelligenz wie Czentovic). Fähigkeit zum abstrakten Denken. Dadurch dass er ständig neue geistige Reize braucht, setzte er während der Haft seine geistige Gesundheit aufs Spiel, deshalb nervlich angeschlagen b) Mirko Czentovic: „Einseitig sonderbar begabt (Schachspiel), ansonsten phlegmatisch, wortkarg, dumm. Spielt hauptsächlich des Geldes wegen und bezieht daraus sein Selbstwertgefühl. Braucht das physische Brett und die Figuren um spielen zu können (keine Fähigkeit zur Abstraktion). Seelenloser Schachautomat. c) McConnor Ist nicht fähig, Niederlagen zu akzeptieren, gewohnt im Leben zu gewinnen (Erfolgsmensch). Ehrgeizig. Temperamentvoll, spontane Art. Will und kann seine eigenen Vorstellungen durchsetzen. Im Schach allerdings ein Leichtgewicht. 3. Gibt es Gemeinsamkeiten von Stefan Zweig und Dr. B? Als 1933 Hitler die Macht ergriff, musste Stefan Zweig, da er Jude war, nach London flüchten. 1941 übersiedelte er mit seiner Frau nach Petropolis, Brasilien. Wie Dr. B. in seiner Isolationshaft war er in Brasilien von jeglicher geistiger Nahrung abgeschnitten: Deutsch durfte dort weder gelesen noch gesprochen werden. Er fühlte sich sehr einsam und beschäftigte sich ebenfalls mit Schach. 1942 beging er schliesslich Selbstmord. 4. Beschreiben Sie den Psychoterror, den Dr. B. erleidet. Er wird in eine Isolierzelle in einem Hotel untergebracht und wird dort über Monate dem völligen Nichts ausgesetzt. Sein Geist kann sich an nichts mehr anderem festmachen als an den immer gleichen Gegenständen seiner eintönigen Umgebung. Dies ist für ihn besonders quälend, da er ein Mann mit einem grossen intellektuellen Appetit ist. Die Gestapo verhört ihn regelmässig während dieser Zeit. Zu Beginn der Verhöre bleibt er noch standhaft, mit der Zeit verliert er jedoch seine Konzentrationsfähigkeit und kommt schliesslich an den Punkt, wo er alles zugeben würde, wenn er nicht durch das Buch mit den Schachpartien „gerettet würde. 5. Weshalb nimmt Dr. B. die Einladung, gegen Czentovic zu spielen, an? Dr. will nur ein einziges Mal erproben, ob er wirklich in der Lage ist, ein reales anstelle eines nur vorgestellten Spiels zu bestreiten. Zitat: „sie soll ein Schlussstrich unter eine alte Rechnung sein, eine endgültige Erledigung und nicht eine neuer Anfang. 6. Erzählabsicht: Was will Stefan Zweig mit dieser Novelle aussagen? Kern dieser Novelle ist das Aufeinandertreffen von Dr. B. und Czentovic, die exemplarisch für zwei gegensätzliche Typen stehen. Der humane, umfassend gebildete Mensch gegen den einseitig begabten Automaten. Einerseits ist es eine Kritik an der Einseitigkeit („Fachidiotie) des Menschen des 20. Jahrhunderts und andererseits spiegelt der Schluss auch die Resignation des Verfassers angesichts des Krieges wider, bei dem die „Automaten (die Nazis) die Kultur und die Intelligenz des Judentums vernichteten. Auch ist es ein Plädoyer dafür, dass der Mensch gleichermassen einen geistigen Hunger wie körperlichen Hunger hat und dass ein Entziehen der geistigen Nahrung ebenso sehr Folter ist wie jede andere Art von körperlicher Misshandlung. 7. Warum sollte die Schachnovelle Unterrichtsgegenstand sein? Heutige Schachweltmeister spielen und verlieren oft gegen Superschachcomputer (Deep Blue), was eine groteske Überhöhung der Schachnovelle ist (also eine Art Karikatur der Schachnovelle). Insofern ist die Schachnovelle immer noch zeitgemäss. Zudem ist unsere Zeit noch viel technokratischer geworden und die Frage nach dem Verbleib der Menschlichkeit stellt sich dringlicher denn je. Der Trend zum Fachwissen hat sich noch wesentlich verstärkt und das vernetzte Denken und Wissen ist oft weniger gefragt ist als das isolierte Wissen. Insofern könnte man behaupten, dass die Schachnovelle einige der heutzutage aktuellen Themen prophetisch vorweggenommen hat. Warum sollte man auf sie verzichten? Es gibt schon sehr viele Bücher und Filme über die Nazi-Zeit. Zudem ist heutigen Jugendlichen die Zeit und die Kultur vor dem 2. Weltkrieg zu wenig vertraut (also der Familienhintergrund von Dr. B.). Es hat zu wenig äussere Action, es ist eine Art Kammerspiel, bei dem nur geredet wird. Dass ein so ungehobelter Klotz wie Czentovic ein Schachgenie sein soll, ist unrealistisch. Die Sprache ist zu fein und zu elegant.