Arbeitsblatt: Theorie zum Thema

Material-Details

Theorie zum Thema "Service Learning"
Administration / Methodik
Lehr- und Lernformen
klassenübergreifend
6 Seiten

Statistik

196093
523
2
31.12.2020

Autor/in

s d
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Das „Service Learning «Service Learning (englisch für: Lernen durch Engagement, kurz LdE) ist eine Unterrichtsmethode, die gesellschaftliches Engagement von Schülerinnen und Schülern mit fachlichem Lernen im Unterricht verbinden soll. Service Learning kombiniert kognitives Lernen (learning) mit der Übernahme von Verantwortung im Schulumfeld (service). Service Learning wird für alle Altersstufen, Fächer und Schulformen als geeignet betrachtet und auch an Universitäten angewendet.» („Service Learning, 2020) Mit der Durchführung eines Projektes nach „Service-Learning leisten die Schülerinnen und Schüler einen Beitrag für das Gemeinwohl und erarbeiten gleichzeitig Lerninhalte, welche sie anschliessend anwenden. Bei diesen Projekten handelt es sich jedoch nicht um ausserschulische Aktivitäten, sondern um den Unterricht selbst. Die Schülerinnen und Schüler bewältigen tatsächlich vorhandene Aufgaben, in dem sie erlerntes Wissen der Schule in authentischen Problemkontexten anwenden. Sie kommunizieren und arbeiten mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zusammen, wodurch soziale Bindungen entstehen. All dies führt zum Erlangen von fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen (Sliwka, 2004, S. 1). Folgende Definition (Sliwka, 2004, S. 1) zeigt auf, dass es sich um eine Methode im Zentrum des pädagogischen Schulprogramm handelt, bei welcher bestimmte schulische Lernprozesse grundlegend anders organisiert werden: «Diese Projekte: reagieren auf tatsächlich vorhandene Probleme oder Herausforderungen in der Gemeinde, werden in enger Zusammenarbeit zwischen der Schule und ihren Partnern in der Gemeinde koordiniert und durchgeführt, sind an zentraler Stelle in das Schulcurriculum integriert, bieten strukturierte Möglichkeiten der Reflexion und lassen Schüler in der Schule erlerntes Wissen und Kompetenzen in authentischen Problemkontexten anwenden.» Im deutschen Sprachraum ist der Begriff „soziales Lernen verbreitet, welcher meistens für Projekte im „sozialen Sektor benutzt wird, wodurch die sozialen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. „Service-Learning dagegen geht davon aus, dass soziale Fähigkeiten nicht nur im sozialen Bereich erlernt werden können, sondern auch in kulturellen, ökologischen oder anderen Sektoren. Durch den Einsatz fürs Gemeinwohl, das Eingehen auf konkrete Bedürfnisse der Gemeinde sowie die Arbeit im Team, lernen die Schülerinnen und Schüler Verantwortung zu übernehmen. Dadurch werden vielfältige soziale sowie kognitive Fähigkeiten entwickelt (Sliwka, 2004, S. 2). Arten von Service-Learning Angeboten Je nach Gewichtung der Service- und der Learning-Komponente, werden vier Typen von Service-Learning Angeboten dargelegt (Reinders, 2016, S. 29): Beim Typ 1, „Service Learning, überragt das Lernen akademischer Inhalte (Beispiel: Umweltprojekte zur Bestimmung von Gewässergiften). Beim „Service Learning, Typ 2, steht die Unterstützung für die Gemeinde im Vordergrund und weniger das Erwerben von Wissen (Beispiel: Kinderspielplatz gestalten). „Service Learning, Typ 3, definiert die Variante, dass beide Komponenten (Service und Learning) eher unverbunden bestehen. Dabei handelt es sich eher um Kurse, bei denen diese Verbindung erstrebt werden wollte, jedoch nicht gelungen ist. Der Typ 4, „Service Learning, beschreibt die Situation, dass die Ziele beider Komponenten (Service und Learning) eng miteinander verknüpft sind und in einem ausgewogenen Verhältnis zueinanderstehen. (Beispiel: Sprachförderung für Migrantenkinder durch Pädagogik-Studierende, welche erworbene Theorien und Methoden der Sprachförderung umsetzen). Von diesen vier beschriebenen Varianten ist der Typ 4, „Service Learning, die didaktisch interessanteste Variante. (Reinders, 2016, S. 29–30) Die Qualitätsmerkmale Folgende zwei zentralen Ziele von „Service Learning werden durch das bürgerliche Engagement und das fachliche Lernen aufgezeigt (Mauz Gloe, 2018, S. 7): • «Schule und Lernkultur verändern: Schüler*innen sind beteiligt, Lernen ist handlungsorientiert, verständnisintensiv, ergibt Sinn und hat (gesellschaftliche) Relevanz. • Demokratie und Zivilgesellschaft stärken: Schüler*innen werden an bürgerschaftliches Engagement herangeführt und erwerben Sozial- und Demokratiekompetenz.» (Mauz Gloe, 2018, S. 7) Um diese Ziele zu erreichen, wurden sechs Qualitätsstandards definiert, welche für eine qualitätvolle pädagogische Umsetzung des Service-Learning entscheidend sind (Mauz Gloe, 2018, S. 8): • «Realer Bedarf: Das Engagement der Schüler*innen reagiert auf einen realen Bedarf im Stadtteil, in der Gemeinde oder der Gesellschaft. Sie übernehmen beim Engagement Aufgaben, die von allen Beteiligten als sinn- und bedeutungsvoll wahrgenommen werden. • Curriculare Anbindung: LdE ist Teil des Unterrichts und das Engagement wird mit Unterrichtsinhalten verknüpft. • Reflexion: Es findet eine regelmäßige und bewusst geplante Reflexion der Erfahrungen der Schüler*innen statt. • Schülerpartizipation: Die Schüler*innen sind aktiv an der Planung, Vorbereitung und Ausgestaltung von Service-Learning beteiligt. • Engagement außerhalb der Schule: Das praktische Engagement der Schüler*innen findet außerhalb der Schule und in Zusammenarbeit mit Engagementpartnern statt. • Anerkennung und Abschluss: Das Engagement und die Leistungen der Schüler*innen werden durch Feedback im gesamten Prozess und bei einem anerkennenden Abschluss gewürdigt.» Ablauf eines Service-Learning Projektes nach Sliwka (2004, S. 4) 1. Phase: Die Recherche Die Schülerinnen und Schüler erforschen ihre Gemeinde und definieren die wichtigsten Probleme und Herausforderungen. Sein Umfeld wahrzunehmen, sich in andere Menschen einzufühlen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen, erhält hierbei einen wichtigen Stellenwert im ganzen Projekt. 2. Phase: Die Idee In Gruppen werden anschliessend Ideen zur Lösung dieser Probleme aufgestellt. Hierbei arbeiten die Schülerinnen und Schüler in enger Zusammenarbeit mit Partnern der Gemeinde, wie zum Beispiel staatliche und zivilgesellschaftlichen Organisationen. 3. Phase: Die Planung Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrperson(en) planen ihren Arbeitsprozess und wenden dabei professionelle Instrumente des Projektmanagements an. Sie erarbeiten sich im Unterricht relevantes Wissen und Kompetenzen für ihr Projekt und wenden dieses anschliessend an. In einem authentischen Problemkontext werden diese fachlichen Inhalte direkt eingesetzt und auf ihre Anwendbarkeit überprüft. 4. Phase: Die Reflexion Jegliche Erfahrungen und der individuelle Lernprozess werden in regelmässigen Abständen durch die Schülerinnen und Schüler reflektiert. Dadurch wird ihnen ihr Lernprozess bewusst und sie erkennen ihre Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Leitfragen dafür können sein: Was ist getan worden und was wurde erreicht? Was haben sie über sich selbst, die anderen, die Inhalte gelernt? Haben sie erreicht, was sie erreichen wollten? Wenn nein, warum? (Sliwka, 2004, S. 4) 5. Phase: Das Feedback Zur Unterstützung der Reflexion dient das formative Feedback, welches die Schülerinnen und Schüler von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern, den Lehrpersonen, den externen Partnerorganisationen und den Menschen, für welche sie arbeiten, erhalten. Dadurch wird ihnen ermöglicht, ihr Selbstwahrnehmung zu konkretisieren und zu lernen, sich selbst einzuschätzen. Geschichte des „Service Learnings Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden erste Züge des „Service-Learning ersichtlich. Der Leitgedanke des amerikanischen Pädagogen und Psychologen John Dewey war, «dass eigene Erfahrungen die wichtigste Grundlage für Lernprozesse darstellen» (Reinders, 2016, S. 32). Ausserdem erwähnt Dewey, dass die demokratische Teilnahme durch eine aktive Partizipation an gesellschaftlichen Handlungen erlernt werden kann. Diese Gründe unterstützen die Idee, „Service Learning in Schulen und Hochschulen einzuführen (Reinders, 2016, S. 32). Die Ursprungidee des „Service Learning kommt aus der US-amerikanischen Tradition das Lernen durch Erfahrungen zu ermöglichen (Reinders, 2016, S. 21). Im 20. Jahrhunderts begann sich «eine Kultur der Kooperation zwischen Schulen und Gemeinden („community)» zu entwickeln. Den Amerikanern ist die Verknüpfung eines engagierten Handelns für das Wohl der Allgemeinheit und das projektartige Lernen, welches den Gemeinden von Nutzen sein kann, sehr wichtig (Sliwka, 2004, S. 5). Bereits damals erwähnte der amerikanische Pädagoge und Psychologe John Dewey den Zusammenhang zwischen „community, das englische Wort für „Gemeinde und „communication. Denn die entstehende Kommunikation des Service Learning zwischen der Schule und der Gemeinde ist zentral (Sliwka, 2004, S. 5). Der Begriff „Service Learning kam erst Mitte der 1960er Jahre auf. Nur einzelne Schulen und Hochschulen verfolgten das Projekt und ermöglichten einzelnen Gruppen „Service Learning. Es gab auch noch kein einheitliches Projekt. Erst ab Mitte der 1980er Jahre verbreitet sich das Konzept des Service-Learnings in Nordamerika (Reinders, 2016, S. 22 f). In den frühen 90er Jahren wurden in Amerika verschiedene Gesetze zum Einbezug von „Service Learning in den Schulen eingeführt. Dies hatte zur Folge, dass das „Service Learning öffentlich und privat unterstützt und gefördert wurde. Die Angebote breiteten sich immer mehr aus (Reinders, 2016, S. 22 f). Ausserdem wurde in den 90er Jahre die Definition von „Service-Learning vereinheitlicht und Qualitätsmerkmale wurden formuliert (Reinders, 2016, S. 22 f). Das „Service-Learning wurde genau definiert und Schulen und Hochschulen erhielten so eine bessere Legitimationsgrundlage (Sliwka, 2004, S. 6). Da Projekte des „Service Learning nun legitimiert und von der Öffentlichkeit finanziell unterstützt werden, wurde das „Service Learning in den Lehrplänen aufgenommen und Bildungsziele neu definiert (Sliwka, 2004, S. 7). Die Wirkung von „Service Learning Wirkung auf die Persönlichkeitsentwicklung von Schülerinnen und Schüler Die grösste Wirkung von „Service Learning sind positive Effekte auf die sozialen Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler und auf ihre persönlichen Eigenschaften (Sliwka, 2004, S. 9). In „Service Learning Projekten sind Kinder mit realen Problemen der Welt beschäftigt. Es ermöglicht den Schülerinnen und Schülern Kontakte zu knüpfen, mit fremden Menschen zu kommunizieren und zu kooperieren. Diese Zusammenarbeit verbessert die sozialen Kompetenzen der Kinder. Ausserdem verbessert sich laut verschiedenen Studien die Kommunikationsfähigkeit mit Erwachsenen. Die Kinder müssen in solchen Projekten Verantwortung übernehmen, was sich in einem gesteigerten Verantwortungsbewusstsein für ihre Mitmenschen zeigt (Sliwka, 2004, S. 10) (Mauz Gloe, 2018, S. 13). Mit „Service Learning kann gezielt Einfluss auf die Wertebildung und die Wertvorstellung von Schülerinnen und Schülern genommen werden. Bei „Service Learning Projekten kommen die Kinder mit sozialen Kontexten in Berührung, welche für sie nicht alltäglich sind. Dies kann eine Veränderung ihrer eigenen Wertvorstellung bewirken (Reinders, 2016, S. 72). Studien haben bewiesen, dass Schülerinnen und Schüler, die sich mit „Service Learning Projekten engagierten, auch im erwachsenen Alter bereit sind, sich sozial zu engagieren (Reinders, 2016, S. 73). Kann mit unterstützungsbedürftigen Menschen in Kontakt getreten werden, kann das helfen, Vorurteile und Rassismus abzubauen (Reinders, 2016, S. 77). Die Vielfalt der Lebensweisen und Kulturen der Menschen werden geschätzt und respektiert (Mauz Gloe, 2018, S. 16). Studien haben belegt, dass Kinder, die in „Service Learning Projekten engagiert waren, ungezwungener mit Menschen einer anderen Herkunft umgehen (Sliwka, 2004, S. 10). Laut einer Studie nimmt auch die Empathie Fähigkeit von Kindern, die in „Service Learning Projekten teilnahmen, zu (Reinders, 2016, S. 77). Auch moralischen und ethischen Fragen wird ein ausgeprägteres Bewusstsein entgegengebracht (Sliwka, 2004, S. 10). Weitere Studien zeigen, dass „Service Learning Projekte Kinder in ihrer Berufswahl unterstützen können. Verschiedene berufliche Möglichkeiten werden den Schülerinnen und Schüler bewusst (Sliwka, 2004, S. 10). Wirkung auf den Lernerfolg von Schülerinnen und Schüler Studien zeigen auf, dass vor allem bei akademischen Merkmalen, wie die Lernmotivation und der Lernerfolg von Schülerinnen und Schüler, welche „Service Learning Erfahrungen hatten, grösser sind, als bei Kindern, die nie an „Service Learning Projekten beteiligt waren (Reinders, 2016, S. 55). Wirkung auf die Lehrpersonen und die Schule Schulen, die mit „Service Learning arbeiten, treten automatisch in Kontakt mit ihrer Umgebung. Dies verhindert eine Abkopplung der Schule von ihrer Umwelt und kann zu einer engeren Beziehung mit der Gemeinde führen. Ausserdem ermöglicht „Service Learning der Schule ein Netzwerk aufzubauen, von welchem zu späteren Zeitpunkten wieder profitiert werden kann (Sliwka, 2004, S. 11, 12). Lehrpersonen, die nicht an ihrem Arbeitsort wohnen, erhalten die Chance ihren Arbeitsort besser kennenzulernen und einen Einblick in die Gemeinde zu erhalten. Zusätzlich lernen sie lokale Bedingungen kennen und können ihren Unterricht an die Bedürfnisse der Kinder anpassen (Sliwka, 2004, S. 10). Einige Studien haben erwiesen, dass die Freude und die Zufriedenheit der Lehrpersonen am Unterrichten steigen, wenn sie sich an „Service Learning Projekten beteiligen (Sliwka, 2004, S. 11). Wirkung auf die Gemeinden „Service Learning Projekte können zu einem engen und vernetzten Verhältnis der Bevölkerung beitragen. Menschen aus unterschiedlichen sozialen Gruppen finden zueinander und tauschen sich aus. Schulen können mit solchen Projekten lokale Probleme angehen und zur Lösung beitragen. Ausserdem haben amerikanische Studien gezeigt, dass das Verantwortungsbewusstsein der Schülerinnen und Schüler gegenüber der Gemeinde steigt und Vandalismus abnimmt. Auch die Aktivität der Kinder in der Gemeinde nimmt zu (Sliwka, 2004, S. 12). Demokratiekompetenz Schulen haben die Aufgabe, das Verständnis für Demokratie und soziale Gerechtigkeit zu fördern. Ausserdem sollen Kinder einen verantwortungsvollen und respektvollen Umgang mit ihren Mitmenschen haben (Amt für Volksschule des Kantons Thurgau, 2016a, S. 20). Mit „Service Learning können Kinder für ein demokratische Engagement begeistert werden, in dem sie in Projekten Verantwortung und Mitgestaltung übernehmen und diese bewusst reflektieren (Mauz Gloe, 2018, S. 6). Schülerinnen und Schüler können mit Hilfe von „Service Learning Projekten eine Sensibilität für Probleme in der eigenen Gemeinde aufbauen. Ausserdem nehmen die Kinder vermehrt an gesellschaftspolitischen Aktivitäten teil (Mauz Gloe, 2018, S. 11).