Arbeitsblatt: Padgett Powells

Material-Details

Buchvorstellung
Deutsch
Gemischte Themen
7. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

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636
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05.11.2014

Autor/in

Anke Billhardt
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Wer nicht fragt, bleibt dumm Padgett Powells schreibt einen Roman in Fragen und verfasst damit einen der kurzweiligsten, gehaltvollsten und geistreichsten Romane dieses Frühjahrs. Werden Sie in Zukunft glücklicher sein? Verstehen Sie, was Kavitation bedeutet? Kommen in Ihren Träumen Hunde vor? Haben Sie einen polemischen Knochen im Körper? Können Sie unterscheiden, welche der beiden vorangegangenen Fragen Betrug war? Werden Sie heute Gymnastik treiben? [] Welche Umstände müssen zusammenkommen, bevor Sie versuchen würden, jemanden mit einer Klavierseite zu garottieren? So liest sich ein Absatz in Padgett Powells Roman in Fragen. Powell grast in seinem Buch alle Situationen menschlicher Interaktionen, menschlichen Begehrens und menschlicher Abgründe ab. Ein Date, ein Psychologe und ein wohlwollender Blick In diesem Buch, in dem jeder Satz mit einem Fragezeichen endet, steckt vieles, ja fast alles. Powell springt scheinbar wahllos zwischen unterschiedlichsten Themengebieten hin und her. Er verbindet Adipositas mit klassenbewusster Religionskritik, schriftlicher Nächstenliebe und Beliebigkeit bei der Haustierwahl. Wohl ein Novum im Literaturbetrieb. Halten Sie Zuckerwasser für die Übergewichtigen für eine gute aktuelle amerikanische Entsprechung für MarxOpium für das Volk? Verschicken Sie Glückwunschkarten? Würden Sie einem kurzhaarigen Hund gegenüber einem langhaarigen den Vorzug geben, oder umgekehrt, oder ist Ihnen das egal Auffallend schnell lese ich das Buch. Ich beantworte, analysiere und verfluche die Fragen abwechselnd. Nach wenigen Seiten reicht es mir: Ich schreibe in das Buch. Es ist meine Antwort auf das Konzept des Romans. Denn Powell treibt mich mit seiner Fragerei nicht nur dazu zu antworten, sondern er drängt den Leser in die Defensive. Ich fühle mich erst überfordert, dann ge-fordert. Man kann in seinen Worten die Frage formulieren: Warum, geneigter Leser, fühlen Sie sich erst jetzt, nach so vielem Gefrage, genötigt zu handeln, und nicht schon in ihrem täglichen Leben? Das Buch ist mehr als nur einer der zahllose Fragebögen, die wir wöchentlich ausfüllen müssen. Es ist genauso Vorbereitung auf ein Rendezvous, wie es ein Messer auf der Brust ist. Eines, das der Autor gemeinsam mit dem Leser dort platziert. 190 Seiten Ja-, Nein-, rhetorische und verführerische Fragen Ist Ihnen die Gewissheit ein Trost, dass es immer noch Menschen auf Erden gibt, die wissen, was sie tun? Oder sind Sie, wie ich, eher der Ansicht, dass die Menschen, die wussten, was sie taten, so um 1945 herum auszusterben begannen, womit sie etwa jetzt so ziemlich fertig sind? Dass sie durch Fälschungen und Poseure ersetzt wurden? Dass in noch einmal zehn Jahren, wenn alles per Segway reist und mittels ins Zahnfleisch implantierter Handys telefoniert, die ratlose Welt aufs Schmerzlichste unmittelbar bevorsteht? Es gibt Ja/Nein-Fragen, es gibt offene Fragen, rhetorische Fragen, pietätlose Fragen, Fragen, die sich Antworten nur abholen, Fragen, mit denen man Frauen schmeichelt und Fragen, die den Partner verschrecken. Beim Lesen fällt mir auf, dass ich meine Stirn heftig in Falten lege. Ich ziehe die Augenbrauen hoch, kaue ambitioniert auf meinen Zähnen. Powell schafft es, die Aufmerksamkeit auf Dinge zu legen, die normalerweise unter den Tisch fallen. Im Anfang das Wort, im Ende die Frage Powell legt die Finger in die offenen Wunden unserer Zeit, ja unseres Gewissens. In einer Zeit, in der es nur vorgefertigte Antworten zu geben scheint und diese nur aus dem Mund eines Fachmannes geäußert werden dürfen, lehrt uns der Autor, dass Fragen-Stellen keineswegs ein Antwort-Geben nach sich ziehen muss. Obwohl Sätze in Powells Roman mit einem Fragezeichen enden, so beginnen die Antworten auch genau damit. Roman in Fragen ist ein wunderbares Buch, das aufwühlt, aufweckt, Spaß macht und wehtut. Ein paar Falten bleiben nach der Lektüre. Es sind Denkerfalten. Und wo im Anfang das Wort ist, steht am Ende die Frage: Beherrschen sie Wasserski? Normalski? Sind Sie auf das Ende vorbereitet? Nein? Würden Sie Pelz tragen?