Arbeitsblatt: Der Aufstieg Hitlers und der NSDAP
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Text mit Bildern und Aufgaben
Geschichte
Neuzeit
9. Schuljahr
7 Seiten
Statistik
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29.05.2016
Autor/in
Benjamin Stenger
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Der Aufstieg Adolf Hitlers und der NSDAP Adolf Hitler Hitler wurde am 20. April 1889 als Sohn eines österreichischen Zollbeamten in Braunau am Inn (damals zu ÖsterreichUngarn gehörend) geboren. In der Volksschule noch ein guter Schüler, nahm seine Lernbereitschaft auf der Oberstufe ab. Ausser für Geografie und Geschichte zeigte er kein Interesse am Unterricht und wurde wiederholt nicht in die nächsthöhere Klasse versetzt. Die Schule verliess er ohne Abschluss. Bis zu dessen Tod 1903 litt Hitler auch aufgrund seiner schlechten Leistungen unter der Gewalttätigkeit seines Vaters. Ab 1906 wollte Hitler die Kunstschule in Wien besuchen, aufgenommen wurde er jedoch nie. Er schlug sich jahrelang mit Gelegenheitsarbeiten durch. In diesen Jahren kam er mit alldeutschen, deutschnationalen und judenfeindlichen Ideen in Kontakt. In den Monaten vor dem Ausbruch des 1. Weltkrieges versuchte Hitler dem Wehrdienst zu entgehen, wurde schliesslich aber doch eingezogen – und für wehrunfähig befunden. Als der Krieg ausbrach, meldete Hitler sich als Freiwilliger für die Bayerische Armee und diente in dieser bis zum Kriegsende als Meldegänger. Nur selten wurde er dabei in unmittelbarer Frontnähe eingesetzt. In seiner Einheit galt Hitler als Sonderling und erfreute sich nicht grosser Beliebtheit. Von der deutschen Kapitulation erfuhr er im Herbst 1918 im Lazarett, wo er psychiatrisch behandelt wurde, Abbildung 1: Adolf Hitler als Soldat im 1. WK nachdem er bei einer Senfgasattacke aufgrund einer Kriegshysterie kurzzeitig erblindet war. Die Kapitulation empfand Hitler als Schande und hoffte insgeheim auf eine Abrechnung in der Zukunft. Politischer Aufstieg in der NSDAP In den Jahren nach dem Krieg formte Hitler sein politisches Weltbild und erprobte sein Redetalent. Im Oktober 1919 trat er der rechtsradikalen „Deutschen Arbeiterpartei (DAP) bei, welche anfänglich nur in München aktiv war und begann seinen parteiinternen Aufstieg. Durch zahlreiche Auftritte und Reden wurde er bald das Gesicht der Partei, welche sich ab Februar 1920 neu NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) nannte. Nach internen Streitigkeiten über die zukünftige Ausrichtung der Partei und dem zwischenzeitlichen Austritt Hitlers, übertrugen die Parteimitglieder ihm im Juli 1921 umfassende Machtbefugnisse. Ab diesem Zeitpunkt bestimmte Hitler als Parteiführer die Gestaltung des politischen Programms der Partei und den inneren Aufbau. In der Folgezeit ging es ihm primär darum, in der Öffentlichkeit Abbildung 2: Hitler 1923 bekannter zu werden. Dafür hielt er in Deutschland aber auch Österreich Reden und griff dabei wiederholt politische Gegner an. In seinen Reden überzeugte Hitler nicht nur mit der Klarheit und Logik seiner Gedanken. Vielmehr gelang es ihm, die tief in den Seelen seiner Zuhörer ruhenden Gefühle wie Hass, Neid, Angst, Einsamkeit und Machtgier aufzunehmen, in Worte zu fassen und sich während seiner Reden in 1 eine eigentliche Ekstase hineinzusteigern. Diese übertrug sich dann wieder auf seine Zuhörer, die oft in einen Rausch der Begeisterung gerieten. 2 Putschversuch und „Mein Kampf Auftritte Hitlers und Versammlungen der NSDAP wurden in der Regel auch von gewalttätigen Ausschreitungen begleitet. Der Partei und somit Hitlers Führung unterstanden mehrere paramilitärische (nicht offiziell militärische Kampfeinheiten) Organisationen, welche u.a. in Strassenschlachten mit Kommunisten verwickelt waren. Solche störenden und einschüchternden Aktionen übernahm häufig die SA (Sturmabteilung). Mitglieder der SA wurden aufgrund ihrer einheitlichen Uniformen häufig schlicht Braunhemden genannt. Daneben wurde eine zweite Einheit aufgebaut, welche beispielsweise den persönlichen Schutz Hitlers übernahm, aber auch gegen politische Gegner vorging – die SS (Schutzstaffel). Beide Organisationen wurden in den Folgejahren systematisch ausgebaut. Die militärischen Arme der NSDAP machten sich schnell einen Namen und wurden wegen ihrer Brutalität schon bald gefürchtet. Abbildung 3: Marsch einer SAAbteilung (1932) Im Krisenjahr 1923 (Ruhrkampf) organisierte die NSDAP zusammen mit weiteren kleineren Gruppierungen ähnlicher politischer Gesinnung im Herbst einen Putschversuch. Die Regierung sollte gestürzt werden, eine neue unter der Führung Hitlers sollte daraufhin die Macht übernehmen. Der unter der Bezeichnung HitlerPutsch bekannte Umsturzversuch scheiterte jedoch kläglich. Hitler wurde zusammen mit anderen des Hochverrats angeklagt und zu einer Haftstrafe verurteilt. Von den fünf Jahren dieser Strafe sass Hitler aufgrund guter Führung jedoch nur rund neun Monate ab. Diese Zeit nutzte er, um seine politischen Ideen und rassistischen Ansichten in einem Buch festzuhalten – Mein Kampf. Darin beschreibt Hitler teilweise sehr ausführlich, welche Pläne er u.a. mit der jüdischen Bevölkerung Europas oder den Menschen in der Sowjetunion verfolgt. Auch wenn das Buch in den Folgejahren grosse Aufmerksamkeit genoss, nahmen nur wenige Menschen in Deutschland und dem Ausland an, dass Hitler tatsächlich versuchen würde, diese Pläne in die Tat umzusetzen – ein katastrophaler Irrtum. Nach dem gescheiterten Putsch änderte die NSDAP unter Hitler zudem ihre Taktik und versuchte fortan durch Wahlerfolge an die Macht zu gelangen. Programm und Propaganda Hitlers Denken, für den Ausbau der NSDAP zur Massenpartei massgeblich, wurde von festen Überzeugungen beherrscht: Das Leben sei ein ewiger Kampf, das deutsche Volk müsse zur Weltmacht aufsteigen oder untergehen und an allem Übel sei die „Schmarotzerrasse der Juden schuld. Hitler verstand es auch sehr gut, sich aktuellen Stimmungen anzupassen und so mehr Menschen anzusprechen. Dementsprechend war das Parteiprogramm schlagworthaft und häufig unklar, so dass sich Menschen mit verschiedenen Zielen und Hoffnungen der Partei anschliessen konnten. Folgender Ausschnitt aus einer Rede Hitlers im März 1933 dient hierzu beispielhaft: 3 „Wir wollen wiederherstellen die Einheit des Geistes und des Willens der deutschen Nation! Wir wollen wahren die ewigen Fundamente unseres Lebens: unser Volkstum und die ihm gegebenen Kräfte und Werte Wir wollen die grossen Traditionen unseres Volkes, seiner Geschichte und seiner Kultur in demütiger Ehrfurcht pflegen Aufbauen wollen wir eine wahre Gemeinschaft aus den deutschen Stämmen, aus den Ständen, den Berufen und den bisherigen Klassen Aus Bauern, Bürgern und Arbeitern muss wieder werden ein deutsches Volk! 4 Abbildung 4: Plakat der NSDAP Viel wichtiger als das Parteiprogramm oder Hitlers Buch war die Propaganda (absichtlicher Versuch, öffentliche Sichtweisen zu formen und manipulieren). Neben Reden und Versammlungen veranstaltete die NSDAP Demonstrationsumzüge, Plakat und Flugblattaktionen. Viele Aktionen glichen eher atemberaubender Shows, welche die Zuschauer in ihren Bann zogen, als politischer Veranstaltungen. Marschformationen, Musik und aufwendig gestaltete Kulissen boten willkommene Unterhaltung für Tausende von Menschen, welche angesichts der Weltwirtschaftskrise ab 1929 für jede Gelegenheit dankbar waren, von ihren Sorgen und Ängsten abgelenkt zu werden. Daneben lieferte Hitler einen idealen Sündenbock für die wirtschaftlichen und sozialen Probleme: die Juden. Da man ihnen die Schuld an allen Problemen geben konnte, waren die übrigen Bürger automatisch schuldlose Opfer, die sich keine Gedanken mehr über die wirklichen Ursachen der Missstände machen mussten. Auf der Suche nach einem passenden Symbol für die Partei griff Hitler auf das Hakenkreuz zurück. In unterschiedlichen Darstellungen und Bedeutungen existierte dieses bereits mehrere Tausend Jahre und wurde in Kulturen in mehreren Teilen der Welt verwendet. Seit Ende des 19 Jahrhunderts wurde das Hakenkreuz im deutschen Raum von völkischen und antisemitischen Bewegungen verwendet, weshalb es sehr gut zur NSDAP passte. Hitler selbst erklärt die Bedeutung in „Mein Kampf folgendermassen: „Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz die Mission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen und [] der Abbildung 5: Flagge des Deutschen Reichs schaffenden Arbeit, die selbst ewig 1935-1945 antisemitisch war und antisemitisch sein wird. Die politische Verwendung des Hakenkreuzes ist seit 1945 u.a. in Deutschland und Österreich verboten. In der Schweiz ist der öffentliche Gebrauch untersagt, wenn damit für eine rassistische Ideologie geworben ist. Dasselbe gilt für den Hitlergruss, welcher von der NSDAP im Sommer 1926 als verpflichtend eingeführt wurde und den Führerkult weiter festigen sollte. Bei diesem speziellen Gruss, welcher nach 1933 die offizielle Grussform im Deutschen Reich war, wurde der rechte Arm mit flacher Hand auf Augenhöhe schräg nach oben gestreckt. Dazu wurden meist die Worte „Heil Hitler oder „Sieg Heil gesprochen. Diese Grussform geht auf das römische Reich zurück und wurde wenige Jahre zuvor bereits von den Faschisten unter Mussolini in Italien eingeführt. 5 Abbildung 6: Personen beim Hitlergruss 1933 6 Der Weg zur Macht War die NSDAP in den Jahren vor der Weltwirtschaftskrise eine Partei mit einer kleinen Wählerschaft, vermochte sie ab 1930 zunehmend mehr Menschen für sich zu gewinnen (siehe Text zur Weimarer Republik). Bei den Wahlen 1930 erhält die NSDAP rund 6,5 Millionen Stimmen. Es wäre jedoch falsch anzunehmen, dass es sich dabei überwiegend um Personen handelte, welche aus Überzeugung hinter dem Programm der Partei und Hitler standen. Viele wollten mit ihrer Stimme einfach gegen die bestehenden Verhältnisse protestieren. Schliesslich wetterten Hitler und andere Parteigrössen schon lange gegen die die bürgerlichen und sozialdemokratischen Regierungen. Die Folgen der Weltwirtschaftskrise verschafften der NSDAP den Zulauf an Wählern, welcher in den Jahren zuvor nicht möglich war. Der grösste Teil der Wähler setzte sich aus Studenten und jungen Akademikern, welche fanatisch nationalistisch waren und den ihnen unbekannten Krieg befürworteten, sowie Handwerkern, Gewerbetreibenden und Kleinkaufleuten, welche um ihre Existenz kämpfen mussten, zusammen. Nur eine Minderheit gehörte zu den überzeugten Nationalsozialisten, die grosse Mehrheit bestand aus Mitläufern. Den ersten grossen Wahlerfolg 1930 nutzten die Nationalsozialisten, um die Arbeit im Reichstag, dem Parlament, zu behindern und so zu beweisen, dass die demokratische Staatsform nicht mehr lebensfähig war. Vor allem mit der Kommunistischen Partei (KPD) lieferten die Nationalsozialisten sich regelmässig Strassenschlachten. Zwischen Juni und Juli 1932 gab es dabei allein in Preussen, dem grössten Reichsland (Kanton), 99 Tote und 1125 Verletzte. Viele Bürger zogen daraus den Schluss, man könne ohnehin nur noch zwischen der nationalsozialistischen und der kommunistischen Lösung wählen. 7 Als die demokratischen Parteien keine Lösung der Weltwirtschaftskrise fanden, geriet der alte Reichspräsident Paul von Hindenburg (18471934), vom Volk für sieben Jahre gewähltes Staatsoberhaupt, immer stärker unter Druck und den Einfluss der Konservativen (bestehendes bewahren oder Altes wiederherstellen). Diese wollten die Gelegenheit nutzen, um die Zustände der Kaiserzeit, starke Regierung und schwaches Parlament, neu zu schaffen. Bei den Wahlen 1932 Abbildung 7: Hitler bei seiner Ernennung zum war ihr Anhang jedoch zu gering, um ihre Reichskanzler durch Reichspräsident Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 Interessen durchzusetzen. Hitler und die NSDAP jedoch hatten einen Drittel der Bevölkerung hinter sich. Daher verbündeten sich die Konservativen mit der NSDAP. Die Konservativen glaubten, Hitler würde sich ihnen als Regierungsmitglied anpassen oder er würde an Unterstützung verlieren, weil die Menschen bald realisieren würden, dass Hitler zwar reden, aber nicht regieren konnte. Dadurch würde die NSDAP Wähler verlieren, welche zu den Konservativen wechseln. Durch diese Allianz wurde Hitler als Führer der stärksten Partei am 30. Januar 1933 von Hindenburg vom Reichskanzler ernannt. Hitler hatte auf demokratischem Weg die zweithöchste politische Position im Land erreicht! Anders als mit Mussolini in Italien oder General Franco in Spanien kam mit Hitler in Deutschland eine faschistische Partei legal, ohne Putsch, an die Macht – und würde diese für zwölf blutige Jahre nicht mehr aus der Hand geben. 8 Errichtung der Diktatur Sehr bald zeigte sich, dass die Konservativen Hitler falsch eingeschätzt und, noch schlimmer, arg unterschätzt haben. Der nationalsozialistische Minister Hermann Göring stellte umgehend Zehntausende SALeute als Hilfspolizisten ein und ging massiv gegen Kommunisten und Sozialdemokraten vor. Als am 27. Februar das Reichstagsgebäude in Brand gesteckt wurde, nahmen diese Aktionen weiter zu. Die Regierung erklärte, das Feuer sei von einem Kommunisten gelegt worden und Zeichen eines kommunistischen Umsturzversuchs. Bis heute ist jedoch nicht zweifelsfrei geklärt, wer hinter der Brandstiftung stand. Möglicherweise waren es die Nationalsozialisten selbst. Um den angeblichen Umsturz zu verhindern, wurden am Folgetag erste persönliche Freiheitsrechte aufgehoben. U.a. wurden Rede und Pressefreiheit massiv eingeschränkt. 9 Am 24. März folgte das Abbildung 8: Titelseite des Völkischen Beobachters, der Zeitung der NSDAP, nach der Annahme des Ermächtigungsgesetzes Ende Juni 1933 Ermächtigungsgesetz, welches Hitler und seiner Regierung weitreichende Vollmachten übertrug. Die Regierung konnte nun u.a. Gesetze erlassen, welche der Verfassung und elementaren Grundrechten widersprachen – ohne die Zustimmung des Parlaments dafür zu benötigen. Diese Vollmachten waren für eine Dauer von vier Jahren vorgesehen, danach sollte wieder zur alten Ordnung übergangen werden. Für das Ermächtigungsgesetz war jedoch die Zustimmung des Parlaments notwendig. Um die nötige Mehrheit zu erhalten, waren die Abgeordneten der KPD zuvor mehrheitlich verhaftet worden oder waren selbst geflohen. Einige von ihnen waren zu der Zeit schon in Konzentrationslagern eingesperrt worden – ohne richterlichen Beschluss und ohne Möglichkeit, sich gegen die Ungerechtigkeit zu wehren. Einzig die Sozialdemokraten blieben als politische Gegner und stimmten gegen das Gesetz. Mit der Unterstützung der Mitteparteien wurde die nötige Mehrheit dennoch erreicht. Hitler als Regierungschef verfügte nun über ausreichend Macht, um den Staat nach seinem Willen umzugestalten. Hitler war mit der Unterstützung eines grossen Teils des Volkes und der Zustimmung des Reichstags zum Diktator geworden. Seine Macht würde er in den folgenden Monaten und Jahren weiter ausbauen. Aufgaben 1. Skizziere in Stichworten den politischen Werdegang Adolf Hitlers von 1919 bis 1933. 2. Wie war es Hitler und der NSDAP möglich, in Deutschland eine Diktatur zu errichten? 3. Wie beurteilst du die Frage nach der Verantwortung für die Machtübernahme Hitlers? Wer musste sich im Nachhinein berechtigt vorwerfen lassen, Hitlers Aufstieg unterstützt zu haben? 4. Notiere für folgende Begriffe dir verständliche Definitionen/Erklärungen: Putsch, Propaganda, Diktatur, rechtsradikal! Du kannst diese Begriffe auch nachschlagen. 5. Hausaufgabe: Suche im Internet eine Rede Adolf Hitlers aus der Zeit zwischen 1919 und 1933 und schaue dir diese an! Was fällt dir auf? Mit welchen Mitteln versuchte Hitler zu überzeugen? 10