Arbeitsblatt: Gedichte vortragen

Material-Details

Auswahl von neun bekannten Gedichten. SuS lernen die Gedichte auswendig und tragen diese vor.
Deutsch
Vorlesen / Vortragen / Erzählen
7. Schuljahr
12 Seiten

Statistik

192635
657
12
14.01.2020

Autor/in

Christian Stähli
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Gedichte vortragen Dezember 2019 Gedichtauswahl: Die Ballade vom Nachahmungstrieb Erich Kästner Die Entwicklung der Menschheit Erich Kästner Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland Theodor Fontane Die Brücke am Tay Theodor Fontane John Maynard Theodor Fontane Erlkönig Goethe Belsazar Heinrich Heine Knecht Ruprecht Theodor Storm An meine Landsleute Berthold Brecht Aufgabe: Texte lesen und hören im Internet, zum Beispiel auf: Knecht Ruprecht Theodor Storm Von drauß vom Walde komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Allüberall auf den Tannenspitzen sah ich goldne Lichtlein blitzen und droben aus dem Himmelstor sah mit großen Augen das Christkind hervor. Und wie ich so strolcht durch den finstern Tann, da riefs mich mit heller Stimme an: Knecht Ruprecht, rief es, alter Gesell, hebe die Beine und spute dich schnell! Die Kerzen fangen zu brennen an, das Himmelstor ist aufgetan, alt und jung sollen nun von der Jagd des Lebens einmal ruh,. und morgen flieg ich hinab zu Erden; denn es soll wieder Weihnachten werden! Ich sprach: O, lieber Herre Christ, meine Reise fast zu Ende ist; ich soll nur noch in diese Stadt, wos eitel gute Kinder hat. Hast denn das Säcklein auch bei dir? Ich sprach: Das Säcklein, das ist hier; denn Äpfel, Nuß und Mandelkern essen fromme Kinder gern. Hast denn die Rute auch bei dir? Ich sprach: Die Rute, die ist hier; doch für die Kinder nur, die schlechten, die trifft sie auf den Teil, den rechten! Christkindlein sprach: So ist es recht; so geh mit Gott, mein treuer Knecht! Von drauß, vom Walde komm ich her; ich muß euch sagen, es weihnachtet sehr! Nun sprecht, wie ichs hierinnen find! Sinds gute Kind, sinds böse Kind? An meine Landsleute Berthold Brecht Ihr, die ihr überlebtet in gestorbenen Städten Habt doch nun endlich mit euch selbst Erbarmen! Zieht nun in neue Kriege nicht, ihr Armen Als ob die alten nicht gelanget hätten: Ich bitt euch, habet mit euch selbst Erbarmen! Ihr Männer, greift zur Kelle, nicht zum Messer! Ihr säßet unter Dächern schließlich jetzt Hättet ihr auf das Messer nicht gesetzt Und unter Dächern sitzt es sich doch besser. Ich bitt euch, greift zur Kelle, nicht zum Messer! Ihr Kinder, daß sie euch mit Krieg verschonen Müßt ihr um Einsicht eure Eltern bitten. Sagt laut, ihr wollt nicht in Ruinen wohnen Und nicht das leiden, was sie selber litten: Ihr Kinder, dass sie euch mit Krieg verschonen! Ihr Mütter, da es euch anheimgegeben Den Krieg zu dulden oder nicht zu dulden Ich bitt euch, lasset eure Kinder leben! Daß sie euch die Geburt und nicht den Tod dann schulden Ihr Mütter, lasset eure Kinder leben! Belsazar Heinrich Heine Die Mitternacht zog näher schon; In stummer Ruh lag Babylon. Nur oben in des Königs Schloss, Da flackert, da lärmt des Königs Tross. Dort oben in dem Königssaal Belsazar hielt sein Königsmahl. Die Knechte saßen in schimmernden Reihn Und leerten die Becher mit funkelndem Wein. Es klirrten die Becher, es jauchzten die Knecht; So klang es dem störrigen Könige recht. Des Königs Wangen leuchten Glut; Im Wein erwuchs ihm kecker Mut. Und blindlings reisst der Mut ihn fort; Und er lästert die Gottheit mit sündigem Wort. Und er brüstet sich frech und lästert wild; Die Knechtenschar ihm Beifall brüllt. Der König rief mit stolzem Blick; Der Diener eilt und kehrt zurück. Er trug viel gülden Gerät auf dem Haupt; Das war aus dem Tempel Jehovahs geraubt. Und der König ergriff mit frevler Hand Einen heiligen Becher, gefüllt bis am Rand. Und er leert ihn hastig bis auf den Grund Und ruft laut mit schäumendem Mund: Jehovah! dir künd ich auf ewig Hohn Ich bin der König von Babylon! Doch kaum das grause Wort verklang, Dem König ward heimlich im Busen bang. Das gellende Lachen verstummte zumal; Es wurde leichenstill im Saal. Und sieh! und sieh! an weisser Wand Das kam hervor, wie Menschenhand; Und schrieb, und schrieb an weisser Wand Buchstaben von Feuer und schrieb und schwand. Der König stieren Blicks da sass, Mit schlotternden Knien und totenblass. Die Knechtschar saß kalt durchgraut, Und saß gar still, gab keinen Laut. Die Magier kamen, doch keiner verstand Zu deuten die Flammenschrift an der Wand. Belsazar ward aber in selbiger Nacht Von seinen Knechten umgebracht. Erlkönig Johann Wolfgang von Goethe Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; er hat den Knaben wohl in dem Arm, er fasst ihn sicher, er hält ihn warm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? Siehst Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel ich mit dir; manch bunte Blumen sind an dem Strand, meine Mutter hat manch gülden Gewand. Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, was Erlenkönig mir leise verspricht? Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind: In dürren Blättern säuselt der Wind. Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; meine Töchter führen den nächtlichen Reihn, und wiegen und tanzen und singen dich ein. Mein Vater, mein Vater und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort? Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau. Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! Dem Vater grauset, er reitet geschwind, er hält in Armen das ächzende Kind, erreicht den Hof mit Mühe und Not; in seinen Armen das Kind war tot. Die Ballade vom Nachahmungstrieb Erich Kästner Es ist schon wahr: nichts wirkt so rasch wie Gift! Der Mensch, und sei er noch so minderjährig, ist, was die Laster dieser Welt betrifft, früh bei der Hand und unerhört gelehrig. Im Februar, ich weiß nicht am wievielten, geschah auf irgendeines Jungen Drängen, daß Kinder, die im Hinterhofe spielten, beschlossen, Naumanns Fritzchen aufzuhängen. Sie kannten aus der Zeitung die Geschichten, in denen Mord vorkommt und Polizei. Und sie beschlossen, Naumann hinzurichten, weil er, so sagten sie, ein Räuber sei. Sie steckten seinen Kopf in eine Schlinge. Karl war der Pastor, lamentierte viel, und sagte ihm, wenn er zu schrein anfinge, verdürbe er den anderen das Spiel. Fritz Naumann äußerte, ihm sei nicht bange. Die andern waren ernst und führten ihn. Man warf den Strick über die Teppichstange. Und dann begann man, Fritzchen hochzuziehn Er sträubte sich. Es war zu spät. Er schwebte. Dann klemmten sie den Strick am Haken ein. Fritz zuckte, weil er noch ein bißchen lebte. Ein kleines Mädchen zwickte ihn am Bein. Er zappelte ganz stumm, und etwas später verkehrte sich das Kinderspiel in Mord. Als das die sieben kleinen Übeltäter erkannten, liefen sie erschrocken fort. Noch wußte niemand von dem armen Kinde. Der Hof lag still. Der Himmel war blutrot. Der kleine Naumann schaukelte im Winde. Er merkte nichts davon. Denn er war tot. Frau Witwe Zwickler, die vorüberschlurfte, lief auf die Straße und erhob Geschrei, obwohl sie doch dort gar nicht schreien durfte. Und gegen sechs erschien die Polizei. Die Mutter fiel in Ohnmacht vor dem Knaben. Und beide wurden rasch ins Haus gebracht. Karl, den man festnahm, sagte kalt: Wir habn es nur wie die Erwachsenen gemacht. Die Entwicklung der Menschheit Erich Kästner Einst haben die Kerls auf den Bäumen gehockt, behaart und mit böser Visage. Dann hat man sie aus dem Urwald gelockt und die Welt asphaltiert und aufgestockt, bis zur dreißigsten Etage. Da saßen sie nun, den Flöhen entflohn, in zentralgeheizten Räumen. Da sitzen sie nun am Telefon. Und es herrscht noch genau derselbe Ton wie seinerzeit auf den Bäumen. Sie hören weit. Sie sehen fern. Sie sind mit dem Weltall in Fühlung. Sie putzen die Zähne. Sie atmen modern. Die Erde ist ein gebildeter Stern mit sehr viel Wasserspülung. Sie schießen die Briefschaften durch ein Rohr. Sie jagen und züchten Mikroben. Sie versehn die Natur mit allem Komfort. Sie fliegen steil in den Himmel empor und bleiben zwei Wochen oben. Was ihre Verdauung übrigläßt, das verarbeiten sie zu Watte. Sie spalten Atome. Sie heilen Inzest. Und sie stellen durch Stiluntersuchungen fest, daß Cäsar Plattfüße hatte. So haben sie mit dem Kopf und dem Mund Den Fortschritt der Menschheit geschaffen. Doch davon mal abgesehen und bei Lichte betrachtet sind sie im Grund noch immer die alten Affen. Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland Theodor Fontane Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein Birnbaum in seinem Garten stand, Und kam die goldene Herbsteszeit Und die Birnen leuchteten weit und breit, Da stopfte, wenn Mittag vom Turme scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll, Und kam in Pantinen ein Junge daher, So rief er: »Junge, wiste ne Beer?« Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick hebb ne Birn.« So ging es viel Jahre, bis lobesam Der von Ribbeck auf Ribbeck zu sterben kam. Er fühlte sein Ende. war Herbsteszeit, Wieder lachten die Birnen weit und breit; Da sagte von Ribbeck: »Ich scheide nun ab. Legt mir eine Birne mit ins Grab.« Und drei Tage drauf, aus dem Doppeldachhaus, Trugen von Ribbeck sie hinaus, Alle Bauern und Büdner mit Feiergesicht Sangen »Jesus meine Zuversicht«, Und die Kinder klagten, das Herze schwer: »He is dod nu. Wer giwt uns nu ne Beer?« So klagten die Kinder. Das war nicht recht Ach, sie kannten den alten Ribbeck schlecht; Der neue freilich, der knausert und spart, Hält Park und Birnbaum strenge verwahrt. Aber der alte, vorahnend schon Und voll Mißtraun gegen den eigenen Sohn, Der wußte genau, was damals er tat, Als um eine Birn ins Grab er bat, Und im dritten Jahr aus dem stillen Haus Ein Birnbaumsprößling sproßt heraus. Und die Jahre gehen wohl auf und ab, Längst wölbt sich ein Birnbaum über dem Grab, Und in der goldenen Herbsteszeit Leuchtet wieder weit und breit. Und kommt ein Jung übern Kirchhof her, So flüstert im Baume: »Wiste ne Beer?« Und kommt ein Mädel, so flüstert: »Lütt Dirn, Kumm man röwer, ick gew di ne Birn.« So spendet Segen noch immer die Hand Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Die Brücke am Tay Theodor Fontane Wann treffen wir drei wieder zusamm? Um die siebente Stund, am Brückendamm. Am Mittelpfeiler. Ich lösch die Flamm. Ich mit. Ich komme vom Norden her. Und ich vom Süden. Und ich vom Meer. Hei, das gibt ein Ringelreihn, und die Brücke muß in den Grund hinein. Und der Zug, der in die Brücke tritt um die siebente Stund? Ei, der muß mit. Muß mit. Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand. Auf der Norderseite, das Brückenhaus alle Fenster sehen nach Süden aus, und die Brücknersleut, ohne Rast und Ruh und in Bangen sehen nach Süden zu, sehen und warten, ob nicht ein Licht übers Wasser hin ich komme spricht, ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug, ich, der Edinburger Zug. Und der Brückner jetzt: Ich seh einen Schein am andern Ufer. Das muß er sein. Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum, unser Johnie kommt und will seinen Baum, und was noch am Baume von Lichtern ist, zünd alles an wie zum heiligen Christ, der will heuer zweimal mit uns sein, und in elf Minuten ist er herein. Und es war der Zug. Am Süderturm keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm, und Johnie spricht: Die Brücke noch! Aber was tut es, wir zwingen es doch. Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf, die bleiben Sieger in solchem Kampf, und wie auch rast und ringt und rennt, wir kriegen es unter: das Element. Und unser Stolz ist unsre Brück; ich lache, denk ich an früher zurück, an all den Jammer und all die Not mit dem elend alten Schifferboot; wie manche liebe Christfestnacht hab ich im Fährhaus zugebracht und sah unsrer Fenster lichten Schein und zählte und konnte nicht drüben sein. Auf der Norderseite, das Brückenhaus alle Fenster sehen nach Süden aus, und die Brücknersleut ohne Rast und Ruh und in Bangen sehen nach Süden zu; denn wütender wurde der Winde Spiel, und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel, erglüht es in niederschießender Pracht überm Wasser unten. Und wieder ist Nacht. Wann treffen wir drei wieder zusamm? Um Mitternacht, am Bergeskamm. Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm. Ich komme. Ich mit. Ich nenn euch die Zahl. Und ich die Namen. Und ich die Qual. Hei! Wie Splitter brach das Gebälk entzwei. Tand, Tand ist das Gebilde von Menschenhand John Maynard Theodor Fontane Wer ist John Maynard? John Maynard war unser Steuermann, aus hielt er, bis er das Ufer gewann; er hat uns gerettet, er trägt die Kron, er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard! -Die Schwalbe fliegt über den Erie-See, Gischt schäumt um den Bug wie Flocken vom Schnee, von Detroit fliegt sie nach Buffalo; die Herzen aber sind frei und froh, und die Passagiere mit Kindern und Fraun im Dämmerlicht schon das Ufer schaun und plaudernd an John Maynard heran tritt alles: Wie weit noch, Steuermann? Der schaut nach vorn und schaut in die Rund: Noch dreißig Minuten.Halbe Stund. Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -da klingts aus dem Schiffsraum her wie Schrei; Feuer! war es, was da klang, ein Qualm aus Kajüt und Luke drang, ein Qualm, dann Flammen lichterloh, und noch zwanzig Minuten bis Buffalo. Und die Passagiere, bunt gemengt, am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt, am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht, am Steuer aber lagert sichs dicht, und ein Jammern wird laut: Wo sind wir? Wo? Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht, der Kapitän nach dem Steuer späht, er sieht nicht mehr seinen Steuermann, aber durchs Sprachrohr fragt er an: Noch da, John Maynard? Ja, Herr. Ich bin. Auf den Strand! In die Brandung! Ich halte drauf hin. Und das Schiffsvolk jubelt: Halt aus! Hallo! Und noch zehn Minuten bis Buffalo. Noch da, John Maynard? Und Antwort schallts mit ersterbender Stimme: Ja, Herr, ich halts! Und in die Brandung, was Klippe, was Stein, jagt er die Schwalbe mitten hinein; soll Rettung kommen, so kommt sie nur so. Rettung: Der Strand von Buffalo. Das Schiff geborsten, Das Feuer verschwelt. Gerettet alle. -- Nur einer fehlt! -Alle Glocken gehen; Ihre Töne schwelln himmelan aus Kirchen und Kapelln, ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt, ein Dienst nur, den sie heute nur hat: Zehntausend folgen oder mehr, und kein Aug im Zug, das tränenleer. Sie lassen den Sarg in Blumen hinab, mit Blumen schließen sie das Grab, und mit goldner Schrift in den Marmorstein schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein: Hier ruht John Maynard. In Qualm und Brand hielt er das Steuer fest in der Hand, er hat uns gerettet, er trägt die Kron, er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn. John Maynard.