Arbeitsblatt: Herr der Fliegen - William Goldings

Bild von William Goldings KSS 9.1, Deutsch Herr der Fliegen – William Goldings Aufgabe 1: Zusammenfassung aller Kapitel. Mache zu jedem Kapitel im Anhang eine kurze Inhaltsangabe. Aufgabe 2: Steckbriefe Ralph Jack Piggy Aufgabe 3: Die „Robinsonade Ursprung Der Begriff „Robinsonade geht zurück auf den Roman „The Life and Strange Surprising Adventures of Robinson Crusoe, of York, Mariner, Written by himself von Daniel Defoe aus dem Jahr 1719. Der Roman gehört zu den großen Klassikern der Weltliteratur und ist ein beliebtes Jugendbuch. Der Roman handelt davon, wie der fiktive Erzähler Robinson Crusoe nach einem Schiffbruch als einziger Überlebender auf einer einsamen Insel strandet. Dort richtet er sich nach und nach ein und überlebt nicht nur aufgrund seiner Geschicklichkeit, sondern auch, weil er (wegen einer aus dem Wrack geborgenen Bibel) neu gewonnenes Vertrauen in Gott schöpft. Eines Tages rettet er einem Eingeborenen das Leben, den er Freitag nennt und zum christlichen Glauben bekehrt. Nach über 28 Jahren wird Robinson Crusoe gerettet und kehrt zusammen mit Freitag nach England zurück. Bedeutung In einer Robinsonade muss die Hauptfigur in einer für ihn unbekannten Umgebung und isoliert von seinen Mitmenschen ums Überleben kämpfen und sein Leben völlig neu einrichten. Durch diesen radikalen Neubeginn wird die Frage aufgeworfen, was der Mensch zum Überleben benötigt und wie eine ideale Lebensform aussehen kann. Letztere wird mit dem Begriff Utopie bezeichnet. Wirkungsgeschichte Der Roman „Robinson Crusoe hat im Laufe der Jahrhunderte viele Künstler inspiriert, so auch William Golding. Im „Herr der Fliegen wird zwar wie bei Robsinson Crusoe das Überleben auf einer einsamen Insel geschildert, allerdings nicht als Utopie einer perfekten Gemeinschaft. Stattdessen wird das genaue Gegenteil, eine so genannte „negative Utopie geschildert. Es klingt zwar zunächst paradox, aber oftmals will der Autor mit der Darstellung einer negativen Utopie dasselbe erreichen wie mit der Schilderung einer Utopie: Der Leser soll die negative Utopie ablehnen und dadurch Konsequenzen für das Leben mit seinen Mitmenschen ziehen. Arbeitsauftrag Überlegt in Kleingruppen, welche Lieder, Bücher, Filme, Computerspiele, Fernsehsendungen etc. ihr kennt, in denen eine Utopie oder eine negative Utopie geschildert wird, und schreibt diese auf. Aufgabe 4: „The Coral Island. Tale of the Pacific Ocean von R. M. Ballantyne: Frankfurt: Penguin, 1995. 304 Seiten Robert Michael Ballantyne gelang mit The Coral Island 1858 ein heute fast vergessener Bestseller. Drei junge Engländer Jack Martin (18 Jahre), Ralph Rover (15) und Peterkin Gay (13) überleben in der Südsee ein Havarie ihres Schiffes und landen auf einer Insel. Dort erkunden sie – wie einst Robinson – ihre Umgebung, entdecken erstaunliche Dinge auf dem unbewohnten Eiland und müssen sich mehrfach bewähren. Sie erhalten Besuch von Eingeborenen und Piraten und es kommt jeweils zu erstaunlichen Abenteuern. Der Erzähler ist Ralph Rover selbst, der gleich eingangs allzu zarte Gemüter vor der Lektüre warnt. Jack ist schlauer Alleswisser und ungekrönter Anführer, Peterkin der lustige Tollpatsch. Der IchErzähler berichtet recht genau, bleibt selbst aber etwas farblos. Durch vielfältige Exkursionen und einige folgenreiche Begegnungen bleibt die Spannung aufrecht. Dafür sorgen sowohl der gute Romanaufbau als auch Ballantynes ansprechender Stil. Beispiel aus einer Sturmbeschreibung: Rain cut across the land in sheets, and lightning played like forked serpents in the air; while, high above the roar of the hissing tempest, the thunder crashed, and burst, and rolled in awful majesty (32. Kap.). Verwoben im Text sind Anweisungen an die Leser, wie ein Lob des täglichen Bades oder der Appell die Schönheiten der Natur, die überall vorhanden sind, richtig zu würdigen. Erstaunlich ist, daß trotz monatelanger Partnerschaft die drei Jungen nie eine echte Meinungsverschiedenheit oder gar einen Streit haben. Etwas verstörend empfindet der heutige Leser das hohe Lied auf die christlichen Missionare, dies umso mehr, da die Wilden als Kannibalen ohne jegliche Moral geschildert werden. Pirat Bloody Bill: It curious fact, that wherever the missionaries get footin all these things come to an end at once, an the savages take to doin each other good, and singin psalms, just like Methodists. Da stimmt Ralph natürlich ein: God bless and prosper the missionaries till they get footing in every island of the sea! (24. Kap.). Da urteilt Herman Melville in seinem ein paar Jahre zuvor erschienenen Typee sehr viel ehrlicher. Interessant (zu prüfen wäre, wie glaubhaft) sind die Schilderungen der heimischen Gebräuche, so beispielsweise das Wellensurfen (25. Kap.). Nach der Christianisierung wohnen die Insulaner in schönen Hütten mit Garten, gepflanzten Bäumen (obwohl die Inseln stark bewaldet sind) und gekiesten Zugangswegen, ganz so, wie man es sich in England vorstellte. Zuvor wohnten sie in heruntergekommenen Dörfern und schlugen sich gegenseitig die Köpfe ein. Ralph zieht den Schluß: What convincing proof that Christianity is of God! (30. Kap.). dabei sind die christlichen Engländer selbst nicht zimperlich: vom Häuptling Tararo wollten sie die Freigabe eines einheimischen Mädchens und drohen ihm mit der großen Kanone auf ihrem Schiff, die sein Dorf in die See blasen wird, wenn er das Mädchen nicht herausgibt (32. Kap.). Vom Häuptling Tararo heißt es: He is man of falsehood, as all the unconverted savages are (32. Kap.). Aufgabe Der Roman „Die Koralleninsel war die wichtigste Vorlage für Goldings „Herr der Fliegen. Schreibt zu zweit in Stichpunkten auf, was Golding an der Vorlage verändert hat, und überlegt anschließend gemeinsam, warum er das getan haben könnte! Aufgabe 5: Funktion Der abgetrennte Schweinekopf spielt in Goldings Roman eine wichtige Rolle. Lies zur Wiederholung noch einmal die diesbezüglich zentrale Stelle auf S.200-202! Die Funktion der Textstelle auf S. 200-202 (Simon begegnet dem Herrn der Fliegen): Diese Szene spielt auf das antike Zitat: „Homo Homini Lupus (Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf) an, das durch den Philosophen Thomas Hobbes (15881679) bekannt wurde. Für ihn besteht der Naturzustand des Menschen darin, egoistisch, habgierig und unzufrieden zu sein. Das Chaos steht ihm somit weitaus näher als ein geordnetes Staatswesen. Letzteres ist aber zwingend notwendig, um die vernichtenden Triebe des Menschen aufzuhalten; ansonsten herrscht ein „bellum omnium contra omnes, ein Krieg aller gegen alle. Die Angst vor dem eigenen Tod und somit der Selbsterhaltungstrieb des Menschen sorgt jedoch dafür, dass er den Naturzustand beenden und eine staatliche Macht gründen will. Dabei einigen sich die Menschen auf wichtige gemeinsame Gesetze: Zunächst muss der Krieg aller gegen alle beendet werden und es muss Frieden herrschen. Um dies zu erreichen, muss der Mensch jedoch auch auf seine absolute Freiheit verzichten, indem er sich dem Staat unterordnet. Dazu schließen die Menschen einen Gesellschaftsvertrag, in dem sie versichern, ihr Recht, sich selbst zu beherrschen, an eine andere Person abtreten, wenn dies auch alle anderen tun. Dies ist die Geburtsstunde des Staates. Arbeitsauftrag: Diskutiert im Klassenplenum die Frage, ob ihr Hobbes zustimmt, wenn er sagt, dass der zivilisierte Mensch ohne ein Staatswesen zum „Wolf werden würde!