Arbeitsblatt: Die Suonen

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Fachwissen
Geschichte
Gemischte Themen
7. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

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583
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26.09.2020

Autor/in

Urs Battaglia
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Die Suonen/ les bisses Das Wallis ist die trockenste Region der Schweiz. Die Talebene geht meist ohne Regen aus, weil die umliegenden Berge die meisten Niederschläge abhalten. Was also an den Walliser Talhängen nicht bewässert wurde, konnte landwirtschaftlich nicht genutzt werden. So mussten die Walliser das Wasser in den engen, steilen Tälern beim Ende der Gletscher «holen». Fast alle Suonen haben einen Eigennamen, die sich vor allem nach den landschaftlichen Gegebenheiten oder den Ortsnamen richten. Suonen sind historische, oft bereits im Mittelalter entstandene Bewässerungskanäle des Wallis. Diese bestehen aus offenen Gräben, die das kostbare und fruchtbare Wasser von den Gebirgsbächen auf die trockenen Weiden und Äcker, in die Weinberge oder auf die Obstplantagen bringen. Die Suonen gelten als ein Wahrzeichen der Walliser Landschaft. Sie wurden an steilen Hängen und in den Seitentälern errichtet. Anfangs verwendete man für die Suonen nur Stoffe, die direkt aus der Natur genommen werden konnten, also Steine, Holz und Erde. Wo es nicht möglich war, die Suone in den Stein zu schlagen oder dies mit allzu grossem Aufwand verbunden gewesen wäre, wurden oft Kanäle in die Felsen gehängt. Für die Aufhängung dieser «Kännel» (Holzkonstruktionen) hat man spezielle Techniken entwickelt. In den Felswänden verlaufen die Suonen in Holzkanälen, die zusammen mit einem Laufsteg an Balken aufgehängt sind. Die Balken sind in Löchern verkeilt, die in den Fels geschlagen sind. Später kamen Eisen und andere Metalle für Aufhängungen zum Einsatz. Der Bau von Suonen oder Bissen war häufig ein bedeutendes und gefährliches Unterfangen. Die Männer hatten einfache Werkzeuge wie Schaufel und Spitzhacke. Das Befestigen der Kännel musste oft 100 Meter über dem Abgrund passieren. Da die Suonen als Wasserversorgung für die Kulturen und Dörfer extrem wichtig waren und deren Bau und Unterhalt sehr gefährlich war, hatten die daran Arbeitenden eine wichtige Funktion und entsprechendes Ansehen in der Dorfgemeinschaft. Nicht selten stürzte ein Mann zu Tode. Gottes Los entschied, wer für den Bau der Suonen eingesetzt wurde. Priester beteten, dass die Männer wieder heil zurück kamen. Später wurden viele Suonen wegen des einfacheren Unterhalts in Röhren verlegt oder ganz aufgegeben. Heute sind viele Bissen verschwunden. Sie mussten der Modernisierung weichen. Wenn wir die Landschaft betrachten, sehen wir an gewissen Orten noch Überreste und können uns den Verlauf der Suonen vorstellen. Später entdeckte man den touristischen Wert der Suonen, was dazu führte, dass einige heute wieder offen Wasser führen. Die für den Unterhalt genutzten Pfade entlang der Leitung können als Wanderwege genutzt werden, die einfach zu begehen sind und wegen der exponierten Lage der Suonen gute Aussicht bieten, aber auch heute noch Schwindelfreiheit erfordern.