Arbeitsblatt: Die Ringparabel
Material-Details
kurze Zusammenfassung der RP
Deutsch
Leseförderung / Literatur
11. Schuljahr
1 Seiten
Statistik
151460
1393
8
17.09.2015
Autor/in
Bettina Martin
Land: Österreich
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781): Nathan der Weise Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen (1779) DIE RINGPARABEL Sultan Saladin stellt Nathan, den er zu sich beruft, die verfängliche Frage, welche von den drei herrschenden Religionen, die christliche, die jüdische oder die mohammedanische, die wahre sei. Nach kurzem Besinnen erzählt Nathan die Parabel von den drei Ringen: In einem Geschlecht im Osten sei vom jeweiligen Vater auf dessen geliebtesten Sohn ein Ring von unschätzbarem Wert vererbt worden, der die geheime Kraft gehabt habe, vor Gott und den Menschen angenehm zu machen. So sei es geschehen, bis ein Vater seine drei Söhne gleich lieb hatte. Er ließ noch zwei ganz gleiche Ringe anfertigen. Nach seinem Tod behauptet jeder der drei Söhne, sein Ring sei der rechte. Doch dies sei unerweislich geblieben, fast so wie „uns jetzt der rechte Glaube. Der Richter, vor den die drei Brüder getreten seien, habe erklärt: „Eure Ringe/Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring/Vermutlich ging verloren. Den Verlust/Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater/Die drei für einen machen! Da man nicht erwarten könne, habe der Richter gemeint, dass der echte Ring den Mund öffne, rate er jedem Sohn zu beweisen, dass sein Ring der echte sei. Der echte Ring mache ja vor Gott und Menschen angenehm. Die Handlung des Dramas soll die Humanitätsidee veranschaulichen. Das Stück will besagen, dass wahre tätige Liebe, edles, hilfreiches, gutes Sein eines Menschen das Wesen jeder echten Religion ausmachen. Es ist gleichgültig, welcher Nation oder Konfession ein Mensch angehört, wenn er nur wahre Nächstenliebe und echte Menschlichkeit besitzt. Bei der sittlichen Bewertung eines Menschen kommt es nicht auf seine Konfession an, sondern auf den Grad von Menschlichkeit, die er beweist; es kommt darauf an, ob er edel, hilfreich und gut ist oder nicht. In dem Ausmaß, als ein Mensch wirklich auch Mensch ist, d. h. sich vom Tier wesentlich unterscheidet, besitzt er Religiosität. Verbunden mit der Humanitätsidee ist die Toleranzidee, für die das Drama eintritt. Über die engen Grenzen der eigenen Nation und Religion hinaus soll man alle Menschen ehren und lieben, soweit sie edel, hilfreich und gut sind. Wahre Menschlichkeit steht über Nation und Konfession. Nicht auf die Form der Frömmigkeit, auf die Konfession, sondern auf den Gehalt der Frömmigkeit kommt es an, auf das praktische Arbeiten und Gutsein in der Welt. Lessing nimmt also eine kosmopolitische Haltung ein. Die drei Religionen, welche im „Nathan vorgeführt werden, sind gleichwertig. Die Humanität fordert gegenseitige religiöse Duldung. Das ist der tiefere Sinn und der Symbolwert dieses Schauspiels.