Arbeitsblatt: Formanalyse von Gedichten

Material-Details

Einstieg ins Analysieren von Gedichten (Theorie)
Deutsch
Leseförderung / Literatur
9. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

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620
12
06.02.2020

Autor/in

Michelle Eigenmann
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

19: Deutschsprachige Gegenwartsliteratur (1990-heute) Indianerland Mohl: Es war einmal AB 6a: Formanalyse von Gedichten Die Form eines Gedichtes ist keine blosse Äusserlichkeit, sondern in der Regel ein Mittel, durch das die Aussage eines Gedichts zur Geltung gebracht und verdeutlicht wird. 1. Die Strophenstruktur Wenn man die Form eines Gedichtes analysiert, sollte man dies immer vom Grossen ins Kleine tun. Dies bedeutet, dass man erst einmal die Gesamtheit des Gedichtes betrachtet und feststellt, ob es Einteilungen, sogenannte Strophen, besitzt und aus wie vielen Zeilen, sogenannten Versen, diese jeweils bestehen. 2. Der Reim Umgangssprachlich bezeichnet man als Reim den Gleichklang zweier oder mehrerer Wörter vom letzten betonten Vokal an. In der Literaturwissenschaft werden aber auch noch andere Formen als Reim bezeichnet. Die wichtigsten Reimformen sind: Endreim Unreiner Reim Binnenreim Schlagreim Anfangsreim Assonanz oder Halbreim Stabreim oder Alliteration Waisen der genaue Gleichklang der Versenden vom letzten betonten Vokal an, z.B. Lust – Frust nur annähernder Gleichklang, z.B. geniessen – müssen, Zeiten – Leuten Zwei oder mehrere Wörter innerhalb eines Verses reimen sich, z.B. Er lief und schlief und lachte sich schief. Spezielle Form des Binnenreims: Zwei unmittelbar aufeinander folgende Wörter reimen sich, z.B. Er schlief tief. Reim der ersten Wörter zweier Verse, z.B. Krieg! ist das Losungswort Sieg! und so klingt es fort. Gleichklang nur der Vokale vom letzten betonten Vokal der Verszeile an, z.B. In des ernsten Thales Büschen Mondenschein muss auch verblühen. Mehrere Wörter beginnen mit demselben Laut, z.B. Veni, vidi, vici. Verse, die sich mit keinem anderen Vers reimen. 3. Das Reimschema Mit dem sogenannten Reimschema beschreibt man die Abfolge der Endreime. Hierbei wird für jeden neuen Reim im Gedicht ein Buchstabe vergeben. Bsp.: „Ich wollte bei dir weilen von H. Heine (1. Strophe) Ich wollte bei dir weilen EIG, 6.8.19 1 19: Deutschsprachige Gegenwartsliteratur (1990-heute) Indianerland Mohl: Es war einmal a Und an deiner Seite ruhn; Du musstest von mir eilen; Du hattest viel zu tun. Das Zusammenspiel der Reime innerhalb einer Strophe bildet das sogenannte Reimschema. Es gibt eine ganze Menge von Reimschemata. Die gebräuchlichsten sind: aabb abab abba abcabc aabccb Paarreim Kreuzreim umarmender Reim verschränkter Reim Schweifreim Die Reimbindung innerhalb einer Strophe oder über mehrere Strophen unterstützt die innere Struktur; was inhaltlich zusammengehört, wird oft durch Reime zusammengebunden. 5. Das Versmass oder Metrum Hat man Strophen und Reimschema analysiert, wendet man sich den einzelnen Versen zu. Hier bestimmt man zunächst die betonten und unbetonten Silben – die sogenannten Hebungen und Senkungen. Die Betonung liegt im deutschen Vers auf der Stelle, auf der auch die natürliche Betonung des Wortes liegt. Das lässt sich herausfinden, indem man die Verse langsam und ev. mit gleichzeitigem Klatschen liest. Hierbei werden Hebungen mit dem Zeichen „– und Senkungen mit dem Zeichen „ markiert. Die einzelnen Hebungen und Senkungen bilden das sogenannte Metrum/Versmass und zusammen die Verszeile. Die gebräuchlichsten Metren sind: – – Trochäus (Plural: Trochäen) Jambus (Pl.: Jamben) – Daktylus (Pl.: Daktylen) – Anapäst (Pl.: Anapäste – – Hilfe, können – – Verstand, genau – – Achterbahn, himmelwärts – – Zauberei, Elefant Pausen bzw. Einschnitte innerhalb einer Verszeile bezeichnet man als Zäsur. Die Zäsur wird mit dem Zeichen „// gekennzeichnet. 6. Versanfang und -ende: Mit dem Anfang und dem Ende eines Verses bzw. dessen erster und letzter Silbe gehen Lyriker oft sehr frei um: EIG, 6.8.19 2 19: Deutschsprachige Gegenwartsliteratur (1990-heute) Indianerland Mohl: Es war einmal Manchmal beginnt ein Vers mit einer zusätzlichen, unbetonten Silbe. Diese wird dann als Auftakt bezeichnet. Endet eine Zeile mit einer Hebung, besitzt sie eine sogenannte männliche Kadenz (Versausgang). Eine Zeile, die mit einer Senkung endet, besitzt eine sogenannte weibliche Kadenz. EIG, 6.8.19 3