Arbeitsblatt: Projekt zwischen Oberstufe und Kindergarten

Material-Details

Die Oberstufenkinder lesen den Kindergärtnern Geschichten vor.
Deutsch
Leseförderung / Literatur
7. Schuljahr
14 Seiten

Statistik

189805
353
1
05.08.2019

Autor/in

Denise Scheidegger
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

7. Klässler lesen Kindergärtnerinnen und Kindergärtner kurze Geschichten vor Die SuS wählen in kleinen Gruppen Texte aus, die sich für Kindergartenkinder eignen (die LP wirkt bei der Auswahl unterstützend). Diese Geschichten oder auch eigenverfassten Texte werden im Rahmen des Deutschunterrichtes geübt. Wenn die SuS sich genügend vorbereitet haben, werden die Texte kleinen Gruppen im Kindergarten vorgelesen. Der Traumgeist und das Kind Eines Nachts stand ein schaurig heulender Traumgeist im Kinderzimmer: »Ich bin der schrecklichste Traumgeist der Welt! Huahuaaa!« »Es gibt keine Geister«, antwortete das Kind und gähnte. »Das hat mein Papa gesagt.« »Oha!«, fistelte der Traumgeist mit grausiger Stimme. »Auch Väter irren sich manchmal. Sieh mich an!« »Mein Papa nicht.« Das Kind öffnete nicht einmal die Augen. Der Traumgeist wusste nicht, wie ihm geschah. So etwas war ihm noch nie passiert! Sollte er sich das etwa gefallen lassen? Schließlich war er der schrecklichste Traumgeist der Welt! »Ich kann mich in einen kopflosen Ritter verwandeln!«, drohte er und begann sogleich, als Ritter ohne Kopf herumzuklirren. »Ich war auch einmal ein Ritter. An der Fasnacht. Hat Spaß gemacht«, murmelte das Kind und schlief weiter. »Dann komme ich als böser Drache!«, fauchte der Geist. »Tausend Meter weit speie ich meine Feuerstöße aus!« »Einen Drachen habe ich schon«, sagte das Kind. »Der fliegt ganz weit im Wind. Kannst du auch fliegen?« »Oha, oha, oho!« Der Traumgeist begann sich zu ärgern. »Aber eine Gifthexe«, grummelte er, »hast du nicht, oder?« »Hexen sammeln Kräuter und helfen armen Menschen.« »Nicht alle Hexen sind gut!« »Mein Papa hat gesagt« »Dein Papa, dein Papa!« Der Traumgeist dachte erregt nach, wie er das Kind doch noch mit einem bösen Traum erschrecken konnte. »Wie wäre es mit einem Saurier?«, fragte er schließlich lahm. »Auffressen wird er dich, mit Haut und Haaren!« »Saurier fressen Blätter«, lachte das Kind. »Außerdem sind die längst ausgestorben.« Der Traumgeist war den Tränen nahe. »Hat das auch dein Papa gesagt?« »Das haben wir schon im Kindergarten gelernt!« Das Kind setzte sich auf. »Soll ich dir eine Sauriergeschichte erzählen?« »N-n-nein!« Der Traumgeist war sehr nervös geworden, rupfte an seinen Haaren, klapperte mit den Zähnen und trommelte auf seinem Bauch herum. »Du solltest jetzt schlafen«, sagte da das Kind zu dem schrecklichsten Traumgeist der Welt. »Schlafen ist gesund, und morgen wird es dir bestimmt wieder besser gehen.« »H-h-hat das auch dein Papa gesagt?«, stammelte der Traumgeist. »Nein, meine Mutti«, antwortete das Kind, drehte sich um und schlief so tief ein, dass es durch nichts mehr aufzuwecken war. Schutzengel Schutzengel mein, der du mich begleitest, alle meine Schritte leitest. Ich danke dir. Amen. „Amen, sagt auch die Mutter. „Und nun schlaf gut. Plötzlich richtet sich David nochmals auf. „Es gibt gar keine Engel, sagt er. „Warum? fragt die Mutter und setzt sich auf sein Bett. „Weil noch nie jemand einen Engel gesehen hat! „Wer behauptet das? „Frank — und der braucht auch nicht zu beten. „Das stimmt, sehen kannst du die Engel nicht, aber spüren. „Das bilden sich die Leute nur ein, sagt Franks Vater, und der ist ein Doktor. „Ich bin nicht seiner Meinung, sagt die Mutter. „Ich glaube, dass du heute einen Schutzengel hattest. „Wieso? „Du bist über die Straße gerannt, ohne aufzupassen. David errötet. „Woher weißt du das? „Eine Nachbarin hat dich beobachtet. Es stimmt. Er wäre beinahe angefahren worden. Der Autofahrer hat ihm mit dem Finger gedroht und wütend gehupt. Von den ändern Dingen haben die Eltern zum Glück keine Ahnung. David hat sich heute auf den dürren Ast eines Kirschbaums gesetzt. Er hat seinen Ball aus dem Weiher gefischt. Er ist über einen hohen Zaun geklettert. Er ist mit seinem Fahrrad gestürzt. Und nun liegt er wohlbehütet in seinem Bett. Nur eine kleine Schramme am Knie erinnert ihn noch an seine Abenteuer. David kuschelt sich in seine Decke und nimmt sich vor, morgen nochmal mit Frank über Engel zu reden. Du bist meine Freundin Inga und Luise gehen im Kindergarten in die blaue Gruppe. »Blau ist meine Lieblingsfarbe«, meint Luise. »Meine auch«, sagt Inga. »Und mein Lieblingstier ist eine Katze.« »Meins auch«, sagt Luise. So ist das eben bei besten Freundinnen. Doch eines Tages passiert Folgendes: Die beiden Freundinnen sitzen in der Bastelecke. »Gibst du mir mal den Kleber?«, fragt Inga. »Nein«, sagt Luise. »Ich brauch den jetzt.« »Nur ganz kurz«, bittet Inga. »Nein«, faucht Luise. Komisch, denkt Inga, Luise ist schon den ganzen Tag so. »Was bastelst du da?«, fragt sie. »Eine Papierblume für meine Oma«, grummelt Luise. Mehr sagt sie nicht. Was ist bloß los mit Luise? »Sollen wir uns für heute verabreden?«, schlägt Inga vor. »Nein«, sagt Luise. »Lass mich.« Da wird Inga ganz traurig. Sie geht alleine in die Puppenecke. Als der Kindergarten zu Ende ist, geht Luise, ohne sich von Inga zu verabschieden. In der Hand hält sie eine wunderschöne blaue Papierblume. Inga ist sehr traurig. Langsam zieht sie ihre Jacke an. »Hallo, mein Schatz«, sagt ihre Mama. Sie ist gekommen, um Inga abzuholen. »Was ist denn los?«, fragt sie, als Inga anfängt zu weinen. »Luise mag mich nicht mehr«, schluchzt sie. Ingas Mama nimmt sie in den Arm. »Habt ihr euch gestritten?«, fragt sie. »Nein«, schluchzt Inga. »Luise war ganz komisch, sie mag mich nicht mehr.« »Ihr seid doch beste Freundinnen«, meint Ingas Mama tröstend, »natürlich mag sie dich noch.« »Ich wollte mich heute mit ihr verabreden«, erzählt Inga. »Weißt du, was Luise gesagt hat?« Ingas Mama schüttelt den Kopf. »Nein hat sie gesagt«, erzählt sie. »Dann hat sie noch gesagt, dass ich sie in Ruhe lassen soll. Was habe ich denn falsch gemacht?« »Du hast nichts falsch gemacht. Niemand hat etwas falsch gemacht«, meint Ingas Mama. Sie setzt sich einfach neben Inga auf den Boden und nimmt sie auf den Schoss. »Luise ist ganz traurig«, sagt sie. »Genauso wie ich?«, fragt Inga. »Noch viel trauriger«, meint ihre Mama. »Ich habe vorhin Luises Mama getroffen. Sie hat erzählt, dass die Oma von Luise sehr krank ist.« »Arme Luise«, meint Inga, »und arme Oma.« »Ja«, meint ihre Mama. »Sie wissen nicht, ob sie wieder richtig gesund wird. Luise fährt jetzt immer nach dem Kindergarten zu ihrer Oma, um sie zu besuchen.« Inga nickt verständnisvoll. Jetzt kann sie verstehen, warum Luise nein gesagt hat. Als letztes Jahr der Hund von Tante Klara so krank war, war Inga auch ganz traurig. Reden wollte sie da auch nicht. »Luises Mama hat erzählt, dass Luise ihrer Oma immer schöne Geschichten erzählt«, sagt Ingas Mama. »Das ist aber lieb«, meint Inga. »Ich glaube, dann wird ihre Oma wieder gesund. Komm, Mama«, ruft sie. »Wir gehen nach Hause und malen ein ganz buntes Bild für Luises Oma.« Jonas und die Riesenrutsche Jonas ist heute mit seinem Freund Martin im Schwimmbad. Martin will als Erstes von der großen Wasserrutsche rutschen. Die Rutsche ist richtig lang und hat ganz viele Kurven. Jonas findet die auch toll, aber er hat sich noch nie getraut, alleine dort hinunterzurutschen, bisher waren immer Mama oder Papa dabei. Martin zieht schon an seinem Arm. »Mensch, Jonas«, sagt er, »komm endlich mit.« »Ich guck erst mal zu.« Jonas stellt sich dahin, wo er die Kinder sehen kann, die am Ende der Rutsche ins Wasser plumpsen. Alle Kinder quietschen, bevor sie in das Becken fallen. Als Martin unten angekommen ist, geht er zu Jonas und zieht ihn einfach mit. »Komm schon. Das macht riesig Spaß. Du schaffst das auch!«, sagt er. »Ich schaffe das!«, murmelt Jonas vor sich hin und geht hinter Martin her. »Ich schaffe das bestimmt.« Jonas stellt sich hinter Martin in die Schlange. Martin dreht sich um. »Du musst einfach nur hinter mir her rutschen!«, sagt er. Jonas nickt. »Ich schaff das schon.« Dann guckt er nach unten. Mensch, ist das hoch! Und das geht ja sooo tief hinunter. Da bekommt er Herzklopfen. Martin ist schon auf der Rutsche. »Einfach hinterher!«, ruft er ihm noch zu. Jonas bleibt stehen, er zögert. Von hinten rufen ein paar andere Kinder: »Weiter, los, weiter.« Die Blödis!, denkt Jonas. Da stupst ihn auf einmal von hinten ein Junge auf die Schulter: »Ich bin Matthias. Sollen wir zusammen rutschen? Zusammen schaffen wir das.« Jonas nickt. »Ja, zusammen schaffen wir das.« Und er lacht Matthias an. »Weiter, weiter! Wer klüngelt da so?«, rufen da schon wieder ein paar Kinder. Da setzt sich Jonas hin, Matthias direkt dahinter, und, flutsch, sausen sie los. Das geht so schnell, dass Jonas gar nichts mehr sieht. Der Bauch kribbelt. Juchhu, möchte er schreien, Hilfe, möchte er schreien. Jetzt die große Kurve. Und da fallen Matthias und Jonas auch schon mit einem großen Platsch ins Wasser. Das war toll und furchtbar aufregend. Sie rennen zurück bis zur Treppe, wo Martin steht. Die drei Jungen sehen sich an, und alle drei sagen wie von selbst: »Noch mal!« Und als sie dann vier Mal zusammen gerutscht sind, muss Matthias nach Hause. Da geht Jonas hinter Martin die Treppe hinauf, steht hinter ihm und rutscht allein. »Du bist ja klasse«, sagt Martin, als sie beide aus dem Becken klettern. Da kommt Mama und will die beiden abholen. Sie steht staunend hinter der Glaswand und winkt Jonas und Martin zu. Die beiden ziehen sich schnell um, und als Jonas aus der Umkleidekabine kommt, ruft Mama: »Mensch, Jonas, du bist ja die große Rutsche runtergerutscht. Ganz alleine.« »Ja«, strahlt Jonas. »Ganz allein. Ich hab das geschafft!« Peter, der winzige Stern Peter wohnte an der Milchstraße. Peter war ein winziger Stern. An der Milchstraße wohnten auch andere Sterne. Aber sie waren groß und kümmerten sich nicht um den winzigen Stern. «Sie sehen mich überhaupt nicht», sagte er. «Sie brauchen mich nicht. Ich bin viel zu klein.» Nachts schaute Peter auf die Erde hinunter. Dort war es anders. Dort waren die Sterne klein wie er und standen nah beisammen. «Sie haben es gut», dachte er. Und da machte Peter sich eines Abends auf die Reise. Der Weg war weit, aber lustig. Er ließ sich fallen. Er landete auf einer Bergspitze. Dann kugelte er den Abhang hinunter. Auf einer Wiese blieb Peter liegen. Doch wo waren nun die vielen kleinen Sterne, die er aus der Ferne gesehen hatte? Sie waren ja eben so groß wie seine Kameraden am Himmel. Und als er näher ging, da waren es gar keine Sterne. Es waren Straßenlampen. Sie verstanden seine Sprache nicht. Er schaute zum Himmel hinauf. Er sah den langen Weg, den er gekommen war. Er sah die Milchstraße – und staunte. An der Milchstraße waren die Sterne winzig geworden und standen nah, zusammen. Das ging nicht mit rechten Dingen zu. Peter weinte. Da ging die Sonne auf. Sie sah den winzigen Stern auf der Wiese liegen. «Warum weinst du?» fragte sie ihn. «Was klein ist, ist groß und was groß ist, ist klein und ich weiß nicht warum», antwortete Peter. Die Sonne betrachtete den winzigen Stern? «Ich will dir helfen», sagte sie. «Ich nehme dich mit auf meine Reise. Schau, was ich dir zeige.» Am Morgen zeigte sie ihm die Dinge aus der Nähe: er sah eine Blume er sah einen Baum er sah ein Tier Am Mittag zeigte sie ihm die Dinge aus der Ferne: er sah viele Blumen er sah viele Bäume er sah viele Tiere Am Abend aber, als die Sonne unterging, kletterte Peter auf ihrem letzten Strahl an seinen Platz zurück. Weit unter ihm lag die Erde. Peter wusste jetzt, warum kleine Dinge manchmal groß und große Dinge manchmal klein sind. Die Sonne hatte es ihm gezeigt. Er hatte die Dinge aus der Nähe gesehen. Sie waren groß. Er hatte die Dinge aus der Ferne gesehen. Sie waren klein. Peter war froh. Er hatte die Reise nicht umsonst gemacht. Als ich Angst vor der Dunkelheit hatte Der Tag ist zu Ende. Wie jeden Abend die Mutter sagt dem Robert: „Komm, es ist Schlafenszeit! „Schon? Robert schlurft die Treppe hinauf. „Es ist hässlich da oben. Es ist zu dunkel und es sind Ungeheuer versteckt. „Es sind keine Ungeheuer, sagt die Mutter, „ich lasse das Licht im Gang an und die Tür einen Spalt offen. Gute Nacht, Schatz. „Es hilft nicht, murmelt Robert, „die kommen trotzdem. Krak! „Woher kommt dieses Geräusch? Aus den Schrank! Bestimmt! Robert hält sich an der Decke fest und schaut mehrmals zum Schrank. Er scheint sich zu bewegen! Ja, und er verwandelt sich. Er hat Tatzen mit so langen Krallen bekommen! Robert schaut jetzt zum Vorhang. Es kann doch nicht wahr sein! Er fängt auch an sich zu bewegen! Irgendwas versteckt sich dahinter. Es scheinen Schlangen zu sein. Robert dreht langsam den Kopf zum Stuhl. Auch er verwandelt sich. „Teddybär, bist du da? fragt Robert sehr, sehr leise. Der Teddybär ist aber nicht auf dem Bett. Er schläft weiter unten auf dem Kasten. „Rühre dich nicht, Teddybär. Ich hole dich gleich! Robert nimmt all seinen Mut zusammen und steigt aus dem Bett. Wenn er nur auf keine Schlange tritt. Der Boden ist bestimmt voll davon „Nur weiter! Wir sind gleich da! Mit einem Sprung Robert ist wieder im Bett und hebt die Decke hoch. „Verstecken wir uns, schnell! „Verstecken? Aber warum? „Wegen der Ungeheuer! schreit Robert. Der Teddybär lächelt. „Soll ich dir ein Geheimnis erzählen? Hör zu: leg dich ruhig hin, nimm mich und drücke mich gegen deine Brust. Mach die Augen zu und wir zählen langsam. Sie verschwinden, du wirst sehen. Robert legt sich und packt den Teddybär. Mit geschlossenen Augen zählt er langsam sechs sieben acht neun er macht die Augen auf und „Es funktioniert! flüstert er in Teddybärs Ohr. „Natürlich! Es funktioniert immer. Und jetzt schlafen wir. Ausflugstag Leo freut sich: Heute macht er mit dem Kindergarten einen Ausflug zum Bahnhof. Am Infoschalter wartet eine Frau in Uniform auf sie. »Herzlich willkommen bei uns im Bahnhof«, begrüßt sie die Kinder. »Ich bin Frau Lindner. Ich zeige euch heute alles. Wer von euch ist denn schon einmal mit dem Zug gefahren?« Leo meldet sich. Er ist schon öfter mit seinem Papa zu Tante Annette gefahren. Sein Freund Julius meldet sich auch. »Ich bin sogar schon ICE gefahren«, ruft er. »Richtig weit, nach Köln zu meiner Oma.« »Das ist ja toll!«, sagt Frau Lindner. »Weißt du denn auch, was ICE bedeutet?« Das weiß Julius nicht. Aber Meral. »Das heißt InterCityExpress«, erklärt sie. »Weil das ein ganz schneller Zug ist.« »Ganz genau«, sagt Frau Lindner. »Und jetzt zeige ich euch den Bahnhof.« Als Erstes geht Frau Lindner mit den Kindern zur Bahnhofsmission. Das ist ein Raum am ersten Bahnsteig mit einem Tisch und vielen Stühlen. In einer Ecke sitzt ein Mann und trinkt einen Kaffee. »Bei uns bekommen alle Leute Hilfe, die Hilfe brauchen«, erzählt eine nette Frau in einer blauen Jacke. »Frauen mit Kinderwagen, die umsteigen müssen. Ältere Herren, die ihr Gepäck nicht tragen können. Oder Reisende, denen das Geld gestohlen wurde.« »Auch Kinder?«, fragt Leo. »Natürlich«, sagt die Frau. »Wir helfen auch Kindern, die alleine mit dem Zug unterwegs sind oder sich verirrt haben.« Das findet Leo toll. Toll findet er auch das Stellwerk, zu dem Frau Lindner sie als Nächstes führt. Von hier aus können sie durch eine große Scheibe alle Gleise vom Bahnhof sehen und alle Züge. Die Männer, die hier arbeiten, schauen allerdings nicht aus dem Fenster, sondern auf eine große Tafel, auf der viele Lichter leuchten. »Die Lichter sind die Züge«, erklären sie den Kindern. »Wir können hier genau erkennen, wo welcher Zug ist. Mit einem Knopfdruck stellen wir die Weichen.« »Was heißt das?«, fragt Julius. »Wir bestimmen, wohin der Zug fährt«, sagt der Mann. Das findet Leo cool. Noch cooler findet er aber, dass Frau Lindner die Kinder jetzt zur Polizei führt, die auf dem Bahnhof arbeitet. »Wir sind hier bei der Bundespolizei«, erklärt sie. »Früher hat man auch Bahnpolizei gesagt.« In diesem Moment wird die Eingangstür zur Polizei aufgerissen. Zwei Polizisten kommen herein. Beide führen einen Mann vor sich her. »Taschendiebe«, sagen sie zu der Polizistin, die am Schreibtisch sitzt. »Sie haben den Leuten auf Gleis 2 im Gedränge die Geldbeutel aus der Tasche gezogen.« Leo und Julius starren sich an. Zwei richtige Diebe! Direkt vor ihrer Nase! »Ihr könnt jetzt nicht länger bleiben, Kinder«, sagt der eine Polizist entschuldigend zu der Gruppe. »Wir haben zu tun.« »Schade«, sagt Leo, »gerade jetzt, wo es spannend wird.« »Eine Frage habe ich noch an euch«, sagt Frau Lindner, als sie wieder in der Bahnhofshalle stehen. »Wenn euch ein Dieb auf dem Bahnhof Geld klaut, wohin geht ihr dann?« »Zur Bahnhofsmission!«, ruft Leo. Und Julius brüllt gleichzeitig: »Zur Bundespolizei!« »Super!«, sagt Frau Lindner. »Beides richtig. Ihr zwei habt ja richtig gut aufgepasst.« Leo strahlt. Und er freut sich schon darauf, Mama und Papa zu erzählen, was er alles erlebt hat. Fall für die drei Spürnasen Caro, Lotte und Pia sind die drei Spürnasen. Sie sitzen in Caros Garten und halten ihr erstes Detektivklub-Treffen ab. »Wir brauchen einen spannenden Fall«, sagt Caro. »Habt ihr eine Idee?« Da kommt Mama auf die Terrasse. »Hast du meine Geldbörse gesehen, Caro?«, fragt sie. »Sie ist nicht in meiner Handtasche.« Caro springt auf. »Vielleicht ist sie gestohlen worden! Keine Sorge, wir finden den Dieb.« Die drei Spürnasen flitzen ins Haus. Caro schnappt sich Mamas Handtasche und legt sie auf den Küchentisch. Pia zieht eine Lupe hervor und untersucht die Tasche. »Keine Fingerabdrücke«, stellt sie fest. »Der Dieb könnte Handschuhe getragen haben«, sagt Lotte. »Wahrscheinlich haben wir es mit einem Profi zu tun.« »Ich hab sie gefunden!« Mama kommt in die Küche und hält ihre Geldbörse hoch. »Sie lag unter der Garderobe. Wahrscheinlich ist sie mir vorhin aus der Tasche gerutscht.« Enttäuscht kehren die Detektivinnen auf die Terrasse zurück. Ihr erster Auftrag war ein ziemlicher Reinfall. Plötzlich hören die Mädchen lautes Geschrei aus dem Nachbargarten. Caro zuckt zusammen. »Da ist jemand in Not!« »Vielleicht ein Überfall«, vermutet Lotte. »Oder Einbrecher«, sagt Pia. »Nichts wie hin!« Die Spürnasen stürmen los. Caros Herz klopft wie verrückt. Sie rennt in den Nachbargarten und ruft: »Halt! Stehen bleiben! Flucht ist zwecklos!« Frau Reimann, die Nachbarin, sieht die Mädchen verdutzt an. »Bin ich jetzt verhaftet?« Auf ihrem Schoß sitzt Baby Ava und wird gerade mit Obstmus gefüttert. Caro blickt sich um. »Wir haben Schreie gehört. Hat Sie ein Einbrecher überfallen?« Frau Reimann lacht. »Nein, Ava hat geschrien, weil sie Hunger hatte.« Sie schiebt dem Baby noch einen Löffel Obstmus in den Mund. »Aber jetzt ist alles wieder gut.« Die Spürnasen treten den Rückzug an. Vor dem Haus bleiben sie stehen. »Das war wohl nichts«, sagt Lotte. »So ein Mist!« Enttäuscht kickt Pia einen Kieselstein weg. Caro stutzt. »Seht mal!« Vor der Bäckerei auf der anderen Straßenseite steht ein kleiner Junge und weint. Seine Mutter versucht vergeblich, ihn zu beruhigen. »Was ist denn da los?« Die Detektivinnen überqueren die Straße. »Was ist passiert?«, fragt Lotte. »Dodo ist weg!«, schluchzt der Junge. »Lars hat seinen Plüschhund verloren«, erklärt seine Mutter. Lars heult noch etwas lauter. »Ohne Dodo kann ich nicht einschlafen.« Die drei Spürnasen tauschen einen Blick. »Unser erster richtiger Auftrag«, sagt Caro feierlich. »Der Fall des verschwundenen Plüschhundes!« Die Detektivinnen beginnen sofort mit den Ermittlungen. »Wie sieht Dodo aus?«, fragt Pia. »Wo hast du ihn zuletzt gesehen?«, erkundigt sich Lotte. Lars schluchzt noch einmal auf. »Dodo ist weiß mit schwarzen Punkten«, sagt er. »Im Getränkemarkt hatte ich ihn noch, aber in der Bäckerei war er nicht mehr da.« »Am besten, wir suchen alles ab«, schlägt Caro vor. Die drei Spürnasen gehen in den Getränkemarkt. Der ist nur ein paar Häuser weiter. Erst haben sie kein Glück. Dodo ist weder beim Mineralwasser noch bei den Fruchtsäften. Auch beim Pfandflaschenautomaten finden sie ihn nicht. Doch neben der Kasse sitzt ein strubbeliger Plüschhund, auf den Lars Beschreibung passt. »Den hat eine Kundin am Ausgang gefunden und bei mir abgegeben«, sagt die Angestellte. Die drei Spürnasen nehmen den Hund mit. »Dodo!«, ruft Lars, als die Mädchen zurückkommen, und drückt sein Kuscheltier an sich. »Da bist du ja wieder!« Seine Mutter seufzt erleichtert. Als Dankeschön kauft sie den Mädchen drei Rosinenbrötchen in der Bäckerei. Zufrieden beißt Caro in ihr Brötchen. Der Fall ist gelöst! Zähneputzen Jeden Abend, bevor wir ins Bett gingen, fragte Mama: Habt ihr euch die Zähne geputzt? Dann schrie meine Schwester Klara immer laut: Ja! Ja!, und öffnete ihren Mund ganz weit, damit Mama ihre Zähne sehen konnte. Wenn Papa da war, dann lief sie auch zu ihm und zeigte ihre Zähne. Und wenn Besuch da war, lief sie von einem Gast zum anderen mit weit geöffnetem Mund. Sie zeigte jedem, wie gut sie ihre Zähne geputzt hat. Angeberin! Das ärgerte mich sehr. Und du?, fragte Mama. Hast du dir die Zähne geputzt? Ich tat so, als hätte ich sie nicht gehört, und versteckte mich im Bett. Bist du schwerhörig? Ich tat wieder so, als hätte ich sie nicht gehört. Ich habe dich gefragt, ob du dir die Zähne geputzt hast. Jetzt konnte ich nicht mehr so tun, als hätte ich nichts gehört. Ja. Zeig mal. Ich öffnete meinen Mund. Hm, machte Mama unzufrieden, hast du sie wirklich geputzt? Er hat sie gar nicht richtig geputzt, Mama!, rief meine Schwester Klara. Er tut nur so, als ob er sie putzt. Doch, ich hab sie geputzt. Aber nicht richtig. Ich hab sie ganz richtig geputzt. Viel besser als du. Stimmt gar nicht!, rief Klara und verpetzte mich bei Mama. Er hat nur zweimal hin- und hergebürstet. Das war alles. Zahnpasta hat er überhaupt nicht genommen. Hast du dir wieder die Zähne ohne Zahnpasta geputzt?, fragte Mama streng. Die Zahnpasta schmeckt so eklig. Sie brennt mir immer im Mund, antwortete ich und lief weg. Ich hasste Klara richtig wegen der Zahnputzerei, bis meine Schwester Klara eines Tages zu mir sagte: Du armes Würstchen, möchtest du, dass ich dir zeige, wie man sich die Zähne richtig putzt? Das weiß ich schon. Warum putzt du dir die Zähne dann nie richtig?, fragte sie mich. Weil ich es nicht will. Weil du es nicht kannst! Weil du es nicht kannst! Ich kann es wohl, und wenn du willst, werde ich es dir zeigen! Gut, zeig mal. Sie lachte dabei, nur um mich zu ärgern. Was sollte ich jetzt tun? Du wirst dich wundern, sagte ich und ging ins Badezimmer. Dort nahm ich meine Zahnbürste und überlegte, ob ich vorher noch ein Bonbon essen soll, weil die Zahnpasta doch so eklig schmeckt. Klara fragte: Was ist mit der Zahnpasta? Hast du Angst vor ihr? Das hat mich geärgert, und ich rief: Was denkst du? Ich habe vor nichts Angst! Und am wenigsten vor Zahnpasta. Ich werde jetzt die ganze Zahnpasta aus der Tube in meinen Mund ausdrücken und mir die Zähne so gut putzen wie kein anderer Mensch auf der Welt. Ich werde sie ganz weiß putzen. So schön, dass ich sie danach einen ganzen Monat nicht mehr zu putzen brauche. Das habe ich auch getan. Klara hat ganz große Augen bekommen vor Staunen. Aber noch mehr staunte Mama, als sie mich mit dem Mund voller Zahnpasta und der Zahnbürste in der Hand sah. Was ist denn hier los?, fragte sie. Er putzt sich die Zähne, verkündete Klara. Für einen Monat im Voraus. Das einsame Schaf Jeden Morgen in aller Frühe wurden die Schafe aus ihrem Stall geschickt. Alle waren fröhlich, bis auf eins. Es war das kleine schwarze Schaf Niki. Es gehörte nicht zu dieser Herde, denn es war dem Bauern zugelaufen. Die anderen Schafe waren alle weiß. Wahrscheinlich dachten sie, dass ein schwarzes Schaf ein Außenseiter sei. Niki wünschte sich so sehr jemanden, der ihn mochte. Wenn alle Schafe abends in den Stall mussten, ließen die anderen ihn nie in eine Box. Da der Stall zu klein war, mussten sich viele die Schlafplätze teilen. Irgendwann hatte Niki beschlossen, sich in die neben liegende Scheune zu legen. Denn in der Mauer war ein kleines Loch. Nur Niki passte dort durch, da er der kleinste war. Dort war es schön warm und es gab viel Heu. Es war sogar so viel da, dass Niki sich eine Höhle gebaut hatte, in der er schlief. Eines Tages vergaß der Bauer ihn abends von der Weide zu holen. Niki hatte Angst, denn es kam ein Unwetter auf. Aber Niki war doch nicht allein. Das Schaf Jolly kam aus dem kleinen Schuppen der auf der Weide stand. Sie sah ängstlich aus. Gemeinsam stellten sie sich unter dem Dach des Schuppens unter. Es regnete, blitzte und krachte. Jolly zitterte und rückte näher an Niki ran. Inzwischen hatte Niki keine Angst mehr, da das Gewitter schon zwanzig Kilometer entfernt war. Am nächsten Morgen wachte Niki auf. Die Sonne strahlte als wäre nichts passiert. Die anderen Schafe hatten sich um Niki und Jolly versammelt. Als Jolly aufwachte, lief sie zu den anderen. Bevor sie fort ging zwinkerte Jolly Niki zu. Jetzt war Niki wieder alleine, aber er war auch froh. Denn er hatte jemanden gefunden der ihn so respektierte wie er ist. Der gute Rat Die kleine Maus kommt ganz aufgebracht zu ihrem besten Freund, dem Hasen. Ihm fällt sofort auf, dass die kleine Maus Tränen in den Augen hat und fragt sie, was denn passiert ist. „Mein Brüderchen hat ganz doll an meinem Schwanz gezogen, weil ich nicht mit ihm spielen wollte. Das hat so wehgetan, dass ich weggelaufen bin. Der Hase ist ganz entsetzt und will wissen, ob sich das Brüderchen der kleinen Maus schon bei ihr entschuldigt hat. „Ja, aber ich möchte ihm das nicht verzeihen. Ich werde nie wieder mit meinem Brüderchen spielen antwortet die kleine Maus. Das kann der Hase nicht verstehen. Er setzt sich neben die Maus und sagt: „Weißt du, was mir einmal passiert ist. Ich habe mich auch mal ganz doll mit einem Freund gestritten. Dann ist er weggegangen und ich habe ihn nie wieder gesehen. Bis heute bin ich traurig, dass ich nie die Möglichkeit hatte, mich bei ihm zu entschuldigen. Ich möchte nicht, dass dir das selbe passiert. Hör auf meinen Rat! Schau in Liebe und verzeih, du bist auch nicht fehlerfrei. Denk mal nach wie oft im Leben wurde dir wohl schon vergeben!