Arbeitsblatt: Lehrprobe
Material-Details
Lehrprobe zum 2.Staatsexamen
Bewegung / Sport
Spiel
1. Schuljahr
30 Seiten
Statistik
138052
742
5
23.10.2014
Autor/in
Tina Strüver
Land: Deutschland
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
1 Bedingungsanalyse Seit den Herbstferien erteile ich in der Lerngruppe 1/2b eigenverantwortlich zwei Sportstunden. Die Lerngruppe setzt sich aus 10 Schülern (5 Mädchen, 4 Jungen) des ersten Schuljahrgangs und 7 Schülern (3 Mädchen, 4 Jungen) des zweiten Schuljahrgangs zusammen. Mit viel Begeisterung und Motivation nehmen die Kinder am Sportunterricht teil, ein typisches Merkmal der derzeitigen motorischen Entwicklungsphase. Alle Schüler bemühen sich, den gestellten Anforderungen gerecht zu werden. Der Umgang untereinander ist überwiegend kameradschaftlich und von Hilfsbereitschaft, besonders der Mädchen, gekennzeichnet. Die Jungen konkurrieren sehr stark untereinander, wollen beweisen wer der Schnellste und Stärkste ist. Darunter leiden häufig auch die Bewegungsausführung und die Einstellung zu leistungsschwächeren Schülern in Mannschaftsspielen. Jan, Bruno und Niclas zeigen hier gerade gegenüber Nadine ein unfaires Verhalten. Meist sind alle drei Jungen schon unmotiviert, wenn Nadine in ihrer Mannschaft mitspielt, weil sie nicht verlieren können. Für einen zügigen Ablauf des Sportunterrichts sind Rituale und Regeln unabdingbar. So wissen die Schüler, dass sie sich bei einem offenen Unterrichtsbeginn selbstständig in der Halle mit den bereitgestellten Materialien bewegen dürfen. Auf Pfiff haben alle Schüler ihre Aktivitäten zu beenden, die Materialien wegzuräumen und sich zügig im Sitzkreis einzufinden. Zu Übungserklärungen wird der Ball, wie festgelegt, entweder unter den Beinen verstaut oder in der Hand gehalten. Yannik, Bruno, Eric und Nadine haben oft Probleme diese Regel einzuhalten, wodurch sich der Unterrichtsablauf verzögert. In Übungsphasen müssen Niclas, Bruno, Yannik und Tim immer wieder zur Rücksichtnahme aufgefordert werden, weil sie ihre Mitschüler beim Üben, z.B. durch drängeln und schubsen, stören. Die Schüler haben durch vielfältige Bewegungsformen wie Tragen, Rollen, Werfen, Fangen und Prellen mit und ohne Partner erste Erfahrungen mit dem Handgerät Ball erworben. Formen des individuellen oder partnerbezogenen Erprobens und Erkundens standen hierbei im Vordergrund und wurden von den Schülern mit einem hohen Motivationsgrad bewältigt. Zur Erwärmung und Abschlussphase sowie zur Vertiefung wurden bereits kleine Ballspiele durchgeführt. Die Vorerfahrungen der Kinder weisen eine sehr breite Streuung auf, weil einige Kinder sowohl in der Freizeit als auch im Sportverein vermehrte Erfahrungsmöglichkeiten bezüglich des Stundeninhalts haben. Jan, Niclas, Bruno, Leticia (Schuljahrgang 2), Erik Einar, Max und Yannik (Schuljahrgang 1) zeigen sich sehr geschickt im Umgang mit dem Ball. Die Fähigkeit ihre Bewegungen beim Werfen, Fangen und Prellen anzupassen, gelingt ihnen besonders durch das sichere Einschätzen der Geschwindigkeit und Richtung des Balles. Eine zielgerichtete Ballführung erfolgt aufgrund der gewölbten Handhaltung, wodurch der Ball kontrolliert begleitet wird. Für das genaue Zuspiel können sie den Krafteinsatz sowohl beim Werfen als auch in den 1 verschiedenen Aufgaben zum Prellen entsprechend dosieren. Unsicherheiten im Fangen treten nur bei zu schneller und unkonzentrierter Bewegungsausführung auf. Eine Herausforderung stellt für diese Schüler die Bewegungsausführung mit der „schwachen Hand dar. Im Spiel fällt es Leticia aufgrund des Handballtrainings manchmal schwer, den Krafteinsatz beim Werfen zum Partner richtig einzuschätzen. Leticia verfügt durch das regelmäßige Handballtraining über eine enorme Wurfkraft. Auch Celina (Schuljahrgang 2) zeigt entsprechende Fähigkeiten, benötigt aber immer wieder Zuspruch, um diese abzurufen. Kaum Erfahrungen mit dem Ball hatten Leonie, Celina, Tim, Ben (Schuljahrgang 1) und Lisa (Schuljahrgang 2). Aufgrund einer flachen Handhaltung fiel es ihnen schwer, den Ball bei den Bewegungsausführungen zu kontrollieren. Das wenig ausgeprägte Ballgefühl führte zu Schwierigkeiten den richtigen Krafteinsatz für die genaue Bewegungsausführung sowohl beim Rollen und Prellen als auch Werfen und Fangen zu finden. Durch die vielfältigen Übungen zur Ballgewöhnung konnten sichtbare Verbesserungen erzielt werden, was auch auf die konzentrierte und beharrliche Arbeitsweise der Kinder in den Stunden zurückzuführen ist. Nun gelingt die zielgerichtete Führung des Balles mittels prellen und rollen durch eine verbesserte Handhaltung. Bei der Bewegungsausführung bereitet ihnen der richtige Krafteinsatz noch Probleme. Meist wird der Ball zu hoch bzw. zu niedrig geprellt oder einem Partner zu stark zugeworfen. Weiterer Übungsbedarf besteht beim Fangen. Unterhalb der Gürtellinie erfolgt das Fangen meist sicher, oberhalb führt die falsche Handhaltung zu Problemen. Tim zeigt hier deutliche Auffälligkeiten. Er hält die Hände wie einen Schnabel. Größere Schwierigkeiten beim Umgang mit dem Ball haben Eric, Jolien und Nadine (Schuljahrgang 1), da sie bisher kein Gefühl für den Ball entwickelt haben. Bei allen Bewegungsausführungen wird der Ball mit der flachen Hand geführt und liegt nicht in der Handfläche. Eine Ballkontrolle ist dadurch weder beim Rollen noch beim Prellen möglich. Die ebenso fehlerhafte Handhaltung zum Werfen und Fangen verhindert ein sicheres Zuspiel zum Partner oder an die Wand. Zusätzlich führt die unzureichende Kraftdosierung in allen Bereichen zu ungenauen Bewegungshandlungen. Nadine zeigt Angst gegenüber dem Ball und zuckt bei jeglichem Zuspiel zurück. Zudem hat sie große Schwierigkeiten sich im Raum zu orientieren sowie die Position des Balles zum eigenen Körper zu bestimmen. Durch die geringe Konzentrationsfähigkeit fällt es Nadine schwer, Bewegungen über einen längeren Zeitraum kontinuierlich auszuführen. Häufig beobachtet sie andere Kinder und verliert dadurch ihren eigenen Ball. In den letzten Wochen hat sich Erics Angst und Abneigung dem Ball gegenüber gelegt. Nur noch selten verweigert er das Zusammenspiel mit Partnern. Häufig tritt dies auf, wenn er Misserfolge beim Fangen erlebt. Dann kann es passieren, dass er das Spiel ganz verweigert. In individuellen Übungsphasen zeigt er dieses Verhalten nicht. Tim (Schuljahrgang 2) hat aufgrund eines Armbruches drei Wochen Sportverbot. 2 2 Sachanalyse Die allgemeine Spielfähigkeit gliedert sich in einen Fertigkeits- und einen Fähigkeitsbereich. Zu den elementaren Ballfertigkeiten zählen das Rollen, Prellen, Werfen, Fangen, Schießen und Schlagen. Der Fähigkeitsbereich umfasst die elementaren koordinativen Fähigkeiten wie die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, die räumliche Orientierungsfähigkeit, die Reaktions-, Rhythmus- und Gleichgewichtsfähigkeit. Im Mittelpunkt der Stunde stehen die Fertigkeiten Rollen, Prellen, Werfen und Fangen. Der rollende Ball wird mit leicht gespreizten Fingern und der ganzen Handfläche geführt. Die Hand liegt dabei hinter dem Ball. Der Daumen zeigt zur Seite. (vgl. Müller 2011, S.99). Beim Prellen wird der Ball wird mit einer Hand zum Boden gedrückt. Dies erfolgt durch den Druck aus Ellbogen- und Handgelenk. Dabei liegt die Hand gewölbt über dem Ball, alle Finger und die Handfläche berühren den Ball. Der Ball wird so stark zum Boden gedrückt, dass er danach wieder in etwa hüfthoch zurückspringt. Nimmt man den Ball nach einmaligem zu Boden drücken wieder auf, nennt man das Tippen. Geschieht dies mehrmals hintereinander spricht man von Prellen (vgl. Müller 2001, S.51). Das Werfen und Fangen ist die Grundvoraussetzung für jegliche Form des Zusammenspiels. Dabei steht besonders das Zuspiel bzw. Abgeben des Balles als Aspekt des Werfens im Vordergrund. Der Ball wird mit beiden Händen vor der Brust gehalten. Die Hände befinden sich hinter dem Ball, die Finger zeigen nach oben, die Daumen zueinander (W), die Ellenbogen zeigen locker nach außen. Anschließend erfolgt eine kraftvolle Streckung der Arme nach vorn mit abschließendem Nachklappen der Hände und Finger. Nachdem der Ball die Hände verlassen hat, zeigen die Daumen zum Boden, die übrigen Finger zur Seite. Oft wird die Passbewegung durch einen Schritt mit Verlagerung des Körpergewichts nach vorne unterstützt (vgl. Müller 2001, S. 71). Zum Fangen strecken sich Hände und Arme dem Ball entgegen. Die Arme sind in den Ellenbogen leicht gebeugt. Die Finger zeigen vom Ball weg, wobei Daumen und Zeigefinger zueinander zeigen und so ein Dreieck bilden, damit der Ball nicht zum Körper durchrutschen kann. Der ankommende Ball berührt die Hände des Fängers an den Fingerkuppen und den Fingern bis zur Handwurzel, aber nicht an den Handflächen. Durch das Zurückführen der Arme zum Körper wird die Geschwindigkeit des Balles abgebremst. Beim Fangen unterhalb der Gürtellinie zeigen die Handflächen nach oben und die kleinen Finger berühren sich fast (vgl. Müller 2001, S.72) Die koordinativen Fähigkeiten sind eine wesentliche Voraussetzung diese motorischen Fertigkeiten schnell und gut zu erlernen, zielgerichtet und präzise zu kontrollieren sowie vielfältig und situationsangemessen zu variieren (vgl. Roth/Kröger 2011, S.16). In dieser Stunde sind besonders die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit und die Rhythmusfähigkeit von Bedeutung. 3 die räumliche Eine entscheidende Rolle bei differenzierten Bewegungshandlungen sowie räumlich und zeitlich präzisen Bewegungsausführungen spielt die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit. Sie erlaubt insbesondere das differenzierte Auf- und Wahrnehmen von sensorischen Informationen zum Aufbau von Bewegungsvorstellungen und der Entwicklung von Ballgefühl sowie Ballgeschicklichkeit. Die räumliche Orientierungsfähigkeit hat für die Sportspiele, mit seinen ständig wechselnden Bedingungen, eine besondere Bedeutung in Bezug auf die Spielfähigkeit. Die Grundlage für situationsangemessene Entscheidungen im technischen und taktischen Bereich ist die Wahrnehmung von Raum und Bewegung. Je sicherer die räumliche Orientierung, desto freier die Aufmerksamkeit für Spielhandlungen, wodurch eine bessere Spielübersicht möglich wird. Auch die Rhythmusfähigkeit ist für das Spielen-Können ein wichtiger Aspekt. Bei Sportspielen geht es um die Gestaltung von Bewegungshandlungen mit und ohne Ball sowie der Abstimmung der eigenen Bewegungen auf die des Balles (vgl. Roth/Kröger 2011, S.16ff). didaktische Reduktion Das Hauptaugenmerk in der Stunde liegt auf der Handhaltung in den jeweiligen Fertigkeitsbereichen. Für das Rollen und Prellen ist die gewölbte Handhaltung wichtigste Voraussetzung. Die Handfläche und die Finger umschließen den Ball. Beim Rollen befindet sich die Hand hinter dem Ball. Zum Prellen wird der Ball nach unten begleitet und neben dem Körper geführt. Im Gegensatz dazu wird der Ball beim Werfen und Fangen mit gespreizten Fingern gehalten. Die Handfläche berührt den Ball nicht. Beim Werfen befinden sich die Hände hinter dem Ball und die Finger bilden ein „W. Zum Fangen werden die Hände dem Ball entgegenstreckt und die Finger liegen seitlich um den Ball. Dabei bilden Zeigefinger und Daumen ein Dreieck. Muss der Ball unterhalb der Gürtellinie gefangen werden, zeigen die Handflächen nach oben und die kleinen Finger zueinander. Die Übungsauswahl erfolgte hinsichtlich der Schwerpunkte kinästhetische Differenzierungsfähigkeit, die räumliche Orientierungsfähigkeit und die Rhythmusfähigkeit, da diese besonders für die eigene Ballkontrolle sowie das gemeinsame Spiel notwendig sind. Die Schüler sollen den dosierten Krafteinsatz beim Werfen in verschiedene Höhen, aus unterschiedlichen Entfernungen von der Wand und auf Ziele üben. Ebenso schult das Prellen auf der Bank oder beim Gehen über die Bank den differenzierten Einsatz der Kraft. Von den Kindern müssen Richtung und Geschwindigkeit des Balles richtig eingeschätzt werden, um die eigene Bewegungshandlung anpassen zu können. Dies wird besonders beim Prellen in Reifenbahnen oder während des Balancierens auf der Bank sowie beim Rollen und Prellen im Slalom gefordert. Die Bewegung durch den Parcours verlangt ein sicheres Orientieren in der Halle, um nicht mit den Mitschülern zu kollidieren. Ein hinreichendes Maß an Rhythmusfähigkeit erfordert das Prellen in der Reifenbahn, in der Bewegung und im Slalom. 4 3 Lernziele Groblernziel: Die Schüler können die Ballfertigkeiten Rollen, Prellen, Werfen und Fangen zunehmend sicherer ausführen. Feinlernziele: Die Schüler: schulen ihre Differenzierungsfähigkeit, indem sie unterschiedlich hoch prellen oder werfen, im Slalom rollen oder prellen und den Wurfabstand zur Wand verändern verbessern ihre Orientierungsfähigkeit, indem sie durch eine Reifenbahn, im Slalom oder auf einer Bank gehend prellen schulen ihre Rhythmusfähigkeit, indem sie im Gehen, Laufen, in Reifenbahnen oder im Slalom kontinuierlich prellen können zielgerichtet rollen und prellen, indem sie den Ball mit der gesamten Handfläche und leicht gespreizten Fingern führen können zunehmend sicherer werfen und fangen, indem sie die korrekte Handhaltung einsetzen können ihre Leistungsfähigkeit zunehmend sicherer einschätzen, indem sie die für sie geeignete Schwierigkeitsstufe wählen differenzierte Feinlernziele Nadine, Jolien, Eric verbessern ihre Orientierungsfähigkeit, indem sie durch eine Reifenbahn tippen oder beidhändig prellen schulen ihre Differenzierungsfähigkeit, indem sie den Ball hochwerfen und wieder auffangen, in einer Gasse prellen sowie im Slalom rollen 5 4 Didaktische Begründung Der Ball ist viel mehr als nur rund! In einem Ball steckt ein hoher Aufforderungscharakter zu Spiel und Bewegung. Die Vielseitigkeit dieses kugelförmigen Körpers wird schon in der Fülle der ihm zugeschriebenen Bewegungseigenschaften deutlich: Er springt, fliegt, rollt, prallt ab; er wird geworfen, gestoßen, geschossen, geprellt, gefangen, gedribbelt, geschlagen oder jongliert. Kein anderes Objekt weckt in einem so hohen Maße wie ein Ball, die Lust sich zu bewegen. Ganz nebenbei wird im Spiel mit ihm die körperliche Leistungsfähigkeit effektiv gesteigert (vgl. Müller 2011, S.20). Der Lehrplan fordert, dass die Kinder die Grundformen der Bewegung in unterschiedlichen Spielsituationen und Spielräumen mit verschiedenen Materialien, wie Bällen, anwenden können. Dafür müssen neben der Beherrschung von grundlegenden Ballfertigkeiten Rollen, Prellen, Werfen und Fangen, auch der Spielgedanke erfasst und Spielregeln eingehalten werden. Nur dadurch wird ein faires Mit- und Gegeneinander möglich (vgl. Fachlehrplan Sport 2007, S.8). Mit dem Ball lassen sich eine Fülle von Aufgaben gestalten, die zugleich die Entwicklung der koordinativen Fähigkeiten, als übergreifendes Element der Motorik, fördert und fordert. Darin liegt die spezifische Bedeutsamkeit für die Grundschule – als Grundlage für die Ausbildung einer motorischen Handlungskompetenz (vgl. Fachlehrplan Sport 2007, S.5). Der Stellenwert der Schulung koordinativer Fähigkeiten spiegelt sich in der Tatsache wider, dass sich gegen Ende des frühen und späten Schulkindalters die koordinativen Fähigkeiten bereits zu drei Viertel ihres Höchstniveaus ausbilden (vgl. Meinel/Schnabel 2006 S. 212ff). Deshalb ist die vorrangige Zielsetzung beim Umgang mit dem Ball nicht die möglichst frühe und einseitige Entwicklung spezifischer Ballfertigkeiten, um die Kinder schnellstmöglich an die Sportspiele heranzuführen. Neben der Ausbildung der grundlegenden Ballfertigkeiten Fangen, Werfen, Prellen und Rollen sollen daher gleichzeitig die koordinativen Fähigkeiten im Umgang mit dem Ball gefördert werden. Um in kleinen Spielen das Annehmen (Fangen), Abgeben (Zuspiel, Werfen) und Führen (z.B. Prellen) anwenden zu können (vgl. Fachlehrplan Sport 2007, S.8), müssen die Schüler in der Lage sein, die Richtung und Geschwindigkeit des Balls richtig einschätzen zu können, um die eigenen Bewegungen angemessen darauf abstimmen zu können. Diese Fähigkeiten werden durch das Prellen in vorgegebene Ziele wie in Reifenbahnen, auf Linien und Bänke sowie im Slalom geschult. Ferner ist es wichtig, die Kraft der Bewegungen genau zu regulieren sowie zeitlich und räumlich so abzustimmen, dass der Ball das gewünschte Ziel z.B. den Mitspieler erreicht. Gefordert wird dies durch das Werfen in verschiedene Höhen und aus unterschiedlichen Abständen zur Wand, das Prellen auf und neben der Bank sowie dem Rollen und Prellen im Slalom. 6 Das Spielen mit dem Ball ist bei allen Kindern der Klasse sehr beliebt. Sie beschäftigen sich sowohl in der bewegten Pause, als auch in einem offenen Unterrichtsbeginn bevorzugt mit dem Ball, weil er einen sehr hohen Aufforderungscharakter besitzt und variabel eingesetzt werden kann. Dadurch besitzen alle Kinder einen Zugang zum Thema, an dem angeknüpft werden kann. Für die Kinder hat das Ballspielen aus diesem Grund einen großen Gegenwartsbezug, da es sowohl in ihren Alltagsspielen, in der Pause oder im Hort, als auch in den kleinen Spielen in der Erwärmungs- und Schlussphase immer wieder eine Rolle spielt. Außerdem eröffnet es Möglichkeiten zum gemeinsamen Spielen mit Freunden und zur sinnvollen Freizeitgestaltung. Der sichere Umgang mit dem Ball fördert eine positive Einstellung zur Bewegung und im Zusammenspiel mit Anderen werden Fähigkeiten, wie faires Mit- und Gegeneinander entwickelt. In den kleinen Sportspielen werden die grundlegenden Ballfertigkeiten den Schülern in den nächsten Schuljahren weiter in vielfältiger Weise begegnen. 5 Methodische Entscheidungen Die Stunde werde ich mit einer freien Bewegungszeit beginnen. Diese ritualisierte Form des Unterrichtbeginns ermöglicht einerseits die unterschiedlichen Umkleidezeiten der Kinder auszugleichen, andererseits können sie ihren ersten Bewegungsdrang stillen und sich in spielerischer Form erwärmen. Aufgrund des Stundenthemas werde ich Bälle zur Verfügung stellen. Die Schüler haben somit die Möglichkeit, sich mit dem Ball wieder vertraut zu machen und individuelle Fertigkeiten zu üben oder erproben. Der Pfiff (festes Ritual) beendet die freie Bewegungszeit und die Kinder kommen im Sitzkreis zusammen. Ich habe mich in der Einstieg- und Auswertungsphase für die Organisationsform des Sitzkreises entschieden, weil ich mir von ihr eine höhere Aufmerksamkeit erwarte und die Kinder mit dieser Form des Unterrichtsbeginns vertraut sind. Im Sitzkreis habe ich direkten Blickkontakt zu allen Schülern und kann dadurch Aufmerksamkeit einfordern oder bei Störungen, die sich meist auf Gespräche zwischen Niclas, Jan, Bruno oder Yannik belaufen, sofort regulierend eingreifen. Das Handzeichen „Zeigefinger am Mund oder ein Blickkontakt reichen meist, dass die Unterhaltungen eingestellt werden. Sollte dies keine Wirkung zeigen, werde ich die Kinder im Kreis umsetzen. Das bewegungsintensive Erwärmungsspiel „Bälle weg soll die Kinder auf den Stundeninhalt einstimmen und das allgemeine Aufwärmen der Muskulatur und des Herz-Kreislaufsystems gewährleisten. Alternativ hätten auch andere Ballspiele wie Bälle einsammeln eingesetzt werden können. 7 Für die Übungsphase im Hauptteil der Stunde habe ich einen Ballparcours gewählt, der die in den vorhergehenden Stunden erlernten Fertigkeiten weiter fordern und fördern soll. Um eine Bewegungssicherheit hinsichtlich dieser Ballfertigkeiten zu realisieren, ist anfangs eine hohe individuelle Bewegungszeit notwendig. Der Ballparcours ermöglicht dieses individuelle und intensive Üben. Die Stationen des Parcours sind außerdem so konzipiert, dass die Schüler entsprechend ihrer Fähigkeiten verschiedene Schwierigkeitsstufen wählen können. Zudem gestattet der Ballparcours mehr Bewegungszeit, um dem Bewegungsdrang der Kinder entgegenzukommen. Dabei können die Schüler entscheiden, ob sie gehen oder laufen. Eine Alternative wäre die Durchführung von Stationen gewesen, wobei die einzelnen Fertigkeiten isoliert geübt worden wären. Mit dem Abschlussspiel „Läufer gegen Werfer sollen besonders das Werfen und Fangen sowie das Prellen unter Zeitdruck angewendet werden. Es dient zum einen der spielerischen Festigung und soll an die kleinen Spiele heranführen. Ferner verdeutlicht ihnen das Spiel ihren Lernzuwachs, ihre Stärken und Schwächen sowie die Bedeutung der im Parcours geübten Fertigkeiten. Die Mannschaften für das Erwärmungs- und Schlussspiel werden von mir eingeteilt, um die breite Leistungsspanne der Schüler auszugleichen. Bei einer zufälligen Wahl wäre es möglich, dass alle schwächeren Schüler in einer Mannschaft sind und die Motivation dadurch sehr niedrig ist, das Spiel verweigert wird oder gar nicht zustande kommt. Zudem werde ich Nadine, Eric und Jolien leichtere Bewegungsaufgaben stellen. So wird Nadine den Ball nicht zu ihren Mitspielern werfen, sondern tragen. Umgekehrt wird ihr der Ball von den anderen übergeben. Eric und Jolien müssen nur eine kurze Strecke prellen. Da Tim eine Sportbefreiung hat, wird er in den Spielen als Beobachtungsaufgabe. 8 Schiedsrichter eingesetzt und erhält für den Parcours eine 6 Verlaufsplanung Zeit 9.25 didaktische Funktion Lehrer-Schüler-Interaktion Sozialform/Arbe Offener Unterrichtsbeginn LAA gibt einen Ausblick auf die Stunde itsform Schüleraktivität Motivierung LAA: „Wir wollen heute weiter das ZO Rollen Prellen, Werfen und Medien Sitzkreis Lehrervortrag Fangen in vielen Varianten üben, damit du noch geschickter mit dem Ball umgehen zu kannst und dein Ball genau das macht, was du willst. Außerdem brauchen wir das sichere Prellen, Werfen und Fangen für unser Schlussspiel. Ich bin gespannt, ob ihr heute mehr Zuspiele 9.30 Erwärmung schafft als das letzte Mal. LAA und wiederholen gemeinsam die wichtigsten Regeln zum Erwärmungsspiel „Bälle weg, Einteilung der Mannschaften Sitzkreis Bälle Unterrichtsgespr äch Schüleraktivität S führen das Erwärmungsspiel durch 9.35 9 Hauptteil – S bauen den Parcours auf Parcours Bälle, Kegel, Markierungen, Kasten, Fahrradschläuche, Durchführung des Parcours LAA erläutert Aufgaben im Parcours – 3 Durchgänge Schüleraktivität Bänke, Hochsprungständer Unterrichtsgespr Markierungskegel, Bälle S üben im Parcours und erhalten anschließend ein kurze Einschätzung sportbefreite Schüler erhalten Beobachtungsauftrag – Beurteilung der Arbeitsweise eines Schülers Abbau einer Hälfte des Parcours 9.55 Abschlussspiel S finden sich wieder in Mannschaften zusammen äch S wiederholen die wichtigsten Regeln LAA erläutert die Aufgaben der Läufermannschaft Schüleraktivität S führen das Spiel „Läufer gegen 10.03 Reflexion und Ergebnissicherung Werfer durch Vergleich der Anzahl der Zuspiele mit denen der letzten Stunde Einschätzung (ZO) LAA wertet die Arbeit in der Stunde aus LAA: „Was ist die heute besonders gut gelungen? 10 Sitzkreis Unterrichtsgespr äch Was musst du noch üben? S schätzen ihren eigenen Leistungsstand ein Legende: ZO – Zielorientierung 11 LAA – Lehramtsanwärter – Schüler 7 Literaturverzeichnis Bräutigam, M. (2010). Sportdidaktik: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen. Aachen: Meyer Meyer Verlag. Bucher, W. (1996). 137 Basisspiel- und Basisübungsformen. Schorndorf: Hofmann Verlag. Döbler, E. und H. (2003). Kleine Spiele – Das Standardwerk für Ausbildung und Praxis. München: Südwest Verlag. Friedl, J., Sander, K. (2008). Das Ballspiele-Buch: Rollen, werfen, fangen, zielen Ballspiele mit Kindern für alle Gelegenheiten. Münster: Ökotopia Horn, A. (2009). Bewegung und Sport. Eine Didaktik. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt. Kultusministerium Sachsen-Anhalt (2007). Lehrplan Grundschule: Sport. Maras, R. (2005). Handbuch für die Unterrichtsgestaltung in der Grundschule. Donauwörth: Auer Verlag. Medler, M., Schuster, A. (2007). Ballspielen – Ein integrativer Ansatz für die Grundschule, Orientierungsstufe und Sportverein. Flensburg: CM Sportbuch Verlag. Mertens, M. (2007). Ballfertigkeiten trainieren. 222 Spiel- und Übungsformen. Mühlheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr. Meinel, K., Schnabel, G. (2006). Bewegungslehre, Sportmotorik, Abriss einer Theorie der sportlichen Motorik unter pädagogischem Aspekt. München: Südwest Verlag. Müller, B. (2001). Ball-Grundschule. Dortmund: Borgmann Publishing. Roth, K., Kröger, C. (2011). Ballschule – Ein ABC für Spielanfänger. Schorndorf: Hofmann Verlag. Söll, W., Kern, U. (2005). Praxis und Methodik der Schulsportarten. Schorndorf: Hofmann Verlag. 12