Arbeitsblatt: Geschichte Winterthurs

Material-Details

Winterthurer Geschichte von der Steinzeit bis in das 20. Jahrhundert
Geschichte
Schweizer Geschichte
5. Schuljahr
16 Seiten

Statistik

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957
17
13.05.2020

Autor/in

Christoph Rottmeier
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Winterthur und seine Geschichte Ro2018 Wie lange schon leben Menschen in Winterthur? Vor etwa 25 Jahren haben Archäologen in Oberwinterthur bei einer Ausgrabung Spuren eines so genannten «Grubenhauses» entdeckt. Die Forscher haben herausgefunden, dass es in der Jungsteinzeit, also vor ungefähr 500 Jahren errichtet wurde. Eineinhalb tausend Jahre später befand sich an derselben Stelle ein Kremierungsplatz, wo die Menschen ihre Verstorbenen mit Feuer bestattet hatten. Vermutlich hatten sich also bereits in der Zeit der neolithischen Revolution (du erinnerst dich?) Steinzeitmenschen unterhalb des Lindbergs niedergelassen. VITUDURUM Eine Siedlung, oder ein Dorf kann von den Archäologen aber erst für die römische Zeit nachgewiesen werden. Ganz zu Beginn unserer Zeitrechnung, vor 2018 Jahren, führte eine bedeutende grosse Fernstrasse von Arbor Felix (Arbon) am Bodensee Richtung Vindonissa (Windisch). An dieser Fernstrasse lag auch die Siedlung Vitodurum. Heute liegt genau über dieser römischen Fernstrasse die Römerstrasse in Oberwinterthur. Handwerk und Handel Die Bewohner dieser römischen Siedlung waren vor allem Kleinbauern, Handwerker und Gewerbetreibende. In Vitudurum waren zahlreiche Handwerksbetriebe ansässig: Bronzegiesser, Töpfer, Schmiede, Leimsieder, Sattler, und Schuster. Durch verschiedene Fundobjekte kann man heute weitreichende Handelsbeziehungen dokumentieren: Glas aus Oberitalien, Syrien und Ägypten, Aphoren aus Italien, Gallien und Südspanien. Auch Luxusgeschirr aus Keramik, Bronze und Stein wurde aus Italien und Gallien importiert. Ro2018 Tempel und Bad Der Kirchhügel von Oberwinterthur, etwas südlich der Römerstrasse gelegen, war das kulturelle Zentrum von Vitudurum. Hier hat man bei Ausgrabungen die Überreste eines Tempels und eines Badegebäudes gefunden. Im Jahre 294 n.Chr. wurde die römische Siedlung mit einer Schutzmauer befestigt. Eine Steinplatte erzählt auf ihrer Inschrift die Baugeschichte dieser Schutzmauer. Dieser Stein befindet sich heute im Rathaus von Winterthur. Entdeckst du auf ihm den Namen unserer Stadt? Ro2018 Die römische Siedlung Vitudurum Wir entdecken: die Fernstrasse den Tempel Einen Marktplatz mit Verkaufsständen Häuser an der Strasse Felder und Äcker Schafe Gärten hinter den Häusern Einen Ochsenkarren Viele Feuerstellen Töpfer-Öfen Einen kleinen Bach Vorratsgebäude Ro2018 Leseauftrag: Lies den Text über die Siedlung Vitudurum zuerst still für dich, und danach jemandem aus deiner Familie laut vor. Bestimmt gibt es im Text Wörter und Begriffe, die du noch nicht kennst, oder die dir nicht ganz klar sind. Unterstreiche diese Wörter und schreibe sie in die Tabelle. Wir werden die Begriffe gemeinsam Unterricht klären. Unklarer Begriff Unbekanntes Wort Erklärung Ro2018 Niederwinterthur Bis heute ist Oberwinterthur für Archäologen ein wichtiger Ort. Aber auch in der Altstadt von Winterthur ist man auf Spuren aus der späten Römerzeit und dem frühen Mittelalter gestossen. Die Ursprünge unserer Stadtkirche mitten in der Altstadt liegen in einer Holzkirche aus dem siebten oder achten Jahrhundert. Um diese Kirche hat sich langsam die Siedlung Niederwinterthur entwickelt. Die Kirche lag ziemlich genau zwischen der alten Römerstrasse und der Eulach. Dieser kleine Fluss, der von Elgg herkommend durch Winterthur fliesst und bei Wülflingen in die Töss mündet, hatte zu jener Zeit noch kein festes Bett. In vielen kleinen Bächlein schlängelte er sich durch das Tal und trat immer wieder über seine Ufer. Die Wälder um die Siedlung Niederwinterthur wurden gerodet und machten Feldern Platz. In einer Dreierfolge wurden die Felder von den Bauern bewirtschaftet. Man nennt diese Form des Ackerbaus «Drei-Felder-Wirtschaft» oder auch «Drei-ZelgenWirtschaft» (Zelge ist ein altes Wort für Feld) Diese drei Zelgen wurden abwechselnd mit Winter- und Sommergetreide bebaut und lag danach ein Jahr brach, das heisst: in diesem Jahr wurde nichts angebaut, damit sich der Boden erholen konnte. Ro2018 Die Stadt wächst Die Siedlung zwischen Eulach und der alten Römerstrasse wuchs von Jahr zu Jahr. Mehr Häuser kamen hinzu, die Strassen wurden breiter, eine Brücke führte nun über die Eulach. Die Siedlung bekam langsam das Gesicht eines Ortes. Immer mehr Menschen lebten nun in Niederwinterthur. Und weil Menschen viel Nahrung brauchen, wurden die Wälder weiter abgeholzt. So gelangte man zu Bauholz für die neuen Gebäude und zu mehr Platz für Acker- Feld- und Viehwirtschaft. Um das Jahr 1000 wandelte sich der Ort zu einem richtigen Städtchen. Wo früher noch eine einfache Holzkirche stand, wurde eine Kirche aus Stein errichtet, die bereits zwei seitliche Anbauten (Seitenschiffe) erhielt. Die Strassen bekamen eine neue Struktur. Sie wurden rechtwinklig zueinander gebaut. Diese Strassen sind nicht mehr aus Trampelpfaden zwischen einzelnen Häusern entstanden; sie wurden geplant und mit einem grossen Aufwand gebaut. Die Häuser selber wurden mehr und mehr aus Stein gebaut. Ro2018 Winterthur und die Kyburg Die Stadt entwickelte sich weiter. Gefördert und unterstützt wurde die Stadt von den Grafen von Kyburg, die ab dem 12. Jahrhundert in der Stadt das Sagen hatten. Der Förderer von Oberwinterthur war der Bischof von Konstanz. Und weil der Graf von Kyburg und der Bischof von Konstanz Streit hatten, trennten sich die beiden Pfarr-Gemeinden im Jahr 1180. Um das Jahr 1200 besass Niederwinterthur eine Stadtmauer mit einem Graben und verschiedenen Stadttoren. Dies und die planmässig angelegten Gassen und Plätzen sind wichtige Merkmale einer mittelalterlichen Stadt. Im Jahr 1264 starb der letzte Graf aus dem Geschlecht der Kyburger ohne Nachfolger zu hinterlassen. Die Stadt ging in den Besitz des mächtigen Rudolf von Habsburg über. Im Sommer des gleichen Jahres, am 22. Juni, verlieh Rudolf von Habsburg in einer Urkunde den Bewohnern der Stadt wichtige Freiheitsrechte: unter anderem das Marktrecht, eine eigene Stadtverwaltung und das Recht, das Wappen der Kyburger als Stadtwappen zu führen. Das Winterthurer Stadtwappen ist damit mit Abstand das älteste Gemeindewappen im ganzen Kanton Zürich. Ro2018 Dieses Ereignis gilt als die Geburtsstunde von Winterthur. Daher feierte die Stadt im Jahr 2014 ihr 750-Jahr-Jubiläum, und jedes Jahr, am letzten Wochenende im Juni, feiert Winterthur seinen Geburtstag: am Albanifest. Das Wappen der Kyburger in der «Zürcher Wappenrolle» (ca. 1340) Das Winterthurer Stadtwappen: «In Silber (weiss) ein roter Schrägbalken, begleitet von zwei schreitenden roten Löwen.» Ro2018 Winterthur gegen die Eidgenossen Winterthur ist nach dem Tod des letzten Kyburgers in den Besitz Rudolf von Habsburgs gefallen. Er war es, der den Winterthurern das Stadtrecht verlieh. Winterthur erhielt dadurch auch das alleinige Marktrecht im Umkreis von zwei Wegstunden (etwa 8–10 km) und ein eigenes Gericht. So wurde Winterthur also eine habsburgische Stadt. Die Habsburger waren aber die grössten Feinde der neu gegründeten Eidgenossenschaft. Immer wieder kam es zu kleineren und grösseren Scharmützeln und richtigen Schlachten zwischen den Habsburgern und den Eidgenossen. Die Stadt Zürich gehörte schon früh zur Eidgenossenschaft und die Zürcher hätten die aufblühende Stadt Winterthur gerne zu ihrem Gebiet gezählt. Doch Habsburg wollte Winterthur nicht hergeben. Im Jahr 1292 besiegten die Habsburger in der Schlacht bei St.Georgen vor den Toren der Stadt Winterthur die Zürcherischen Eidgenossen. Winterthur gehörte also lange Zeit zum habsburgischen Reich. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzung mit den Eidgenossen. Nachdem diese auch den Kanton Thurgau eroberten, war die Stadt vollständig von der Eidgenossenschaft umschlossen. Das Haus Habsburg litt in dieser Zeit immer wieder unter Geldnot und irgendwann – es war im Jahr 1467 – verpfändeten die Habsburger die Stadt Winterthur an die Stadt Zürich. Winterthur im Jahr 1642 (Die Löwen im Wappen schritten damals in die andere Richtung) Ro2018 Winterthur unter Zürcher Herrschaft Unter der Herrschaft der Zürcher behielt Winterthur zwar gewisse Freiheiten. Winterthur besass mehr Rechte als der Rest der Zürcher Gebiete. Die Stadt durfte sich immer noch selbst verwalten, hatte ein eigenes Gericht und konnten selber Steuern für ihre Stadtbewohner festsetzen. Aber sie waren doch weniger frei, als vorher. Die Verpfändung unter die Stadt Zürich behagte den Winterthurern gar nicht. Die Stadt versuchte mehrmals, sich von Zürich zu lösen und ein selbständiger Ort der Eidgenossenschaft zu werden. Wären diese Pläne geglückt, gäbe es heute vermutlich einen Kanton Winterthur! Die Herren von Zürich stellten sich jedoch entschieden dagegen. Sie behinderten die Stadt in all ihren Bemühungen sich weiter zu entwickeln. Über mehrere hundert Jahre empfanden die Winterthurer immer wieder, dass sie von Zürich aus schikaniert wurden. Landkäufe wurden von den Zürchern verboten. Auch das Marktrecht der Winterthurer und andere wirtschaftlichen Freiheiten wurden massiv eingeschränkt: Winterthur wurde der Handel und die Verarbeitung von Wolle und Seide untersagt. Winterthurer durften ihre weithin berühmten Kachelöfen nicht an Stadtzürcher verkaufen. Nach der Erfindung des Buchdrucks durfte in Winterthur weder eine Buchhandlung noch eine Druckerei gegründet werden. Die Herrschaft der Zürcher über Winterthur endete erst im Jahr 1798, als die Franzosen unter Napoleon Bonaparte die Schweiz besetzten. Winterthur wurde zum Truppenlager der französischen Armee. Winterthur wird unabhängig Das Kriegsjahr 1799 war für die Winterthurer eine grosse Belastung. In und um Winterthur lagerten und kämpften französische, österreichische und russische Truppen. Die Stadt diente den Soldaten als Unterkunft, Lazarett, Militärküche und Vorratslager. Ro2018 Nachdem der Krieg vorbei war und die französischen Soldaten wieder abgezogen waren, wurde Winterthur endlich unabhängig. Die Stadt war nicht mehr länger unter der Zürcher Herrschaft, sondern wurde eine selbständige Stadt im Kanton Zürich. Winterthur etwa im Jahr 1850 Die Schweiz im Umbruch Die ganze Schweiz war in diesen Jahren im Umbruch: die Zeit der «helvetischen Revolution» war angebrochen und brachte viele Veränderungen und Neuerungen mit sich. Gleichzeitig wurden überall in Europa viele grossartige Erfindungen gemacht, die das Leben der Menschen komplett veränderten. Die Dampfmaschinen und etwas später die Elektrizität lösten die Wasserkraft ab. Winterthur 1899 Ro2018 Die ersten Fabriken Viele Menschen waren verunsichert und diesen Erneuerungen gegenüber skeptisch eingestellt. In Winterthur gab es aber auch einige reiche Leute, die diese neue moderne Zeit sehr begrüssten. Die Familien Sulzer, Ziegler, Clais und Rieter gründeten die ersten Fabriken. 1801 wurde die Spinnerei Hard an der Töss, nördlich von Wülflingen errichtet. Kurze Zeit später folgten Sulzer und Rieter mit ihren mechanischen Werkstätten und Giessereien. Handel mit Indien und der ganzen Welt Die Familien Volkart und Reinhart betrieben Handel mit Waren aus Indien, und China vor allem mit Baumwolle. Aber auch Öle, Tee, Kaffee, Kakao, Gewürze und Kautschuk. Die «Gebrüder Volkart» verkauften dafür in Indien Produkte wie Seife oder Papier, später auch Uhren, Textilien, Maschinen und vieles mehr. Spinnerei in der Hard, Wülflingen Ro2018 Wohnungsnot Auch die beiden Fabriken Sulzer und Rieter wuchsen von Jahr zu Jahr. In Winterthur gab es immer mehr Arbeitsplätze. Viele Menschen vom Land zog es in die Stadt. Das führte zu einer Wohnungsnot in der Stadt. Die Firma Rieter erstellte darum kleine Wohnhäuser für ihre Arbeiterinnen und Arbeiter. Auch Sulzer und andere Firmen folgten diesem Beispiel. Es wurden viele Wohnungen gebaut, die den Arbeiterfamilien zu günstigen Bedingungen vermietet wurden. Die Bevölkerung der Stadt wuchs rasant! 100 000 90 000 80 000 70 000 60 000 50 000 40 000 30 000 20 000 10 000 2 000 1450 1650 1700 1800 1850 1870 1900 1920 1950 1970 1990 2010 Ro2018 Denk- und Schreibauftrag «Winterthur wächst» Die Bevölkerung Winterthurs wuchs von 1850 bis 1950 um rund 5300 Personen. Sie hat sich in diesen 100 Jahren fast verfünffacht. Überlege Dir: was muss sich in einer Stadt alles verändern, wenn plötzlich so viele Menschen in ihr wohnen. Schreibe deine Gedanken dazu auf: Ro2018 «Sigfried-Karte» Winterthur im Jahr 1881 Ro2018