Arbeitsblatt: Kleine Sammlung Herbstgedichte

Material-Details

Doppelseite mit neun klassischen Herbstgedichten, z.B. als Vorlage zum Auswendiglernen.
Deutsch
Vorlesen / Vortragen / Erzählen
klassenübergreifend
2 Seiten

Statistik

138300
1616
4
02.11.2014

Autor/in

Markus Nünlist
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Kleine Sammlung mit Herbstgedichten Im Nebel Josef Guggenmos Im Nebel steht – er hats in sich gar mancherlei umher Doch was da steht, das ahnt man nicht, das weiss man nie vorher. Jetzt rennst du nicht, jetzt gehst du nur jetzt setzt du Fuss vor Fuss, und denkst, dass jetzt beim nächsten Schritt vielleicht was kommen muss. Dass jetzt vielleicht, dass jetzt was steht, ganz dicht vor deiner Hand, ein Baum vielleicht, eine Zaun vielleicht, vielleicht ein Elefant. Herbstbild Friedrich Hebbel Dies ist ein Herbsttag, wie ich keinen sah! Die Luft ist still, als atmete man kaum. Und dennoch fallen raschelnd, fern und nah, Die schönsten Früchte ab von jedem Baum. stört sie nicht, die Feier der Natur! Dies ist die Lese, die sie selber hält, Denn heute löst sich von den Zweigen nur, Was vor dem milden Strahl der Sonne fällt. Hoher Herbst Karl Krolow Kastanie fällt, die Walnuss wird geschlagen, das nasse Obst: in Körben heimgetragen! Der Wind aus West, der Regen treibt die Blätter, das Astwerk bricht herab im schweren Wetter. Die graue Zeit sinkt mit den Nebeln nieder, die Kühle greift den Vögeln ins Gefieder. Nur Rabenschrei verhallt in leeren Wäldern beim scharfen Rauch aus den Kartoffelfeldern. Oktober Elisabeth Borchers Es kommt eine Zeit Da fragen wir uns: Was soll denn nur werden? Die Luft schmeckt So bitter Die Vögel sind Über alle Berge Der Nebel macht Die Häuser bleich Aufs Dach trommeln Kastanien Die kleinen Tiere gehen Unter der Erde spazieren Wir müssen ins Haus zurück Da hält uns der Regen gefangen. Herbsttag Rainer Maria Rilke Herr, es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los. Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin, und jage die letzte Süsse in den schweren Wein. Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben. Herbst Theodor Storm Schon ins Land der Pyramiden Flohn die Störche übers Meer; Schwalbenflug ist längst geschieden, Auch die Lerche singt nicht mehr. Seufzend in geheimer Klage Streift der Wind das letzte Grün; Und die süssen Sommertage, Ach, sie sind dahin, dahin! Nur noch einmal bricht die Sonne Unaufhaltsam durch den Duft, Und ein Strahl der alten Wonne Rieselt über Tal und Kluft. Und es leuchten Wald und Heide, Dass man sicher glauben mag, Hinter allem Winterleide Liegt ein ferner Frühlingstag. Oktober Oskar Stock Goldene Oktobersonne. färbt die Blätter rötlichbraun, wenn im Herbst wir voller Wonne die Farbenpracht mit Freude schaun. Laue Winde wehen leise, Blätter wirbeln auf zum Tanz, und der Herbst auf seine Weise zeigt als Maler bunten Glanz. Novembertag Christian Morgenstern Nebel hängt wie Rauch ums Haus, drängt die Welt nach innen; ohne Not geht niemand aus; alles fällt in Sinnen. Leiser wird die Hand, der Mund, stiller die Gebärde. Heimlich, wie auf Meeresgrund, träumen Mensch und Erde. Blättertreiben Emil Gennen Blätter fallen leise auf den nackten Grund, gehen auf die Reise welk und kunterbunt. Wirbeln über Trassen völlig ohne Sinn einzeln und in Massen weit, irgendwohin. Landen haufenweise braun als morsches Laub und vergehn im Kreise rasch zu Matsch und Staub.