Arbeitsblatt: Helvetismen Zeitungsbericht

Material-Details

Ein Kommentar zu Helvetismen auf tilllate.ch
Deutsch
Wortschatz
9. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

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1215
23
27.08.2018

Autor/in

Samson Chamoulaud
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

«Helvetismen machen einen Text heimelig» In der Schweiz sprechen wir Mundart und schreiben auf Hochdeutsch, pardon Schriftdeutsch. Dabei sind Helvetismen akzeptiert, Dialektwörter allerdings nicht. Wir haben mal diskutiert, wo da der Unterschied liegt. von Laura Gehrig, 23.02.2017, www.tilllate.com Wir Schweizer haben es nicht leicht: Wir sprechen Mundart, schreiben müssen wir dann aber doch auf Hochdeutsch. Nur eben nicht ganz. Denn Helvetismen haben unser Hochdeutsch in sogenanntes Schriftdeutsch verwandelt – und das ganz offiziell. Doch was genau sind Helvetismen und was unterscheidet sie von unseren Dialektwörtern? Schreiben wir in unserem Schulaufsatz «grillieren» statt «grillen» ist das völlig in Ordnung. Auch das Wort «Velo» hat sich in unseren Deutschtexten etabliert, nur bei dem Wort Ruebli hört der Spass dann auf. Akzeptiert wird, was in dem offiziellen «Schweizerhochdeutsch» Duden steht. Trotzdem verzichten wir ungern auf Wörter, die es nicht in das gelbe Buch mit der Schweizer Flagge geschafft haben. Ein charmantes Stilmittel Erst kürzlich regte sich der Schweizer Animator und Illustrator Olivier Samter alias Owley in seiner monatlichen Kolumne auf Langweiledich.net darüber auf, dass der Lehrer fälschlicherweise Helvetismen in seinen Aufsätzen immer rot markiert hatte. Heute setzt der 23-Jährige nicht nur akzeptierte Begriffe, sondern auch Dialektwörter ganz gezielt in seinen Texten ein, wie er uns im Interview erzählt: «Für mich ist das ein charmantes Stilmittel, das meinem Schreiben eine gewisse Lockerheit verleiht». Seinem Deutschlehrer sind bestimmt ein paar graue Haare mehr gewachsen, als er die Kolumne las. «Gspässig setze ich ganz bewusst ein» Grundsätzlich geht es Owley aber darum, dass es im Hochdeutschen nicht immer das passende Wort für einen Schweizer Ausdruck gibt: «Wenn ich etwas gspässig finde, möchte ich nicht kurios schreiben. Das wäre nicht das Gleiche.» Ausserdem ginge so unsere eigene wunderschön kratzige Sprache mit dem urchigen Unterton in der Literatur verloren. Das wäre mega schad. Unsere charmanten Ausdrücke eignen sich natürlich nicht für jedes Medium. In Bewerbungen oder wissenschaftlichen Berichten haben sie nichts zu suchen, in lockeren Texten in den sozialen Medien allerdings schon. «20 Minuten oder auch ihr bei Tilllate könnt Schweizer Wörter ohne Bedenken einsetzen. Ich würde das begrüssen», meint Owley. Übertreiben dürfen wirs nur nicht. «Dialektwörter machen die Texte heimelig» Mundartwörter kommen auch bei der Klasse G3j der Kantonsschule Baden gut an, mit der wir das Thema diskutierten: Der 19-jährige Bruce bekomme ein heimeliges Gefühl, wenn er Schweizer Ausdrücke lese. Und auch sein Mitschüler Benny findet, Dialektwörter verleihen dem Text eine gewisse Authentizität. Die 18-jährige Sarah denkt etwa: «Das macht den Text automatisch spannender und lockerer, so dass ich gerne weiterlese». Peinlich wirds nur, wenn es offensichtlich wird, dass man einen Schweizer Ausdruck für Hochdeutsch gehalten hat, meint zumindest die 17-jährige Heidi. Auf die Frage, ob sich die Schüler bei Helvetismen und Mundartwörtern ganz sicher fühlen würden, bekamen wir ein dickes, fettes «Nein» entgegengerufen. 16 der 19 Schüler der befragten Klasse im Aargau würden das Thema gerne mal in der Schule behandeln, um die falschen deutschen Wörter schneller zu erkennen. Wo hört Mundart auf und wo bitte fängt Hochdeutsch an?! Lehrerin Sabine Chabr glaubt, dass einige Schüler damit noch ihre Schwierigkeiten hätten: «Die Schüler müssen lernen den Unterschied zwischen der Schweizer Hochsprache, also etablierten Wörtern wie ‹Abwart› und ‹Natel›, und der Umgangssprache, ‹uh huere› oder ‹gumpe›, zu erkennen». Am Ende sei es wichtig zu wissen, dass man in Deutschland Wörter wie Nachtessen und Kartoffelstock nicht verstehe – die 18-jährige Michelle dachte nämlich, Abwart sei ein hochdeutsches Wort. Bei all den Wirren bekommen selbst wir noch Grindweh.