Arbeitsblatt: Russische Revolution

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Boschewistische Revolution 1917. Lenin.
Geschichte
Neuzeit
9. Schuljahr
7 Seiten

Statistik

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53
03.02.2008

Autor/in

Mosima (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Bolschewistische Revolution 1917 Februarrevolution Russland gehörte an der Wende zum 20 Jahrhundert zu den rückständigsten Ländern in Europa. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung hinkte weit hinter der von Westeuropa her. Im Gegensatz zu der Bevölkerung in Frankreich und England, hatte das Volk in Russland zu Beginn des 20. Jahrhundert noch keine Freiheitsrechte, Bildungs- und Mitbestimmungsmöglichkeiten wie in einem modernen Verfassungsstaat. Dies vor allem, weil die Bevölkerung zu 80% aus Bauern bestand, die kirchen- und damit auch zarentreu waren und somit die Autokratie (Selbstherrschaft) des Zaren sicherten. Kirche und Staat gehörten zusammen. Eine weitere militärische Niederlage und soziale Spannungen lösten 1905 eine Revolution aus, welche blutig niedergeschlagen wurde. Um die Herrschaft zu behaupten gestand Zar Nikolaus II ein Parlament (Duma), das jedoch aus unfairen Wahlen entstand, sowie ein geringes Mass an Menschenrechten ein. Während des 1. Weltkrieges war die Wirtschaft überfordert, da der Versuch alles für den Krieg zu mobilisieren, die Zivilbevölkerung in den Hunger trieb. Die Lebensmittelversorgung klappte nicht mehr, da immer mehr Bauern und Arbeiter an die Kriegsfronten geschickt wurden, um die hohen Verluste auszugleichen, die Löhne waren unter dem Existenzminimum (das Durchschnitteinkommen der erwerbstätigen Personen entsprach nur 81% der entsprechenden Zahl Grossbritanniens im Jahre 1688!) und die anfängliche Kriegseuphorie war verschwunden.(Folie) Am 23. Februar 1917 begann, aufgrund der Missstände mit angeheizter Stimmung, der Internationale Frauentag. Die Frauen legten die Arbeit nieder und zogen mit der Forderung nach Brot, höheren Löhnen, Frieden und einer neuen Regierung durch die Strassen. Schnell erhöhte sich in den darauf folgenden Tagen die Zahl der Demonstranten. Ein derartiges Ausmass war nur möglich, weil die eingesetzten Soldaten wenig Neigung zeigten, der Polizei entschlossen zu Hilfe zu kommen. Der Zar war sich nicht bewusst, welche Macht und Entschlossenheit die angewachsene Arbeiterschicht entwickeln würde. Nachdem sich die Zahl der Demonstrierenden auf 20000 ausgeweitet hatte, gab er den Befehl den Aufstand, in Rückbesinnung an die Revolution 1905, durchs Militär niederzuschlagen. Die dazu berufenen Rekruten und älteren Familienväter stellten sich gegen diese Befehle und setzten sich auf die Seite der Demonstrierenden. Der revolutionäre Sturm auf Waffenarsenale, Gefängnisse, Polizeistationen und Justizgebäude begann. Zar Nikolaus II wurde damit am 2. März 1917 nach einer siebentägigen Revolution zum Rücktritt gezwungen. Russland war mitten im Krieg zu einem freien Staat geworden und hatte die Chance zur Errichtung einer parlamentarischen Demokratie. Die Doppelherrschaft Das Ergebnis der Februarrevolution war auf der einen Seite eine provisorische Regierung, welche sich aus der Duma bildete und auf der anderen Seite die Sowjets. Dabei handelte es sich um Räte bestehend aus Delegierten, die direkt durch die Arbeiter, Bauern und Soldaten gewählt wurden. Adel und Bürgertum waren ausgeschlossen. Die Sowjets waren die Vertretungsform der revolutionären Massenbewegung. Die Machtfrage war damit nicht entschieden und es existierte eine Doppelherrschaft. In Bezug auf die wesentlichen sozialen Probleme erklärte die Provisorische Regierung, dass sie grundsätzlich keine einschneidenden Veränderungen herbeiführen wollten. Alle grundlegenden Reformen mussten bis zur Wahl der Regierungsform durch eine konstituierende Versammlung im November 1917 verschoben werden. Was im Gegensatz zu den Forderungen der Arbeiter, Bauern und Soldaten stand, welche von der Regierung die Umsetzung ihrer Forderungen, für welche sie demonstriert und gestreikt hatten, verlangten. Lenin Wladimir Iljitsch Uljanow genannt Lenin geboren am 10. April 1870 und gestorben am 21. Januar 1924. Er war führender Kopf der Oktoberrevolution 1917 in Russland und Vorsitzender des Rates der Volkskommissare. Er gilt neben Karl Marx und Friedrich Engels als einer der Schöpfer des wissenschaftlichen Sozialismus. Er sah sich als Verteidiger des Marxismus und dessen Anwender unter den gegebenen historischen Umständen. Sein Ziel war in Russland eine Diktatur des Proletariats mit einer kommunistischen Partei, welche die militärische Einheit in einer Organisationsform des demokratischen Zentralismus darstellte. Am 3. April 1917 kehrte Lenin aus dem Exil in der Schweiz nach Petrograd zurück. Deutschland kannte die Absichten Lenins und ermöglichte ihm die freie Durchreise nach Russland. Einen Tag darauf, am 4. April 1917 veröffentlichte Lenin auf einer Konferenz der Bolschewiki in Petrograd ein politisches Programm für die weitere Entwicklung, die Aprilthesen. • Alle Macht den Sowjets • Schluss mit dem Krieg • Enteignung des Großgrundbesitzes und sofortige Landaufteilung (Alles Land den Bauern) • Sturz der Provisorischen Regierung • Gründung einer revolutionären Internationale Die Aprilthesen bestimmten von nun an die Politik der Bolschewiki und somit auch den Weg in die Oktoberrevolution. Putschversuche Um nach Außen Verteidigungsbereitschaft zu demonstrieren und mit einem militärischen Erfolg die Stellung der Regierung im Innern zu festigen, plante die militärische Führung unter Kerenski eine Kriegsoffensive, die so genannte Kerenski-Offensive. Mitte Juni erfolgte der Angriff und tatsächlich gelang es den russischen Truppen bis zu 30 km weit nach Westen vorzustoßen. Doch der Erfolg war nicht von Dauer. Anfang Juli überrannte die Gegenattacke der Mittelmächte die russische Front und der Landverlust war weit größer als zuvor der Gewinn. Die Kerenski-Offensive war gescheitert. Dieser Misserfolg verschärfte die Unruhen im Landesinnern zusätzlich und die Widersacher der Regierung wurden gestärkt, die Anhänger nahmen zu. Am 3. Juli rief ein Petrograder Regiment, möglicherweise unter dem Einfluss der Bolschewiki, zu einer bewaffneten Demonstration gegen die Regierung auf. Zehntausende strömten schließlich am 4. Juli am Sitz des Sowjets, zusammen und forderten den Petrograder Sowjet und den Allrussischen Sowjetkongress auf, endlich die Macht zu übernehmen. Nach anfänglichem Zögern übernahmen die Bolschewiki die Führung in dem Aufstand. Der Aufstand wurde jedoch niedergeschlagen und scheiterte. Die Regierung machte die Bolschewiki und vor allem Lenin für den Aufstand verantwortlich und sah in dem Aufstand einen Putschversuch Lenins, einen Versuch Lenins also, über einen bewaffneten Aufstand die Forderung Alle Macht den Räten selbst in die Tat umzusetzen. Die Bolschewiki wurden verboten, ihre Führer, u. a. Trotzki, verhaftet; Lenin konnte nach Finnland fliehen. Das Scheitern des Juliaufstandes wurde zu einem Debakel für die bolschewistische Partei. Die Julirevolution machte das Leid der Bevölkerung bzw. deren Nöte noch einmal deutlich sichtbar und zwang die Regierung zum Handeln. Die Regierung sagte Reformen zu. Kerenskij wurde neuer Ministerpräsident. An der Politik änderte sich jedoch nicht sehr viel, auch der Krieg wurde weitergeführt. Durch die Ernennung von Kornilov zum Oberkommandierenden der Armee wollte der rechte Teil der Regierung die strikte Durchsetzung der Staatsautorität und die militärische Disziplin wiederherstellen. Der Einfluss der Räte sollte eingeschränkt oder gar unterbunden werden. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich weiter und die Bolschewiki bekamen wieder mehr Anhänger. Bei der Wahl eines neuen Stadtparlaments in Petrograd am 20. August erhielten die noch immer verbotenen Bolschewiki über 30 Prozent der Stimmen. Zum Schutz vor bolschewistischen Aufständen ersuchte Kerenskij den Oberbefehlshaber der Armee, Kornilow, loyale Truppen in die Hauptstadt zu bringen. Dieser wollte allerdings die Regierung zu einer Militärdiktatur umbilden und so die Macht übernehmen. Kerenskij wandte sich an den Petrograder Sowjet und bat vergebens um dessen Hilfe. Während des Vormarsches der Truppen Kornilows bereiteten die Arbeiter- und Soldatenmilizen die Verteidigung vor. Die Bolschewiki erkannten ihre Chance und übernahmen die Führung der Verteidigung. Da die Eisenbahngewerkschaft sich weigerte die Truppen Kornilows zu transportierten, mussten diese zu Fuß vorrücken. Schon vor der Stadt trafen sie auf die Truppen der bewaffneten Arbeiter und die Armee löste sich auf. Dieser Sieg über die Konterrevolution war auch der Sieg und Grundstein der Bolschewiki für die Machtergreifung im Oktober. Durch den Putschversuch verlor die Bevölkerung immer mehr das Vertrauen zur Regierung. Die Minister traten der Reihe nach zurück und es wurde eine neue Regierung unter Kerenskij gebildet. Kornilow wurde am 14. September verhaftet. Oktoberrevolution Die provisorische Regierung vermochte die Verwicklung Russlands in den Ersten Weltkrieg nicht zu beenden, konnte die Versorgung der Menschen nicht sicherzustellen und die Inflation stieg weiter, was die Popularität der provisorischen Regierung sinken liess. Die Regierung konnte die Erwartungen des Volkes nicht erfüllen und verlor das in sie gesetzte Vertrauen. Diesen Zustand machten sich die Bolschewisten unter der Führung von Lenin zu nutzen. Durch Propaganda und geduldige Aufklärung überzeugten sie die Arbeiter von ihrer Politik. Indem sie als Sammelbewegung der Unzufriedenen und Zukurzgekommenen allen alles versprachen: den Soldaten den Frieden, den Bauern das Land, den Arbeitern die Macht, den Nationalitäten die Unabhängigkeit und jedem ein starkes, neues Russland obendrein. Diese Umstände führten zu einem immer grösser werdenden Linksrutsch in der Bevölkerung, die Bolschewisten erlangten erstmals im September 1917 die Mehrheit im Petrograder Sowjet. Nebst. Der provisorischen Regierung blieb nun nichts anderes übrig, als die nach dem missglückten Juli-Putsch inhaftierten Führer der Bolschewisten auf freien Fuss zu setzen. Damit begann die grosse Zeit Trotzkis. Dieser trat als zweite akzeptierte Führungsfigur neben Lenin und ergänzte diesen. Am 25. September wurde Trotzki zum neuen Präsidenten des Petrograder Sowjets gewählt. Nach und nach wurde eine Wende der Regierungsform überfällig. Sowohl die provisorische Regierung, wie auch die meisten bolschewistischen Parteiführer, inklusive Trotzki, gingen davon aus, dass die im November angesetzte Konstituierende Versammlung diese Wende herbeiführen würde. Zudem war auf Ende Oktober die zweite gesamtstaatliche Räteversammlung angesetzt, welche vor allem von den erstarkten Bolschewiki gefordert wurde. Die Gegner der Bolschewiki vermuteten, dass die Räteversammlung dazu benutzt werden sollte, die Machtübernahme der Räte noch vor der Konstituierenden Versammlung in die Wege zu leiten. Dabei wurde jedoch die kaum zu überschätzende Persönlichkeit Lenins vergessen. Lenin war nach dem missglückten Juli-Putsch nach Finnland geflüchtet. Ende September verliess er Finnland und fand am Rande der Hauptstadt Petrograd Unterschlupf. So nah am Orte des Geschehens fand er Mittel und Wege, um auf seine kompromisslose und unbeirrbare Art, Einfluss auf seine Partei zu nehmen. Lenin wollte weder die Konstituierende Versammlung noch den Rätekongress abwarten, um die Macht zu erobern. Mit Briefen aus dem Untergrund forderte er die Parteiführenden der Bolschewiki (Zentralkomitee) auf, den bewaffneten Aufstand gegen die provisorische Regierung zu planen. Jede Verzögerung wäre ein Verbrechen, bedeute den Tod. Nicht alle in der Partei dachten so wie er. Als Trotzki als erster des Zentralkomitees die Thesen Lenins zu vertreten begann und die Bolschewiki am 7. Oktober den Auszug aus dem Vorparlament beschlossen, weil die Regierung den Zielen der Revolution untreu geworden sei und Verrat am Volk begehe, zeichnete sich eine bedeutsame Wende ab. Durch bewusste Propaganda wurde das Volk gegen die Regierung aufgehetzt. Die entscheidende Sitzung des Zentralkomitees fand drei Tage später statt. Zur geheimen Zusammenkunft erschien erstmals seit Monaten Lenin persönlich, um seine Ideen zur Machtübernahme vorzutragen. Nach zehnstündiger Diskussion wurde mit 10 gegen 2 Stimmen für die gewaltsame Machtübernahme zum frühstmöglichen Zeitpunkt abgestimmt. Hinzu kam, dass die provisorische Regierung in entscheidender Zeit wieder einmal half. Als die deutschen Truppen immer näher rückten, hatte die Regierung den unglücklichen Gedanken, die Petrograder Garnison für den Fronteinsatz einzusetzen. Durch diese angedrohte Verlegung entstand in der Garnison Aufregung, Empörung und jener entschlossene Widerstand, den die Bolschewiki brauchten. Um die Garnison zu beruhigen, hatten die Menschewiki die Idee, im Sowjet ein Gremium zuzulassen. Die Bolschewiki nahmen diese Idee auf und passten sie ihren Vorstellungen entsprechend an. Das am 9. Oktober gegründete Militärische Revolutionskomitee erhielt am 16. Oktober, unter der Führung von Trotzki, seine endgültige organisatorische Gestalt und geriet weitgehend unter bolschewistische Kontrolle. Nebst der Verteidigung der Hauptstadt, sollten die Arbeiter bewaffnet, die provisorische Regierung gestürzt sowie die Sowjetherrschaft errichtet werden. Die Absicht war klar, und die Menschewiki verliessen darauf hin das Militärische Revolutionskomitee. Den weiteren Ausbau konnten sie damit jedoch nicht stoppen. Am 20. Oktober beschloss das Militärische Revolutionskomitee Kontakt zu den wichtigsten Einheiten der Petrograder Garnison aufzunehmen. Zwei Tage später war die Garnison bereits den Befehlen des Militärischen Revolutionskomitees unterstellt. Diese Ereignisse blieben der provisorischen Regierung nicht vorenthalten. In der Hoffnung auf eine friedliche Lösung wurde jedoch kaum Widerstand geleistet. Die provisorische Regierung beschloss lediglich den Verlag zweier bolschewistischer Zeitungen zu schliessen und verfügte die Absetzung der Kommissare des Militärischen Revolutionskomitees. Die Gegenseite war jedoch stärker und den Vorsitzenden des Militärischen Revolutionskomitees war klar, was zu tun war. Die strategisch wichtigen Stellen in der Stadt, der Winterpalast (ehemaliger Sitz des Zaren) und das Hauptquartier der provisorischen Regierung wurden besetzt. In der Nacht vom 24. auf den 25. Oktober hatten die Bolschewiki die provisorische Regierung gestürzt und die Räterepublik ausgerufen. Als am darauf folgenden Abend der Sowjetkongress zusammentrat, beschloss er – auf bolschewistischen Antrag – die Einrichtung einer Arbeiter- und Bauernregierung. Alle vorgeschlagenen und vom Rätekongress bestätigten Regierungsmitglieder waren ausschliesslich Bolschewiki. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits viele Abgeordnete den Kongress unter Protest gegen den gewaltsamen Putsch verlassen. Russland unter der bolschewistischen Führung Die neue Regierung sollte Rat der Volkskommissare heissen und unter der Führung von Lenin das Land provisorisch bis zum Zusammentreten der konstituierenden Versammlung verwalten. Die Kommissionen, denen die Kommissare laut Strukturplan vorstanden, existierten jedoch nicht. Die Fäden der Macht liefen im Militärischen Revolutionskomitee zusammen, dessen Einheiten kurz nach dem Umsturz in die wichtigsten Städte und Gebiete entsandt wurden. In einigen Städten kam es danach zu Verhaftungen antibolschewistischer Organisationen. In den zahlreichen, überwiegend vom Handel und der Landwirtschaft geprägten mittelgrossen Städten hatten die Bolschewiki meist nicht genügend Anhänger um den Aufstand durchzuführen. Solche Gebiete wurden mit Hilfstruppen der Bolschewiki ausgestattet, welche die neue Ordnung gewaltsam durchsetzten. Lenin wusste im Hinblick auf die konstituierende Versammlung, dass die Bolschewiki ihre Macht nur halten konnten, wenn sie ihre Versprechen gegenüber den Arbeitern und Bauern einlösen würden. Denn auf dem Lande fehlten die Anhänger der Bolschewiki bis im Herbst 1917 fast völlig. Deswegen legte ein so genannte Landdekret vor, welches die Enteignung des Grossgrundbesitzes uns die sofortige Landaufteilung bedeutete. Zudem wurde ein Dekret über den Frieden erlassen, welcher die sofortige Aufnahme von Friedensverhandlungen mit Deutschland und Österreich-Ungarn beschloss. Die Regierungen der Mittelmächte lehnten das Friedensangebot jedoch ab und der Krieg sollte sich bis im März fortsetzen. Dieses Bündel rasch erlassener populärer Dekrete half den Bolschewiki, die Macht, wenn auch nicht gewaltlos zu behaupten. In ländlichen Gebieten nahm zwar der Anhang der Bolschewiki zu, jedoch war man weit davon entfernt die Gebiete unter Kontrolle zu bringen. Ein weiteres Problem für die Bolschewiki stellte die bevorstehende freie Wahl der Konstituierenden Versammlung dar. Die Wahl bescherte den Sozialrevolutionären einen triumphalen Erfolg. Von den über 40 Millionen Stimmen erhielten sie mehr als die Hälfte. Die Bolschewiki erreichten ein knappes Viertel der Stimmen. Die Kadetten und Menschewiki erhielten keine 5% der Stimmen. In diesen Verhältnissen wurden auch die Sitze der 703 Abgeordneten der Konstituierenden Versammlung verteilt. Daher konnte die Feindseligkeit der Konstituierenden Versammlung gegenüber dem Rat der Volkskommissare als sicher gelten. Die Konstituierende Versammlung sprach sich für die Einführung eines parlamentarischen Systems nach westlichem Vorbild aus. Die Bolschewiki jedoch wollten nach wie vor ein Rätesystem. So kam es, dass die Versammlung bei ihrem ersten Zusammentreten nach Anordnung vom bolschewistischen Rat der Volkskommissare durch Truppeneinsatz der Roten Garde aufgelöst wurde. Für die Gegner von Lenin war nun endgültig erwiesen, dass dieser die Parteidiktatur über den Willen der Mehrheit des russischen Volkes stellte. Die Auseinandersetzungen um die Auflösung der Konstituante gingen im Frühjahr 1918 in den offenen Bürgerkrieg über. Hinzu kam, dass Lenin zwar im Hebst Friedensverhandlungen mit den Mittelmächten aufgenommen hatte, diese jedoch auf seine Forderung nach einem Frieden ohne Gebietsverlust Russlands nicht eingingen. So war es Deutschland, welches den Friedensvertrag von Brest-Litowsk ausarbeitete und im März 1918 dem sozialistischen Russland harte Bedingungen auflegte. Russland verlor weite Gebiete im Westen und Finnland sowie die Ukraine wurden zu selbständigen Staaten erhoben. Zudem musste Russland Rohstoffe und Lebensmittel an die Mittelmächte liefern. Der Bügerkrieg Der nach der Revolution entstandene Bürgerkrieg in Russland zwischen den Roten, den Bolschewiki, und den Weißen, den antibolschewistischen Kräften von den Sozialrevolutionären und Menschewiki über Bürgerlich-Liberale bis zu konservativen Monarchisten und Nationalisten, dauerte bis November 1920, vereinzelt bis 1922. Ursachen des Krieges waren zum einen die Machtübernahme der Bolschewiki im Zuge der Revolution und die damit verbundenen tief greifenden politischen, sozialen und wirtschaftlichen Umwälzungen, zum anderen das Nationalitätenproblem: Die Ukraine, Georgien, Armenien, Finnland, die baltischen Provinzen und Polen sahen ihre Unabhängigkeit, nach dem Abzug der Deutschen Truppen, bedroht. Im Frühjahr 1919 eroberte die Rote Armee nach dem Abzug der deutschen Truppen die Ukraine und errichtete dort die Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik. Obwohl von den Mächten der Entente unterstützt, gelang es den Weißen nicht, sich gegen das konzentrierte Vorgehen der Bolschewiki zu behaupten oder gar durchzusetzen. Der Bürgerkrieg war begleitet vom so genannten Kriegskommunismus, mit dem Lenin die gesamte Produktion und Verteilung in den Dienst des Krieges zu stellen und gleichzeitig seine wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Zielvorstellungen umzusetzen suchte. Der Kriegskommunismus führte jedoch zum beinahe völligen Zusammenbruch der Versorgung und in der Folge zu Hungersnöten, Unruhen und Aufständen. Die Sozialrevolutionäre Bauernpartei, sie strebten eine grundlegende Bodenreform an, verbunden mit einer raschen Industrialisierung des Landes. Die Bolschewiki Wörtlich übersetzt die Mehrheit, sie setzten auf einen Sozialismus, der sich in der Revolution verwirklichen sollte. Die Bolschewiki sahen das kapitalistische System in Russland soweit fortgeschritten, dass die Periode der bürgerlichen Demokratie übersprungen werden und der Sozialismus gleich aufgebaut werden konnte. Die Menschewiki Wörtlich übersetzt die Minderheit, sie setzten auf einen Sozialismus, der sich in der repräsentativen Demokratie verwirklichen sollte. Die Probleme Russlands Wirtschaftliche • zu geringes Volkseinkommen und zu wenig Kapital, um die Bedürfnisse von Staat, Wirtschaft und Menschen (gleichzeitig) befriedigen zu können Soziale • • Ausbeutung der Arbeiterschaft Verarmung der Mehrheit der Bevölkerung Innenpolitische • Forderung nach mehr Freiheit und stärkerer politischer Beteiligung des Volkes Aussenpolitische • • Gefährdung der Grossmachtstellung durch Entwicklungsrückstand Belastung des internationalen Ansehens durch verfassungs- und gesellschaftliche Rückständigkeit