Arbeitsblatt: Musikgeschichte

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12 Seiten
Musik
Musikgschichte
9. Schuljahr
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23.12.2018

Autor/in

Marianne Bürki
Land: Schweiz
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Textauszüge aus dem Inhalt:

1. Antike Musik in Griechenland Bei den Griechen wird die Musik zunächst mit Dichtung und Tanz verbunden. Dies ändert sich jedoch im Laufe der Zeit. Bei Sophokles (469-406 v. Chr.) dient die Musik noch einzig und allein der Begleitung von Bühnenwerken, bei Euripides (484-406 v. Chr.) rückt zunehmend der Ausdruck von Stimmungen in den Vordergrund. Diese Verselbstständigung der Musik ist der Anfang der Musik im heutigen Sinn. Aristoxenos von Tarent (ca. 350 v. Chr.), ein Schüler Aristoteles, sieht bereits das Ohr als höchste Instanz an und versucht einen qualitativen Klang zu bestimmen. Dafür entfernt er sich von der akustischen Reinheit seiner Vorgänger.1 Pythagoras und der Orden der Pythagoreer Harmonie Pythagoras (geb. auf Somos; um 570 v. Chr.) hatte ein ausgedehntes Wissen über mathematische und astronomische Methoden. Er trat als lehrender Weiser auf und scharte eine große Gemeinde um sich, die ihn wie einen Gott verehrte. Daraus entstand der Orden der Pythagoreer. Seine Lehre fasst Schavernoch folgendermaßen zusammen: Das Ziel des menschlichen Lebens ist das Erreichen der Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen und seinem Werk, der göttlichen Weltordnung. Diese ist Harmonie und Zahl und ihr Wesen kann durch das Erforschen der Geheimnisse der Zahlen, welche Arithmetik, Astronomie und Musik eng miteinander verbinden, erkannt werden. Die Pythagoreer hielten Musik, zusammen mit Philosophie und Wissenschaft für die höchste Form der seelischen Reinigung. Sie wurden zu den Begründern der ersten Wissenschaften, zu denen auch die Musiklehre zählt. Das Wesen der Musik wurde von Pythagoras unmittelbar mit Zahlen in Zusammenhang gebracht. Das Ergebnis dieser Forschungen war die pythagoreische Harmonielehre: Zusammenklänge beruhen auf Zahlenverhältnissen. Erkenntnisse dieser Harmonielehre waren, dass jeder Ton einer Zahl entspricht und dass gleiche Intervalle den gleichen Zahlenverhältnissen entsprechen. Die Verbindung zwischen Himmel und Seele war für Pythagoras eng and die Harmonie der Sphären geknüpft. Er hörte die gesamte Harmonie der Sphären und gab seinen Jüngern, die diese Klänge nicht hören konnten, Abbilder dieser Musik mittels Instrumenten und Gesang. Die pythagoreische Astronomie ist mit den Zahlen der Arithmetik 1 Schaper, Heinz-Christian (Hg.): Musikgeschichte compact. Grundwissen und Beispiel,. Teil 1: Von den Anfängen bis zur Bachzeit, Mainz ua. 1993, S. 8f, 53-55. Elisabeth Gamper 1 messbar und von den Gesetzen der Musik beherrscht. Den Mittelpunkt des Kosmos stellt die ruhende, kugelförmige Erde dar. Sie wird von sieben weiteren Himmelskörpern umrundet. Diese Bewegungen sind unverrückbar und unendlich, wobei jeder Planet und alle Lichter einen gleich bleibenden Ton erzeugen. Die sieben Töne bilden eine Harmonie. Die Zahlenverhältnisse der Planetenentfernung und die Geschwindigkeiten entsprechen den musikalischen Intervallen.2 Platon und Aristoteles Platon (um 429-347 v. Chr.), Schüler Damons, schrieb in seinem Werk Politeia, dass Musik einen starken Einfluss auf die Gesellschaft und somit auf den Staat habe. Daher sollte die Musikerziehung kontrolliert werden. Er sah Musik als wichtigstes Instrument an, jedoch durfte seiner Meinung nach nur die richtige Musik gelehrt werden, denn die falsche Musik habe einen schlechten moralischen Einfluss und sollte zensiert werden. Für ihn durften nur zwei Tonarten gelehrt werden, die Dorische und die Phrygische. Damit bezog er sich auf Damons Ethoslehre, wobei jede Tonart einen bestimmten Charakter hätte. Die klagenden und weichlichen Tonarten, wie er sie beschreibt, sollten verboten werden. Diese These bezog er auch auf bestimmte Rhythmen und Instrumente. Daher sollten nur Rhythmen und Tonarten verwendet werden die den Lebensrhythmus eines tapferen Mannes symbolisierten. Aristoteles (384-322 v. Chr), Schüler Plaons, führte diese Idee weiter, wobei er sich, anders als Platon, auf alle Jungen aller Stände bezog. Auch er sah die Musik als wertvolles Mittel der Erziehung an, wobei die Jungen Musik auch praktisch ausüben sollten. Denn nur so konnten sie erlern, Musik zu beurteilen. Auch Aristoteles beschreibt welche Tonarten und Rhythmen für die Erziehung wertvoll seien. Dabei unterscheidet er zwischen ethischen, praktischen und enthusiastischen Liedern. Für die Erziehung kamen für ihn nur die ethischen, die Lieder die den Charakter darstellten, in Frage. Im Gegensatz zu Platon betont Aristoteles, dass Musik auch zum Vergnügen, zur Entspannung und zur Reinigung diene.3 2. Mittelalter Gregorianischer Choral Der Begriff Gregorianischer Choral bezeichnet einen einstimmigen, liturgischen Gesang der christlichen Kirche in lateinischer Sprache. Er ist die älteste, schriftlich überlieferte Musik des 2 Schavanoch, Hans: Die Harmonie der Sphären. Die Geschichte der Idee des Welteinklangs und der Seeleneinstimmung, Freiburg und München 1981, S.23-62. 3 Von Ammon, Frieder; Böhm, Elisabeth (Hg.): Texte zur Musikästhetik. Stuttgart 2011, S.17-40. Elisabeth Gamper 2 Abendlandes. Der Name bezieht sich auf Papst Gregor den Großen (gest. 604 n. Chr.). Gregor gab nachhaltige Impulse in vielen Bereichen des kirchlichen Lebens, er sammelte und ordnete das Repertoire. Der gregorianische Gesang besteht ausschließlich aus Vertonungen biblischer Texte. In der Regel wurden die Texte wörtlich zitiert, wobei man teilweise Bearbeitungen, in Form von Wort-Umstellungen, Zusätze und Auslassungen, feststellen kann.4 Der gregorianische Choral wurde, durch die enge Verbindung des Papstes und dem fränkischen Kaiser, zu dem ersten einheitliche Musikstil Europas.5 Zu den liturgischen Gattungen des Gesangs zählen die Messe und das Officium. Die Messe bezieht sich auf den Hauptgottesdienst. Man teilt die Messe in gleich bleibende Teile, dem Ordinarium, mit Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus und Agnus Dei, und in wechselnde Stücke, dem Proprium, mit Introitus, Graduale, Alleluia, Tractus, Offertorium und Communio. Das Officium bezieht sich die täglichen Gebetszeiten die sich auf Tag und Nacht verteilen. Typisch für diese Gesänge sind Psalmodien, Lektionen, Resoponsorien, Hymnen und Oratiorien. Messe (Hauptgottesdienst) Ordinarium Proprium Kyrie Introitus Gloria Graduale Credo Alleluia Sanctus Tractus Agnus Dei Offertorium Communio Officium (Gebetszeiten) Psalmodien Lektionen Resonsorien Hymnen Oratorien Die Gesänge wurden in Neumen aufgeschrieben. Sie waren dazu da um Melodien graphisch darstellen zu können. Sie geben Schnelligkeit und Tonhöhen an. Es wird zwischen zwei Hauptarten unterschieden: den Punktneumen und Akzentneumen.6 4 Gröbler, Bernhard K.: Einführung in en Gregorianischen Choral. Jena 2005, S.9-16. Schaper, Karl-Heinz: Musikgeschichte compact. Teil 1: von den Anfängen bis zur Bachzeit. Mainz u.a. 1993, S.11. 6 Gröbler, Bernhard K.: Einführung in en Gregorianischen Choral. Jena 2005, S.17f, 53. 5 Elisabeth Gamper 3 Mehrstimmigkeit Die Ersten die das mehrstimmige Singen in ein System brachten waren die mittelalterlichen Mönche. Zu Begin des 12. Jahrhunderts kam in Frankreich der Discantus auf, eine Gegenstimme die über einem fest stehenden Cantus firmus gesungen wird. Im Verlauf der Zeit wurden diese Parallelbewegungen immer mehr verziert. Die Weiterbildung des Discantus nennt sich Conductus, und entstand in der Nôtre Dame in Paris. Der Conductus ist ein mehrstimmiges Gesangsstück deren unterste Stimme (Tenor) nicht aus dem gregorianischen Material stammte. Charakteristisch ist die syllabisch einheitliche Führung der Stimmen. Die vollendete Ausprägung der Mehrstimmigkeit findet sich im Motetus, das schon bald zum Mittelpunkt der französischen Musikausübung, der ars antiqua, zählt. Der Motetus zählt zu den wichtigsten Ereignissen die den Weg für eine Entwicklung der Musik ebneten. Denn er legt als Erster eine unabhängige Führung der Stimmen an den Tag. Man setzte zum ersten Mal verschiedene Rhythmen ein und koppelte liturgischen Gesang mit weltlichen Melodien, auch in verschiedenen Sprachen. Das Wort Motetus bezeichnet die erste Oberstimme über dem Tenor (mot). Die darüber liegenden Stimmen nennen sich Triplum und Quadruplum. Wichtige Vertreter: Leoninus, Johannes Garlandia, Perotinus Magnus Die Einflüsse aus Frankreich wurden in ganz Europa übernommen. Es stellten sich auch Neuerungen in der Notenschrift ein. Im Jahre 1000 führte man Linien ein, die verschiedene Farben aufwiesen (f-Linie: Rot; c-Linie: Gelb). Guido von Arezzo vervollständigte dieses System mit vier Linien in Terzabständen und mit Schlüsseln (c-Schlüssel und f-Schlüssel).7 Ars Nova Die Ars Nova läst in Frankreich Anfang des 14. Jahrhunderts die Ars antiqua ab. Als Pionier dieser neuen Stilrichtung ist Philipp de Vitry zu nennen. Er führt den geraden Takt in die Musik ein. Der wichtigste Vertreter der Ars Nova in Frankreich ist Guillaume de Machaut, der bedeutend mit seinen Balladen, Rondeaux und Motetten in die Kirchenmusik eingreift. Für die Messe zur Krönung von Karl V. von Frankreich komponiert er als erster ein vierstimmiges Messordinarium, bei dem die Oberstimmen selbständig, im Kontrapunkt, um den Cantus Firmus gesungen wurden. Für die Entwicklung in Italien ist Francesco Landino zu nennen. Wir befinden uns in der Zeit Petracas, Dantes und Boccacios. Zu den beliebtesten Formen dieser Musik werden Madrigal, Ballata und Caccia.8 7 8 Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S. 19-22. Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S. 29f. Elisabeth Gamper 4 Unter Ars Nova verstehen wir Heute alles was erneuert wurde im 14. Jahrhundert, einer Zeit des politischen und sozialen Umbruchs. Die einstimmige Musik verschwindet fast völlig von der Bildfläche und die Musik besteht nun fast ausschließlich aus mehrstimmiger Musik, der Rhythmus wird verkompliziert und die weltliche Musik übernimmt die Oberhand in den Kompositionen. Einstimmige Musik beschränkte sich auf die Höfe.9 3. Renaissance (15.-16.Jh) Das 15. und 16. Jahrhundert nennt man geschichtlich Renaissance (Wiedergeburt). Damit meint man die Wiedergeburt der griechischen Antike. Der Idee der Antike galten die Bemühungen der Wiederaufarbeitung. Sie wurde von den Humanisten im Herzen getragen, die jedoch keine Neugeburt der Musik aus der Antike forderten, sondern eine Wiedergeburt der Musik aus sich selbst. Somit war die Antike nicht ihr Mittel, sondern ein Anstoß. Man müsste jetzt von einer Musik sprechen die Sinnlichkeit darstellt, die Ausdrücken kann. Mit der Renaissance wird die Schwelle zwischen Mittelalter und neuer Musik überschritten.10 Im 15. Jahrhundert ergaben sich viele Neuerungen in der Musik. Nicht nur in den Bereichen, welche Zusammenklänge nun erlaubt waren wurde freier, die Musik löste sich auch von ihrem gregorianischen Fundament. Man suchte nach Melodie und Schönheit. Man hörte auf, die Musik nur als Vehikel für den Text zu betrachten, stattdessen wuchs die Achtung gegenüber der Stimme und den melodischen Verlauf. Bald begann die Melodie den Text auszulegen und nicht umgekehrt, wie es in der Gregorianik der Fall war. Es kam ein Bewusstsein auf, dass sich Intervalle zu Harmonien schichten lassen. Das ermöglichte den Stücken eine Verlaufskurve zu geben. Die Musik wurde in dieser Zeit freier und eigenständiger. Es bildete sich eine Musik als Kunst heraus, die auch für sich allein stehen kann, ohne von Wörtern und Textpassagen abhängig zu sein. Einzig und allein von den Köpfen und Gedanken der Komponisten hing nun die Musik ab. Die meisten RenaissanceKomponisten schrieben für Vokalmusik. Instrumentalisten waren meist nur zum begleiten da. William Byrd war der erste der begann Instrumentalmusik zu emanzipieren. Im 16. Jahrhundert begann man die Instrumente auszubauen und zu verbessern und es wurden Tanzstücke für Feste komponiert.11 Einige Vertreter: Josquin Desprez, Giovanni Pierluigi da Palestrina 9 Nestler, Gerhard: Geschichte der Musik. Die großen Zeiträume der Musik von den Anfängen bis zur elektronischen Musik. 6. Auflage, Mainz 2005, S. 111f. 10 Nestler, Gerhard: Geschichte der Musik. Die großen Zeiträume der Musik von den Anfängen bis zur elektronischen Musik. 6. Auflage, Mainz 2005, S. 152-154. 11 Tewinkel, Christiane: Eine kurze Geschichte der Musik. Köln 2007, S. 72-90. Elisabeth Gamper 5 4. Barock 1600-1750 1600 ist für die Geschichte eine Zeit des Umbruchs. Um 1600 beginnt eine Neue Musik, die Musik der Neuzeit. Der Barock kann grob in drei Epochen eingeteilt werden: den Frühbarock, von 1560 bis 1620, den Hochbarock, von 1620 bis 1680 und den Spätbarock, von 1680 bis 1740. Ab 1720 beginnt der Übergang zur Vorklassik. Mit den Entdeckungen der Renaissance entwickelte sich eine neue Sicht der Welt. Die Musik wurde vollkommen eigenständig und verfügte nun über ein reichhaltiges Angebot. Die Neuerungen in der Musik bestanden aus dem Generalbass, ein nicht mehr zählender, sondern wertender Takt (leichte und schwere Taktzeiten), Dur-Moll-System, Ausbau der Chromatik im Ausdruck und später im 17. Jahrhundert die Einführung der temperierten Stimmung, das die Abstände der Intervalle angleicht und so Transpositionen möglich macht. Zu dieser Zeit entstanden auch neue musikalische Formen wie die Oper, das Oratorium, selbständige Instrumentalmusik, Orchestermusik, Sololied mit Generalbassbegleitung, das geistliche Konzert und die Kantate.12 Exkurs: Generalbass Die Musik nahm den Weg zu größerer Einfachheit und entwickelte den monodischen Stil, wobei die Melodie hierbei in die Oberstimmen verlegt wurde. Man beginnt für die Musik nur mehr die Melodie aufzuschreiben und der einen bezifferten Bass zu unterlegen. Die Bezifferung gibt dabei an, welche Akkorde gespielt werden sollen. Das Zeitalter des Generalbasses soll eineinhalb Jahrhunderte überdauern, bis zum Beginn der Wiener Klassik. Der Solist wird von einem Akkompagnisten, meist am Cembalo, begleitet. Er musste die gesamte Kompositionslehre beherrschen um die akkordische Füllung zu improvisieren. 13 Einige Vertreter: Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Jean-Baptiste Lully, Antonio Vivaldi, Barbara Strozzi 5. Wiener Klassik 1730-1830 Der Übergang von Barock zur Wiener Klassik ist zu nennen, den er legt den Grundstein für die Wiener Hochklassik. Der Generalbass geht dem Ende entgegen, es entstehen neue Ideen die eine Auflockerung des Stils anstreben. Wichtige Grundsteine dafür legten die Söhne Johan Sebastian Bachs. Wilhelm Friedemann Bach, der Erstgeborene beginnt bereits eine neue Empfindsamkeit und eine Ahnung des Romantischen in die Musik einzubauen. 12 Schaper, Karl-Heinz: Musikgeschichte compact. Teil 1: von den Anfängen bis zur Bachzeit. Mainz u.a. 1993, S.61f. 13 Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S.57f. Elisabeth Gamper 6 Nennenswerter jedoch ist das Werk des Zweitgeborenen, Carl Philipp Emmanuel Bach, er wird zum Begründer der modernen Klaviersonate. Der wichtigste Schritt aber kommt von der Mannheimer Schule. Der Kurfürst Karl Theodor hatte in seiner Residenz ein Orchester, das seinerzeit als das beste der Welt galt. In Mannheim machte man Musik, so wie wir sie Heute aus den klassischen Konzerten kennen. Mit ihr entstand die dynamische Musik, mit Piano und Forte. Einige Vertreter: Franz Xaver Richter, Christian Cannabich (Beide hatten großen Einfluss auf Mozart) Wien wird neues Zentrum des Musikgeschehens. In den Höfen und Salons pflegt man die anmutsvolle Gesellschaftsmusik. Die strenge Musik des Generalbasszeitalers wird von der Tafelmusik abgelöst. Musik dient in Wien der Unterhaltung der vornehmen Kreise. Der Wiener Klassik gehören an: Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven.14 Joseph Haydn Joseph Haydn (1732-1809) repräsentiert den Künstler der unter fürstlichen Diensten stand. Er war der Kapellmeister des Grafen Moryzin, und später des Fürsten Esterhazy zu Eisenstadt. Für sie schreibt er Musik zu Unterhaltungszwecken. Haydn war ein tüchtiger Komponist, so schrieb er zu Lebzeiten 66 Divertimentis, 49 Instrumentalkonzerte und 150 Symphonien. Haydn gilt als der Schöpfer des neuen Streichquartetts und reformierte die Symphonie. Sein erstes Streichquartett schrieb Haydn bereits mit 23 Jahren. Mit Haydn wird die Sinfonia zu einer modernen und beweglichen Symphonie. Die Themen seiner Werke sind nicht mehr statisch, sondern lebendig, oft volkstümlich inspiriert. Mit der Befreiung vom Generalbass wird das freie Themen- und Motivspiel geöffnet. Grazie, männliche Kraft, Ausdruckstiefe und Humor, all das treffen wir, in unerschöpflich erfinderischem Reichtum niedergelegt, in den an besonderen nicht eben armen Partituren der Haydnschen Sinfonien. So treffend beschreibt Hiebner Haydns Stil. Haydn gehört zu jenen Komponisten die in ihren Alterswerken die höchste Vollendung fanden. Hoch betagt und gefeiert starb Haydn im Jahr 1809.15 14 15 Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S.103-113. Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S.113-116. Elisabeth Gamper 7 Wolfgang Amadeus Mozart Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) war von vielen Seiten her geprägt. Zum einen erreichten ihn Einflüsse durch seinen, von der Mannheimer Schule geprägten, Vater und zum anderen auch die Norddeutsche Schule und italienische Einflüsse. Zudem befasste sich Mozart intensiv mit Bachs und Händels Kontrapunktik. Mozart ist wohl jedem als, das in Salzburg geborene, Wunderkind bekannt. Von seinem Vater Leopold geschult und mit seiner ebenfalls begabten Schwester, auf Reisen nach Deutschland, Frankreich, England und Italien begleitet, präsentierte sich der junge Mozart als wahrer Künstler des Klaviers und der Komposition. Das Phänomen war so einmalig, dass ihn sein Vater (gewusst wie) als musikalisches Weltwunder ankündigte.16 Bereits mit vier Jahren schrieb Mozart seine ersten Klavierkonzerte und kurz darauf seine erste Symphonie. Mit 25 Jahren befreite sich Mozart von seinem Vater und zog nach Wien. Doch hatte er als Wunderkind in Wien noch großen Zuspruch erfahren, so wurde es jetzt schwer für ihn Arbeit zu finden. In Wien lernte er Joseph Haydn kennen, der sofort Gefallen an dem jungen Kollegen fand und eine lebenslange Freundschaft mit ihm einging. Da Mozart in Wien keine fixe Anstellung fand, versuchte er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Opern zu finanzieren. Zu dieser Zeit lernte er Constanze Webern kennen und heiratete sie. Mehr Erfolg mit seinen Werken hatte Mozart in Prag, wo seine Oper Die Hochzeit des Figaro hoch gelobt wurde. Der Erfolg brachte ihm direkt einen neuen Auftrag für die Stadt. Im Jahre 1787 schrieb er seinen Don Giovanni, der ihm sehr viel Ruhm einbrachte. Mozart starb im Alter von 35 Jahren, und seine letzte Komposition war ein Requiem (Totenmesse), dass er im Auftrag eines Fremden geschrieben hatte. Von Anfang an war Mozart davon überzeugt, mit diesem Werk sein eigenes Requiem zu schreiben. Er beeilte sich sehr das Stück zu Ende zu schreiben, doch damit verschlimmerte sich sein Zustand nur noch mehr und er verstarb bevor das Stück vollendet war. Ein Schüler Mozarts Franz Xaver Süßmayr vollendete das Werk nach dem Abscheiden seines Lehrers. 17 Ludvig van Beethoven Ludvig van Beethoven (1770-1827) hatte einen großen Einfluss auf die klassische Musik. In Bonn, als Sohn eines Hofmusikers, geboren wurde er von seinem Vater zum Wunderkind gedrillt. Mit 22 Jahren ging Beethoven nach Wien und schrieb Musik für Privatanlässe und 16 17 Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S.116f. Speck, Scott; Pogue, David: Klassik für Dummies, Sonderausgabe, Weinheim 1998, S. 45-49. Elisabeth Gamper 8 öffentliche Konzerte. Damit erreichte er einen hohen Lebensstandart. In der Musikhochburg studierte er unter Joseph Haydn. Beethoven erfuhr im Alter von 31 Jahren, dass er sein Gehör verlieren sollte. Diese Botschaft wirkte sich sehr stark auf den Musiker aus, wie stark er darunter litt drückt er in einem Brief an seinen Bruder aus, der heute als Heiligenstädter Testament (1802) bekannt ist: O ihr Menschen, die ihr mich für feindselig, störrisch oder misanthropisch haltet oder erkläret, wie unrecht tut ihr mir, ihr wisst nicht die geheime Ursache, von dem was euch so scheinet. [.] Aber bedenket nur, daß seit sechs Jahren ein heilloser Zustand mich befallen. [.] Ach wie wär es möglich, daß ich dann die Schwäche eines Sinnes angeben sollte, der bei mir in einem vollkommenern Grade als bei andern sein sollte, einen Sinn, den ich einst in der größten Vollkommenheit besaß, in einer Vollkommenheit, wie ihn wenige von meinem Fache gewiß haben noch gehabt haben. O ich kann es nicht, drum verzeiht, wenn ihr mich da zurückweichen sehen werdet, wo ich mich gern unter euch mischte. [.] Ganz allein fast nur soviel als es die höchste Notwendigkeit fordert, daf ich mich in Gesellschaft einlassen, wie ein Verbannteer muß ich Leben. Diese Krise versuchte Beethoven in seiner Musik auszurücken und führte so die klassische Musik von der Wiener Klassik in die Epoche der Romantik. Die wichtigste Neuerung die Beethoven in die Musik brachte entwickelte er in seiner neunten Symphonie. Als Thema dieses Werkes vertonte er das Gedicht von Friedrich Schiller Ode an die Freude. Bis zu dieser Zeit wurden alle Symphonien ausnahmslos für Orchester geschrieben, doch nun nutze Beethoven erstmals vier Gesangssolisten und einen Chor. Diese sangen die Worte von Schillers Gedicht. Zu diesem Zeitpunkt war Beethoven bereits vollkommen taub.18 Ludwig van Beethoven ist im Gegensatz zu Mozart und Haydn kein Gesellschaftsmusik-Komponist. Er läutete bereits ein neues Zeitalter ein. Zwar begann auch Beethoven mit dem Komponieren von Serenaden und Divertimenti, seine Entwicklung führte ihn aber zu einem ausgeprägten Individualstil. Musik ist nicht mehr nur ein Konstrukt aus Tönen, sondern setzt sich zunehmend mit den menschlichen Problematiken auseinander. Beethoven ist der erste frei schaffende Künstler, einer der nicht mehr unter einer dienstlichen 18 Speck, Scott; Pogue, David: Klassik für Dummies, Sonderausgabe, Weinheim 1998, S.49-52. Elisabeth Gamper 9 Abhängigkeit steht. Er ist ein Vertreter des subjektiven Erlebens, der leidende Mensch soll in den Vordergrund gestellt werden.19 6. Romantik (19. Jahrhundert) Im 19. Jahrhundert entwickelt sich der Subjektivismus. Die Musik der Romantik beschreibt die Umwelt besonders Gefühlsbetont, sie ist einsam und Sehnsüchtig. Der Romantiker ist ein Mensch der Stimmungen, er ist sensibel und kennt den Schmerz, den Rausch und die Verzückung. Die Natur rückt zu dieser Zeit sehr stark in den Fokus der Komponisten. Themen der Kompositionen beschäftigen sich häufig mit den Geheimnissen der Natur, Morgen- und Abendstunden und der Nacht. Diese Kompositionen schöpfen häufig aus dem Volkslied, wobei auch die Ferne ein sehr beliebtes Thema wird und so exotische Stimmungen in die Musik mit einfließen lässt.20 In der Zeit der Romantik geschah etwas mit der musikalischen Form. Zwar war immer noch die Form das höchste Bedürfnis, jedoch verschloss sich die Romantik der Form. Die viersätzigen zyklischen Formen der Sonate und Symphonie und die dreiteiligen Formen der Sonatenhauptsatzform und Anderer, waren nach wie vor grundlegend für die Gestaltung, jedoch musste man sich an Erweiterungen und Kürzungen bedienen. Ein Formproblem beschäftigte das ganze Jahrhundert, und zwar jenes der Verbindung der Symphonieform mit dem Programm der sinfonischen Dichtung (Verbindung mit literarischen Ideen). Franz Liszt gelang die Verschmelzung von Form und Programm, durch die Einführung des Leitmotivs, dessen sich bereits Hector Berlioz in seinen sinfonischen Dichtungen als Idee fixée bediente. Hierbei durchzieht ein Thema das gesamte Stück und dient so als Bausubstanz einer Komposition. Das Ordnungsprinzip der Tonalität, die Kadenz, und die damit verbundene Harmonik, wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts in Frage gestellt. Liszt gelang der Bruch der Tonalität mit der Verwendung des übermäßigen Dreiklangs und der Ganztonleiter. Max Reger schaffte durch ständige Harmoniewechsel eine Unruhe, die durch die komplementäre Harmonik (Akkordfolgen ohne gemeinsame Töne) zur Vollendung fand. Das eigentliche Ende der Tonalität brachten die Quartenakkorde, die den Standartaufbau eines Akkordes aus großen und kleinen Terzen zu Fall brachten. Am Ende dieses Weges steht die völlige Auflösung der Tonalität, was uns zum Beginn des 20. Jahrhunderts bringt.21 19 Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S.129-133. Hiebner, Armand: Musikgeschichte im Querschnitt. Basel 1947, S.133-136. 21 Nestler, Gerhard: Geschichte der Musik. Die großen Zeiträume der Musik von den Anfängen bis zur elektronischen Musik. 6. Auflage, Mainz 2005, S.564-570. 20 Elisabeth Gamper 10 7. Neue Musik Der Begriff Neue Musik beschreibt nun nicht mehr eine Epoche, sondern beschreibt die Fülle von verschiedenen Strömungen der westlichen Kunstmusik von ca. 1910 bis Heute. Geprägt sind jedoch alle Stilrichtungen dieser Zeit von Erweiterungen im klanglichen, harmonischen, melodischen und Rhythmischen Bereich. Die Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts sind auf der Suche nach neuen Klängen und Formen. Gliedern kann man die Zeit des Umbruchs in zwei Hauptteile. Die Jahre vor dem zweiten Weltkrieg, die Moderne (ua. Impressionismus und Expressionismus) und die Neuorientierung nach dem zweiten Weltkrieg, die Avantgarde (ua. Serielle Musik, Elektronische Musik, Musique Concrète, Aleatorik, Minimalmusic.). Der wichtigste Schritt in der Neuen Musik ist die Neuorientierung im Bereich der Harmonik. Die Tonalität wurde schrittweise aufgegeben bis hin zur freien Atonalität und später zur Zwölftonmusik. Die Aufgabe von Dur-Moll-Tonalität lässt sich bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts beobachten (Liszt und Wagner). Daraus entwickelt Arnold Schönberg mit seinen Schülern Alban Berg und Anton Webern eine Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen (Zwölftontechnik). Das Prinzip mit zwölf völlig gleichberechtigten Tönen zu arbeiten beschäftigte viele Komponisten der ersten zwanzig Jahre des 20. Jahrhunderts. Zu einem dieser Komponisten zählt Josef Matthias Hauer, der seiner Zeit mit Schönberg darum stritt wer die Zwölftonmusik entwickelt hatte. Ein besonderes Kompositionsmittel dieser Zeit war die Folklore, Igor Strawinski nutze die rhythmische Komplexität der slawischen Folklore besonders für seine Ballettkompositionen aus. Strawinski ist auch jener der seinen Kompositionsstil so weit entwickelt um beispielgebend für den Neoklassizismus zu werden. Besonders nennenswert sind auch die Experimente die sich der mikrotonalen Musik widmen. Namhafte Komponisten dieses Stils sind Alois Hába und Ivan Wyschegradsky. In Folge des italienischen Futurismus um Filippo Tommaso Marinetti entwarf Luigi Russolo einen Stil des Geräuschhaften wofür er einen neu konstruierten Geräuscherzeugen, den Intonarumori, nutzte. Die zunehmende Industrialisierung schlägt sich in der Technikbegeisterung nieder. Zunächst wurde diese von den Futuristen getragen, doch bald schlugen sich viele Innovationen wie die Erfindung des Rundfunks, des Tonfilms und der Tonbandtechnik in das musikalische Geschehen durch. Die technischen Neuerungen führten zur Entwicklung neuer elektronischer Instrumente. Zu nennen ist hier Lew Termens Termenvox und Friedrich Trautweins Trautonium. Die mediale Verbreitung der Musik, die nun durch Schallplatte und Rundfunk möglich gemacht wurde, beschleunigte zudem den Austausch von, bis dahin Elisabeth Gamper 11 unbekannten, Entwicklungen. Das lässt sich besonders gut an der plötzlichen, rasanten Ausbreitung von Jazz nachvollziehen. 22 22 (04.12.2012) Elisabeth Gamper 12