Arbeitsblatt: Roma und Sinti

Material-Details

Zusammenfassung über die Gruppe der Roma und Sinti heute. Als Begleitmaterial zur Lektüre "Abschied von Sidonie" von Erich Hackl (Erzählung, 1989)
Deutsch
Leseförderung / Literatur
10. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

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391
3
14.01.2020

Autor/in

Martina Frick
Land: Österreich
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Roma und Sinti Ursprung/Herkunft: Roma und Sinti sind miteinander verwandte Bevölkerungsgruppen, die sich aus verschiedenen Untergruppen, welche sich durch verschiedene Dialekte und Traditionen unterscheiden, zusammensetzen. „Roma ist der Oberbegriff für diese aus Indien stammenden ethnisch verwandten Volksgruppen. „Sinti ist eine Untergruppe der europäischen Roma, die heute vor allem im deutschsprachigen Raum, aber auch in den Niederlanden, Frankreich (dort als „Manouches bekannt), Italien und Osteuropa lebt. Früher wurden sie oft „Zigeuner genannt, was so viel heißt wie „Unberührbare. Sie wurden im christlichen Kulturkreis oft als Heiden oder als Verbündete des Teufels diffamiert. Ihre Sprache, die – wie übrigens auch das Deutsche zu den indogermanischen zählt, nennt man Romani oder Romanes. Geschichte: Die aus Indien stammenden Roma wurden von arabischen Volksgruppen gezwungen, das Land zu verlassen. Da die Gastfreundschaft in westlichen Ländern begrenzt war und sie oft vertrieben wurden, wurden sie zu einem umherziehenden, also nomadischen Volk. Seit dem 14. Jahrhundert wanderten sie – wahrscheinlich wegen Missernten und Hungersnot von Asien über die Türkei bis nach Europa, wo sie als Hufschmiede, Kesselflicker, Musiker und Wanderhändler tätig waren und sich allmählich in Städten oder an deren Rand ansiedelten, wo es für sie Arbeitsmöglichkeiten gab. Seit 1348 sind sie in Europa bezeugt. Es gibt auch Theorien, die besagen, dass sie aus religiösen Gründen verfolgt wurden, und so ihre Wanderschaft begann. Im 15. Jahrhundert auch österreichische Gebiete, vor allem im Osten (heutiges Burgenland). Roma und Sinti seit dem Nationalsozialismus In der Zeit des Nationalsozialismus wurden zwei Drittel der damals in Österreich lebenden Roma und Sinti (ca. 11 000) in Arbeits- und Konzentrationslager gebracht und dort gequält und getötet. Schon damals waren viele Menschen antiziganistisch eingestellt. Antiziganismus nennt man die Ablehnung, die den „Zigeunern wegen ihrer anderen Herkunft, ihres Aussehens und ihrer Lebensweise entgegengebracht wird. Das Töten von Roma und Sinti wurde von den Nationalsozialisten als „ethnische Säuberung bezeichnet. Es gab im Dritten Reich eine Zigeunerdienststelle und eine „Rassenhygienische und Bevölkerungs-biologische Forschungsstelle im Reichsgesundheitsamt, deren Leitung der Arzt und Rassentheoretiker Dr. Robert Ritter inne hatte, seine Nachfolgerin war Eva Justin. Ritter betrachtete die Roma und Sinti als kriminelle und asoziale Rasse, die zum Verschwinden gebracht werden müsse (These von den „geborenen Verbrechern). Ritters Institut begutachtete bis 1945 fast 24.000 Menschen, um sie als „Voll-Zigeuner, „Zigeuner-Mischling, „Juden-Mischling oder „Nicht-Zigeuner zu klassifizieren. Mit dieser Einstufung wurde über die Deportation, Zwangssterilisation und Ermordung entschieden. Später gab er an, dass er die „reinrassigen Zigeuner vor der Deportation habe schützen wollen, da für ihn besonders die Rassenmischung problematisch gewesen sei, wobei der Anteil der „Reinrassigen nach seinen Arbeiten unter 10 lag. Für die Begutachtung von Jugendlichen, die von der NSJugendfürsorge oder der Kriminalpolizei in Jugendkonzentrationslager verbracht wurden, war das von ihm ab 1941 geleitete Kriminalbiologische Institut der Sicherheitspolizei verantwortlich. Die „kriminalbiologische Einschätzung entschied über den Grad der „Erziehungsmaßnahmen. Rund eine halbe Million Roma und Sinti wurden in den Konzentrationslagern des Dritten Reichs ermordet. Auch heute sind noch viele Menschen antiziganistisch eingestellt. Roma und Sinti im heutigen Österreich und Europa In Österreich sind Roma und Sinti seit 1993 als Volksgruppe offiziell anerkannt. Es gibt auch eine eigene Zeitung der Volksgruppe der Roma, die „Romano Centro, die der Pflege ihrer Bräuche und Kultur sowie der Vertretung ihrer Interessen dient. Bei einem Briefbombenattentat in der Zweiten Republik kamen am 4. 2. 1995 in Oberwart (Burgenland) 4 Roma ums Leben. Der Täter konnte schließlich gestellt werden und heißt Franz Fuchs. Die meisten Roma in Europa (vor allem Osteuropa und Spanien) leben seit vielen Generationen – zum Teil, wie in der Slowakei oder im Burgenland, schon seit Jahrhunderten – sesshaft. Ein kleiner, kaum zu beziffernder Anteil vor allem in West- und Mitteleuropa lebt in unterschiedlichen Mischformen der Ortsfestigkeit und der in der Regel temporären Abwesenheit von einem Bezugsdomizil; es gibt feste Wohnsitze und eine oft jahreszeitlich begrenzte Erwerbsmigration. Der Anteil der „Reisenden und die Dauer der „Reise nehmen weiter ab. Heute wird der Anteil der saison-weise oder dauerhaft migrierenden Roma an der weltweiten Roma-Gesamtpopulation auf maximal 5% geschätzt. Acht mittel- und osteuropäische Länder riefen unter Mithilfe der Europäischen Union von 2005 – 2015 die „Dekade der Roma-Integration aus. Ihr Ziel war es, die Diskriminierung der Roma zu beenden und sie in Europa zu integrieren. Die Eingliederung in Schulen und eine verbesserte gesundheitliche Versorgung hat bisher noch nicht überall gegriffen. Romakinder werden oft in Sonderschulen abgeschoben, weil sie die Landessprache ungenügend beherrschen. Weltweit gibt es derzeit etwa 12 Millionen Roma und Sinti. Sie stellen in keinem Land der Welt die Bevölkerungsmehrheit dar. Die größten Gemeinschaften leben in Europa, vor allem in Südosteuropa, Ostmitteleuropa, Südwesteuropa und Russland, sowie außerhalb davon: in den USA, Brasilien und der Türkei. Quellenangaben (zum Nachlesen): www.aeiou.at www.romahistory.at e_bibliothek/roma Literaturtipps: • Ceija Stojka: Wir leben im Verborgenen. Erinnerungen einer Rom-Zigeunerin (1988) • Erich Hackl: Abschied von Sidonie (Erzählung, 1989) Joe Zawinul 2007 in FreiburgInternational anerkannter öst. Jazzmusiker, Roma; gest. 2007 Von myself Eigenes Werk, CC BY 2.5, w/index.php?curid1909963 Harri Stojka einer der bedeutendsten öst. Jazz-Musiker Sidonie Adlersburg