Arbeitsblatt: Comic-Schreiben im Unterricht

Material-Details

Eine Unterrichtseinheit über das Thema Comic mit einer Sach- und Sprachanalyse. Der Sprachlernbereich konzentriert sich auf das Schreiben.
Deutsch
Texte schreiben
8. Schuljahr
60 Seiten

Statistik

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63
07.10.2019

Autor/in

Peter Lampert
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

[PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Frühlingssemester Herbst 2015 Bachelor-Prüfung Deutsch: schriftliche Hausarbeit Sachthema: Student: Comics Peter Lampert Hauptstrasse 16 8777 Betschwanden Sprachlernbereich: Schreiben Sprachlernthema: Comics schreiben Dozent: Peter Widmer Frohburgstrasse 3 6002 Luzern 1 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Inhalt 1. Bedingungsanalyse . 3 2. Sachanalyse Sachthema: Comics 3 2.1 Definition 3 2.2 Struktur und Sprache 4 2.3 Motive . 5 2.4 Geschichtliche Aspekte . 5 3. Sachanalyse Sprachlernthema: Comics schreiben .6 3.1 Einbettung in den Rahmen des Sprachlernbereichs.6 3.2 Schreiben 6 3.2.1 Schreiben als Prozess . 7 3.4 Die vier Schreibschritte .8 3.4 Comics als didaktisches Mittel zur Förderung der Schreibkompetenzen .8 3.5 Comics schreiben .9 4 Strukturskizze 13 5 Fachdidaktische Zielanalyse 14 5.1 Grobziele . 14 5.2 Feinziele 14 5.2.1 Kognitive Ziele . 15 5.2.2 Instrumentelle Ziele . 15 5.2.3 Affektive Ziele 15 6 Fachdidaktische Begründungsanalyse . 16 6.1 Wieso Comics? 16 6.2 Gegenwartsbedeutung . 16 6.3 Zukunftsbedeutung 16 6.4 Exemplarische Bedeutung 16 6.4 Identitätsbildung 17 7 Analyse der Unterrichtsmaterialen 17 7.1 Arbeitsblatt M1 17 7.2 Arbeitsblätter M2-M7 17 7.3 Arbeitsblatt M8 . 17 7.4 Arbeitsblatt M9 . 18 7.5 Arbeitsblatt M10 18 7.6 Kriterienblatt M11 . 18 7.8 Kriterienblatt für die Schülerinnen und Schüler M12 . 18 8 Grobplanung der Unterrichtseinheit 19 2 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 9 Feinplanung von zwei Doppellektionen . 25 9.1 Doppellektion 1 . 25 9.2 Doppellektion 2 31 Quellenverzeichnis . 39 Literaturverzeichnis 39 Abbildungsverzeichnis 39 Anhang.40 1. Bedingungsanalyse Die vorliegende Unterrichtseinheit wurde für die S2a der MPS Buttikon konzipiert. In der Klasse befinden sich elf Schülerinnen und neun Schüler. Das Klassenklima ist lernförderlich und die Sozialkompetenzen der Lernenden sind hoch einzuschätzen. Zehn Schülerinnen und Schüler weisen einen Migrationshintergrund auf, wodurch kulturelle Vielfalt und Diversität zur Tagesordnung gehören. Dem Fach Deutsch stehen die meisten Lernenden positiv gegenüber und grundsätzlich ist eine hohe Lernmotivation wahrnehmbar. Besonders auffallend ist, dass die Schülerinnen und Schüler in den Fremdsprachen, vor allem im Fach Englisch, eine gute bis sehr gute Leistungen und hohe Lernmotivation zeigen. Im Allgemeinen arbeiten die Schülerinnen und Schüler sehr gewissenhaft und sind es sich gewohnt, die von Seiten der Lehrperson verlangten Aufgabenstellungen konzentriert auszuführen. Die Lernenden haben jedoch Mühe, ganzheitlich autonom zu arbeiten: Die Entwicklung von eigenen Strategien oder die Adaption von bekannten Methoden, um eine Aufgabe zu lösen, überfordert sie schnell. Damit die Lernenden sich orientieren können, brauchen und verlangen sie daher von der Lehrperson klare Hinweise und allgemein leitende Funktionen. Das Leistungsniveau innerhalb der Klasse ist sehr heterogen, vor allem was die Textproduktion und die Rechtschreibefähigkeiten anbelangt. Dem Deutschunterricht liegt das Lehrmittel „Die Sprachstarken zu Grunde, welches für die hier geplante Unterrichtseinheit allerdings keine Relevanz aufweist. 2. Sachanalyse Sachthema: Comics 2.1 Definition In der Comicliteratur gibt es schon mehrere Definitionsversuche, wobei das Meiste vom wissenschaftlichen Ausgangspunkt des Verfassers abhängt. Hauptsächlich beziehen sich die Definitionen auf Bild und Text und ihre Zusammensetzungen, auf handelnde Figuren, und auf die Fähigkeit zum Erzählen. Wegen der Vielfältigkeit der Formen und Anwendungsmöglichkeiten der Comics ist eine universale Definition unmöglich. Weil es eben um Kunst und Literatur geht (was natürlich umstritten ist und bleibt), gibt es immer grenzüberschreitende Formen, die jegliche Definitionen in Frage stellen (vgl. Herkman 1998, S. 21.). Der Comic wird prinzipiell als eine literarische-künstlerische Erzählform verstanden, wobei die Erzählung hauptsächlich über das Bild vermittelt wird. Obwohl in dieser Erzählform das Bild dem Text übergeordnet ist, ist der Comic primär als Form der Literatur (und nicht der Bildenden Kunst) zu begreifen. Entscheidend ist die Rolle, welche die grafische Seite des Comics übernimmt: Sie ist Träger von Handlungen und hat keinen Selbstzweck. Der Kern ist das Zusammenspiel von Grafik und Wort. (vgl. Sackmann 2010, S. 6.) Auch nach Herkman ist die wichtigste Eigenschaft der Comics die Ikonizität. (vgl. Herkman 1998, S. 94.). Herkman ist zudem der Meinung, dass bei der Definition des Comics die Narrativität ein wichtiges Attribut darstellt; das fortsetzende Erzählen bzw. Vermitteln mit Bildern (und Wörtern). So kann sich der Comic zum Beispiel von den Karikaturbildern unterscheiden (vgl. ebd.S.22.). Mc Cloud verdeutlicht diese Unterscheidung zur Einzelbild-Erzählung, indem er die Auffassung eines Comics wie folgt beschreibt: „eine Erzählung in wenigstens zwei stehenden Bildern (Mc Cloud 1993, zit. nach Sackmann 2010, S.6.) Eine weiteres fundamentales Merkmal sind die Panels, die Aufteilung einer Fläche in Bildräume, in denen die gezeichneten Figuren präsentiert werden. Ein zweiter wichtiger, aber nicht obligatorischer, Bestandteil ist der Text, der normalerweise als Dialog in Sprechblasen vorkommt, manchmal auch in Bildunterschriften und grundsätzlich die Ko0mplexität erhöht. Das Erzählen durch Paneleinteilung und Sprechblasen sind etablierte Kennzeichen des Comics, die eine entscheidende Rolle im Prozess spielen, in dem der Leser einen Text als Comic erkennt. Diese Eigenschaften sind natürlich 3 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 verallgemeinernd. Sie können frei formuliert und zusammengesetzt werden je nach den Zielen des Zeichners und Erscheinungsform des Comics. (vgl. Herkman 1998, S. 22f.) Comic ist somit ein Oberbegriff für Comic Strip, Bildergeschichte, Manga. Zudem steht der Comic in Abgrenzung zum Text, bei dem die Erzählung durch den Text getragen wird, zum (Trick-)Film und wie schon erwähnt zur Einzelbild-Erzählung. Der Comic ist aber auch ein Medium und kann als Abkürzung für ein Comic-Heft, Graphic Novel etc. gebraucht werden (vgl. Sackmann 2010, S. 7.). Die Ausdrucksform „Comic ist unabhängig von der künstlerischen Technik: Ein Comic kann gezeichnet, gemalt, fotografiert oder skulpturiert sein. Dasselbe gilt für den Träger: Es gibt Comics auf Papier, als Wandmalerei, im Internet. Heute begegnet man veröffentlichten Comics oft in Zeitungen oder Zeitschriften, als Heft oder in einem Buch (vgl. ebd.) 2.2 Struktur und Sprache Die grundlegenden Charakteristika von Comics sind gekennzeichnet durch spezifische Sprach- und Bildtechniken und deren Zusammenwirken in der Erzählung. Im Allgemeinen ist es unmöglich, die kleinste bedeutungstragende Einheit zu benennen, weil die Bedeutung aus vielen Elementen (Bild, Text, Effekt) und ihren Kombinationen entstehen. Herkman unterscheidet drei Grundelemente des seriellen, dem Comics eigenen Ausdrucks: das Bild, das Wort und den Effekt. Diese drei Elemente oder Zeichensysteme überlappen sich und schaffen neben den Panels einen Gesamteindruck über die Sprache des Comics (vgl. Herkman 1998, S. 26.) Für die Bildtechnik werden oft Begriffe und Methoden der Film- und Fotoanalyse wie zum Beispiel Einstellung, Ausschnitt, Bildgrösse und Perspektive verwendet. Grundsätzlich setzt sich die Bildtechnik zusammen aus verschiedenen Perspektiven (Vogel-, Frosch-und Frontalperspektive), Bildzeichen (Bewegungs-, Gefühls-, Geräuschzeichen), Bildformaten (Quer- und Hochformat), Farbgebungen und aus Bildeinstellungen, die von der Grossaufnahme über die Nahaufnahme und Halbtotale zur Totale eine zunehmende Distanzierung und umgekehrt eine zunehmende Identifizierung bewirken (vgl. ebd., S. 29f.) Zur Gruppe der Wörter gehören die Dialoge, Monologe, Lauteffekte (Pengwörter) und der erzählende Text. Die Dialoge und Monologe kommen in Sprechblasen (balloons) vor, die oft die Richtung, die Kraft und die Stimmung des Sprechers aufzeigen (Denk-, Flüster-, Schrei-Blase). Zum Beispiel bedeutet eine Sprechblase mit gebrochenen Linien Flüstern und eine wolkenförmige Blase Denken. Der erzählende Text ergänzt die Handlung und ist meistens am oberen oder unteren Bildrand abgesetzt (Erzählkästchen). Sogar die Formen der Buchstaben haben eine bedeutungsrelevante Funktion; die Grösse, Form und Typografie der Buchstaben geben zum Beispiel Aufschluss über die Lautstärke des Gesprochenen oder über sonstige Kontextinformationen wie etwa die Herkunft einer Figur. Die Pengwörter sind meistens onomatopoetische Ausdrücke, bei denen auch die grafische Ausstellung (Grösse, Richtung, Form) eine Rolle spielt (vgl. ebd., S. 43.). Effekte sind Zeichen, die weder als Bild noch als Text klassifiziert werden können. Es sind kausal zusammenhängende Erscheinungsformen, welche die Bedeutung der Inhalte ergänzen und nur mit dem übrigen Bild- und Textstoff des Comics verständlich werden. Bewegungslinien oder symbolische Zeichen, welche die Stimmung und Emotionen der Figuren ausdrücken, können zu den Effekten gezählt werden. Ein typisches Beispiel wäre eine Glühbirne oder eine Kerze über dem Kopf, um eine Idee darzustellen (vgl. ebd., S. 45.). Über die Jahre hinweg hat sich die Aufteilung einer Fläche in Bildräume (Panels), die durch trennende Elemente voneinander isoliert sind, künstlerisch durchsetzen können. Das einzelne Panel hat aber noch kein Erzählcharakter. Erst durch die Verbindung mit den anderen Panels entsteht eine erzählende Bildfolge, welche in der westlichen Kultur von oben nach unten und von links nach rechts gelesen wird. Es ist dabei unbedeutend, wie lang die zeitliche Spanne zwischen zwei aufeinander folgenden Einzelbildern ist. Sie können zeitlich aufeinander folgen oder zwischen ihnen eine gewisse Zeitspanne vergangen sein. Die wichtigsten Veränderungen der Erzählung passieren beim Übergang von einem durch Linien eingeschlossenen Panel zu einem anderen. Dieser Übergang (gutter) ist ein Mittel des Comics, Zeit und Bewegung zu imitieren und wird von der Phantasie des Lesers erschlossen (vgl. Grünewald 1996, S.54f). Herkman schreibt diesem Übergang Funktionen zu und ist der Ansicht, dass folgende Veränderungen gesucht werden sollten: 1.) zeitliche ,2.) räumliche, 3.) Veränderung des Aspekts, 4.) keine oder totale Veränderung, wo die Kausalität fehlt. Die drei ersten Kategorien können gleichzeitig vorkommen. Die vierte Kategorie ist eine Seltenheit, ein Stilmittel, mit dem hauptsächlich schockiert werde sollte. Da sich die Kategorien überlappen, sollte bei einer Analyse das Hauptaugenmerk auf den erkennbaren Übergangsformen liegen (vgl. Herkman 1998, S. 98f.). Bild und Sprache sind im Comic untrennbar miteinander verbunden. Dabei stellen die Bilder klar den dominierenden Informationsträger dar, während der eingeführte Text all das ausdrückt, was bildlich nicht dargestellt werden kann. 4 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Verdeutlichen lässt sich diese Tatsache durch folgendes Beispiel: Wenn die Lehrperson einen unbekannten Comic vorliest, ohne die entsprechenden Bilder zu zeigen, werden die Lernenden kaum in der Lage sein eine fortlaufende Geschichte zu erkennen. Anderseits ist es ohne Probleme möglich den Schülerinnen und Schüler nur die Bilder zu zeigen und sie selber den Text schreiben lassen (vgl. Dahrendorf 1977, S. 149ff). Neben den genannten Merkmalen und Funktionen der Oberflächenstruktur können noch weitere Charakteristika des Comics differenziert werden. So untersuchte zum Beispiel Watzke in einem dreistufigen Modell neben der Oberflächenstruktur noch die Tiefenstruktur und fügte psychologisch-gesellschaftliche Funktionen hinzu. Nach Watzke sind die Tiefenstrukturen durch ein gleichbleibendes Handlungsmuster, das jeder Serie eigen ist(Schematisierung), durch feststehende Charakteren und einen festen Figurenstamm (Stereotypisierung) und durch eine bestimmte Weltsicht (Ideologisierung) gegeben. Die psychologischgesellschaftlichen Funktionen beziehen sich einerseits auf den Leser und andererseits auf das sozio-kulturelle Umfeld, in dem er lebt. Comics weisen einen ökonomischen (Massenware), gesellschaftlichen (Konsumware) und politischen (Wirkungsware) Hintergrund auf und dem einzelnen Leser befriedigen sie individuell und gesellschaftlich bedingte Bedürfnisse, indem sie Entspannungs-, Entlastungs- oder Fluchtfunktionen ausüben (vgl. Watzke 1981, S. 12.). 2.3 Motive Der heutige Markt bietet eine unübersehbare Fülle von erscheinenden oder bereits eigestellten und wieder aufgelegten Comics-Serien. Eine Systematisierung in Gattungen scheint daher wenig sinnvoll, da sich die Themenbereiche oft überschneiden und da aus der Perspektive des Lesers schwierig zu deuten ist, welches Comics als welche Gattung wahrgenommen wird. Es gibt Comics für Kinder und andere für Erwachsene. Wie bei der geschriebenen Literatur bedient sich auch der moderne Comic aller erdenklichen Genres: z.B.: Humor, Abenteuer, Biografie, Erotik, Reportage, Gebrauchsanweisung 2.4 Geschichtliche Aspekte Die Entstehungsgeschichte des Comics ist unter den Comicforschern ein umstrittenes Thema, da durch die unterschiedlichen Definitionen unterschiedliche Ansätze entstehen. So werden zum Beispiel Höhlenmalereien und ägyptische Hieroglyphen als Vorväter der Comics gesehen. Diese Auslegungen beruhen auf einer Definition, nach der es um ein auf seriellen Bildern basierendes Kommunikationsmittel geht, bei dem die Grenzen des bildlichen und wörtlichen Ausdrucks einander überkreuzen. Nach Herkman ist es sinnvoller, den Ausgangspunkt bei der Entstehung des so genannten modernen Comics zu sehen, der sich am Ende des 19.Jahrhunderts entwickelt hat, weil gerade um diese Zeit die Besonderheiten und Eigentümlichkeiten des seriellen bildlichen und wörtlichen Ausdrucks erkannt wurde. (vgl. Herkman 1996, S.11.) Als Usprung der modernen Comics werden meistens die Werke von Rodolphe Töpfer (Voyages en zig-zag und M. Vieux-Bois) aus den 1830er Jahren und Wilhelm Busch (Max und Moritz) aus den 1860er Jahren genannt. Sie zeichnen sich durch die Erzählung von zusammensetzten Bildern und Texten aus. Wenn bei der geschichtlichen Betrachtung die Publikationsform und die Zielgruppe mit einbezogen werden, herrscht in der Comicforschung ein Konsens über den ersten Comic der Welt. Yellow Kid von Richard Outcault erschien zum ersten Mal im Jahr 1884 in der Zeitung New York World Am Anfang bestand er nur aus einem Paneel und erinnerte kaum an die modernen Comics. Als sich aber die Drucktechnik weiter entwickelte, bekam der Junge eine gelbe Farbe und die Geschichten wurden im länger. Dank der Popularität des Comics erhöhte sich die Auflage der Zeitung. So wurde dieses Format von anderen Zeitungen kopiert und durch die Verbindung mit den Tageszeitungen erreichten die Comics ein breites Publikum. Daraus erfolgt, dass die Entwicklung der modernen Comics in den Vereinigten Staaten mit der Entwicklung der Presse verknüpft wird. Die ersten Comics erschienen also in Tageszeitungen und waren in erster Linie an die Erwachsenen gerichtete Kurzcomics. Nach dem zweiten Weltkrieg erfreute sich der Comic einer immer stärker werdenden Beliebtheit bei Kindern. Da aber durch die Mehrheit der Bevölkerung eine schlechte Wirkung der Comics auf die Kinder attestiert wurde, mussten die Verlage reagieren und etablierten Systeme der Selbstzensur (Comics Code). Unter anderem definierte der Comics Code wie die Personen gekleidet sein sollten. Aus dem Comics Code erfolgte aber eine Gegenreaktion: Es wurden bewusst Comics erstellt, welche nicht für Kinder geeignete Themen wie Sex, Gewalt, Fluchen und Drogen usw. behandelten (Undergroundcomics). Diese neuen Formate erweiterten das Publikum, ermöglichten Erneuerungen des Zeichenstils und öffneten neue Verbreitungs- und Publikationsmöglichkeiten. Herkman bezeichnet diese Gegenreaktion als Glücksfall, da der Underground das Entstehen alternativer Genres ermöglichte und die marginalsten Subkulturen in Comics eine Ausdrucksform hatten, in denen fast alles möglich war. Neben den Erwachsenencomics etablierten sich sogenannte Populärcomics, in denen ein gewisses narratives Format wiederholt wird: Bekannte Figuren handeln in einer wechselenden Umgebung. Die Leser kennen die Figuren und daraus entsteht die Kontinuität, welche auch die Nachfrage sichert. Zu den Populärcomics gehören auch Comicromane (Graphic Novels), welche sich in den 1970er Jahren entwickelten und heute noch oft vorkommen (vgl. Herkman 1996, S. 13-26.). Ferner haben heute autobiographische Werke und (interaktive) Webcomics eine immer grössere Bedeutung. Interaktive Webcomics ermöglichen den Lesern neben der Auswahl der Personen, des 5 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Handlungsstrangs, usw. eine direkte Partizipation an der Entstehung der Geschichte, indem sie dem Autor Vorschläge für den weiteren Verlauf der Geschichte machen. 3. Sachanalyse Sprachlernthema: Comics schreiben 3.1 Einbettung in den Rahmen des Sprachlernbereichs Das Entwerfen eines Comics ist ein vielseitiger Prozess. Es bedingt, dass sich der Verfasser mit unterschiedlichen Teilschritten auseinandersetzt. Die Herangehensweise ist jedoch je nach Autor individuell und kann deshalb nicht verallgemeinert werden. Beispielsweise beginnen einige mit dem Zeichnen einer Skizze während andere mit dem Schreiben eines Drehbuchs oder einer Erzählung starten. Daher ist es in der Abreit mit Schülerinnen und Schüler von Vorteil, klare Strukturen und Rahmenbedingungen vorzugeben, um die Motivation durch das Vermeiden einer Überforderung zu erhalten. Da das Schreiben im Rahmen dieser Arbeit ein wichtiger Teilschritt des Entstehungsprozesses eines Comics ist, lege ich folgend bewusst das Augenmerk auf diesen Sprachlernbereich. 3.2 Schreiben „Ziel des Deutschunterrichts ist die umfassende Befähigung zum sprachlichen Handeln. Schreiben als eine Form dieses Handelns überwindet dabei- die Flüchtigkeit sprechsprachlich geprägter Situationen durch einen schriftlichen verfassten Text, der- von der Entstehungssituation abgelöst- auf Dauer angelegt ist. (Ehlich 1994, zit. nach Baurmann 2006, S. 8-9.) Beim Schreiben eines Textes werden in mehrfacher Hinsicht anspruchsvolle Abstraktionsleistungen erbracht. Es ist ein Transfer von Gesprochenem, das etwas bedeutet, in schriftliche Zeichen (vgl. Baurmann 2006, S.9.). Für Füssenich umfasst das Schreiben neben den graphomotorischen Prozessen zudem „alle übergeordneten Ebenen der Planung und des Verfassens von Texten, insbesondere jene Aspekte in denen sich Schreiben vom Lesen und Sprechen unterscheidet (Füssenich 2006, S. 261.). Schreiben ist daher ein mentaler und sprachlicher Vorgang, der verschiedene Kompetenzen voraussetzt. Unter einer voll ausgebildeten Schreibkompetenz wird die Fähigkeit verstanden, einen Text abstrahiert vom Hier und Jetzt, über die unmittelbare Schreibzeit und den Schreibort hinaus und entsprechend einer Schreibfunktion prinzipiell für jedermann lesbar zu verfassen (vgl. Ossner 1995, S.30.) und damit verschiedene Funktionen der Schriftlichkeit zu realisieren. Eigenständiges Schreiben ist folglich ein komplexes Handeln mit einer bestimmten Absicht. Die Schreibabsicht ist eng mit der Motivation verbunden: Wer im Schreiben keine Absicht oder Funktion erkennen kann, ist auch nicht motiviert zu schreiben (vgl.ebd.). Nach Becker-Mrotzek hat das Schreiben drei Funktionen: Neben der Möglichkeit zur Kommunikation entlastet es das Gedächtnis und erfüllt somit eine Speicherfunktion. Zum anderen können durch das Schreiben neue Erkenntnisse gestiftet werden. Der Schreiber kann sich komplexe Zusammenhänge schreibend erarbeiten (vgl. Becker-Mrotzeck, S.69.). Ossner (1995, zit. nach Fix 2008, S.41) hat eine differenziertere Kategorisierungen von Schreibfunktionen vorgenommen, in der er fünf Textfunktionen unterscheidet und diese drei verschiedenen Bereichen zuordnet: ABB 1. Bei der psychischen Hauptfunktion schreibt man für sich selber, wie dies zum Beispiel beim Tagebuchschreiben geschieht. Unter der sozialen Hauptfunktion versteht er das Schreiben für und an Andere, zum Beispiel ein Zeitungsartikel bzw. eine Einladung schreiben. Die kognitiven Hauptfunktionen dienen dazu, durch Notizen oder die Abfassung eines Exzerptes die 6 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 entsprechenden Inhalte aus dem Kopf zu bekommen und somit das Gedächtnis zu entlasten. Beim Erörtern können neue Erkenntnisse gewonnen werden. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Ossner grob zwischen zwei Schreibfunktionen unterscheidet: zwischen dem Schreiben für andere (kommunikatives Schreiben) auf der einen Seite und zwischen dem Schreiben für sich selbst (personal und heuristisches Schreiben) auf der anderen Seite. Eine Art Zwischenstellung nehmen literarisch-ästhetisch orientierte Texte ein, die z.B. bei Konzepten des „kreativen Schreibens entstehen. Sie können sowohl personal-selbstreflexiv als auch leserorientiert sein (vgl. Fix 2006, S. 41.). Das Verfassen eines Comics ist meiner Meinung nach prinzipiell ein leseorientiertes Schreibprodukt, kann aber sicherlich auch personal-selbstreflexiv ausgerichtet werden, wenn zum Beispiel ein Tagebucheintrag mit Hilfe von Comicbildern unterstütz wird und somit auch eine Hilfestellung für die Verarbeitung von Eindrücken darstellt. Spätestens beim Überarbeiten des Textes sollte sich der Verfasser über die Schreibfunktion bewusst sein. 3.2.1 Schreiben als Prozess In den letzten Jahrzehnten hat sich im Deutschunterricht der Schulen der traditionelle Aufsatzunterricht hin zu einer Schreibdidaktik entwickelt. Dabei stand nun das Verfassen von Texten als komplexen Prozess im Mittelpunkt der didaktischen und methodischen Überlegungen. Es rückte nun vermehrt der Prozess des Schreibens neben dem fertigen Produkt in den Mittelpunkt der Betrachtung (vgl. Baurmann 2006, S. 9.). Der Schreibprozess an sich wird von Baurmann und Ludwig (1986, S. 18) in Anlehnung an Hayes und Flower (1980) wie folgt beschrieben: „Beim Kunststück Schreiben wechseln die Gegenstände, Auffangbewegungen und Koordinationsprobleme ständig. So wird vom Schreiber erwartet, dass er einen formulierten Satz auf das gesamte Konzept bezieht, die Reihenfolge und Schreibung einzelner Wörter bedenkt, dadurch aber gezwungen ist, den ein oder anderen Ausdruck auszutauschen. Möglicherweise ergeben sich dabei wieder neue sprachliche und/oder inhaltliche Fragen im Detail. (Baurmann &Ludwig 1986, S.18). Zusammenfassen ist es also ein Jongleurakt bei dem es auf die Koordination der verschiedenen Handlungen ankommt. Dieser komplexe Vorgang wurde verschiedentlich erforscht und in Modellen darzustellen versucht. Zum Beispiel untersuchten Hayes Flower die einzelnen Phasen innerhalb des Prozesses einer Textproduktion und unterteilten so den Prozess des Schreibens in drei Subprozesse: Planen (Abruf von Vorwissen, Erzeugen von Vorstellungen, Strukturieren), Formulieren (Übersetzen von einer gedanklichen Ebene auf eine sprachliche Ebene) und Überarbeiten (vgl. Fix 2006, S.37f.). Um eine differenzierte Sichtweise darzustellen, gehe ich folgend auf die Überlegungen vom Baurmann Ludwig (1986) ein, welche sich auf das Schreibprozessmodell von Hayes Flower (1980) beziehen. Prinzipiell erweiterten sie die Phasen und unterschieden neu zwischen fünf Teilprozessen: motivationale, konzeptionelle, innersprachliche, motorische und redigierende Prozesse. Teilprozesse des Schreibens: 1. Teilprozess Die Grundlage des Schreibens sind die motivationalen Vorgänge. Sie begleiten, wenn auch in unterschiedlicher Intensität, den gesamten Schreibvorgang, denn ohne ein Mindestmass an Motivation wäre keine Produktionsphase möglich. Zu der grössten Beeinträchtigungen der Motivation gehören Situationen, in denen die Schülerinnen und Schüler zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort über ein vorgegebenes Thema schreiben müssen. (vgl. Baurmann Ludwig 1986, S. 18). 2. Teilprozess Hier wird der Schreiber konzeptionell tätig. Dies geschieht im Geflecht der jeweilig gegebenen Umstände und Möglichkeiten. Der Schreiber muss dazu eine ungefähre Zielvorstellung von seinem Schreibvorhaben entwickeln, über Vorwissen verfügen, dieses bereitstellen und dadurch eine Idee von dem entstehenden Text entwerfen. Meistens kann der Schreiber sein Konzept in bereits vorgegebene Textmuster einpassen, er muss manchmal aber noch zusätzlich einen Textplan entwickeln (vgl. ebd., S. 18). 3. Teilprozess Erst auf Grundlage der ungefähren Zielvorstellungen vom Schreibvorhaben kann nun der Schreiber seine Idee zumindest in Teilen sprachliche umsetzen. Baurmann Ludwig (1986) sprechen hier von innersprachlichen Prozessen, welche sich im Kopf des Schreibers abspielen (vgl. ebd., S. 18). 4. Teilprozess Hier setzt der Schreiber die innersprachliche Struktur nun in motorische Handlungen um. Er macht ein Transfer des Gedachten und sprachlich Entwickelten in schriftliche Zeichen (vgl. ebd. S. 18). 5. Teilprozess 7 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Der 5. Teilprozess umfasst die redigierenden Tätigkeiten, also um vielfältige Formen des Überarbeitens, die in einem ständigen metakognitiven Prozess verlangen, zwischen Lesen und Schreiben, Überarbeiten und Entwerfen zu wechseln. Dabei muss der Schreiber immer wieder einzelne Wörter und Sätze mit den Vorstellungen vergleichen, die er sich beim Planen des Textes gemacht hat. Es kann sein, dass er versucht das Gedachte und das Verwirklichte durch Einfügen und Korrekturen am bereits vorliegenden Text einander anzupassen (vgl. ebd. S. 18) Füssenich fügt aber hinzu, dass der dieser Schreibprozess zwar zeitlich geordnet jedoch nicht linear verläuft. Es finden immer wieder Abänderungen und Wiederholungen statt, welche sich auf die gedankliche Konzeption auswirken, so dass sich das Schreiben und die Strukturierung der inhaltlichen Konzeption immer wieder gegenseitig beeinflussen (vgl. Füssenich 2006, S. 262). 3.4 Die vier Schreibschritte Aus diesen Teilprozessen können folgende Schritte abgeleitet werden. Das bewusste Einhalten dieser vier Schritte garantiert die Auseinandersetzung mit den oben beschriebenen Teilprozessen in Unterrichtssituationen. Die vier Schreibschritte sehen folgendermassen aus: Ideen finden Formulieren Überarbeiten Korrigieren (Fachgruppe DEVO, 2012) Diese Schreibschritte können in fast allen Unterrichtssituationen angewendet werden, welche in Zusammenhang mit dem Schreiben gebracht werden können. Jeder Schritt kann individuell oder kooperativ angegangen werden. Die innere Differenzierung während eines Schreibprozesses ist somit gegeben, denn der Text kann selbstständig oder in Gruppen von den Schülerinnen und Schülern verfasst werden. 3.4 Comics als didaktisches Mittel zur Förderung der Schreibkompetenzen In diesem Abschnitt versuche ich aufzuzeigen, welche Schreibkompetenzen mit Hilfe des Comics besonders gefördert werden können. Deshalb gehe ich auf die für das Schreiben relevanten Kompetenzen ein und verbinde sie mit dem Comic als didaktisches Mittel. Baurmann (2006) beschreibt folgende Kompetenzbegriffe: Inhaltlich fachliche Kompetenz: Diese Kompetenz fordert, dass eine Schreibaufgabe in einen Text umgesetzte werden kann, der nicht mehr auf einen unmittelbaren gegebenen Handlungszusammenhang angewiesen ist, sondern über eine unmittelbar gegebene Situation hinausreicht. Die Schülerinnen und Schüler sind gefordert eine thematische Struktur des Textes zu planen. So wird gewährleistet, dass die einzelnen Inhalte des Textes aufeinander abgestimmt sind und somit ein Aufbau entsteht, der idealerweise eine Spannung beim Leser erzeugt. Des Weiteren sollten die schriftlichen Äusserungen stilistisch, grammatikalisch und orthographische Standards erfüllen, die für schriftliche Texte gelten (vgl. Baurmann 2006, S.13.) Mittels eines Comics kann dieser Vorgang erleichtert werden, da zum Beispiel der Schreiber während der Ideenfindung die Möglichkeit hat, sich eine alltagnahe Geschichte anhand von vorgestellten Bildern auszudenken. Ebenfalls helfen diese Bilder den roten Faden beizubehalten, da diese stärker verankert sind, weil sie meisteins stärker emotional konnotiert sind. In Bezug auf die formale Richtigkeit im Text können mittels eines Comics zum Beispiel die Regeln und Besonderheiten der Satzzeichen illustriert werden (vgl.ebd.). Methodische-strategische Kompetenz: Hierbei geht es darum einen Text sorgfältig zu planen, organisieren und zu strukturieren. Zudem bedingt das Verfassen eines Textes die Flexibilität Angleichungen zu vollziehen, falls sich die Anforderungen verändern (vgl. ebd.). Das entwerfen eines Comics an sich beinhaltet etliche verschiedene Planungs-, Organisations- und Strukturierungsschritte, sodass beim Erstellen die methodisch-strategischen Kompetenzen beansprucht und gefestigt werden. Sozial-kommunikative Kompetenz: Die sozial-kommunikative Kompetenz wird in vielen Texten unmittelbar deutlich. In einem gelungenem Text wird spürbar, welches Zielpublikum der Schreiber erreichen wollte. Es werden Schreibmittel genutzt, um gewisse inhaltliche Absichten 8 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 darzulegen. Das bedingt, dass der Autor in der Lage ist, sich in die Erwartungen seiner Leser hineinzuversetzen und diese umzusetzen. Zusätzlich sollte er sich über die eigenen Absichten im Klaren sein (vgl.ebd.). Im Allgemeinen ermöglicht der Comic ein deutlicheres Darstellen der eigenen Vermittlungsabsicht. Durch die Schriftgestaltung wie zum Beispiel das Hervorheben einzelner Wörter und durch die zeichnerische Gestaltung der Bilder können beispielsweise Handlungen, Emotionen oder Höhepunkte unterstrichen werden. Die Art und Weise wie ein Bild gezeichnet wird, kann ein bestimmtes Interesse des Zielpublikums anvisieren. Seien dies Kinderzeichnungen, welche gestalterisch einfach und farbig konzipiert werden oder Erwachsenencomics, welche zum Beispiel durch schockierende Effekte Spannung erzeugen können. Personale Kompetenz: Die personale Kompetenz beinhaltet die Fähigkeit, die eigenen Schreibprozesse und –produkte selbständig einschätzen zu können. Diese Einschätzung ermöglicht es, die Herangehensweise bei Bedarf anzupassen und nach geeigneten Unterstützungsmöglichkeiten zu suchen. Insofern ist es ein komplexer mentaler Prozess, indem die eigene Schreibstrategie anhand der Reflexion optimiert wird (vgl.ebd.). Die Reflexion kann nun anhand von konkreten Bildern stattfinden, welche gezwungenermassen einen Wiedererkennungswert beinhalten sollten. Prinzipiell ist die Reflexion somit einfacher, weil durch das Bild mit dem dazugehörigen Text eine Ikonizität entsteht und nicht nur durch symbolische Zeichen eine Information gedeutet werden muss. 3.5 Comics schreiben In diesem Abschnitt erläutere ich die Begrifflichkeit Comics schreiben, um die spezifischen Merkmale der Comicproduktion, die sich vom allgemeinen Schreibprozess unterscheiden, zu verdeutlichen. Grundsätzlich muss bei der Erstellung eines Comics nicht zwingend geschrieben werden, da es auch Comics gibt, die nur aus Bildern bestehen. Auch können eigentlich alle Planungs-, Organisations- und Strukturierungsschritte mit Skizzen bzw. Zeichnungen gemacht werden. Sogar die vier Schreibschritte würden als adaptiertes methodisches Vorgehen auch bei einer rein zeichnerischer Comicproduktion Anwendung finden, was aber wenig Sinn macht, da ich mich in dieser Arbeit auf das Schreiben und die dazugehörigen Prozesse fokussiere. Denn der Deutschunterricht sollte die Schülerinnen und Schüler zum sprachlichen Handeln befähigen. So wird auch in professioneller Hinsicht oft empfohlen, bei dem Verfassen eines Comics die Erzählung in irgendeiner Form aufzuschreiben. Ferner gibt es auch wenige Comics, die nur mit Bildern erzählen, was darauf hinweist, dass das Schreiben meistens ein wesentlicher Bestandteil der Comicproduktion ist. Ich habe auch nach intensiver Recherche keine fundierte Fachliteratur gefunden, die Methoden oder klare Merkmale der Comicproduktion aufzeigt. So habe ich die Informationen aus unterschiedlichen Internetquellen genommen. Es waren hauptsächlich Erfahrungsberichte, Tipps, Anmerkungen, Anleitungen, usw. in Blogs und Foren von freiberuflichen Comicautoren, Hobbyzeichnern oder Firmen, die einen online Buch- bzw. Comicdruck anbieten. Unter anderem habe ich die Informationen aus folgenden Internetseiten: Ein Comic zu entwerfen, ist ein umfangreiches Unternehmen, das viele unterschiedliche Kompetenzen erfordert und in unterschiedliche Aspekte eingeteilt werden kann. Die Aspekte könnten wie folgt aussehen: Was brauche ich zum Zeichnen? –Material, Utensilien, Programme Wie entwickle ich eine Figur? –Charakterdesign, Namensgebung, Eigenschaften, Besonderheiten Wie zeichne ich die Bilder richtig? Anatomie (Gesichter, Körper), Perspektive (Körper und Gegenstände im Raum) Köper in Aktion Faltenwurf Licht und Schatten Tusche/Inken (Definition der Figuren und Bildtiefe) 9 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Farbgebung/Colorieren (klassisch und am Computer) Schreiben: Wie schreibe ich die Geschichte auf? Comicscript bzw. Drehbuch Dialog Storyboard bzw. Drehplan Storytelling: Erzählstrukturen und Regeln Lesefluss und Lesbarkeit Text/Textsatz: Sprechblasen bauen Schriftwahl Layout und Satz Arbeiten am Computer: Was wird von was mit dem Computer gezeichnet? Natürlich sollen dabei auch die verschiedenen Stile beachtet werden: Ob amerikanische Comics, franko-belgische Cartoons, Manga, etc. sie alle funktionieren nach den prinzipiell gleichen Regeln, wobei sich aber die Erzählstruktur unterscheiden kann und je nach Genre und Absicht angeglichen wird. Da ich bei der Planung der Unterrichtseinheit die zeichnerischen Aspekte ins bildnerische Gestalten oder in die Informatik auslagern werde, konzentriere ich mich folgend auf die Entstehung der Geschichte und die konkreten Schreibaspekte bei der Comicproduktion. Hierfür eignet sich das Modell der vier Schreibschritte, welches ich mit den konkreten Schreibaspekten verknüpfe. Einzelne massgebende Aspekte werde ich in einem weiteren Schritt isoliert erläutern, um einen vertieften Zusammenhang zur Unterrichtsplanung aufzuzeigen. Diese sind mit grüner Farbe markiert. Die ausgelagerten zeichnerischen Aspekte sind mit gelber Farbe markiert. Ideen finden, festhalten und planen: Formulieren und entwerfen: Individuell Schreibziel und Gesamtidee entwickeln: Verschiedene Comics als Inspiration lesen Zeitungsartikel sammeln Alltagssituationen festhalten Internetrecherche Mindmaps Cluster Kärtchen mit W-Fragen Skizzen erstellen – Figuren, Landschaft, Perspektiven, etc.: zeichnerisch oder mit Stichworten Thema definieren Ideen und Gedanken in eine lineare Reihenfolge bringen, die zum Schreibziel und Textmuster passt: 1. Bevölkerung der Geschichte: konkrete Figurenentwicklung. 2. Exposé bzw. Zusammenfassung 3. Comicscript (Full-oder Plotscript) bzw. Drehbuch anhand der Ideen erstellen. 4. Kombination der Geschichte mit den Figuren 2 5. Scribbles Platzierung der Panels; Planung des Seitenlayouts 6. Scribbles werden auf das gewollte Zeichenformat übertragen (Rein-Zeichnung). Kooperativ (PA/GA) Theater- oder Kinobesuch mit der Klasse Reihumgeschichte 6-3-5 Methode Alltagssituationen in konkreten Rollenspielen nachspielen szenisches Interpretieren Placemat-Methode 1 ergänzendes Zeichnen Comicseite zu zweit oder in einer Gruppe gestalten: Pro Person eine Figur entwickeln und in einer Geschichte zusammenfügen. Dialoge und Beschreibungen der Handlungen getrennt zu zweit verfassen und wieder zusammenfügen. Comicseite als Autor oder als Zeichner entwerfen mit anschliessender Zusammenarbeit. 1 Ein Zeichner beginnt mit einem Grundriss einer Zeichnung, jemand anders ergänzt die Zeichnung, die wird wiederum vom ersten Zeichner ergänzt, usw 2 Kritzelei 10 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Inhaltich überarbeiten: (Sprach)formal überarbeiten: Den Text und die Bilder in Bezug auf Schreibziel und Textmustervorgaben revidieren: 1. Ausarbeiten der Scribbles. Die Handlungen und die Figuren in den Panels sollten zeitlich der Geschichte entsprechen. 2. Die bildnerischen Darstellungen auf die Absichten des Textes angleichen. 3. Die Scribbles zusätzlich mit einem Bleistift zeichnerisch ausarbeiten. 4. Die Flächen zeichnerisch ausarbeiten: Die Flächen bemalen. 5. Vorkolorierung: Farben zweidimensional aufs virtuelle Papier bringen. 6. Texte/Sprechblasen: Die in dem Script erstellten Dialoge werden mit Sprechblasen in die Panels platziert. Text in Bezug auf Wortformen, Wortschreibung, Satzbau und Satzzeichen durchlesen und verbessern Texte und Dialoge in den Panels korrigieren und auf die Effekte der Zeichnung abgleichen. Buchstaben und Wörter mit den Intentionen der Dialoge verknüpfen. Bild in Bezug auf Linien, Kontraste, Farben und Perspektiven verbessern. Coloration: Farben durch Hell/Dunkel, Intensität und Kontraste lebendig machen. Kriterienraster: gegenseitiges lesen Schreibkonferenz Textlupe Redaktionsstube Figurenentwicklung: Sobald eine Idee für eine Geschichte gefunden wurde, wird begonnen, die Geschichte zu bevölkern. Die Hauptcharaktere, Antagonisten und Nebenfiguren werden definiert. Das Skizzenbuch sollte enorm viele Zeichnungen der Figuren in allen erdenklichen Posen enthalten. So ist es auch wichtig, dass die Charaktere nicht immer in den gleichen Posen skizziert werden, sondern in alltägliche Situationen, in denen sie wirken können. Auf diese Weise lernt man seine Figuren besser kennen und verschafft ihnen ein Eigenleben, das nicht von hunderttausendmal gesehenen Klischees bestimmt wird. Exposé bzw. Zusammenfassung: Kurze Zusammenfassung der Geschehnisse von einer halben bis ganzen Seite. Es können auch schon die Charakterzüge in der Personenbeschreibung festgehalten werden. Skript: Hier ist vor allem wichtig zu beachten, dass die Comic-Story für den Leser nachvollziehbar und allgemein auch zeichnerisch umsetzbar ist. Auf der Ebene des strukturierten Arbeitens haben sich ein paar Konventionen gebildet, an denen man sich orientieren kann. Gerade auf dem amerikanischen Comicmarkt arbeitet man nach zwei von ihnen: Full Script und Plot Script. Das Full Scripts ist die klassische Version eines Drehbuchs, wie es auch bei Theaterstücken verwendet wird. Hierbei schreibt der Autor eine sehr genaue Angabe, was er sich auf jeder Seite und auf jedem Bild vorstellt. Oftmals finden sich sogar Angaben über bestimmte Positionen der Figuren, Gesichtsausdrücke, Gesten, Blickrichtungen etc. Auch die Dialoge sind bereits bis ins kleinste Detail vorhanden, damit man den verfügbaren Platz besser einberechnen kann. Beim Plot Script schreibt der Autor nur eine recht grobe Übersicht der einzelnen Punkte, die er gerne in der Geschichte sehen würde. Manches wird ausführlicher erklärt (bestimmte, wichtige Szenen, Motivation), anderes so vage wie möglich gehalten – denn beim Plot Script entwickeln sich die Ideen hauptsächlich beim Zeichnen, der spätere Text kann sich dann direkt auf die Bilder beziehen. In meinem Fall, macht es mehr Sinn ein Full Script zu verwenden, da der Fokus auf den Sprachgebrauch gelenkt werden sollte. Mögliche Darstellung des Full Scripts: Seitenanzahl Panel 1: Erklärung der Szene (Landschaft, Raum, Gegenstände, Figuren, Handlung Dialog 1 der Figuren (Grossschreibung): Figur 1: (BLABLABLA) Figur 2: (BLABLABLA) 11 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 Usw Panel 2: Erklärung der weitern Geschehnisse der Szene oder einer neuen Szene Dialog 1 der Figuren (Grossschreibung): Figur 1: (BLABLABLA) Figur 2: (BLABLABLA) Usw Scribbles: Für jede geskriptete Seite wird eine kleine Version angelegt, in der man schon einmal grob die Platzierung der Panels, also das Seitenlayout, plant und auch schon festlegt, welche Figur wo steht, welche Perspektiven eingenommen werden sollen und was überhaupt auf den Bildern passiert. Hier ist wichtig, dass an die Geschwindigkeit gedacht wird, so dass der Leser richtig geführt wird. So sollten auch die Figuren in den Panels den Leser in seiner Blickrichtung führen, indem zum Beispiel die Köpfe so positioniert werden, dass eine logische Führung entsteht, idealerweise in der typischen Z- Abfolge (von links nach rechts nach unten links, usw.) ABB: 2. ABB:3. Ausarbeiten der Scribbles: Reinzeichung und Reinschrift und die Abgleichung dieser Beiden aufeinander. ABB: 4. Text&Sprechblasen: Der Text muss so gesetzt werden, dass die Geschichte gut lesbar ist, ohne die Panels kaputt zu machen. Die Wahl der richtigen Schriftart für Serie, Charakter oder Situation muss ebenso bedacht werden, wie gut erstellte Sprechblasen und ihre gelungene Platzierung auf Bild und Seite. 12 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 4 Strukturskizze Sprachlernbereich Schreiben psychisch für sich sozial an andere Comics Comics verfassen Bild Text Schreibfunktionen schriftsprachlich: Ideen finden, planen kognitiv zeichnerisch: Mindmaps, Cluster, Stichworte, W-Fragen Entlastung Erkenntnis für andere Skizzen, Gekritzel Figurenentwicklung formulieren, entwerfen Schreibprozesse Ikonizität Bildsprache Zeit-Zeitrahmen -Erzählstruktur Scribbles Schriftgestaltung Platzierung: Panels motorische Zeichenformat Bildzeichen Farben Adaption: Text auf Bild und umgekehrt innersprachlich personale sozialkommunikativ methodisch -strategisch redigierend inhaltlichfachlich Kompetenzen kreatives Schreiben Inhaltlich überarbeiten Ausarbeiten Bleistift Texte/ Sprechblasen Formal überarbeiten Narrativität Merkmale Panels Und ihre Anordnung 4 Schreibschritte konzeptionell Effekt Wort Exposé Script: Drehbuch motivationalen Sachthema Didaktische Verknüpfung Geräuschwörter Sprech- und Denkblase Linien, Wolken, Sterne Aufprallsteine, Startwolken etc. Inks/Tuche Vorkolorierung Texte: Ausdruck, Sprachrichtigkeit Coloration Unterhaltungscomics Comicstrips, Funnies, Abenteuer Sachcomics geschichtliche etc. Kreativität: Förderung schriftsprachlicher Kompetenzen Selbstwirksamkeitserfahrungen Comics als Kulturträger 13 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 5 Fachdidaktische Zielanalyse 5.1 Grobziele Bei der Unterrichtseinheit zum Sprachlernthema „Comics schreiben orientiere ich mich am Themenbereich 3 „schriftliche Kommunikation 5 „Medien und 6 „das sprachliche Kunstwerk des Zentralschweizer Lehrplans für das 7. – 9. Schuljahr (EDK, 2006). Konkret beziehen sich meine Lernziele auf das 8.Schuljahr Niveau A, in dem ich unterrichten werde. 3. Schriftliche Kommunikation 3.1. Angemessene schriftliche Kommunikation Inhalt und Umfang eines Textes richten nach der Schreibsituation der Adressatin dem Adressaten den persönlichen Bedürfnissen. Wortwahl und Satzbau der Textsorte anpassen. Die grafischen Präsentationsformen der wichtigsten Textsorten kennen Der Fokus liegt hier auf der Comic-Story, welche für eine entsprechenden Zielgruppe verständlich und nachvollziehbar aufgebaut werden sollte. Zudem sollte der Comic auch die Interessen des Verfassers wiederspiegeln und so Aussagen über seine Absichten kundgeben. 3.2. Text ordnen und strukturieren Einen Text gedanklich ordnen und grafisch strukturieren. Grafisches Strukturieren von: Texten Zwischentitel, Unterstreichen, Verwendung von Farben, Anmerkungen, Fussnoten, Grafiken, Bilder, andere Schriftbild Beim Erstellen eines Comics wird unabdingbar ein Text gedanklich geordnet, da überlegt werden muss, welche Szenen in welcher Reihenfolge vorkommen. Das Zeichnen von Bildern hilft dabei. Das Verfassen eines Skripts und die Anordnung der entsprechenden Szenen in den Panels verkörpert die grafische Strukturierung. 5. Medien 5.1. Die einzelnen Medien kennenlernen Erkennen, in welchem Umfang und auf welche Art die einzelnen Medien informieren, belehren und unterhalten. Was spricht mich bei den Comics an? Die verschiedenen gesellschaftlichen Funktionen der Comics (Unterhaltung, politische Statements, historische Ereignisse, usw.) erkennen. 6. Sprachliche Kunstwerke 6.1. Auseinandersetzung mit sprachlichen Kunstwerken Sprachliche Kunstwerke kennenlernen, sich mit ihnen auseinandersetzen, um Zugang zu ihnen und eine persönliche Beziehung zu einzelnen Werken zu finden. Verschiedene typische Comics-Genres kennenlernen und sich je nach Interesse mit diesen Identifizieren, um bei einer Comicproduktion schon gewisse Merkmale mit einfliessen zu lassen. 6.3. Techniken literarischen Schaffens Techniken literarischen Schaffens erkennen. Die Besonderheiten des technischen Aufbaus eines Comics und einer Comicproduktion erkennen, um diese den Comics-Gattung zuzuordnen. 6.4. Eigenes sprachliches Gestalten Sich in eigenem sprachlichen Gestalten versuchen. Ein Comic erstellen: Exposé, Skripte, Scribbles, usw. Prinzipiell zeichnerische Tätigkeiten mit dem Schreiben verbinden. 5.2 Feinziele Die Feinziele basieren in hohem Masse auf den Grobzielen des erwähnten Lehrplans. Insbesondere bei den kognitiven und bei den instrumentellen Feinzielen sollen bewusst Sprachlernziele verfolgt werden. Die Sprachlernziele werden im Sinne der Bloomschen Lernzieltaxonomie chronologisch und aufeinander aufbauend aufgelistet. 14 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 5.2.1 Kognitive Ziele Die Lernenden können mit eigenen Worten beschreiben, was die typischen Merkmale von Comics (Bildsprache, Sprech- und Denkblasen, Schriftgestaltung, Bildzeichen, Geräuschwörter und Bewegungslinien) sind und diese mit Beispielen erklären. (K2,K3). Die Lernenden können typische Comicmerkmale in Comics erkennen. (K3) Die SuS können Bilder in die richtige Reihenfolge bringen und so einen logischen Zusammenha ng aus der Strukturierung erschliessen(K3, K4) Die Lernenden wissen, welche Informationen (Charakteristika, Ort, Zeit, Handlung, Logik und Atmosphäre) sie über die Bildgeschichte vermittelt bekommen. (K4) Die Lernenden erstellen aus einer schon bestehenden Geschichte ein Skript.(K3) Die Lernenden können Comics nach strukturellen Kriterien analysieren.(K4) Die Lernenden wissen, welche Begriffe den Entstehungsprozess eines Comics beschreiben. (K2) Die Lernenden können ein Skript klar und verständlich schreiben, so dass die anderen das Geschriebene nachvollziehen und begreifen können. (K2) Die Lernenden können den Hintergrund der Handlung und der Figurencharakteristika interpretieren und mögliche Gründe für die Aktionen oder dargestellte Persönlichkeit geben.(K5) Die Lernenden können eine Geschichte gedanklich strukturieren und grafisch umsetzen, so dass die andern SuS daraus Bilder zeichnen können. (K3,K4). Die Lernenden können ihre eigenen Comics mit diesen der Mitschüler vergleichen. (K3) Die kognitiven Ziele zielen einerseits darauf ab, durch sprachlich-reflexive Operationen Sprachbewusstsein zu entwickeln, andererseits soll kritisches und eigenständiges Denken gefördert werden. Die Verknüpfung des Sachthemas mit dem Sprachlernthema soll zu einer vertieften Auseinandersetzung mit sprachlichen Strukturen führen und die Sprachsensibilität der Lernenden fördern. 5.2.2 Instrumentelle Ziele Die Lernenden arbeiten in Gruppen an der Bearbeitung und Korrektur der Skripte und nutzen dieses Angebot gemeinsam. (K3) Die Lernenden können selbständig am selbsterstellten Comic arbeiten und teilen sich die dafür gegebene Zeit gut ein. (K3) Die Lernenden können ihre bereits erworbenen Strukturierungs-, Organisations-, und Planungskenntnisse reflektieren und eigene Skripte und Verfahren zur gestalterischen Umsetzung einer Geschichte entwickeln. (K5) Die Lernenden können durch sprachlich-reflexive Operationen ihre eigenen Schreibtechnikprozesse verbessern und ihr zunächst explizites Strukturierungswissen zu einem vornehmlich impliziten Strukturierungswissen entwickeln. (K5) Die instrumentellen Ziele sollen den Lernenden dabei helfen, Selbstwirksamkeitserfahrungen zu machen. Zudem sollen autonome Lernprozesse gefördert und prozedurales Wissen aufgebaut werden. 5.2.3 Affektive Ziele Die Lernenden können Comics als Teil eines globalen, sprachlich-kulturellen Wandlungsprozesses wahrnehmen. (K2) Die Lernenden können Vertrauen in ihre eigenen sprachlichen Strukturierungsfähigkeiten aufbauen und erfahren, was es heisst, autonom und selbstwirksam zu lernen. (K5) Die Lernenden vollziehen einen Perspektivenwechsel, indem sie ein fremdes Script übernehmen müssen und eine Rückmeldung geben können. (K5 K6) Die Lernende reflektieren ihre erstellten Comics bzw. geschriebenen Skripte, sowie auch diejenigen der Klassenkameraden/innen. (K6) Die affektiven Ziele sollen emotionale, volitionale und motivationale Lernfaktoren stimulieren. 15 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 6 Fachdidaktische Begründungsanalyse 6.1 Wieso Comics? Comics gibt es überall auf der Welt und in jedem erdenklichen Bereich unseres Lebens Sie sind Teil unseres Alltags geworden. Wir finden sie auf T-Shirts, Grusskarten, in Kinofilmen, Fernsehserien und in der Werbung. Es existiert eine wahre Flut von Comic-Heften,-Alben.-Büchern, von Sammlerstücken und Werbe– und Sachcomics. Wie die Erfahrung zeigen, regen Comics zu eigenen kreativen Aktivitäten an. Die LeserInnen schreiben eigene Texte oder zeichnen eigene Comicgeschichten. Beim Lesen wird die Fantasie angeregt, da die Jugendlichen Bilder und Bildsymbole deuten und die Zwischenräume zwischen den Einzelbildern durch Vorstellungskraft ergänzen müssen. Nicht zu unterschätzen ist der Meinungsaustausch über gerade gelesene Comics oder Figuren, die zum Weiterlesen auffordern. Sie bieten Diskussionsstoff und damit Sprechanlässe. De Einsatz von Comics im Unterricht entspricht der Forderung, an die Ausgangslage und die Realität der Jugendlichen anzuknüpfen. 6.2 Gegenwartsbedeutung Mit dem schriftsprachlichen Ausdruck wird viel über einen Menschen ausgesagt, denn das Individuum trägt mit seinem Gebrauch der Sprache Informationen über sich an das interagierende soziale Umfeld. Lesen wir zum Beispiel einen Text, so deuten wir affektiv die Intentionen des Verfassers und machen uns ein Bild über ihn, ohne auch nur das Geringste über diese Person zu wissen. Der Vergleich von Sprache mit der Visitenkarte eines Menschen trifft im schriftsprachlichen Bereich besonders zu, zumal non- und paraverbale Signale wegfallen und nicht berücksichtigt werden können. Der Schule wird dabei in unserem Gesellschaftssystem die Funktion eines Förderungsorganes von schriftsprachlichen Kompetenzen zugeschrieben und sie sollte diese Funktion auch wahrnehmen, denn wer nicht schreiben kann, dem wird die vollumfängliche Partizipation in der Gesellschaft verwehrt. Das Konzept der Selbstwirksamkeit sollte hier daher besonders gefördert werden. Die Schülerinnen und Schüler sollten Schreibprozesse nicht nur passiv als institutionalisiertes Kommunikationsmittel erleben, sondern auch aktiv die verschiedenen Funktionen des Schreibens und die Möglichkeiten der Text- und Schriftdarstellungen durch kreative und vielfältige Schreibaufgaben erforschen und dadurch Sicherheit beim Sprachgebrauch und insbesondere bei Textproduktion gewinnen. Ferner hilft die Anwendung der kreativen Schriftsprache in verschiedenen Situationen, die Sprache in diesen Kontexten immer besser zu deuten bzw. zu reflektieren und die Motivation zu steigern, was die Lernenden befähigt, sich in diese Kontexte vielfältig zu integrieren und so am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Comics als kulturell bedeutsame und kreative Kommunikationsmittel sollten die Erkenntnis der Sinnhaftigkeit des schriftlichen Sprachgebrauchs verstärken, da die umfangreiche Themenvielfalt das Interesse der Schülerinnen und Schüler sicherlich in irgendeinem Aspekt anspricht, -nicht zuletzt aufgrund der bereits gemachten Erfahrungen. Zudem hilft die konkrete Comicproduktion durch das Einüben von Planungs-, Organisations-und Strukturierungsprozesse allgemeine Handlungen in Büchern, Filmen und Texten implizit besser zu verstehen, da methodische Herangehensweisen aufgezeigt werden. 6.3 Zukunftsbedeutung Die Schriftlichkeit spielt im Kontext mit dem westlich geprägten sozio-kulturellen Umfeld eine immer wichtigere Rolle. Die Kommunikationsmittel haben sich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht, verändert und enorm entwickelt. Wir leben zunehmend in einer vernetzten Welt und den daraus resultierenden Konsequenzen. Die Mitteilungsmöglichkeiten im WEB 2.0, der damit verknüpfte Mitteilungsdrang der Menschen, vor allem von Seiten der Jugendlichen, oder der immer weiter wachsenden Bedarf bzw. Druck stetig erreichbar zu sein, veranlasst die neue Generation, sich fortwährend mit dem schriftlichen Sprachgebrauch auseinanderzusetzen. So ist es für die Partizipation am gesellschaftlichen Leben von grossem Vorteil, wenn man sich per Schreiben korrekt und hauptsächlich verständlich ausdrücken kann. Des Weiteren stehen die die Lernende der Sekundarstufe 1 vor dem Übertritt ins Berufsleben oder an eine weiterführende Schule. Sie sehen sich zunehmend mit authentischen schriftsprachlichen Herausforderungen konfrontiert, wie beispielsweise dem Schreiben einer Bewerbung oder dem Verfassen von öffentlichen Dokumenten. Dabei ist eine kompetente kreative Sprachverwendung von grösster Bedeutung und hilft solche Textproduktionen strukturiert und effizient zu verfassen. Da die Lehrperson keineswegs alles Wissen vermitteln oder alle für die Zukunft notwendigen Denkprozesse initiieren, geschweige denn vorhersehen kann, geht es auch darum, die Eigenständigkeit und Metakognition der Lernenden zu fördern. Durch die Vermittlung von metasprachlichen Werkzeugen und Methoden werden die Schülerinnen und Schüler schrittweise zu einem autonomen und selbstregulierten Lernen angeregt. 6.4 Exemplarische Bedeutung Dem Begriff „Schreiben soll durch eine handlungsorientierte Unterrichtseinheit Rechnung getragen werden. Durch das Erforschen der Möglichkeiten von Text- bzw. Schriftdarstellungen und das Erstellen eines eigenen Comics als Methode soll das Interesse für sprachliche Phänomene geweckt werden, was als zentrale Voraussetzung für den allgemeinen Sprachunterricht betrachtet werden kann. Dabei sollen die Lernenden nicht passiv vermitteltes Wissen aufnehmen, welches nach der Prüfung 16 [PETER/LAMPERT/SR12/DEPB-LEISTUNGSNACHWEIS] Frühlingssemester 2015 bereits wieder vergessen wird. Im Gegenteil: Durch das eigenständige Erforschen von schriftsprachlichen Mitteln und dem Planen, Organisieren und Strukturieren einer Geschichtshandlung soll prozedurales Wissen aufgebaut, generiert und dadurch Handlungskompetenzen gefördert werden. Dadurch wird das natürliche Bedürfnis der Lernenden nach Selbstwirksamkeit gestillt und Schreiben als notwendige, sinnvolle und kreative Tätigkeit wahrgenommen. Die Lernenden werden mit der Vielfältigkeit des möglichen Gebrauchs einer Schrift, um etwas mitzuteilen, konfrontiert und erkennen, inwiefern die Schrift als gestalterischer Informationsträger Geschichten erhellen, lebendig erscheinen lassen und vertiefen kann. Des Weiteren wird durch das Sachthema „Comics ein interdisziplinärer Bezug zum bildnerischen Gestalten hergestellt. Die Lernenden erfahren, was Bilder für eine leseführende Wirkung erzeugen können und wie sie solche Bilder gestalten. Zudem verknüpfen sie den symbolischen Gehalt der Schrift mit der Ikonizität der Bilder und versuchen durch eine geschickte Kombination, keiner der beiden Informationsträger dominant erscheinen zu lassen. Diese Auseinandersetzung ist hilfreich für den Erwerb von allgemeinen Lernstrategien und analytischen Vorgehen. 6.4 Identitätsbildung Sprachbildung ist Identitätsbildung in zweierlei Hinsicht: Zum einen bezieht sich der Identitätsbegriff auf einen Sprach-und Schriftgebrauch einer Gemeinschaft, beispielsweise auf den Raum, der die gleichen Buchstaben im Alphabet aufweist oder auf gleichsprachige Gebiete, zum anderen bezieht sich der Begriff auf eine persönliche Ebene und versucht die Frage zu beantworten, inwiefern die Identität eines einzelnen Menschen durch Sprache (mit-)konstituiert wird. Diese Unterrichtseinheit befasst sich vor allem mit dem letztgenannten Aspekt. In einem weiten Sinn kann ein Bezug zur westlichen Kultur gemacht werden, da Comics hauptsächlich aus dem europäischen und amerikanischen Raum stammen. Die Identifikation mit den normierten Sprachsystemen wie zum Beispiel das Leseverfahren von links nach rechts oder mit den typischen Themen der uns bekannten Comics wie zum Beispiel Helden, die gegen das Böse kämpfen, besteht und formt unsere Wert-und Normverstellung. In Bezug auf den Unterricht ist es, meines Erachtens, sinnvoller, Identifikationen zu fördern, die auf Vielfalt, Multikulturalität und Offenheit beruhen. Viel wichtiger scheint mir die Frage, wie man seine Identität durch die schriftsprachliche Textproduktion darstellen kann. Dabei spielt das kreative Schreiben und das Erstellen von Geschichten eine zentrale Rolle. Die SuS können sich für den eigenen Comic entscheiden, ihre Meinung bilden, miteinander verschriftlichen, durch Gegenlesen voneinander lernen, beeinflussen und beeinflussen lassen, um dies zu bewerkstelligen. Sie beschäftigen sich mit Themen, die für sie gehaltvoll und bedeutungsrelevant sind und mit ihren eigenen Problemen und Problemen ihrer Mitmenschen, was sich auf die Identitätsbildung auswirkt. 7 Analyse der Unterrichtsmaterialen 7.1 Arbeitsblatt M1 Die Szene von Gerty Hombacher erhellt sehr umfangreich die lautmalerischen Schriftsprachmöglichkeiten im Sprachgebrauch. Es stellt in der Unterrichtsplanung einen induktiven Zugang dar, da von einem prägnanten Merkmal (Geräuschwörter) auf andere typische Merkmale von Comics geschlossen werden sollte. Die bewusste primäre Konzentrierung auf ein Merkmal sensibilisiert die SuS auf das Erforschen von anderen sprachlichen Phänomenen. Im Allgemeinen denke ich, ist das Arbeitsblatt sehr geeignet, um ein typisches Merkmal von Comics herauszuarbeiten. 7.2 Arbeitsblätter M2-M7 Ich habe diese Arbeitsblätter bewusst zusammengenommen, da sie eigentlich nach dem gleichen Prinzip aufgebaut sind. Diese sechs exemplarisch ausgewählten Merkmale stellen meiner Meinung nach die relevantesten Eigenschaften eines Comics ganzheitlich dar. Ebenfalls ermöglicht die Aufteilung in Merkmal spezifische Lerngruppen eine innere Differenzierung. Zudem ermöglicht es das Arbeiten in koop