Arbeitsblatt: Gründungsgeschichte

Material-Details

Zusammenfassung
Geschichte
Schweizer Geschichte
6. Schuljahr
3 Seiten

Statistik

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945
35
25.10.2018

Autor/in

Sheilina Schmid
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Zur Vorgeschichte der Waldstätten Drei Ereignisse sind wichtig: 1. Im Jahr 1250 stirbt Kaiser Friedrich II – ohne Nachfolger. Die Kurfürsten können sich nicht einigen und es beginnt eine schreckliche, kaiserlose Zeit. Man sagt dieser Zeit auch das «Faustrecht», denn jetzt regierte einfach der Stärkere: Kämpfe der Fürsten verwüsteten das Land, Raubritter machten sich breit, Kaufmannszüge wurden überfallen, Viehraub, Mord, Brandstiftung war an der Tagesordnung. 2. Schon vorher, etwa ums Jahr 1200 wurde der Gotthardpass begehbar. Genauer: Kühne Baumeister bezwangen die Schöllenenschlucht nördlich von Andermatt. Sie hängten über der tosenden Reuss (heute tost sie nicht mehr, weil der grösste Teil des Wassers in einem Stollen in ein Kraftwerk bei Göschenen geführt wird) einen Steg an die senkrechten Felswände und schlugen eine Brücke über die Reuss. Im Sommer war nun der Weg von den Waldstätten nach Mailand offen. Die Innerschweizer verkauften in Norditalien Kälber, Käse, Trockenfleisch, und sie verdienten auch gut an fremden Händlern; als Hufschmiede, Sattler, Säumer, Wegmacher, Gastwirte Dieser Handel war ihnen wichtig, das brachte Geld ins Land. 3. Wichtig waren den Leuten am Vierwaldstättersee ihre Königsbriefe. Das heisst, die Urner hatten eine schriftliche Urkunde, dass sie keinem Grafen oder Herzog unterstanden, sondern nur direkt dem König (für den sie auch in den Krieg ziehen mussten). Das heisst, sie waren «reichsfrei», ein Privileg. Sie regierten sich weitgehend selber und waren nur dem König Gehorsam schuldig. Später bekamen auch die Schwyzer ihren Königsbrief. Der war aber etwas fragwürdig, weil der Kaiser, der ihn ausstellte, vom Papst mit dem Kirchenbann gestraft worden war, seine Schriften also eigentlich nicht gültig. Die Schwyzer kümmerten sich nicht darum und «benahmen» sich als reichsfreie Bauern. Erst 1309, also etwa 70 Jahre nach Schwyz, bekamen auch die Unterwaldner vom König ihren Königsbrief. So. 1273 wurde endlich ein König gewählt. Die Kurfürsten einigten sich auf Rudolf von Habsburg, weil sie dachten, das sei ein eher harmloses Königlein mit einer kleinen Hausmacht (also wenigen eigenen Rittern, wenig Land). Denn sie wollten keinen starken König über sich haben und selber regieren. Wie täuschten sie sich! Rudolf sorgte mit eiserner Hand für Ordnung, der Handel über den Gotthard blühte (wieder). Im Sommer 1291 starb Rudolf von Habsburg. Die Bauern, Säumer, Handwerker um den Vierwaldstättersee fürchteten eine neue kaiserlose Zeit mit geplünderten Kaufmannszügen, Brandstiftung usw. Sie sorgten sich um ihren einträglichen Gotthard-Handel. Darum setzten sie sich zusammen; sie wollten nun selber für Ordnung sorgen! Der Bundesbrief von 1291 ist darum zu ein «Strafgesetz», das regelt, wie man mit Brandstiftern, Räubern, Mördern umgehen will. Zudem wollen sich die Leute von Uri, Schwyz und Unterwalden gegenseitig helfen. Es steht aber auch drin, dass jeder «nach seinem Stand» seinem eigenen Herrn gehorchen soll. Der Bundesbrief ist also nicht gegen Habsburg geschrieben worden, sondern weil Habsburg (der König) fehlte. Dass damals kein Krieg gegen Habsburg herrschte, zeigen ein paar Beispiele sehr schön: Mitte des 13. Jhdt herrschte in Uri eine blutige Fehde. Zwei Familien – Izzeli und Gruoba – bekämpften sich mit Blutrache, bis zur gegenseitigen Ausrottung. Die Urner konnten die verfeindeten Familien nicht bändigen. Und wen riefen sie an? Wer hielt Gericht unter der Linde von Altdorf? Graf Rudolf von Habsburg, der spätere König! Und als der König Rudolf von Habsburg 1289 auf einem Kriegszug im Burgund war, kämpften 1500 Schwyzer Bauern an vorderster Front und siegten für ihren König. Rudolf von Habsburg, der wusste, dass er seinen Sieg diesen Bauern zu verdanken hatte, lobte sie und schenkte ihnen etwas: Jetzt durften die Schwyzer ihr blutrotes Schlachtbanner mit dem Christuskreuz schmücken (nur der König konnte das Christuskreuz verleihen). Das wurde das Banner von Schwyz – und so dann sehr sehr wahrscheinlich die Schweizerfahne. Wir haben also sogar unsere Fahne von den Habsburgern bekommen! Später dann verfeindeten sich die Eidgenossen und Habsburg. Nach Sempach 1386 (da waren vor allem die Luzerner Schuld an diesem Krieg) dauerte die Feindschaft zwischen Habsburg und den Eidgenossen fast 100 Jahre. In dieser Zeit – also rund 150 Jahre nach dem Bundesbrief – wurden die Gründungssagen aufgeschrieben: Rütli, Tell, Gessler, die eroberten Burgen Es waren eher Kampfschriften gegen die bösen Habsburger und keine geschichtlichen Dokumente. Auf habsburgisch-österreichischer Seite entstanden ebenfalls solche Texte, wo dann eben die Eidgenossen die bösen, ehrlosen, unchristlichen Rebellen sind. Ursachen zu Morgarten Die wichtigste Ursache ist, dass es zwei verschiede Rechte (Gesetze) gab: Das Land nördlich der beiden Mythen – ursprünglich ein reines Waldgebiet – gehörte dem Kloster Einsiedeln. Schon im Jahre 947 hatte Kaiser Otto der Grosse dem Kloster dieses Land geschenkt. Die Mönche hatten also einen gültigen Schenkungsbrief. (Heute würde man sagen, das sei im Grundbuchamt eingetragen.) Das war das «modernere» Recht. Die Schwyzer hatten wenig Landwirtschaftsland und viele Kinder. Sie begannen, das Land nördlich der Mythen zu besiedeln, also eigentlich Klosterland. Aber was heisst das? Hier wurde in hundertjähriger, unglaublich harter Arbeit Wald gerodet, Wurzelstöcke ausgegraben, Äcker angelegt, Weiden gepflegt Nach altem, germanischem Recht gehörte dem der Boden, der den Wald gerodet und das Land fruchtbar gemacht hatte. Und so sagten die Schwyzer Bauern eben: das gerodete Land gehört uns. (1217, also rund 100 Jahre vor dem Morgartenkrieg, entschied Graf Rudolf von Habsburg, der Grossvater des Königs Rudolf, dass das Land den Bauern und nicht dem Kloster gehören soll!) Das Kloster verlangte von den auf «ihrem» Land lebenden Bauern nun Zinsen, die Schwyzer dachten nicht daran zu bezahlen. Nach 1308 spitzte sich der Konflikt zu. Das Kloster verlangte die Rückgabe aller seit 1217 gerodeten Gebiete, der Bischof von Konstanz verhängte den Kirchenbann über Schwyz. Das heisst: Die Schwyzer waren «rechtlos», sie konnten keine Dokumente mehr unterzeichnen, ihre Verträge waren wertlos, man konnte keine Kinder taufen, nicht heiraten, niemanden kirchlich beerdigen. Alle Kirchen wurden geschlossen. Das war für die frommen Bauern ein harter Schlag. Und dann, am 6. Januar 1314, liessen sich die Jungen – eher so die «Rocker» unter den Bauernsöhnen zu einer Dummheit hinreissen: Sie überfielen das Kloster Einsiedeln und zwangen die Mönche, in einer bitterkalten Winternacht mit ihnen, gefesselt, nach Schwyz zu marschieren. Eine echte Folter für die Stubengelehrten. Jedes Kloster hatte einen Schirmherrn, einen hohen Adeligen mit wehrhaften Rittern. Der Schirmherr hatte das Kloster zu beschützen und bekam dafür vom Kloster eine Abgabe. Auch Einsiedeln hatte einen Schirmherrn: Die Grafen von Habsburg!! Nach diesem Überfall konnte Habsburg gar nicht anders, als Schwyz den Krieg zu erklären, andernfalls hätte Habsburg in der Welt der Ritter das Gesicht verloren. Das ist sicher der Hauptgrund für den Morgartenkrieg. Und noch was: Wieder mal wurden von den Kurfürsten zwei Könige gewählt: Friedrich von Habsburg und Ludwig der Bayer. Dreimal raten, wen die Eidgenossen in dieser Situation unterstützten! Selbstverständlich den Bayern. Aber das war nicht gerade vorsichtig, denn das Dumme war, dass die Eidgenossenschaft fast ausschliesslich von Habsburgerland umgeben war. Eine andere Frage ist, weshalb die Ritter von den Bauern so vernichtend geschlagen wurden. Sicher haben sie die «tumben Puuren» sehr unterschätzt. Und die Ritter hatten ihre Regeln wie man eben kämpft: nach höfischen (höflichen) Regeln. Sie gingen offenbar davon aus, dass auch der Gegner so kämpfen würde. Doch die Bauern kannten diese höfischen Regeln nicht oder wollten sie nicht kennen und kämpften eben «gemein» (gemein als Gegensatz zu höfisch, man sagt auch der gemeine Mann und meint der gewöhnliche Mann, also nicht der Adelige.) Stell dir vor: FC Luzern spielt Fussball nach den Regeln – der Gegner kennt das Spiel gar nicht, schlägt zuerst mal den Goalie zusammen, bricht dann dem Mittelstürmer ein Bein, nimmt dem Schiri die Pfeife weg und bindet ihn an den Torpfosten usw. Wer wird wohl das «Spiel» gewinnen? Ich mach mich jetzt aber nicht über die Schwyzer, Urner lustig. Sie haben sich brillant vorbereitet und mit dem Mut der Verzweiflung gegen eine riesige Übermacht gesiegt. Nur eben: Die Ritter hatten nicht erwartet, dass man zB. ihre Pferde niedermacht. Das wäre unter Rittern undenkbar gewesen.