Arbeitsblatt: Analphabetismus

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Definitionen von Analphabetismus
Deutsch
Anderes Thema
8. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

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17.04.2008

Autor/in

Marco Dörig
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Analphabetismus Analphabetismus ist ein Phänomen, das die meisten ausschliesslich in der Dritten Welt vermuten. Aber auch in den westlichen Industrieländern gibt es Millionen von so genannten „funktionalen Analphabeten – Menschen, die zwar die Schule besucht haben, die aber nicht ausreichend lesen und schreiben können, um den Anforderungen im Alltag gerecht zu werden. Sie verstehen den Beipackzettel für die Kopfschmerztabletten nicht, können kein Anmeldeformular ausfüllen, keinen Führerschein machen, keine Bewerbungen schreiben. Sie sind von vielen Bereichen des täglichen Lebens ausgeschlossen. Oft sind Arbeitslosigkeit und sozialer Abstieg die Folgen. Analphabetismus ist ein weltweites Problem. Je nach gesellschaftlichem Kontext verändern sich die Anforderungen an die schriftsprachlichen Fähigkeiten und damit auch die Grenzen zum funktionalen Analphabetismus. Eine Definition der UNESCO bezeichnet dementsprechend als funktionalen Analphabetismus „die Unterschreitung der gesellschaftlichen Mindestanforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache, deren Erfüllung Voraussetzung ist zur – sozial streng kontrollierten – Teilnahme an schriftlicher Kommunikation in allen Lebens- und Arbeitsbereichen. Mitte der 70er Jahre wurde bekannt, dass trotz allgemeiner Schulpflicht auch deutschsprachige Erwachsene von Analphabetismus betroffen sind. Primärer Analphabetismus: Primärer Analphabetismus liegt vor, wenn eine Person keinerlei Lese- und Schreibkenntnisse erworben hat. Eine andere Bezeichnung ist natürlicher Analphabetismus. Davon betroffen sind vor allem Menschen in Staaten mit einem wenig ausgebauten Schulsystem, die keine Gelegenheit zum regelmässigen Schulbesuch hatten und die auch noch keinen Versuch unternommen hatten, eine schriftsprachliche Form ihrer eigenen Sprache zu erwerben. Sekundärer Analphabetismus In Europa kommt vor allem dem sekundären Analphabetismus eine grosse Bedeutung zu. „Der Begriff sekundärer Analphabetismus ist eine Bezeichnung für das Phänomen, dass trotz erfolgreichem Beginn des Schriftspracherwerbs die bereits beherrschten Fertigkeiten des Lesens und schriftsprachlichen Verhaltens (aus diversen Gründen der Nichtverwendung dieser Kompetenzen) wieder verlernt oder vergessen wurden. Dem Nicht Lesefähigen bleiben wichtige Bereiche der Information und die Teilnahme am gesellschaftlichen Kommunikationsprozess verschlossen. „Analphabetismus ist ein relativer Begriff. Ob eine Person als Analphabet gilt, hängt nicht nur von ihren individuellen Lese- und Schreibkenntnissen ab. Darüber hinaus muss berücksichtigt werden, welcher Grad an Schriftsprachbeherrschung innerhalb der konkreten Gesellschaft, in der diese Person lebt, erwartet wird. Wenn die individuellen Kenntnisse niedriger sind als die erforderlichen und als selbstverständlich vorausgesetzten Kenntnisse, liegt funktionaler Analphabetismus vor. Unter anderem waren vor hundert Jahren geringere Kenntnisse erforderlich als heute. Auch werden in einer westeuropäischen Gesellschaft weitergehende Kenntnisse erwartet als in so genannten Entwicklungsländern, allerdings auch hier in Abhängigkeit von der sozialen Schicht, dem Beruf usw. Innerhalb der entwickelten Industriestaaten mit ihren hohen Anforderungen an die Beherrschung der Schriftsprache müssen auch jene Personen als funktionale Analphabeten gelten, die über begrenzte Lese- und Schreibkenntnisse verfügen. Wer aus einer Gesellschaft mit geringen Anforderungen in Bezug auf Schriftsprachkenntnisse in einer Gesellschaft mit höheren Anforderungen immigriert, wird durch den Wechsel der Kulturen zum funktionalen Analphabeten, wenn die erworbenen und im Herkunftsland ausreichenden Schriftsprachenkenntnisse für das Leben im Industrieland zu gering sind.