Arbeitsblatt: Die Helvetik

Material-Details

Ein Dossier über die Helvetische Revolution 1798 bis 1803
Geschichte
Schweizer Geschichte
6. Schuljahr
20 Seiten

Statistik

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68
17.01.2018

Autor/in

Alexander Meucelin
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Helvetik Von der Alten Eidgenossenschaft bis zum modernen Bundesstaat. Geschichtsunterricht Klasse 7H/8H Cordast Schuljahr 2017/18 Zusammenstellung: Alexander Meucelin Dieses Heft gehört: Die Helvetik Seite 1 von 20 Inhaltsverzeichnis In diesem Heft geht es um die geschichtlichen Ereignisse, die sich zwischen 1789 und 1848 in der Schweiz abspielten. Es handelt sich um eine grobe Zusammenfassung ohne Anspruch auf Vollständigkeit. DIE WICHTIGSTEN EPOCHEN 1. Vor der Helvetischen Revolution (bis 1797) 2. Die Helvetische Revolution (1798) 3. Die Helvetische Republik (Helvetik, 1798-1803) 4. Die Mediation (1803-1813) 5. Die Tagsatzung (1814-1848) 6. Der moderne Bundesstaat (1848) 3 6 8 11 13 18 Zusammenfassung 19 Lernziele 20 Die Helvetik Seite 2 von 20 Die wichtigsten Epochen 1. Vor der Helvetischen Revolution (bis 1797) In Frankreich litt das Volk Ende des 18. Jahrhunderts unter der hohen Steuerbelastung und unter Hunger, der auf Missernten zurückzuführen war. Ausserdem war der 3. Stand weitgehend ohne Rechte. Als König Ludwig der XVI. am 5. Mai 1789 die Generalstände einberief, um über neue Steuergesetze zu diskutieren, und die Vertreter des 3. Standes ihre Anliegen nicht durchsetzen konnten, gründeten sie die Nationalversammlung. Diese wollte, dass der 3. Stand massgeblich an der Regierung beteiligt würde. Der eigentliche Beginn der Französischen Revolution am 14. Juli 1789 mit dem Sturm auf die Bastille statt. Kurz darauf folgten die Gründung der Nationalversammlung und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Im September 1791 veröffentlichte die Nationalversammlung die neue Verfassung, die auf dem Prinzip der Gewaltentrennung beruhte. Doch die Abgeordneten der Nationalversammlung erreichten ihre Ziele nicht immer gewaltlos. Vor allem die Jakobiner mit ihrem Führer Maximilien Robespierre strebten den Umsturz mit radikalen Methoden an. In dieser Zeit des grossen Terrors liessen die Jakobiner Zehntausende von Menschen mit der Guillotine hinrichten, darunter auch König Ludwig XVI. und dessen Frau. Auch die Schweizer Garde, die den Schutz des Königs sicherstellen sollte, wurde getötet oder gefangen genommen. Während sich die Situation innerhalb Frankreichs nur langsam beruhigte, war das französische Heer im Ausland in kriegerische Ereignisse verstrickt. Das Revolutionsheer kämpfte gegen Österreich und Preussen und weitere Verbündete, die die Monarchie in Frankreich und bei sich selbst bewahren wollten. Die Franzosen waren zuerst in der Unterzahl, aber durch die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht konnte es die Truppenstärke markant erhöhen. In den Jahren 1792 bis 1797 wurden Kriege gegen Preussen, Österreich, die Niederlande, Grossbritannien, Italien, Spanien und Russland geführt. Auch wenn die Schweizer Kantone während der Kriege zwischen Frankreich und Österreich/Preussen immer wieder in Mitleidenschaft Die Helvetik Seite 3 von 20 gezogen wurden, waren sie kaum direkt in die Kriegsgeschehnisse miteinbezogen. Trotzdem waren viele Schweizer unzufrieden: • In Bern, Solothurn, Fribourg und Luzern bestimmten Patrizierfamilien (Adelige) die Geschicke der Stadt und des umliegenden Landes. • In Zürich, Basel und Schaffhausen regierten die Zünfte (Berufsverbände der Handwerksmeister). Auch sie hielten den Kreis der herrschenden Familien geschlossen. • Selbst in den kleinen Landkantonen Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus und Appenzell bestimmten ein paar wenige, alteingesessene Familien die Geschicke der Politik, obwohl sich diese Kantone Demokratien nannten. • Die grosse Mehrheit der Bevölkerung, die Landbevölkerung, hatte keinerlei politische Rechte. • In der ganzen Schweiz gab es weder Handels- und Gewerbe- noch Pressefreiheit. ZUSAMMENFASSUNG • • • In Frankreich lösten Hunger und Armut, Rechtlosigkeit des 3. Standes und die beabsichtigte Steuererhöhung die Französische Revolution aus. In vielen Kantonen der Schweiz wurde die Politik von einigen wenigen Familien beherrscht, entweder von Patriziern oder von Zünften. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung der Schweiz hatte keine politische Rechte. Die Helvetik Seite 4 von 20 Wenige Familien beherrschten auch in Freiburg die Politik Die Helvetik Seite 5 von 20 2. Die Helvetische Revolution (1798) Frankreich und die Schweizer Kantone lebten eigentlich friedlich nebeneinander. In der Situation des späten 18. Jahrhunderts war Frankreich aber wegen der Streitigkeiten mit Preussen, Österreich und Italien aus verschiedenen Gründen an der Schweiz interessiert: • In der Schweiz lagen verschiedene Alpenpässe, über die man rasch in den Süden gelangen konnten. • Einige Kantone verfügten über beträchtliche finanzielle Mittel, die den Franzosen für ihre weiteren Kriegspläne sehr hilfreich gewesen wären. • In der Schweiz lebten viele jüngere Männer, die als Soldaten dienen könnten. Bereits 1792 war der nördliche Teil von Basel besetzt worden. Ende 1797 folgte der südliche Teil. Gleichzeitig verbreitete sich der Revolutionsgedanke immer mehr in der Schweiz. Vor allem in der Waadt, die zu Bern gehörte, bekannten sich immer mehr Einwohner zu „Liberté, Egalité, Fraternité. Am 24. Januar wurde deshalb die Lemanische Republik ausgerufen. Man rief die Franzosen zu Hilfe. Der Revolutionsgedanke hatte auch in der Schweiz viele Anhänger. Unter Glockengeläute und Kanonendonner riefen die Aargauer die Unabhängigkeit von Bern aus. Auch die Thurgauer forderten ihre Freiheit. In Lausanne wurde eine von den Bernern unabhängige Waadtländer Regierung gebildet. Nach dem Einmarsch von 12000 französischen Soldaten am 28. Januar 1798 mussten sich die Berner aus dem Waadtland zurückziehen. Dies nennt man Franzoseneinfall und war der eigentliche Beginn der Helvetischen Revolution. Anfang März rückten die Franzosen von zwei Seiten her Richtung Freiburg, Solothurn und Bern vor. Die Eidgenossen unterlagen den Eindringlingen rasch. Am 2. März kapitulierte Freiburg, am 3. März Solothurn. Bereits am 5. März musste nach Gefechten auch Bern die Niederlage eingestehen. Während der gesamten Zeit griffen die eidgenössischen Hilfstruppen mit etwa 4000 Mann nicht in die Kämpfe ein. Die Franzosen kämpften mit etwa 3500 Mann, denen gegenüber nur etwa 2000 Berner Die Helvetik Seite 6 von 20 standen. Auf Berner Seite fielen in den Schlachten bei Gümmenen, Neuenegg und Grauholz etwa 700 Menschen. Die Verluste der Franzosen sind nicht bekannt. Die Franzosen beschlagnahmten die Berner Staatskasse mit zehn Millionen Pfund und brachten die Bären des Bärengrabens als Beute nach Paris. Auch die Staatskassen von Freiburg, Solothurn, Luzern und Zürich wurden zum französischen Eigentum erklärt. Zusammen ergab dies eine Summe von etwa 23 Millionen Pfund. Zusätzlich wurden die reichen Familien zu Zahlungen in der Höhe von ca. 15 Millionen Pfund gezwungen. Schlacht bei Neuenegg ZUSAMMENFASSUNG • • • • Die Idee von „Liberté, Egalité, Fraternité (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) gewann auch in der Schweiz immer mehr Anhänger. Die Franzosen hatten verschiedene Interessen, die Schweiz zu besetzen: Verkehrswege, gefüllte Staatskassen und junge Männer. Die Franzosen rückten vom Waadtland her vor und besiegten die von Patriziern regierten Städte Freiburg, Bern und Solothurn. Die Franzosen beschlagnahmten Staatskassen und Vermögen reicher Bürger als „Lohn für den Sturz der alteingesessenen Kantonsregierungen. Die Helvetik Seite 7 von 20 3. Die Helvetische Republik (1798-1803) Am 28. März 1798 wurde die neue Verfassung der Helvetischen Republik durch die französische Regierung als verbindlich erklärt. Die Franzosen gaben der Schweiz den Namen „Helvetische Republik (auch Helvetik genannt), zur Erinnerung an den keltischen Stamm der Helvetier. Sie richteten in der Schweiz ein neues Regierungssystem nach französischem Vorbild ein. Die Eidgenossenschaft wurde zu einem Einheitsstaat gemacht. Die Regierungen der Kantone wurden aufgehoben und Aarau als Hauptstadt der Schweiz bestimmt. Es gab keine Vogteien mehr, keine Untertanengebiete, keine Gemeinen Herrschaften und auch keine zugewandten Orte. Die Schweiz war ein einziger Staat, der zuerst aus 22, dann noch aus 19 Verwaltungsgebieten bestand. Deutsch, Französisch und Italienisch waren Amtssprachen: Die mehrsprachige Schweiz war geboren. Die Regierung der Schweiz hiess „Direktorium und bestand aus fünf Männern. Das schweizerische Parlament, das die Gesetze beschliessen konnte, bestand aus dem Senat und dem Grossen Rat. Jeder Kanton entsandte vier Vertreter in den Senat und acht Vertreter in den Grossen Rat. Der Oberste Gerichtshof war das höchste Gericht der Schweiz. Jeder Kanton war darin mit einem Richter vertreten. Die Schweiz hatte nun eine moderne, fortschrittliche und freiheitliche Verfassung. Die Helvetik Seite 8 von 20 Die Situation im Kanton Freiburg Auch im Kanton Freiburg gab es keine Herren, keine Patrizier und keine Untertanen mehr. Alle Bürger konnten abstimmen, wählen und in die höchsten Ämter gewählt werden. Freiburg hatte wie alle anderen Kantone kein eigenes Parlament mehr und durfte keine eigenen Gesetze mehr erlassen. Die Besetzung und Ausbeutung der Schweiz durch die Franzosen führte besonders im Frühling 1799 überall zu Unruhen, Demonstrationen und Protesten. Die Bürger griffen sogar zu den Waffen, um die Franzosen zu verjagen. Im Bezirk kam es zu Kämpfen. Im Februar 17999 beschloss die helvetische Regierung auf Druck Frankreichs hin, 1800 Freiwillige für den Kampf gegen die europäischen Mächte zur Verfügung zu stellen. Aber viele junge Schweizer hatten keine Lust, in französische Dienste zu treten und auf den europäischen Schlachtfeldern zu sterben. Die Gemeinden wurden deshalb beauftragt, eine bestimmte Anzahl Soldaten zu liefern. Einige der deutschfreiburger Gemeinden weigerten sich. Am grössten war der Widerstand im Oberland. Die Regierung schickte 300 Mann, mit denen die Gemeinden gezwungen werden sollten, Wehrpflichtige auszuheben. Im Wald zwischen Giffers und Rechthalten kam es zum Kampf, aus dem die Oberländer siegreich hervorgingen. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verletzte. Auch bei Kämpfen in der Nähe von Heitenried und Ueberstorf siegten die Aufständischen. Die helvetischen Truppen zogen sich zurück und kehrten einige Tage später mit Verstärkung zurück. Mit 1100 Mann forderten sie die Deutschfreiburger, die sich wieder in der Nähe von Giffers besammelt hatten, erneut heraus. Es reichten wenige Kanonenschüsse, um die Aufständischen zur Flucht und zur Aufgabe zu bewegen. Die helvetischen Truppen erbeuteten über 500 Gewehre. Die Anführer der Aufständischen wurden von einem Kriegsgericht verurteilt. Das Wappen der Helvetischen Republik Die Helvetik Seite 9 von 20 Das Ende der Helvetischen Republik Nicht alle Einwohner der Helvetischen Republik waren mit der neuen Regierungsform zufrieden. Es bildeten sich zwei Gruppen, die beide viele Anhänger um sich scharen konnten: Die Unitarier waren für eine einheitliche, unteilbare Republik, wie sie die Franzosen in der Schweiz geschaffen hatten. Die Föderalisten wollten wieder einen Bund von selbständig regierten Kantonen. Als Napoleon am 9. August 1802 seine Truppen – bestehend aus 3000 Franzosen – zurückzog, kam es in der Schweiz zu einem Bürgerkrieg. Vor allem die Kantone in der Innerschweiz wollten zur alten Struktur zurückkehren und waren bereit, diese mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Am 5. Oktober 1802 stand eine Truppe von 400 Föderalisten vor der Stadt Freiburg und kehrte als Sieger zurück. In der ganzen Schweiz herrschten Armut und Chaos. Das Ende war nahe. Die Zeit der Helvetik hatte nur fünf Jahre gedauert! ZUSAMMENFASSUNG • • • • • • • Die Franzosen richteten in der Schweiz eine Republik nach französischem Vorbild ein, die „Helvetische Republik. Im Gegenzug erbeuteten die Franzosen die Staatskassen und die Vermögen der reichen Schweizer. Die „Helvetische Republik war ein Einheitsstaat, in dem ein Direktorium und ein Parlament regierten und der Oberste Gerichtshof das Recht durchsetzte. Die Kantone, Patrizier und Zünfte waren entmachtet. Alle Bürger durften wählen und abstimmen. Wie in anderen Regionen auch wehrten sich in Freiburg Bürger gegen die neue Regierungsform und gegen das Entsenden von Soldaten nach Frankreich. In Deutschfreiburg kam es zu mehreren Kämpfen zwischen Einheimischen und dem Helvetischen Heer. Zuletzt siegte die Armee der Helvetier. Die Helvetische Republik hatte viele Gegner, vor allem in der Innerschweiz. Als Frankreich seine Truppen zurückzog, kam es zu einem Bürgerkrieg, zu Armut und Chaos. Die Helvetik Seite 10 von 20 4. Die Mediation (1803-1813) Napoleon hörte von den Wirren in der Schweiz. Er schickte erneut Truppen in die Schweiz und bestellte Abgeordnete der Kantone nach Paris, wo er ihnen am 19. Februar 1803 eine neue Verfassung für die Schweiz übergab: die Mediationsverfassung (Mediation Vermittlung). Dieses Datum bedeutete gleichzeitig das Ende der Helvetischen Republik. Der Einheitsstaat wurde wieder abgeschafft. Die Kantone waren nur noch in einem Bund zusammengefasst und erhielten wieder eigene Rechte, eigene Verfassungen und Regierungen. Angelegenheiten der ganzen Eidgenossenschaft wurden wieder auf der Tagsatzung beraten, die zukünftig abwechslungsweise in sechs verschiedenen Kantonen tagen sollte. Die sogenannten DirektorialKantone waren Freiburg, Bern, Solothurn, Basel, Zürich und Luzern. Die Leitung der Bundesgeschäfte erfolgte durch den DirektoralKanton und einen Landammann der Schweiz. Der erste Landammann der Schweiz war im Jahr 1803 Louis dAffry und somit wurde Freiburg zum ersten Direktoral-Kanton. So war Freiburg während 12 Wochen die Hauptstadt der Schweiz. Auch die inländischen Grenzen wurden neu geregelt: Die ehemaligen Untertanengebiete Waadt, Aargau, Thurgau und Tessin und die ehemaligen Zugewandten Orte Sankt Gallen und Graubünden wurden 1803 vollberechtigte Kantone der Eidgenossenschaft. (1815 kamen noch Genf, Wallis und Neuenburg dazu.) Das Wahlrecht wurde eingeschränkt und war von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Im Kanton Freiburg durfte nach der Verfassung von 1803 nur noch wählen, wer über Grundbesitz oder ein Vermögen von 500 Pfund verfügte. Ausserdem musste man als Verheirateter mindestens 20 und als Lediger mindestens 30 Jahre alt sein. Im Freiburger Parlament sassen nun wieder mehrheitlich Patrizier. Die Herren aus der Zeit vor 1798 hatten sich damit einen grossen Teil der Macht wieder zurück erobert. Die Helvetik Seite 11 von 20 Karikatur der Mediation: Napoleon als Mediator versucht, Unitarier (links) und Aristokraten (rechts) im Gleichgewicht zu halten. Gleichzeitig besetzte er das strategisch wichtige Wallis. ZUSAMMENFASSUNG • • • Da die Helvetische Revolution im Chaos und Bürgerkrieg endet, vermittelt Napoleon als „Retter in der Not zwischen Unitariern und Förderalisten und schafft die Mediationsakte. Die 19 Kantone erhielten je eine eigene Verfassung und viele ihrer Rechte aus der Zeit vor 1798 zurück. Die Patrizier und Zünfte konnten ihre Macht aus der Zeit vor der Helvetischen Revolution teilweise wieder zurückgewinnen Die Helvetik Seite 12 von 20 5. Die Tagsatzung (1814-1848) Das Ende Napoleons Nach vielen Siegen musste Napoleon auch schwere Niederlagen einstecken. 1809 verlor er gegen Österreich, 1812 gegen Russland und 1814 gegen die verbündeten Grossmächte Europas. Die Siegermächte zwangen Napoleon, ins Exil zu gehen, er wurde also des Landes verwiesen. Seinen Wohnsitz sollte er auf der Insel Elba nehmen. Den Kaisertitel durfte er behalten. Der Wiener Kongress Mit der Niederlage Napoleons ging eine 25-jährige Zeit der Kriege zu Ende. Beim Wiener Kongress, der vom 18. September 1814 bis zum 9. Juni 1815 stattfand, wurde Europa neu geordnet. Die führende Rolle spielten Russland, Grossbritannien, Österreich und Preussen sowie Russland. Ziel des Wiener Kongresses war unter anderem die Wiederherstellung des Zustandes von 1792 (genannt Restauration). Die Könige und Fürsten sollten ihre Macht zumindest teilweise wieder zurückerhalten. Angestrebt wurde aber vor allem politische Stabilität. Die Helvetik Seite 13 von 20 Am Wiener Kongress sind die Grenzen der Königreiche Europas neu festgelegt worden. Davon betroffen war auch die Schweiz, die als von Frankreich „besetztes Gebiet ebenfalls in Wien verhandelt wurde. Auf einige Gebiete, an denen die Eidgenossenschaft Interesse gezeigt hatte, musste verzichtet werden (vor allem südlich Graubündens und nördlich Basels). Andere Gebiete sind definitiv der Schweiz zugesprochen worden und wurden 1815 Mitglied der Eidgenossenschaft: die Kantone Genf, Neuenburg und Wallis. Ausserdem wurde erstmals auf internationaler Ebene die Neutralität der Schweiz anerkannt. Im Bundesvertrag von 1815 ist die Schweizer Eidgenossenschaft als Staatenbund von 22 unabhängigen Kantonen geregelt worden. Der Bundesvertrag umfasste 15 Paragraphen und regelte nur das Nötigste, vor allem die Aussenpolitik und das Militärwesen. Die Tagsatzung Im Laufe der Jahrhunderte hatten sich immer wieder Vertreter der Kantone zu einer Tagsatzung getroffen. Wichtig war beispielsweise das Treffen der Vertreter von 8 Kantonen in Stans, genannt Stanser Verkommnis. An diesem wurden Streitereien zwischen den Städten und den Landkantonen besporchen. Eine der letzten Tagsatzungen im Jahr 1847. Die Helvetik Seite 14 von 20 In der Zeit der Mediation hatte die Tagsatzung wieder an Bedeutung gewonnen. Der mit der Durchführung der Tagsatzung beauftragte Kanton hielt zugleich den Vorsitz und wurde als Vorort bezeichnet. Als Präsident der Tagsatzung amtierte jeweils der Regierungschef des Vorortkantons. Die Amtszeit dauerte normalerweise vom 1. Januar bis zum 31. Dezember. In der Zeit von 1814 bis 1848 hatten insgesamt 40 Personen dieses Amt inne. Nach dem Wiener Kongress fanden die Tagsatzungen abwechslungsweise in Luzern, Zürich und Bern statt. Die Zeit der Tagsatzung war geprägt von Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern der alten Ordnung (die Konservativen) und den Anhängern einer liberalen Verfassung und der Demokratie (die Liberalen). Das Siebnerkonkordat Zum Schutz der neu erworbenen Rechte schlossen sich 1832 die sieben Kantone Zürich, Bern, Luzern, Solothurn, Aargau, Thurgau und St. Gallen zu einem Bund zusammen, dem „Siebnerkonkordat. Man wollte die liberalen Werte im Notfall gegenseitig auch mit Waffengewalt durchsetzen. Der Sonderbund 1845 eskalierte die Auseinandersetzung zwischen Liberalen und Konservativen, als ein Anführer der Konservativen in seinem Bett erschossen wurde. Da schlossen sich die bedrohten katholischkonservativen Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Freiburg und Wallis am 11. Dezember 1845 zu einem geheimen Sonderbund zusammen. (In Luzern hatten in der Zwischenzeit die Konservativen die Führung übernommen.) Doch schon bald wurde öffentlich bekannt, dass sich diese Kantone zusammengeschlossen hatten. Die liberale Mehrheit der Eidgenossenschaft beschloss an der Tagsatzung vom 20. Juli 1847 die Auflösung des Sonderbunds. Doch die Sonderbundskantone wollten sich nicht fügen. Sie setzten im Gegenteil ihre militärische Aufrüstung fort. So kam es zum Bürgerkrieg: die von General Guillaume-Henri Dufour angeführten Die Helvetik Seite 15 von 20 liberalen Kantone sollten den Sonderbund mit Waffengewalt auflösen. Der Sonderbundskrieg Die eidgenössische Armee marschierte gegen Freiburg zu und schloss es mit 2500 Mann ein. Es kam zu kleineren Gefechten. Freiburg erhielt keine Unterstützung durch die anderen Sonderbundskantone und war auf sich allein gestellt. Deshalb ergab sich Freiburg am 14. November 1847 und versprach, aus dem Sonderbund auszutreten. 1400 eidgenössische Soldaten zogen in die Stadt ein und hinterliessen eine Spur der Verwüstung. Nun marschierte die Armee gegen die Innerschweizer Kantone und zuletzt gegen das Wallis. Nach 26 Tagen war der Krieg vorbei. Es wurde viel marschiert, aber wenig gekämpft. Man schreibt es heute General Dufour zu, dass es nur wenig Tote und Verwundete gab. Die Sonderbundskantone mussten die Kriegskosten in der Höhe von 6 Millionen Franken bezahlen. Ausserdem wurden sie für einige Zeit von eidgenössischen Truppen besetzt und mussten Neuwahlen ansetzen. Die Helvetik Seite 16 von 20 Schlacht bei Gisikon im Kanton Luzern 1847. ZUSAMMENFASSUNG • • • • • • Am Wiener Kongress von 1815 wurde Europa neu geregelt. Man strebte den Zustand der Zeit vor den Eroberungen von Napoleon an. Ausserdem wurde die Zusammenarbeit zwischen den Königreichen geregelt. Der Wiener Kongress von 1815 regelte die Schweizer Grenzen neu und anerkannte die Neutralität der Schweiz. Der Bundesvertrag von 1815 hielt fest, dass die Schweiz als lockerer Staatenbund aus 22 unabhängigen Kantonen bestand. Von 1814 bis 1848 wurden überkantonale Themen (Aussenpolitik und Militär) an der Tagsatzung geregelt. Sieben liberale Kantone schlossen sich zum Siebnerkonkordat zusammen, sieben konservative Kantone bildeten den geheimen Sonderbund. Die Auseinandersetzung zwischen Konservativen und Liberalen gipfelte im Verbot des Sonderbunds durch die Tagsatzung und im Sonderbundskrieg von 1847, den die konservativen Kantone verloren. Die Helvetik Seite 17 von 20 6. Der moderne Bundesstaat (1848) Der Sonderbundskrieg war zu Ende. Die Liberalen hatten gewonnen. Nun ging es darum, der Schweiz eine neue Verfassung zu geben. Der zentralistische Staat in Form der Helvetik war gescheitert. Auch der lockere Staatenbund hatte nach dem Sonderbundskrieg keine Chance mehr. Man entschied sich deshalb für einen Mittelweg, ähnlich, wie ihn die USA auch schon hatte: den Bundesstaat. Man beschränkte die Rechte und die Macht der Kantone und gab dem Bund mehr Macht. Es sollte nur noch eine Verfassung für die ganze Schweiz geben, und für alle Schweizer sollten Demokratie und Menschenrechte gelten. Am 12. September 1848 erklärte die in Bern versammelte Tagsatzung die neue Bundesverfassung zum neuen Grundgesetz der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Zwischen Juli und August 1848 stimmte das Volk in den Kantonen darüber ab: 15 Kantone sagten Ja, 6 Kantone sagten Nein, nämlich Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug, Wallis, Tessin und Appenzell Innerrhoden. Das Parlament besteht aus zwei Kammern: dem Ständerat (jeder Kanton konnte zwei Vertreter in den Ständerat schicken) und den Nationalrat (die Anzahl Vertreter waren abhängig von der Einwohnerzahl des jeweiligen Kantons). Der neue Bundesstaat brachte nicht nur eine neue Verfassung, sondern weitere viele Erleichterungen: • Geldmünzen, Briefmarken und Gewichte wurden vereinheitlicht. • Die Zölle zwischen den Kantonen wurden abgeschafft. • Es gab nur noch eine gesamtschweizerische Armee. • Bern wurde Bundeshauptstadt. ZUSAMMENFASSUNG • • 1848 wurde von der Mehrheit der Kantone eine neue Verfassung verabschiedet, die die Schweiz zu einem modernen Bundesstaat nach Vorbild der USA machte. Der Handel zwischen den Kantonen wurde vereinfacht, in dem man Zölle abschaffte und die Münzen und Gewichte vereinheitlichte. Die Helvetik Seite 18 von 20 Zusammenfassung 1789 Französische Revolution Freiheit! Gleichheit! Brüderlichkeit! Alte Eidgenossenschaft Patrizier und Zünfte bestimmen in den Kantonen 1798 1798-1803 1803-1813 1814-1848 1848 Die Helvetik Helvetische Revolution Franzosen besetzen die Schweiz Helvetische Republik Die Schweiz wird zum Einheitsstaat Mediation Napoleon gibt der Schweiz eine neue Verfassung Die Kantone haben wieder mehr Rechte und eine eigene Verfassung. Tagsatzung Die Kantone sind wieder ein lockerer Staatenbund. Die Liberalen und die Föderalisten bekämpfen sich, die Liberalen gewinnen den Sonderbundskrieg Bundesstaat Die neue Bundesverfassung macht aus der Schweiz einen modernen Bundesstaat Die Liberalen und die Föderalisten bekämpfen sich, die Liberalen gewinnen den Sonderbundskrieg Seite 19 von 20 Lernziele • • • • • • • • Du weisst, wie die Alte Eidgenossenschaft aufgebaut war und du kennst die Situation der einfachen Leute in der Schweiz. Du weisst, wie es zur Helvetischen Revolution gekommen ist. Du kennst die wichtigsten Merkmale der Helvetischen Republik. Du weisst, wie es zur Mediation gekommen ist und du kennst deren wichtigste Merkmale. Du weisst, welchen Einfluss der Wiener Kongress auf die Schweiz hatte. Du kennst die Grundzüge der Tagsatzung, das Siebnerkonkordat und der Sonderbund. Du kennst den Sonderbundskrieg, die beteiligten Kräfte/Kantone und den Ausgang des Kriegs. Du kennst die wichtigsten Eigenschaften des Bundesstaats und das Jahr, an dem die neue Verfassung in Kraft getreten ist. Die Helvetik Seite 20 von 20