Arbeitsblatt: Pädagogik und Psychologie

Material-Details

Skriptum zur Einführung in die Psychologie
Pädagogik und Psychologie
Grundlagen und Begriffe
10. Schuljahr
10 Seiten

Statistik

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2130
32
08.11.2017

Autor/in

Christa Huber
Land: Österreich
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Einführung in die Psychologie 1. Grundbegriffe der Psychologie a. Definition Psychologie: aus dem Griechischen: Lehre von der Seele Psyche Seele (Atem, Leben) Logos Lehre (Wort, Sinn) Seele jener Teil des Menschen, der nicht körperlich ist und „sich im Ich Empfinden „ ausdrückt. Die Psychologie als Wissenschaft gibt es erst seit ca. 150 Jahren, zuvor war sie ein Teilbereich der Philosophie. Um das Denken, Fühlen und Handeln verstehen zu können, erforscht die Psychologie Prozesse innerhalb des Individuums, aber auch Sachverhalte in dessen sozialer Umwelt. Sie versucht menschliches Erleben und Verhalten systematisch zu beschreiben, zu erklären, vorauszusagen und zu kontrollieren. Psychologie versteht sich als Wissenschaft vom äußeren Verhalten und vom inneren Erleben. Äußeres Verhalten Inneres Erleben (beobachtbar und beschreibbar) (nicht unmittelbar beobachtbar) sprechen, sehen, gehen, lesen, schreiben, trinken, essen, schlafen Empfindungen, Gefühle, Wünsche, Gedanken, Sinnesempfindungen wie Farben, Töne, Gerüche, Druck, Wärme, Lust . Das eigene Erleben ist uns in der Selbstbeobachtung unmittelbar zugänglich, das Erleben anderer Menschen nur über deren sprachliche und nichtsprachliche Äußerungen. Es hat noch kein Mensch das Erleben eines anderen von innen her erfahren. Z. B. Ich kann niemals vollständig und gänzlich wissen, wie von einer anderen Person ein Nadelstich erfahren wurde. Das Ausdrucksverhalten und die sprachlichen Äußerungen anderer Menschen lassen uns Rückschlüsse auf ihr Erleben zu ziehen. (vgl. Rettenwender, S. 6) 2. Disziplinen der Psychologie a. Theoretische Psychologie Die Theoretische Psychologie umfasst alle Grundlagen, wie z. B. Statistik ( mathematische Disziplin, die sich mit der Analyse von Daten befasst). b. Allgemeine Psychologie Es geht um die Erforschung allgemeiner Gesetzmäßigkeiten des Erlebens und Verhaltens. Individuelle Unterschiede werden dabei weniger beachtet. (Z. B. Wahrnehmung, Lernpsychologie) c. Differenzielle Psychologie Betrachtet das Erleben und Verhalten unter dem Aspekt individueller Unterschiede (Persönlichkeitsmerkmale, Charakteristika der Entwicklung, soziale Herkunft und Umfeld). Dazu gehören Motivations-, EntwicklungsPersönlichkeits- und Sozialpsychologie. 3. Angewandte Psychologie Viele Ergebnisse der psychologischen Forschung werden in der Praxis angewendet, um Probleme des Einzelnen, von Gruppen oder Institutionen lösen zu helfen. Eine wichtige Bedeutung der psychologischen Anwendung kommt der Beratung für zwischenmenschliche, persönliche oder soziale Probleme zu. (Ehe- und Familienberatung, Erziehungsberatung, Berufsberatung, Drogenberatung) Der schulpsychologische Dienst bietet SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen Beratung bei Schulproblemen und Lernschwierigkeiten an. Der Wirtschaftspsychologe untersucht vor allem das Verhalten der Menschen als Konsumenten und Produzenten. Es geht um Verkaufsstrategien, Markt- und Meinungsforschungen. Die Beriebspsychologie hat die Aufgabe, Führungskräfte zu schulen, das Arbeits- und sozialklima unter den Betriebsangehörigen zu verbessern. Die klinische Psychologie beschäftigt sich mit der Erstellung von zuverlässigen diagnostischen Tests, um psychische Störungen richtig erkennen zu können und den entsprechenden effektiven Therapien. Die forensische Psychologie beschäftigt sich mit den Problemen, die in Zusammenhang mit der Gerichtspraxis auftreten, Gutachtertätigkeiten bei Gericht. (Vgl. Rettenwender, S.7) 4. Psychologie in Alltag und Wissenschaft a. Alltagspsychologie Alltagspsychologie wird auch als Naive Psychologie oder Laienpsychologie bezeichnet. Wir überschätzen die Aussagekraft unserer Urteile. Urteilsfehler zeigen, dass wir uns nicht immer auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen können. Aussagen, Erkenntnisse und Schlussfolgerungen sind zufällig und nicht überprüft. Ein wissenschaftlicher Zugang ist daher notwendig. Beispiel: Wenn ein Kind in der Schule versagt, werden Eltern und LehrerInnen nach den Zusammenhängen und Bedingungen, die für dieses Verhalten ursächlich sind, suchen. Liegen die Gründe in einer schwierigen Entwicklungsphase? Gibt es im Umfeld der Familie Ereignisse, die für das Versagen in der Schule als Ursache in Frage gekommen? Ist das Umfeld der Schule (Klasse, Lehrkraft) für das Kind leistungs- oder motivationshemmend? Solche oder ähnliche Fragen beschäftigen uns beinahe täglich. Können wir uns dabei auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen? b. Wissenschaftliche Psychologie ist aus folgenden Gründen notwendig: Wir überschätzen die Aussagekraft unserer Urteile Unsere Erinnerung wird durch nachträgliche Einsicht verzerrt. Rückschaufehler Hindsight – Bias Auch die wissenschaftliche Psychologie versucht Erklärungen für Erleben und Verhalten zu liefern, allerdings mit einem wesentlich differenzierteren methodischen Instrumentarium. Alltagspsychologie Wissenschaftliche Psychologie Aussagen sind selten überprüfbar Aussagen sind in der Regel überprüfbar Einzelergebnisse werden verallgemeinert Aussagen haben Allgemeingültigkeit Methode: Einzelbeobachtungen Aussagen werden systematisch gewonnen, das methodische Vorgehen ist geplant, organisiert und wiederholbar. (Vgl. Rettenwender, S. 9) c. Populärwissenschaftliche Psychologie Wissenschaftliche Themen der Psychologie werden allgemein verständlich aufbereitet. Aufgrund einer begrenzten Anzahl von Fachtermini und durch die Verwendung einer leicht verständlichen Sprache werden wissenschaftliche Inhalte so einfach aufbereitet, dass sie auch dem Laien, dem breiten Publikum zugänglich werden. Die Vereinfachung der Darstellung kann allerdings auf Kosten der Richtigkeit der Wissenschaftlichkeit gehen. Es entstehen unseriöse Aussagen wie z. B. der Mythos „Gegensätze ziehen sich an. 5. Wissenschaftliche Psychologie Die Wissenschaft hat sich zum Ziel gesetzt, das Erleben und Verhalten zu beobachten und zu beschreiben, Zusammenhänge zu erkennen sowie Gesetze und Gesetzmäßigkeiten aufzustellen. a. Gegenstand der Psychologie Das Erleben einer anderen Person ist nicht direkt beobachtbar. Wir können durch Selbstbeobachtung unser eigenes Erleben, unsere Gedanken und Gefühle erforschen. Verhalten lässt sich beobachten. Wir können anhand von Handlungen, Mimik, Gestik, Sprache beobachten, wie andere sich verhalten. Beispiel: Forscher versuchen herauszufinden, welche Umstände bei einem Kind aggressives und gewalttätiges Verhalten verursachen, ob es beispielsweise einen Zusammenhang zwischen Medienkonsum von Gewaltdarstellungen und dem Auftreten von Gewalttaten des Kindes gibt. Folgende Faktoren beeinflussen menschliches Verhalten: Eigenschaften, Fähigkeiten, Einstellungen, Erfahrungen Bedürfnisse Motive Psychisches und physisches Empfinden Gefühle Aktuelle Umwelt (Vgl. Rettenwender, S. 9) Anlage, Umwelt Hunger, Durst, Geltungsbedürfnis Gesundheit, Krankheit Trauer, Freude Herkunft, Alter, Geschlecht, soziales Umfeld b. Ziele der Psychologie Die psychologische Forschung zielt darauf ab, ihren Gegenstand zu beobachten und zu beschreiben, zu erklären und zu bewerten und durch Vorhersage und Beeinflussung zu kontrollieren und zu verändern. Beobachtung und Beschreibung Objektive Beobachtung ohne Bewertung! Z. B. der Schüler meldet sich oft zu Wort. Wertung und Interpretation sind nicht richtig: Der Schüler ist fleißig. Erklärung und Bewertung Ein beobachteter Sachverhalt wird mit allgemeinen Gesetzmäßigkeiten erklärt. Z. B. Kinder verhalten sich aggressiv, wenn sie eine erwachsene Person beobachten, die Gewalt anwendet. Allgemeine Gesetzmäßigkeit: Lernen am Modell Vorhersage und Kontrolle Weiß man, wann und warum bestimmte Verhaltensweisen auftreten, ist es möglich, Verhalten vorauszusagen, zu beeinflussen und zu verändern. Z. B. Berufserfolg und Glücklichsein korrelieren ( hängen zusammen). Daher können Eignungstests bei der Berufswahl helfen und somit die persönliche Zufriedenheit erhöhen. c. Wissenschaftliche Methoden der Psychologie Als erstes wird eine Forschungsfrage formuliert, z. B: Gibt es einen Zusammenhang zwischen häufigem Fernsehkonsum bei Kindern und Konzentrationsstörungen? Anschließend wird eine Hypothese aufgestellt. Z. B: Je häufiger Kinder fernsehen, desto unkonzentrierter sind sie. Wissenschaftliche Hypothesen sind Annahmen, die überprüfbar sein müssen, das heißt, durch die die Untersuchung bestätigt (verifiziert) oder widerlegt (falsifiziert) wird. Die Ergebnisse gelten nur dann als wissenschaftlich gültig, wenn sie mit wissenschaftlichen Methoden gesammelt, überprüft und begründet wurden. (Vgl. Rettenwender, S. 10) Methoden der Forschungsarbeit Selbstbeobachtung Fremdbeobachtung Fragebogen Tests Experimente Selbstbeobachtung Die Selbstbeobachtung (Introspektion) ist wissenschaftlich kaum vn wert. Schwierigkeit bei der Selbstbeobachtung: Ich kann nicht gleichzeitig zornig sein und meinen Zorn beachten. Die Selbstbeobachtung erfolgt immer im Rückblick. Dadurch kann es zu Erinnerungtäuschungen kommenHindsight Bias. Möchte der Psychologe über das Erleben seiner Mitmenschen Näheres erfahren, so kann er eine Befragung oder ein Interview durchführen. Fremdbeobachtung Man beobachtet das Verhalten systematisch. Werden Beobachtungen unter streng kontrollierten Bedingungen durchgeführt, so spricht man von einem Experiment. Achtung! Tatsächliche Beobachtung und Interpretation! Beispiel: Bobachtung: Das Kind schlägt mit der Hand ins Gesicht des anderen Kindes. Interpretation: Das Kind schlägt wutentbrannt ins Gesicht des anderen Kindes, weil es sich für dessen Verhalten rächt. Fragebogen Beim Erstellen eines Fragebogens ist es wichtig, folgende Fragen zu beachten: Was soll der Fragebogen messen? Misst er dies auch? Welche Personengruppe befragt man? Ist die Absicht hinter der Frage leicht zu durchschauen? Wie erfolgt die Auswertung des Fragebogens? Wie viele Personen muss ich befragen, um zu eifnem repräsentativen Ergebnis zu kommen? Tests Während das Experiment versucht, allgemeine Gesetzmäßigkeiten zu erforschen, misst der Test Merkmale einzelner Personen. Beispiele: Leistungstests, Intelligenztests, Persönlichkeitstests Experiment Zum Unterschied von der Beobachtung in natürlichen Situationen kann man mittels des Experiments Versuchspersonen in künstlichen Situationen systematisch beobachten. Das klassische Experiment will Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung aufdecken und eine Gesetzmäßigkeit herausfinden. Das klassische Experiment hat eine UV (unabhängige Variable URSACHE) und eine AV (abhängige Variable Wirkung). WICHTIG: Die AV muss messbar sein. Meist besteht das Experiment aus einer Versuchs- und einer Kontrollgruppe. Beispiel: Alkohol beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit PPt Präsentation Vorteile des Experiments Genaue Planung und Beobachtung möglich Z. B: genaues Festlegen der Alkoholmenge, die getrunken wurde) Alle Faktoren, die zusätzlich einen Einfluss auf das Ergebnis haben könnten, kann man besser kontrollieren (z. B. Alter einer Person, Gewicht, Trinken auf nüchternen Magen.) Grenzen von Experimenten Nicht für alle Forschungsziele sind Experimente möglich Manche Experimente sind moralisch oder rechtlich nicht vertretbar Es wird immer wieder angezweifelt, ob das, was man in einem Labor feststellt, dann auch auf die tatsächliche Situation zutrifft d. Gütekriterien für empirische Methoden Alle empirischen Methoden der Psychologie (Beobachtung, Test, Experiment ) können in ihrer wissenschaftlichen Bedeutung an folgenden Gütekriterien gemessen werden: Objektivität Eine Messung ist objektiv, wenn mehrere Testleiter/innen bei der gleichen Untersuchung zum gleichen Ergebnis kommen. Reliabilität Zuverlässigkeit der Messverfahren Eine Messung ist zuverlässig, wenn der Tester zu unterschiedlichen Zeitpunkten zum gleichen Ergebnis gelangt, sofern sich die Person nicht wesentlich geändert hat (Therapie). Validität Gültigkeit Grad der Genauigkeit, mit dem ein Test das misst, was es zu messen vorgibt. (Vgl. Rettenwender, S. 10) Vgl. Rettenwender, Elisabeth: 2013, Veritas Verlag, SchulbuchNr: 150.392