Arbeitsblatt: Gedichte
Material-Details
Gedichte kennen lernen
Deutsch
Vorlesen / Vortragen / Erzählen
6. Schuljahr
15 Seiten
Statistik
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13.08.2014
Autor/in
Remo Jaeggi
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Gedichte 1. Ein Gedicht umstellen Ein Gedicht kann man umstellen. Stelle deine eigene Gedichtstrophe zusammen und schreibe das Gedicht auf die vier Zeilen. So sternenklar war die Nacht Die Ähren wogten sacht Die Luft ging durch die Felder Es rauschten leis die Wälder ! Es war, als hätt der Himmel Es war, als hätt der Himmel die Erde still geküsst, dass sie im Blütenschimmer von ihm nun träumen müsst. Die Luft ging durch die Felder, die Ähren wogten sacht, es rauschten leis die Wälder, so sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus. Joseph von Eichendorff 2. Reime Bilden Ordne die Wörter auf der rechten Seite den Wörtern auf der linken Seite zu. Verbinde sie mit einem Strich. Baum Ende Sonne Wald Ferne gehen Tasse klopfen Wächter Wende fasse Sterne bald Raum Gelächter Tropfen sehen Wonne Seite 1 von 16 3. Reime Bilden Bilde nun mit jedem Reimpaar einen passend Satz. ! - - - - - - - - - - 4. Paarreim a) Bei einem Paarreim reimt sich immer erst die nächste Zeile. Reimschema Im Sommerwald Im Sommerwald, wo sich die Blätter drücken, Liegt Sonnenschein in kleinen Stücken, Drinnen die Mücken schweben und rücken. Ich muss mich unter die Stille bücken. Vor den finsteren Tannenlücken, Sah ich einen Schmetterling weiß wie einen Geist aufzücken. Der Wald riecht nach Kien und ist heiss. Vielleicht hat hier ein Herz gebrannt, und nur der Wald davon weiss. Max Dauthendey ! ! ! ! Seite 2 von 16 b) Setze nun beim nächsten Gedicht a, b, c, d, e, für die jeweiligen Reime ein. Male auch die entsprechenden Reimwörter gleich an. Sommer, der so fröhlich war Reimschema Sommer der so fröhlich war, Er entlässt der Vögel Schar, Tausend Stare weiter ziehn, Tausend Lieder jetzt entfliehn. Auf der Wiese, die verblüht, Noch der Himmel einsam glüht, Wie die Sehnsucht, die nie stirbt Und um neue Lieder wirbt. Sitzt das Herz am rechten Fleck, Fällt nicht wie ein Herbstblatt weg. Wechselt auch der Baum sein Kleid, Lieb kennt keine Jahreszeit. Max Dauthendey In dem Gedicht von mit dem Titel „ wird der Paarreim als Reimschema verwendet. c) Das Gedicht ist durcheinander. Es ist im Paarreim geschrieben! Beispiel: Sonnenstrahlen scheinen Regenwolken weinen. Ordne die Verse auf der rechten Seite richtig den Versen der linken Seite zu. Die richtige Reihenfolge erkennst du am Reim. Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell? „Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach! Und als ich so fragte, da murmelt der Bach: Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell? Was knospet, was keimet, was duftet so lind? Der Frühling, der Frühling! Da wusst ich genug! Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain: Was jauchzet, was jubelt so wunderbar? Was klingelt, was klaget, was flötet so klar? Was grünet so frühlich? Was flüstert im Wind? Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug: „Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein! Heinrich Seidel, Frühlingsgedicht Seite 3 von 16 5. Kreuzreim a) Bei einem Kreuzreim reimt sich erst die jeweils übernächste Zeile. ! Ein Winter war und keiner Reimschema Ein Winter war und keiner, Denn es hat nicht geschneit. Schnee, du glänzend reiner, Machest die Winterzeit. Friedrich Rückert b) Setze nun beim nächsten Gedicht a, b, c, für die jeweiligen Reime ein. Male auch die entsprechenden Reimwörter gleich an. Neuschnee Reimschema Flockenflaum zum ersten Mal zu prägen mit des Schuhs geheimnisvoller Spur, einen ersten schmalen Pfad zu schrägen durch des Schneefelds jungfräulicher Flur Kindisch ist und köstlich solch Beginnen, wenn der Wald dir um die Stirne rauscht oder mit bestrahlten Gletscherzinnen deine Seele leuchtende Grüsse tauscht. Christian Morgenstern ! In dem Gedicht „_ von Christian Morgenstern wird der als Reimschema verwendet. ! ! ! ! ! Seite 4 von 16 c) Das Gedicht ist durcheinander. Es ist im Kreuzreim geschrieben! Ordne die Verse auf der rechten Seite richtig den Versen der linken Seite zu. Die richtige Reihenfolge erkennst du am Reim. Ordne zuerst Titel und Verfasser zusammen. Titel: Liebe und Frühling Du bist mein Frühling, du nur mir! In diesen lichten Tagen. Ich muss hinaus, ich muss zu dir, Ich muss es selbst dir sagen: Ich will nicht mehr zu Walde gehn! Nach Duft und Klang und Schatten. Ich will die Rosen nicht mehr sehn, Nicht mehr die grünen Matten; Von Hoffmann von Fallersleben Ich will nicht mehr der Lüfte Zug, Nicht mehr der Wellen Rauschen, Ich will nicht mehr der Vögel Flug! Und ihrem Liede lauschen. Verfasser: ! 6. Umarmender Reim der umarmende Reim a) Ein umarmender Reim umschliesst einen oder mehrere Verse mit einem abweichenden Reim. Herbsttag Reimschema Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, Und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; Gib ihnen noch zwei südlichere Tage, Dränge sie zur Vollendung hin und jage Die letzte Süsse in den schweren Wein. Rainer Maria Rilke ! ! ! Seite 5 von 16 b) Setze die Buchstaben a, b, c, d, e, für die jeweiligen Reime ein. Sommerliche Nachmittagsstunde Reimschema Die Libellen über dem Bach Sind wie von schwingendem Glas umgeben. Die Schwalben schweben Dicht am Boden den taumelnden Fliegen nach. Durch Busch und Baum Duftet schwerer die Heumahd herüber; Unmerklich trüber Wird der horizontene Saum. Der flutende Schein Der Sonne will jähling verfließen In die fernen, flockigen Wiesen Fällt Donner ein. Alfons Petzold In dem Gedicht von mit dem Titel „_ wird der als Reimschema verwendet. c) Das Gedicht ist durcheinander. Es ist im umarmendem Reim geschrieben! Ordne die Verse auf der rechten Seite richtig den Versen der linken Seite zu. Die richtige Reihenfolge erkennst du am Reim. Ordne zuerst Titel und Verfasser zusammen. Sommerliche Nachmittagsstunde In die fernen, flockigen Wiesen fällt Donner ein. Die Libellen über dem Bach Sind wie von schwingendem Glas umgeben. Die Schwalben schweben Dicht am Boden den taumelnden Fliegen nach. Durch Busch und Baum Duftet schwerer die Heumahd herüber; von Alfons Petzold Der flutende Schein Der Sonne will jähling verfließen Unmerklich trüber wird der horizontene Saum. Seite 6 von 16 7. Binnenreim Beim Binnenreim reimen sich zwei Worte innerhalb einer Verszeile. Beispiel: Reimschema ! ! Ohne Krimi geht die Mimi nicht ins Bett. a Übermut tut selten gut. a Ohne Moos nix los. a Am Berge klimmend, ist es einem Löwen gleich, Im Wasser schwimmend, ist es einer Möwen gleich. ! a) Finde die Reimwörter zum Binnenreim, ergänze die Lücken. ! Der Panther a a Friedrich Rückert, Rostam und Sohrab Rainer Maria Rilke Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Die Wörter und bilden in der ersten Strophe des Gedichts Der Panther von Rainer Maria Rilke in der 3. Verszeile einen. ! Heinrich Heine Die Lotusblume Sie blüht und glüht und leuchtet, Und starret stumm in die Höh; Sie duftet und weinet und zittert Vor Liebe und Liebesweh. In der ersten Strophe des Gedichts „ „ von Heinrich Heine bilden die Wörter und in der ersten Verszeile einen. ! ! Seite 7 von 16 Friedrich Hebbel Nachtlied Quellende, schwellende Nacht, Voll von Lichtern und Sternen: In den ewigen Fernen, Sage, was ist da erwacht! Herz in der Brust wird beengt, Steigendes, neigendes Leben, Riesenhaft fühle ichs weben, Welches das meine verdrängt. In der ersten Strophe des Gedichts _ von bilden die Wörter und im ersten Vers einen Ein weiterer findet sich in der zweiten Strophe im zweiten Vers mit den Wörter und. ! Eichendorff Die zwei Gesellen Es zogen zwei rüstge Gesellen Zum erstenmal von Haus, So jubelnd recht in die hellen, Klingenden, singenden Wellen Des vollen Frühlings hinaus . Es singen und klingen die Wellen Des Frühlings wohl über mir; Und seh ich so kecke Gesellen, Die Tränen im Auge mir schwellen – Ach Gott, führ uns liebreich zu dir! Im Gedicht „ von Joseph von Eichendorff bilden die Wörter und in der ersten Strophe einen. Ein weiterer findet sich in der letzten Strophe, erster Vers, nämlich und ! ! ! ! Seite 8 von 16 8. Woran erkennt man Gedichte? a) Ergänze die Lücken mit den zur Verfügung stehenden Wörtern. ! Verse, Satzglieder, unbetonten, Reimschema, Bilder, !- betonten Viele Gedichte kann man am Reim und dem erkennen. !Oft stehen mehrere (Zeilen) in Strophen. !Sätze sind meist unvollständig und sehr kapp geschrieben. ! können eine ungewöhnliche Reihenfolge im Vers haben. !- Häufig werden besondere sprachliche verwendet wie eine Mauer des Schweigens (ablehnendes Schweigen). !- Beim Vorlesen achtet man auf die Folge von und Silben. b) Füge die richtigen Sätze zusammen. Die Zeilen eines Gedichts durch die Folge von betonten und unbetonten Silben. In einem Gedicht werden mehrere Zeilen ein Reim wie gehen stehen. Oft steht am Zeilenende sind kürzer als in anderen Texten. Reime treten oft mit einem bestimmten Schema auf: zu Strophen geordnet. Der Rhythmus beim Vorlesen entsteht Zum Beispiel als Paarreim oder Kreuzreim. 9. Ungewöhnliche Gedichte Finde heraus, was in diesem Gedichte auffällt und trage die Begriffe in die Lücken ein. Fünf und Sechs Zahlen sind nicht meins wie Zeugnisse Zweifelhaft und dreist Nicht in meinem Revier Seite 9 von 16 Formeln durchsieben Hast du gedacht Dass ein rundes Neuneck lacht Und dass es kichert . Jahrzehnte? ! 10. Beispiele von Gedichten im Paarreim Wilhelm Busch Abschied Die Bäume hören auf zu blühn, Mein Schatz will in die Fremde ziehn; Mein Schatz, der sprach ein bittres Wort: Du bleibst nun hier, aber ich muss fort. Leb wohl, mein Schatz, ich bleib dir treu, Wo du auch bist, wo ich auch sei. Bei Regen und bei Sonnenschein, Solang ich lebe, gedenk ich dein. Solang ich lebe, lieb ich dich, Und wenn ich sterbe, bet für mich, Und wenn du kommst zu meinem Grab, So denk, dass ich dich geliebet hab. Wilhelm Busch Bewaffneter Friede Ganz unverhofft an einem Hügel sind sich begegnet Fuchs und Igel. Halt, rief der Fuchs, du Bösewicht! Kennst du des Königs Ordre nicht? Ist nicht der Friede längst verkündigt, und weißt du nicht, dass jeder sündigt, der immer noch gerüstet geht? Im Namen seiner Majestät, geh her und übergib dein Fell, Der Igel sprach: Nur nicht so schnell. Lass dir erst deine Zähne brechen, dann wollen wir uns weiter sprechen! Und allsogleich macht er sich rund, schließt seinen dichten Stachelbund und trotzt getrost der ganzen Welt, bewaffnet, doch als Friedensheld. ! Heinrich Heine Seite 10 von 16 Heinrich Heine Die Wanderratten Es gibt zwei Sorten Ratten: Die hungrigen und satten. Die satten bleiben vergnügt zu Haus, Die hungrigen aber wandern aus. Die Wanderratten, wehe! Sie sind schon in der Nähe. Sie rücken heran, ich höre schon Ihr Pfeifen die Zahl ist Legion. Sie wandern viele tausend Meilen, Ganz ohne Rasten und Weilen, Gradaus in ihrem grimmigen Lauf, Nicht Wind noch Wetter hält sie auf. wehe! Wir sind verloren, Sie sind schon vor den Toren! Der Bürgermeister und Senat, Sie schütteln die Köpfe, und keiner weiß Rat. Sie klimmen wohl über die Höhen, Sie schwimmen wohl durch die Seen; Gar manche ersäuft oder bricht das Genick, Die Lebenden lassen die Toten zurück. Die Bürgerschaft greift zu den Waffen, Die Glocken läuten die Pfaffen. Gefährdet ist das Palladium Des sittlichen Staats, das Eigentum. Es haben diese Käuze Gar fürchterliche Schnäuze; Sie tragen die Köpfe geschoren egal, Ganz radikal, ganz rattenkahl. Nicht Glockengeläute, nicht Pfaffengebete, Nicht hochwohlweise Senatsdekrete, Auch nicht Kanonen, viel Hundertpfünder, Sie helfen Euch heute, Ihr lieben Kinder! Die radikale Rotte Weiß nichts von einem Gotte. Sie lassen nicht taufen ihre Brut, Die Weiber sind Gemeindegut. Heut helfen Euch nicht die Wortgespinste Der abgelebten Redekünste. Man fängt nicht Ratten mit Syllogismen, Sie springen über die feinsten Sophismen. Der sinnliche Rattenhaufen, Er will nur fressen und saufen, Er denkt nicht, während er säuft und frisst, Dass unsre Seele unsterblich ist. Im hungrigen Magen Eingang finden Nur Suppenlogik mit Knödelgründen, Nur Argumente von Rinderbraten, Begleitet mit Göttinger Wurst-Zitaten. So eine wilde Ratze, Die fürchtet nicht Hölle, nicht Katze; Sie hat kein Gut, sie hat kein Geld Und wünscht aufs neue zu teilen die Welt. Ein schweigender Stockfisch, in Butter gesotten, Behaget den radikalen Rotten Viel besser als ein Mirabeau Und alle Redner seit Cicero. 11. Beispiele von Gedichten im Kreuzreim Wilhelm Busch Ärgerlich Aus der Mühle schaut der Müller, Der so gerne mahlen will. Stiller wird der Wind und stiller, Und die Mühle stehet still. So geht immer, wie ich finde, Rief der Müller voller Zorn. Hat man Korn, so fehlts am Winde, Hat man Wind, so fehlt das Korn. ! Seite 11 von 16 Joseph von Eichendorff An die Waldvögel Könnt mich auch sonst mit Schwingen Übers grüne Revier, Hatt ein Herze zum Singen Und Flügel wie ihr. Ein Schiff sah ich gehen Fort über das Meer, Meinen Liebsten drin stehen – Dacht meiner nicht mehr. Flog über die Felder, Da blüht es wie Schnee, Und herauf durch die Wälder Spiegelt die See. Und die Segel verzogen, Und es dämmert das Feld, Und ich hab mich verflogen In der weiten, weiten Welt Der alte Garten Joseph von Eichendorff Kaiserkron und Päonien rot, Die müssen verzaubert sein, Denn Vater und Mutter sind lange tot, Was blühn sie hier so allein? Sie hat eine Laute in der Hand, Als ob sie im Schlafe spricht, Mir ist, als hält ich sie sonst gekannt – Still, geh vorbei und weck sie nicht! Der Springbrunn plaudert noch immerfort Von der alten schönen Zeit, Eine Frau sitzt eingeschlafen dort, Ihre Locken bedecken ihr Kleid. Und wenn es dunkelt das Tal entlang, Streift sie die Saiten sacht, Da gibts einen wunderbaren Klang Durch den Garten die ganze Nacht. Heinrich Heine Gedichte In der Fremde Du bist ja heut so grambefangen, Wie ich dich lange nicht geschaut! Es perlet still von deinen Wangen, Und deine Seufzer werden laut. Denkst du der Mutter und der Schwester? Mit beiden standest du ja gut. Ich glaube gar, es schmilzt, mein Bester, In deiner Brust der wilde Mut! Denkst du der Heimat, die so ferne, So nebelferne dir verschwand? Gestehe mirs, du wärest gerne Manchmal im teuren Vaterland. Denkst du der Vögel und der Bäume Des schönen Gartens, wo du oft Geträumt der Liebe junge Träume, Wo du gezagt, wo du gehofft? Denkst du der Dame, die so niedlich Mit kleinem Zürnen dich ergötzt? Oft zürntest du, dann ward sie friedlich, Und immer lachtet ihr zuletzt. Es ist schon spät. Die Nacht ist helle, Trübhell gefärbt vom feuchten Schnee. Ankleiden muss ich mich nun schnelle Und in Gesellschaft gehn. weh! Denkst du der Freunde, die da sanken An deine Brust, in großer Stund? Im Herzen stürmten die Gedanken, Jedoch verschwiegen blieb der Mund. ! ! ! Seite 12 von 16 Johann Wolfgang von Goethe Abschied Zu lieblich ist, ein Wort zu brechen, Zu schwer die wohlerkannte Pflicht, Und leider kann man nichts versprechen, Was unserm Herzen widerspricht. Was suchst du mir dich zu verstecken! Sei offen, flieh nicht meinem Blick! Früh oder spät musst ich entdecken, Und hier hast du dein Wort zurück. Du übst die alten Zauberlieder, Du lockst ihn, der kaum ruhig war, Zum Schaukelkahn der süßen Torheit wieder, Erneust, verdoppelst die Gefahr. Was ich gesollt, hab ich vollendet; Durch mich sei dir von nun an nichts verwehrt; Allein, verzeih dem Freund, der sich nun von dir wendet Und still in sich zurücke kehrt. Heinrich Heine Himmlisch wars. Himmlisch wars, wenn ich bezwang Meine sündige Begier, Aber wenns mir nicht gelang, Hatt ich doch ein groß Pläsier. 12. Beispiele von Gedichten im umarmenden Reim Georg Trakl Im Winter Der Acker leuchtet weiß und kalt. Der Himmel ist einsam und ungeheuer. Dohlen kreisen über dem Weiher Und Jäger steigen nieder vom Wald. Ein Schweigen in schwarzen Wipfeln wohnt. Ein Feuerschein huscht aus den Hütten. Bisweilen schellt sehr fern ein Schlitten Und langsam steigt der graue Mond. Ein Wild verblutet sanft am Rain Und Raben plätschern in blutigen Gossen. Das Rohr bebt gelb und aufgeschossen. Frost, Rauch, ein Schritt im leeren Hain. Joseph von Eichendorff Adler Steig nur, Sonne, Auf die Höhn! Schauer wehn, Und die Erde bebt vor Wonne. Und vom hohen Felsaltar Stürzt der Aar Und versinkt in Morgenlohen. Kühn nach oben Greift aus Nacht Waldespracht, Noch von Träumen kühl durchwoben. Frischer Morgen! Frisches Herz, Himmelwärts! Lass den Schlaf nun, lass die Sorgen! Seite 13 von 16 Clemens Brentano Der Spinnerin Nachtlied Es sang vor langen Jahren Wohl auch die Nachtigall, Das war wohl süßer Schall, Da wir zusammen waren. So oft der Mond mag scheinen, Denk ich wohl dein allein, Mein Herz ist klar und rein, Gott wolle uns vereinen. Ich sing und kann nicht weinen, Und spinne so allein Den Faden klar und rein So lang der Mond wird scheinen. Seit du von mir gefahren, Singt stets die Nachtigall, Ich denk bei ihrem Schall, Wie wir zusammen waren. Als wir zusammen waren Da sang die Nachtigall Nun mahnet mich ihr Schall Dass du von mir gefahren. Gott wolle uns vereinen Hier spinn ich so allein, Der Mond scheint klar und rein, Ich sing und möchte weinen. Georg Trakl Die schöne Stadt Alte Plätze sonnig schweigen, Tief in Blau und Gold versponnen Traumhaft hasten sanfte Nonnen Unter schwüler Buchen Schweigen. Zitternd flattern Glockenklänge, Marschtakt hallt und Wacherufen Fremde lauschen auf den Stufen, Hoch im Blau sind Orgelklänge. Aus den braun erhellten Kirchen Schaun des Todes reine Bilder, Großer Fürsten schöne Schilder, Kronen schimmern in den Kirchen. Helle Instrumente singen, Durch der Gärten Blätterrahmen Schwirrt das Lachen schöner Damen, Leise junge Mütter singen. Rösser tauchen aus dem Brunnen, Blütenkrallen drohn aus Bäumen, Knaben spielen wirr von Träumen Abends leise dort am Brunnen. Heimlich haucht an blumigen Fenstern Duft von Weihrauch, Teer und Flieder. Silbern flimmern müde Lider Durch die Blumen an den Fenstern. Mädchen stehen an den Toren, Schauen scheu ins farbige Leben. Ihre feuchten Lippen beben, Und sie warten an den Toren. Eduard Mörike Er ist Frühling lässt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte; Süße, wohl bekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. Horch, von fern ein leiser Harfenton! Frühling, ja du bist s! Dich hab ich vernommen! (Nicht das ganze Gedicht steht im umarmenden Reim) Seite 14 von 16 Heinrich Heine Im tollen Wahn hatt ich dich einst verlassen Im tollen Wahn hatt ich dich einst verlassen, Ich wollte gehn die ganze Welt zu Ende, Und wollte sehn ob ich die Liebe fände, Um liebevoll die Liebe zu umfassen. Und immer irrte ich nach Liebe, immer Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer, Und kehrte um nach Hause, krank und trübe. Die Liebe suchte ich auf allen Gassen, Vor jeder Türe streckt ich aus die Hände, Und bettelte um gringe Liebesspende, – Doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen. Doch da bist du entgegen mir gekommen, Und ach! was da in deinem Aug geschwommen, Das war die süße, lang gesuchte Liebe. 13. Beispiele von Gedichten im Binnenreim Wilhelm Busch Ärgerlich Aus der Mühle schaut der Müller, Der so gerne mahlen will. Stiller wird der Wind und stiller, Und die Mühle stehet still. So geht immer, wie ich finde, Rief der Müller voller Zorn. Hat man Korn, so fehlts am Winde, Hat man Wind, so fehlt das Korn. Joseph von Eichendorff An die Waldvögel Könnt mich auch sonst mit Schwingen Übers grüne Revier, Hatt ein Herze zum Singen Und Flügel wie ihr. Flog über die Felder, Da blüht es wie Schnee, Und herauf durch die Wälder Spiegelt die See. Ein Schiff sah ich gehen Fort über das Meer, Meinen Liebsten drin stehen – Dacht meiner nicht mehr. Und die Segel verzogen, Und es dämmert das Feld, Und ich hab mich verflogen In der weiten, weiten Welt. ! ! Seite 15 von 16