Arbeitsblatt: Nordwest-Passage
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Texte, Fragen, Bilder
Geographie
Anderes Thema
8. Schuljahr
6 Seiten
Statistik
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21.04.2008
Autor/in
C. G.
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
R&Z Aktuell RZ Die Nordwest-Passage Nach einer Rekord-Eisschmelze ist vor der kanadischen Küste verlaufende Nordwest-Passage durch die Arktis zum ersten Mal für Schiffe ganz befahrbar. die Das Eis am Nordpol ist in diesem Jahr in dramatischer Weise zurückgegangen. Wie die Europäische Raumfahrtbehörde (ESA) am Wochenende mitteilte, ist die Eisfläche auf ihren niedrigsten Stand seit Beginn der Satellitenbeobachtung vor 30 Jahren gesunken. Die Eisfläche der Arktis ist demnach im vorigen Jahr um eine Million Quadratkilometer auf drei Millionen Quadratkilometer geschmolzen. Der bisherige Tiefststand lag nach Angaben der ESA im Jahr 2005 bei rund vier Millionen Quadratkilometern. Das Abschmelzen um eine Million Quadratkilometer in nur einem Jahr sei «extrem», erklärte der dänische Wissenschafter Leif Toudal Pedersen. Dies sei eine dramatische Beschleunigung gegenüber früher, da sich das Eis in den vergangenen zehn Jahren im Durchschnitt nur um etwa 100 000 Quadratkilometer pro Jahr verringert habe. Experten machen die globale Erwärmung für das Abschmelzen des Eises verantwortlich. Dies könnte aber wirtschaftlich von grosser Bedeutung sein, da sich damit ein wesentlich kürzerer Seeweg zwischen dem Atlantik und dem Pazifik für die Schifffahrt öffnet. Satellitenbilder der ESA zeigten nun, dass der kanadische Teil der Nordwest-Passage am Ende des arktischen Sommers völlig eisfrei und für Schiffe befahrbar ist. Dies weckt bei verschiedenen Ländern und Interessengruppen Hoffnungen, dass der gesamte Seeweg vom Atlantik in den Pazifik früher als bislang angenommen vollständig für die Schifffahrt geöffnet werden könnte. Der Weg an der sibirischen Küste entlang ist aber noch blockiert. Die Schätzungen, wann die Nordwest-Passage in Folge des Klimawandels permanent eisfrei sein wird, liegen weit auseinander. Im UNOBericht zum Klimawandel war von 2070 die Rede, in anderen Berichten wird dies bereits für 2040 erwartet. (ap) 1 Erste Durchfahrt von Amundsen Mit der Nordwest-Passage verbinden die Reedereien auch deshalb grosse Hoffnungen, weil sie eine enorme Abkürzung auf dem Weg von Europa nach Ostasien wäre. Von Rotterdam nach Tokio könnten im Vergleich mit einer Fahrt durch den Suezkanal rund 5000 Kilometer eingespart werden. Hinzu kommt, dass sowohl der Suez- wie auch der Panamakanal gebührenpflichtig ist. Die Nordwest-Passage hat die Menschheit während Jahrhunderten in ihren Bann gezogen. Die erste Durchfahrt von Osten nach Westen gelang 1903 bis 1906 Roald Amundsen mit mehreren Überwinterungen. Als erster Tanker durchfuhr 1969 das zum Eisbrecher umgebaute amerikanische Schiff SS Manhattan die Nordwest-Passage in wenig mehr als vier Wochen. 1985 brachte ein erstes Kreuzfahrtschiff Passagiere durch die Seestrasse. Doch der finanzielle Aufwand war in allen Fällen zu gross; die Passage war nicht wirtschaftlich. Auf der Nordwest-Passage: Der Tanker SS Manhattan, begleitet von einem kanadischen Eisbrecher, 1970. 2 Die Nordwestpassage ist der zirka 5.780 km lange Seeweg, der nördlich von Amerika den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Er führt über das Nordpolarmeer und seine Randmeere sowie die dazugehörenden Meeresstraßen durch den kanadischarktischen Archipel. Beantworte nun folgende Fragen! 1. Wie heisst der Durchgang der Arktis? 2. Um wie viel ist im vorigen Jahr die Eisfläche der Arktis geschmolzen? 3. Wie viel beträgt die durchschnittliche Schmelze in den letzten zehn Jahren? 4. Warum schmilzt das Eis? 5. Was ist der Vorteil dieser Schmelze? 6. Wann wird die Nordwest-Passage permanent frei sein? 7. Wem und wann gelang die erste Durchfahrt? 8. Weitere Durchfahrten? 3 9. Gib Angaben zur Nordwestpassage! Frühe Fahrten ins Nordpolarmeer Einsame Gräber von Seeleuten der John-Franklin-Expedition aus dem Jahr 1845 auf der BeecheyInsel Cooks Karte von Neufundland 1775 Seit Magellan 1520 einen Seeweg entdeckt hatte, der um Südamerika herum nach Asien führte, spekulierten Geographen, Seefahrer und Forscher über eine mögliche Route im Norden Amerikas. Da eine solche Nordwestpassage Schiffsreisen zwischen Europa und Ostasien entscheidend verkürzt hätte, suchten die seefahrenden Nationen mehr als 400 Jahre lang nach einer Durchfahrt im Nordpolarmeer. Möglicherweise war schon 1473, das heißt 19 Jahre vor der Fahrt des Kolumbus, eine dänische Expedition unter Leitung des aus Hildesheim stammenden Didrik Pining (eventuell in Begleitung des Portugiesen João Vaz Corte-Real) von den Gewässern um Grönland nach Neufundland vorgestoßen. Um 1480 begannen die Portugiesen mit der Fischerei vor Neufundland. Ihnen folgten um 1500 Basken und Bretonen. Zwischen 1492 und 1495 befuhr João Fernandes („O Labrador) mit Pedro de Barcellos die Gewässer zwischen Neufundland, dem nach ihm benannten Labrador und Grönland. Anschließend tasteten sich Expeditionen zu Land und zu Wasser schrittweise immer weiter nach Nordwesten in das eisige Inselgewirr des Nordpolarmeeres vor. Die Suche nach der Passage Der englische Seefahrer Martin Frobisher unternahm zwischen 1576 und 1578 drei Reisen, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Nordwestpassage zu finden. Ihm folgten weitere englische Kapitäne wie John Davis, Henry Hudson, William Baffin, Thomas James und Luke Fox. In den 1630er Jahren gab man die Suche jedoch vorerst auf, da Baffin und James die Ansicht vertraten, dass weder von der Hudson Bay noch von der Baffin Bay aus ein Zugang zur Passage existiere. Erst ab dem Ende des 17. Jahrhunderts wurden wieder vereinzelte Anstrengungen unternommen. Die Suche nach einer Passage vom Westen her war auch der Grund für James 4 Cooks letzte Pazifikreise in den Jahren 1776–1779. Seine Vorstöße musste er jedoch wegen des einbrechenden Winters an der Beringstraße abbrechen. Nach Cooks Tod in einem Handgemenge auf Hawaii übernahm Lt. Charles Clerke das Kommando der Expedition. Vom russischen Ausgangshafen PetropawlowskKamtschatski aus brach man erneut auf, scheiterte aber auf 70 33 am Packeis, das noch stärker schien als im Vorjahr. Ebenfalls vom Pazifik aus operierte in den Jahren 1817 und 1818 die russische Rurik-Expedition unter Kapitän Otto von Kotzebue. Sie erforschte allerdings nur die bis dahin unbekannte Küste Alaskas um den Kotzebue-Sund und endete letztlich ergebnislos. Tragische Berühmtheit erlangte John Franklin, dessen verschollene dritte Expedition von 1845 mehrjährige Suchaktionen nach sich zog. Im Verlauf dieser erfolglosen Rettungsexpeditionen entdeckte Robert McClure schließlich das letzte noch unbekannte Teilstück der Nordwestpassage zwischen der Banks- und der MelvilleInsel. Er konnte die zugefrorene Meeresstraße jedoch zum Großteil nur im Schlitten befahren. Erste Durchquerungen Die erste komplette seemännische Durchfahrt gelang Roald Amundsen 1903/1906 über die südliche Route durch die Victoria-Straße auf dem kleinen Schiff Gjoa. Dabei musste er zwei Mal überwintern; einen ganzen Sommer hatte er mit den Inuit in der Umgebung der heutigen Siedlung Gjoa Haven (in der Sprache der Inuit: Uqsuqtuuq) auf der King-William-Insel verbracht, um sich deren Arktiserfahrung anzueignen. 1944 durchquerte H. A. Larsen den Seeweg erstmals ohne Überwinterung. Als erster Tanker bewältigte das zum Eisbrecher umgebaute US-amerikanische Schiff SS Manhattan die Nordwestpassage von West nach Ost in wenig mehr als vier Wochen. Die Fahrt, die am 15. September 1969 erfolgreich endete, sollte die Wirtschaftlichkeit von Öltransporten durch das nördliche Eismeer demonstrieren. Jedoch erwiesen sich die Instandhaltungskosten auf Grund der Eisschäden damals noch als zu groß. Das erste Kreuzfahrtschiff, das die Nordwestpassage mit Passagieren an Bord bewältigte, war die World Discoverer im Jahr 1985. Arved Fuchs durchsegelte 1993 mit seinem Expeditionsschiff, der Dagmar Aaen, die Nordwestpassage in Ost-West-Richtung und 2003/2004 noch einmal in West-OstRichtung.[1] Wirtschaft Der Seeweg zwischen Europa und Asien (Rotterdam–Tokio) verkürzt sich erheblich: 23 300 km sind es durch den Panama-Kanal, diese Strecke wird jedoch aus Kostenund Kapazitätsgründen nicht genutzt. Die bisherige Route durch den Suez-Kanal beträgt 21 100 km, der neue Weg hätte eine Länge von 15 900 km. Wegen der klimatischen Bedingungen war die Nordwestpassage bisher jedoch wirtschaftlich 5 kaum nutzbar. Klimaforscher gehen jedoch davon aus, dass sich dies in den kommenden Jahren aufgrund der Globalen Erwärmung ändert. Im September 2007 veröffentlichte die ESA Satellitenbilder, auf denen der kanadische Teil der Passage (zum ersten Mal seit Beginn der Aufzeichnungen) völlig eisfrei und damit schiffbar war. Ursache ist ein Rückgang der Eisfläche im Nordpolargebiet auf nur noch drei Millionen km, eine Million km weniger als noch 2006.[2] Schon heute ist die Nordwestpassage immer länger befahrbar. Fortschritte im Bau arktistauglicher Tanker (nicht Eisbrecher) kommen hinzu. Die wirtschaftliche Erschließung der Nordwestpassage wird derzeit intensiv vorbereitet. Geplant ist die Schaffung einer Service- und Sicherheits-Infrastruktur für den Tankerverkehr. Auch der Ausbau der zentral gelegenen Inuit-Siedlung Qausuittuq an der Resolute Bay zum Tiefwasserhafen wird erwogen. Politik Mit der wachsenden ökonomischen Bedeutung der Nordwestpassage nimmt auch ihre politische Bedeutung zu. Ihr Besitz ist umstritten: Kanada beansprucht den Seeweg für sich, die USA sehen ihn als internationales Gewässer an. Im Jahr 1985 durchfuhr der US-amerikanische Eisbrecher Polar Sea die Passage ohne Genehmigung Kanadas. Kanada protestierte heftig. Daraufhin vereinbarten Kanada und die USA 1988 in einem Kooperationsabkommen (Arctic Co-operation Agreement), dass die USA fortan Genehmigungen von Kanada einholen werde, Kanada sie jedoch nicht verweigern dürfe. Die Frage, ob die Passage ein internationales Gewässer ist, wurde dabei nicht geklärt. 2004 entstand ein Konflikt zwischen Kanada und Dänemark um die Hans-Insel vor der Küste Grönlands, da deren Kontrolle für eine Nordwestpassage eine strategische Bedeutung zukommt. Kanada entsandte zur Durchsetzung seiner Ansprüche ein Kriegsschiff und ein Hubschraubergeschwader, ehe es im September 2005 zu einer Einigung zwischen beiden Staaten mit einer gemeinsamen Verwaltung der Insel kam. 2005 veröffentlichte die United States Navy Bilder, die das Atom-U-Boot USS Charlotte beim Auftauchen am Nordpol zeigten. Kanada bezichtigte die USA daraufhin, ohne Ankündigung seine arktischen Gewässer benutzt zu haben. Im Wahlkampf 2006 versprach Premierminister Stephen Harper, die kanadischen Gebietsansprüche zu verteidigen. Seitdem wurden mehrere Patrouillen, die sich aus regulären Streitkräften und Canadian Rangers zusammensetzten, in den nördlichen Gebieten Kanadas durchgeführt. Die kanadische Marine schickte 2006 zum ersten Mal seit Jahrzehnten wieder Eisbrecher in die Nordwestpassage. Touristik Auf russischen Eisbrechern können ca. 100 Fahrgäste die Nordwestpassage binnen zwölf Tagen durchfahren. Ansonsten spielt die Nordwestpassage touristisch kaum eine Rolle. 6