Arbeitsblatt: Allergien
Material-Details
4 Typen von Allergien
Biologie
Anatomie / Physiologie
klassenübergreifend
4 Seiten
Statistik
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833
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24.06.2015
Autor/in
Jessica Stauber
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Überempfindlichkeitsreaktionen (Allergien) Einleitung Der Organismus kann auf Fremdstoffe unterschiedlich reagieren. Immer wiederkehrender Kontakt mit zahlreichen Fremdstoffen wie Nahrungsmittel, Bekleidung, Kosmetika etc. führen üblicherweise zu keiner erkennbaren Abwehrreaktion. Andere Antigene lösen dagegen regelmässig eine Immunreaktion aus. Ein erster Kontakt mit einem solchen Stoff sensibilisiert den Körper, ein späterer Kontakt mit dem gleichen Antigen (hier auch Allergen bezeichnet) führt zu einer raschen und intensiven Immunantwort. Unter oft unbekannten Bedingungen lösen solche Allergiereaktionen eine Schädigung des eigenen Gewebes aus. Allergien sind also Überreaktionen auf körperfremde Antigene. Der Begriff Allergie bezeichnet darum auch keine Krankheit. Allergie leitet sich ab von den beiden griechischen Begriffen allos anders und ergos tun, verrichten. Im Prinzip kann ein Körper gegen jedes nur mögliche Antigen allergisch reagieren. Es gibt jedoch bestimmte Gruppen von Antigenen, die besonders häufig allergische Reaktionen auslösen. Nachfolgend sind die wichtigsten Gruppen von Antigenen zusammengestellt. Inhalationsantigene: Kot der Hausstaubmilbe Pollen Sporen von Schimmelpilzen Nahrungsmittelallergene: Nüsse, Fisch, Ei, Milch, verschiedene Früchte Konservierungs und Zusatzstoffe Medikamente: Antibiotika, Schmerzmittel (z.B. Aspirin) etc. Insektengifte: Gifte von Bienen und Wespen Kontaktallergene: Kosmetika, unedle Metalle (Nickel), Putzmittel, Chemikalien, Pflanzensäfte etc. (bei Kontakt mit der Haut) Ob und wann ein Mensch gegen ein Antigen eine Allergie entwickelt, hängt von verschiedenen exogenen und endogenen Faktoren ab. Eine einzige Ursache allein löst nur selten eine Allergie aus. Genetische Ursachen, Gesundheitszustand oder psychische Belastung spielen ebenso eine Rolle wie die Art des Antigens, Menge und Art der Aufnahme oder die Häufigkeit des Antigenkontakts. Ein bestimmtes Antigen kann je nach Mensch, Menge und Art der Applikation verschiedene Symptome hervorrufen. Nicht jeder Mensch reagiert also auf einen allergenen Stoff mit den gleichen klinischen Symptomen. In der Praxis ist es daher oft fast unmöglich, aufgrund des klinischen Bildes auf ein bestimmtes Allergen zu schliessen. Die bekanntesten allergischen Symptome sind Juckreiz, Schwellung und Rötung der Haut, Quaddeln (Urticaria), erhöhte Sekretproduktion, Asthma bronchiale, Entzündungen und Ekzeme bis hin zu Schock und Bewusstlosigkeit. Die Symptome äussern sich bevorzugt auf der Haut oder an solchen Körperstellen, wo das Allergen leicht in den Körper eindringen kann. Ähnlich wie bei einer normalen Abwehr lassen sich auch bei krankhaften Immunreaktionen humorale und zelluläre Reaktionstypen unterscheiden. Die von den Antikörpern ausgehenden, also humoral vermittelten Überempfindlichkeitsreaktionen werden oft unter der Bezeichnung Sofortreaktionen zusammengefasst. Symptome treten bereits nach wenigen Sekunden bis spätestens wenigen Stunden auf nach einem Kontakt mit den Allergen. Die durch Zellen vermittelten Überempfindlichkeitsreaktionen benötigen nach dem Kontakt mit einem Allergen 1 – 2 Tage, bis erste AllergieSymptome vorliegen. Eine zellvermittelte Allergie wird darum auch als Spätreaktion bezeichnet. Gewisse Stoffe und Zellen lösen eher Allergien vom SofortTyp aus, andere aktivieren mehr die zelluläre Antwort und lösen daher Allergien vom SpätTyp aus. Coombs und Gell haben 1968 die allergischen Reaktionen in vier verschiedene Typen eingeteilt. Die Typen I, II, und III sind Allergien vom SofortTyp; der Typ IV stellt die Allergie vom SpätTyp dar. Diese vier Haupttypen von Überempfindlichkeitsreaktionen haben auch heute noch ihre Gültigkeit, obwohl die einzelnen Typen nicht immer eindeutig voneinander abgrenzbar sind. Typ – und Typ – IV sind am häufigsten, Typ – II tritt am seltensten auf. Im Folgenden werden die Merkmale und klinischen Bilder der vier Allergietypen kurz vorgestellt. Typ – I: Anaphylaxie Zu diesem Typ gehören die klassischen Allergien wie Heuschnupfen oder allergisches Asthma. Beim Kontakt des Körpers mit einem Antigen können B Lymphozyten (BPlasmazellen) verschiedene Antikörperarten (Immunglobuline) herstellen. Diese ImmunglobulinArten werden durch verschiedene Grossbuchstaben voneinander unterschieden. Ein erster AntigenKontakt löst zuerst die Produktion von Immunglobulin (Ig M) aus, später kommt in grösseren Mengen auch Ig dazu. Ig ist die überwiegende Antikörperart im Blutplasma des Menschen. In den Schleimhäuten dominiert hingegen Ig A. Ig findet sich im Blutplasma nur in sehr niedrigen Konzentrationen. Es gibt nur relativ wenige Lymphozyten im Organismus, welche Ig herstellen können. Diese Ig EAntikör per sind bei einer TypIAllergie stark erhöht. Bei wahrscheinlich erblich vorbelasteten Personen genügen kleinste Mengen vom Antigen, um grosse Mengen von Ig zu erzeugen. Ig veranlassen bestimmte weisse Blutkörperchen (so genannte Mastzellen) zur Produktion von Histamin und ähnlich wirkenden Substanzen. Histamin und verwandte Substanzen führen zu erweiterten Arteriolen und damit zum Austritt von Serum ( Ödeme) und zur Verengung der Bronchioli. Das klinische Bild hängt ab von der Art des Antigens und vor allem auch von der Art der Aufnahme. Die anaphylaktische Reaktion kann generalisiert (am ganzen Körper) auftreten. Dies gilt vor allem, wenn das Antigen parenteral (Insektenstiche, Medikamente) oder durch Inhalation (Pollen, Staub) in den Körper gelangt. Bleibt die Allergie auf den Ort der Aufnahme beschränkt, entstehen mildere Verlaufsformen (lokale Anaphylaxie). 15% der Schweizerbevölkerung leiden an lokalen anaphylaktischen Reaktionen gegenüber Pollen, Milben im Hausstaub etc. Da es sich um eine Sofortreaktion handelt, sind Symptome innerhalb von Sekunden (Insektenstiche), Minuten (Hausstaub oder Pollen) bis maximal einigen Stunden (Lebensmittel) vorhanden. Die sichtlichen Erkrankungen bei lokalen und generalisierten Formen betreffen meist die Haut. Es sind Ausschläge, Ekzeme, Rhinitis, Urticaria, Ödeme, Heuschnupfen Heufieber, Asthma bronchiale etc. Dies alles sind nicht eigentliche Erkrankungen, sondern bestimmte Erscheinungsformen, ausgelöst durch eine Allergie. Eine generalisierte anaphylaktische Reaktion wird auch als anaphylaktischer Schock bezeichnet. Der anaphylaktische Schock äussert sich in Atemnot, Blässe, Blutdruckabfall, Tachykardie, Übelkeit, Erbrechen, Kreislaufversagen und Tod durch Atemnot. Ein anaphylaktischer Schock erfordert immer eine sofortige Intensivtherapie. Lokale Reaktionen lösen neben den bereits oben beschriebenen Bildern häufig Schnupfen, Fieber, Schwellungen an Augen, Lippen oder Zunge, tränende Augen, Erbrechen und Übelkeit hervor. Für die Therapie steht eine Reihe von Medikamenten (Antihistaminika, Kortikosteroide) zur Verfügung. Eine immunologische Therapieform ist die Hyposensibilisierung. Dabei werden dem Patienten in bestimmten zeitlichen Abständen über mindestens 3 Jahre steigende Allergenmengen appliziert. die Idee dahinter: Der Körper soll das Allergen allmählich tolerieren und mit ihm so umgehen wie mit einem anderen Antigen. Der Erfolg einer Hyposensibilisierung liegt etwa bei 60% (bei Insektengiften bis 90%. Bei Schimmelpilzen oder Nahrungsmitteln funktioniert die Methode nicht gut). Typ – II: Zytotoxische Allergie Auslöser dieser Allergien sind Antikörper, die sich gegen Erkennungsstrukturen auf Zelloberflächen der eigenen Zellen wenden. Die Verbindung zwischen Zelle und Antikörper mobilisiert Substanzen (Komplement), welche die fremde Zelle zerstören. Dieser Typ der Immunreaktion hilft vor allem Bakterien zu zerstören. Allergien des zytotoxischen Systems treten auch bei Arzneimitteln auf. Medikamente können sich an körpereigene Zellen binden und so deren Oberfläche verändern. Solche Zellen werden dann als körperfremd empfunden und zerstört. Auch die Blutgruppen und Rhesusunverträglichkeit basieren auf diesem System. Das klinische Bild dieser Allergien ist abhängig von den betroffenen Zellen. Es kommt meist zur Verklebung der roten Blutkörperchen und zu deren Auflösung. Typ – III: Erkrankungen durch Antigen Antikörper Komplexe Aus der Vereinigung von Antigen (Allergen) und Antikörper können Komplexe entstehen, die sich dann in den Kapillaren ablagern und zu Entzündungen und Gewebeschäden führen. Damit eine solche Ablagerung vorkommt, braucht es allerdings hohe Antigen und Antikörperkonzentrationen im Blut und darum auch einen lang andauernden Allergenkontakt. Solche Allergien treten oft bei bestimmten Berufsgruppen auf, die lange und grosse Mengen von Allergenen einatmen (z. B. Bäcker). Bekannt sind solche Allergien auch durch längere Einnahme von Penizillin und Sulfonamiden (beides sind Antibiotika), bei chronischer Infektion von Staphylokokken oder früher bei Gaben von heterologem Serum bei der passiven Immunisierung. Häufig betroffen von den Gefäss und Gewebeschäden sind die Nieren. Die Komplexe können auch an Herzklappen hängen bleiben und zu einer Endokarditis oder zu defekten Herzklappen führen. Oft beobachtet man Hautausschläge, Husten, Atemnot und Fieber, sowie Lymphknotenschwellungen. Nicht selten sind schmerzhafte Gelenkschwellungen und Muskelschmerzen. Typ – IV: Zelluläre Überempfindlichkeit Viren, Einzeller, gewisse Bakterien und Pilze werden vorwiegend durch zelluläre Abwehrmechanismen vernichtet. Dasselbe gilt auch für Transplantate. Eine gesteigerte Überempfindlichkeit gegenüber diesen Antigenen erreicht erst nach 1 3 Tagen ein Maximum, man bezeichnet diese Allergie daher als Allergie vom Spättyp. Allergien vom Spättyp entwickeln sich besonders bei Antigenen, die mit der Haut in Berührung kommen (Kontaktallergie) und nicht bis zu den lymphatischen Organen vordringen. Das Kontaktekzem ist der Prototyp einer zellulären Überempfindlichkeit. Aus diesem Grunde sind neben Viren, Bakterien und Pilzen vor allem chemische Substanzen, Modeschmuck aus unedlen Metallen, Gummi, Kunststoffe, Kosmetika und vieles andere Allergie auslösend. Transplantate gelangen meist innerhalb von 10 Tagen zur Abstossung. Um diese Abstossung möglichst zu verhindern, muss die Auswahl des Spenders sorgfältig getroffen werden und über kürzere oder längere Zeit das Abwehrsystem medikamentös unterdrückt werden.