Arbeitsblatt: Ständegesellschaft im Mittelalter

Material-Details

Bei der Stunde des Unterrichtsbesuchs handelt es sich um die 9. Stunde der Reihe über die bäuerliche Lebenswelt im Mittelalter. Das Dokument beinhaltet die Planung, Durchführung und Reflexion des Unterrichtsvorhabens.
Geschichte
Mittelalter
8. Schuljahr
30 Seiten

Statistik

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2429
36
16.01.2021

Autor/in

Vanessa Wollermann
Land: Deutschland
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Gliederung Längerfristige Unterrichtszusammenhänge 3 1. Thema des Unterrichtsvorhabens 3 2. Didaktische Überlegungen zum Unterrichtsvorhaben 3 2.1. Legitimation des Unterrichtsvorhabens . 3 2.2. Sachanalyse 4 3. Aufbau des Unterrichtsvorhabens 5 Schriftliche Planung der Stunde 7 1. Thema der Stunde . 7 2. Stundenziel . 7 3. Didaktische Überlegungen zur Stunde . 7 3.1. Schwerpunktsetzung und Reduktion . 7 3.2. Verortung in der fachdidaktischen Theorie 8 3.3. Maßnahmen zur Differenzierung und individuellen Förderung 9 4. Methodische Entscheidungen und ihre Begründungen 9 5. Verlaufsplan . 11 Reflexion 12 1. Schwierigkeiten bei der Planung . 12 2. Bewährte Entscheidungen 13 3. Beobachtungen am Schüler*innenverhalten und Rückschlüsse auf meinen Unterricht 14 4. Beobachtungen an meinem Verhalten . 15 5. Rückmeldungen seitens der Beobachterinnen 15 6. Insgesamt: Erfahrungen mit dem Geschichtsunterricht im Praxissemester . 16 Anhang 18 1. Literaturverzeichnis 18 2. Unterrichtsmaterialien: Arbeitsblätter und Quellen . 20 1 Längerfristige Unterrichtszusammenhänge 1. Thema des Unterrichtsvorhabens Das Unterrichtsvorhabens thematisiert die bäuerliche Lebenswelt im Mittelalter. Die von mir gehaltene Unterrichtsstunde wird die 9. Stunde dieser Reihe sein. 2. Didaktische Überlegungen zum Unterrichtsvorhaben 2.1. Legitimation des Unterrichtsvorhabens Das Thema des Unterrichtsvorhabens legitimiert sich in erster Linie durch den Kernlehrplan für Gymnasien in Nordrhein-Westfalen. Das Inhaltsfeld 4 „Europa im Mittelalter benennt als zweiten von drei Schwerpunkthemen die „Lebenswelten in der Ständegesellschaft.1 Im Zusammenhang mit der Sachkompetenzerwartung steht das „Beschreiben wichtiger Gruppen in den jeweiligen Gesellschaften, ihrer Funktionen, Rollen und Handlungsmöglichkeiten.2 In dem hier vorliegenden Unterrichtsvorhaben betrifft es somit die mittelalterliche Ständegesellschaft. Zudem sollen die SuS in diesem Inhaltsfeld im Bereich der Urteilskompetenz die mittelalterliche Gesellschaftsordnung im Vergleich zur heutigen Gesellschaftsordnung beurteilen. Trotz der verhältnismäßig wenigen Zeit, die für das Inhaltsfeld „Europa im Mittelalter zur Verfügung steht, ist es wichtig, das Thema „Lebenswelten in der Ständegesellschaft zu behandeln, da die Ständegesellschaft in den späteren Jahrgängen, zum Beispiel bei der Behandlung der Aufklärung und der Französischen Revolution erneut relevant wird. Ferner ist die mittelalterliche Ständeordnung exemplarisch gut geeignet, um sie vergleichend mit unserer heutigen Gesellschaftsordnung zu kontrastieren und so die Veränderung in der Geschichte zu verdeutlichen.3 Durch den Vergleich mit unserer heutigen Gesellschaftsordnung ist der Gegenwartsbezug gegeben. Angestrebt ist, dass die SuS erkennen, dass die heutige Gesellschaftsordnung die Freiheit sowie die Wahlmöglichkeiten des Einzelnen stärker respektiert. 1 2 3 ium_g8/gym8_geschichte.pdf, S. 27. Ebd. S. 24. Vgl. ebd. S. 25: Sachkompetenz: „beschreiben wesentliche Veränderungen und nehmen einfache Vergleiche zwischen ‚früher und ‚heute sachgerecht vor. 2 2.2. Sachanalyse Die Ständegesellschaft repräsentiert die mittelalterliche Gesellschaftsordnung. Die Vorstellung einer dreigeteilten Gesellschaft zog sich über das Ende des Mittelalters hinaus bis in die Frühe Neuzeit.4 Eine erste Erwähnung der Ständegesellschaft findet sich im 9. Jahrhundert, die drei klassischen Komponenten oratores (Kleriker), bellatores (Krieger) und laboratores (Arbeiter) werden zu Beginn des 11. Jahrhunderts erstmals erwähnt. Der klerikale Stand war vor allem durch das Gebet charakterisiert und sollte dadurch für das Seelenheil der Menschen sorgen. Durch die berufsmäßige Ausübung des Gebets sollte die Hilfe Gottes gewährleistet werden.5 Der Klerus gilt allgemein als der Erste Stand ihm gehörten mit etwa 1 Prozent der Bevölkerung alle Geistlichen an. Zum Zweiten Stand werden im Allgemeinen die Adeligen gezählt. Der Ausdruck bellatores (Krieger) ist im Zusammenhang mit der Herausbildung des Ritterstandes innerhalb der weltlichen Aristokratie zu sehen, der dem Stand auch eine kriegerische Funktion zuspricht. Dementsprechend sind die Aufgaben des Zweiten Standes das Herrschen, Kämpfen und Verwalten sowie der Schutz der Bevölkerung vor Feinden. Der Adel, zu dem 2-3 Prozent der Bevölkerung gezählte wurde, genoss im Mittelalter besondere Vorrechte. Die restliche Bevölkerung bildete den Dritten Stand, dessen Aufgabe es war, die anderen beiden Stände mit Gütern wie Lebensmitteln und Kleidung zu versorgen und ihnen zu dienen. Daraus ergibt sich die Hauptaufgabe des Dritten Standes, das Arbeiten. Der Dritte Stand war hauptsächlich agrarisch geprägt und bestand aus zum größten Teil unfreien Bauern. Das Ständesystem ist aus heutiger Sicht ein statisches System. Ein Wechsel zwischen den Ständen war nicht unmöglich6, aber unüblich. Normalerweise blieb der Einzelne in dem Stand, in den er hineingeboren wurde. Die christlich geprägte Bevölkerung sah die gesellschaftliche Ordnung als gottgegeben an. Die Einteilung in Stände beeinflusste das Leben des Einzelnen insoweit, als dass die Kleiderordnung und die Wahl der Berufsausübung vorgeschrieben wurde und man zum Beispiel auch nur innerhalb seines Standes heiraten konnte. Die Ständeordnung veränderte sich im Mittelalter durch das Aufkommen der Städte, da mit dem aufkommenden Bürgertum eine weitere Schicht hinzukam. 4 5 6 Vgl. Hilsch: Das Mittelalter, S. 17. Vgl. Le Goff: Bemerkungen zur dreigeteilten Gesellschaft, S. 409-411. Durch eine Weihe oder einen Eintritt ins Kloster konnte man in den klerikalen Stand wechseln. 3 3. Aufbau des Unterrichtsvorhabens Phasen des Vorhabens und Themen 1. Was weißt du über das Mittelalter? – Brainstorming zur Einführung 2. Ein Leben ohne Facebook, Fernsehen, WhatsApp Co.? – Was wussten die Menschen im Mittelalter voneinander? 3. Das Bett mit einer Ziege teilen? – Die Wohnverhältnisse der Bauern im Mittelalter 4. /5./6. Ein Leben ohne Supermarkt und Pizzataxi? – Von der Hand in den Mund: Der harte Arbeitsalltag der Bauern im Mittelalter 7./8. Arbeiten für andere? – Die Bauern werden unfrei 9. Alle Menschen sind gleich, oder nicht? – Die Ständegesellschaft im Mittelalter Didaktische Schwerpunktsetzung Die SuS nennen im Plenum mit Hilfe eines Brainstormings ihr Wissen zum Mittelalter. Im Anschluss wird versucht, das Mittelalter und seine Phasen in den Ablauf der Zeitepochen einzuordnen. Die SuS erarbeiten anhand eines Sachtextes in Einzelarbeit die Bevölkerungsverteilung im Mittelalter. Sie stellen anhand dieses Textes Vermutungen über den geographischen Lebensradius des einzelnen Menschen und die Kommunikationsmöglichkeiten an. Abschließend vergleichen sie diese mit ihrer eigenen Lebenswelt. Anhand einer kurzen Phantasiereise erfahren die SuS, wie sich das Leben in einem mittelalterlichen Bauernhaus gestaltete. In einem anschließenden Unterrichtsgespräch sowie dem gemeinsamen Lesen eines kurzen Informationstexts beurteilen die SuS die Wohnverhältnisse. Die SuS erkennen in einem Einstiegsgespräch, dass die heutige Beschaffung von Nahrungsmitteln aufgrund von Supermärkten, Imbiss und Lieferservice sehr einfach ist. In der ersten und zweiten Stunde der auf drei Unterrichtsstunden angelegten Gruppenarbeit erarbeiten die SuS arbeitsteilig die Aspekte „Bäuerlicher Jahreskalender, „Alltag, „Aufgaben der Frauen, „Erziehung der Kinder und deren Aufgaben, „Probleme der Landwirtschaft: erforderliche Neuerungen sowie die „Vorteile der Dreifelderwirtschaft. In der darauffolgenden Stunde präsentieren die SuS ihre Arbeitsergebnisse am OHP. Anhand eines fiktiven Gesprächs zwischen zwei Bauern wird die Thematik des Frondienstes thematisiert. In einer Partnerarbeit erarbeiten die SuS einen Sachtext sowie 3 Quellen zur Thematik und lernen die positiven und negativen Konsequenzen der Unfreiheit kennen. In einer abschließenden Fischbowl – Diskussion sollen die SuS in einem fiktiven Treffen der Dorfgemeinschaft argumentieren, ob die Dorfgemeinschaft in die Grundherrschaft des nahegelegenen Klosters wechseln sollte. Durch eine fiktive „aktuelle Bekanntmachung werden die SuS mit der Thematik der Ständegesellschaft konfrontiert. Im Anschluss erarbeiten sie in einem Gruppenpuzzle anhand von Informationsund Quellentexten arbeitsteilig die verschiedenen Aspekte der mittelalterlichen Ständegesellschaft. In einem Abschlussgespräch im Plenum sollen die 4 10. „Bauer sucht Frau Co. – Wie wird der Bauer heute gesehen? SuS die Ständegesellschaft beurteilen und mit der heutigen Gesellschaftsordnung vergleichen. Die SuS untersuchen in einem Unterrichtsgespräch das Bild, das sie selbst heute von dem Berufsstand der Bauern haben. Abschließend vergleichen sie dieses in einer Partnerarbeit mit dem mittelalterlichen Bauern. Unterrichtsgestaltung zur Entwicklung der Kompetenzen Methoden und Maßnahmen zur Differenzierung Konkretisierte Kompetenzerwartungen7 Sachkompetenz Die SuS lernen zunächst den konkreten Lebensraum und die Aufgaben der Bauern kennen und ordnen den Stand der Bauern in die Gesellschafts- und Hierachieordnung des Mittelalters ein. Die SuS können sich mit der Lebenswelt der Bauern im Mittelalter auseinandersetzen und vergleichen sie sachgerecht mit ihrer heutigen Lebenswelt. Methodenkompetenz Die SuS entnehmen Verfassertexten und Die SuS können sich grundlegend mit zeitgenössischen Quellen die Informamittelalterlichen Quellentexten ausein- tionen, die für die Aufgabenstellungen relevant sind. andersetzen. Die leistungsstärkeren SuS befassen sich mit Quellentexten, während sich die im Textverständnis etwas schwächeren SuS mit Informationstexten beschäftigen. Es gibt entsprechende Glossare; für SuS mit Quellentexten stehen zudem Interpretationshilfen zur Verfügung. Für diejenigen SuS, die schneller mit den Aufgaben fertig sind, gibt es eine weiterführende Frage auf dem Arbeitsblatt. Urteilskompetenz Anhand einer kurzen Phantasiereise und fiktiven Gesprächen beurteilen die SuS auf Grundlage ihrer Kenntnisse den Alltag der Bauern und ihre Lebensbedingungen im Mittelalter. Die SuS können Interessen der Bauern im Mittelalter nachvollziehen, ihre Möglichkeiten und Grenzen verdeutlichen und sich beurteilend dazu äußern. Handlungskompetenz Anhand einzelner Aspekte (zum Beispiel Die SuS können auf der Grundlage ihres Frondienst) versetzen sich die SuS in die Wissens über die bäuerliche Lebenswelt Person eines/einer mittelalterlichen im Mittelalter Rollen in Spielsituationen Bauerns/ Bäuerin. sachgerecht nachgestalten. 7 Vgl. Kernlehrplan S. 24-26. 5 Schriftliche Planung der Stunde 1. Thema der Stunde: Alle Menschen sind gleich, oder nicht? Die Ständegesellschaft im Mittelalter. 2. Stundenziel Die SuS sollen durch das Einstiegsbild erkennen, dass es im Mittelalter eine dreigeteilte Gesellschaftsordnung gab und anschließend erläutern, durch welche Begründung das mittelalterliche Ständewesen legitimiert wurde. Darüber hinaus ist es Ziel der Stunde, dass sie sowohl die Vertreter der einzelnen Stände als auch ihre Zuständigkeits- und Aufgabenbereiche erarbeiten und diese benennen. Schließlich erläutern die Lernenden die Konsequenzen, welche die feste Trennung der Stände mit sich brachte. Ein weiteres Ziel ist es, dass die SuS die mittelalterliche Gesellschaftsordnung beurteilen und diese mit unserer heutigen Gesellschaftsordnung vergleichen. Hierbei sollen sie versuchen zu erkennen, welche Konsequenzen eine Ständeordnung für unsere Gesellschaft und sie selbst haben würde. 3. Didaktische Überlegungen zur Stunde 3.1. Schwerpunktsetzung und Reduktion Durch eine fiktive „aktuelle Bekanntmachung und eine Bildquelle werden die SuS mit der Thematik der Ständegesellschaft konfrontiert. Im Anschluss erarbeiten sie in einem Gruppenpuzzle anhand von Informations- und Quellentexten arbeitsteilig die verschiedenen Aspekte der Ständegesellschaft im Mittelalter. In einem Abschlussgespräch im Plenum sollen die Lernenden sie beurteilen und mit der heutigen Gesellschaftsordnung vergleichen. Da die mittelalterliche Gesellschaftsordnung befremdlich für die SuS sein könnte, habe ich als Einstieg in die Stunde mit einem aktuellen Bezug begonnen und das Thema Ständegesellschaft in sechs elementare Unterthemen aufgeteilt: Definition Ständegesellschaft, der Klerus und seine Aufgaben, der Adel und seine Aufgaben, der Bauernstand und seine Aufgaben, die Folgen der Ständeordnung sowie die mittelalterliche Legitimation der Ständegesellschaft. Diese sind meines Erachtens die Grundlage des Wissens über die Thematik und elementar zum Verstehen. Zudem sind den SuS die Lebenswelten der ersten beiden Stände noch nicht bekannt, so dass ein umfangreicher Informationstext sie überfordern könnte. 6 Ein weiterer Punkt der Reduktion ist der Zeitfaktor. Die SuS sollen in der Lage sein, die Aufgabenstellung in etwa 10-15 Minuten bearbeiten zu können. 3.2. Verortung in der fachdidaktischen Theorie Als didaktische Grundlage für den Mittelalterunterricht eignet sich die Ständemodell, da es für das Verständnis des Mittelalters ein Gesellschaftsmodell liefert, dessen Geltung weit über das Mittelalter hinausgeht. Es kann zu einer didaktischen Leitfigur werden, weil es anschaulich und einprägsam ist. Zugleich gestattet es verschiedene Perspektivierungen, die bis in die Phase der Ständekritik im Vorfeld der Französischen Revolution reichen. Das Modell ist somit nicht nur epochenspezifisch, sondern, wie es der Bildungsplan vorsieht, epochenübergreifend angelegt. Denn die ständische Gesellschaft bleibt „in ihrer Grundstruktur bis ins 18. Jahrhundert hinein erhalten8 Auch die frühneuzeitliche Gesellschaft begriff sich als eine Ständegesellschaft. Zur Beantwortung der Frage nach Bedeutsamkeit eines Unterrichtsinhalts hat die Geschichtsdidaktik viele Punkte der „kritisch-konstruktiven Didaktik von Wolfgang Klafki übernommen: Um den Bildungswert eines Inhaltes bewerten zu können, formulierte er sieben Grundfragen (1. Exemplarische Bedeutung, 2. Gegenwartsbedeutung, 3. Zukunftsbedeutung, 4. Struktur des Inhalts, 5. Unterrichtliche Zugänglichkeit).9 Um Allgemeinbildung zu erreichen, fordert KLAFKI zudem eine Orientierung an den Kernproblemen unserer Gegenwart und vermeintlichen Zukunft, die er als epochaltypische Schlüsselprobleme bezeichnet.10 Zu diesen zählen unter anderem auch gesell-schaftliche Ungleichheiten und Demokratisierung. Diese Probleme werden relevant, wenn im Geschichtsunterricht die Ständegesellschaft im Mittelalter behandelt wird. Das mittelalterliche Ständemodell provoziert die Frage, wie sich denn unsere moderne Gesellschaft im Gegensatz zur mittelalterlichen darstellen ließe. Das heißt: Der Gegenwartsbezug in der Stunde soll dadurch deutlich gemacht werden, dass die SuS die Auswirkungen einer Ständegesellschaft in der heutigen Zeit versuchen zu erkennen und daraufhin unsere demokratische Gesellschaftsordnung beurteilen. Gleichzeitig wird anhand des Ständemodells deutlich, dass die Beurteilung historischer Phänomene ganz unterschiedlich ausfallen kann: zum einen haben wir die Selbstwahrnehmung der Gesellschaften, zum anderen unser Urteil über sie.11 Die SuS könnten in 8 9 10 11 Von Dülmen: Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit, S. 214. Klafki: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik, S. Ebd. S. 56. Vgl. Oexle: Die funktionale Dreiteilung, S. 20. 7 der Ständeordnung eher ein System sozialer Ungleichheit, Abhängigkeit und Unfreiheit sehen. Auch BERGMANN thematisiert den Gegenwarts- und Zukunftsbezug im Geschichtsunterricht und nennt als Ziel, dass die SuS eine bessere Orientierung für ihre Gegenwart, sowie auch „Klugheit und Weisheit für die Zukunft erlernen.12 3.3. Maßnahmen zur Differenzierung und individuellen Förderung Bezüglich einer Differenzierung werden die Gruppen so aufgeteilt, dass sich die leistungsstärkeren SuS mit den Quellentexten und die im Textverständnis etwas schwächeren SuS mit den Informationstexten befassen. Diese Entscheidung begründet sich vor allem durch den Zeitrahmen und aus der Methode des Gruppenpuzzles, bei dem später die in den Expertengruppen erarbeiteten Ergebnisse den anderen vorgestellt werden müssen. Darüber hinaus wird es für alle SuS entsprechende Glossare geben; in denjenigen Gruppen, die sich mit den Quellentexten beschäftigen, stehen zusätzliche Interpretationshilfen zur Verfügung. Für den Fall, dass eine Gruppe am Ende eher mit dem Vorstellen der Expertengruppenergebnisse fertig ist, habe ich eine weiterführende Frage auf das Arbeitsblatt geschrieben, die auf die Ergebnissicherungsphase hinarbeiten soll. 4. Methodische Entscheidungen und ihre Begründungen Der Einstieg in das Thema wird eine fiktive Bekanntmachung in der Zeitung machen. Durch einen regionalen Bezug soll die Lebenswelt der SuS angesprochen werden. Zudem soll der Inhalt die SuS irritieren, da die vorgeschlagene Einteilung der heutigen Gesellschaft vom Bekannten der SuS abweicht und auch neugierig auf das Thema machen soll. Die Entscheidung, den Einstieg mit einem Bild zu beginnen, liegt darin begründet, dass ich eine Grundlage für die darauffolgende Gruppenarbeit schaffen möchte. Zudem soll das Bild die Dreiteilung der Gesellschaft problematisieren. Des Weiteren wird die Methodenkompetenz der Bildbeschreibung angesprochen.13 Ich habe mich für eine kooperative Methode entschieden, um das Thema zu erarbeiten. Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass das Thema eher theoretisch ist und es meiner Meinung nach sinnvoll ist, es in mehrere Teilbereiche zu reduzieren, um eine 12 13 Bergmann: Der Gegenwartsbezug im Geschichtsunterricht, S. 64. Vgl. Schneider, Pandel: Medien, S. 241-243. 8 kognitive Überforderung aufgrund vieler Aspekte zu vermeiden. Grundsätzlich eignen sich kooperative Lernformen, um soziale Kompetenzen wie beispielsweise Teamfähigkeit zu fördern, aber auch die Fähigkeit zum selbstständigen Arbeiten.14 Als Methode habe ich mich für eine reduzierte Variante des Gruppenpuzzles entschieden. Aus Zeitgründen habe ich im Vorfeld die Klasse in Expertengruppen eingeteilt. Dabei habe ich darauf geachtet, dass die Gruppen ungefähr gleich leitungsstark sind. Die SuS werden, ebenfalls aus Zeitgründen, direkt mit der Phase der Expertengruppen starten. Die Expertengruppen werden eine Größe von vier bis fünf SuS haben, so dass ein produktives Arbeiten noch gewährleistet ist. Zudem wird jedes Gruppenmitglied dazu angeleitet, sich an der Arbeit zu beteiligen, da es das Ergebnis in der nächsten Gruppenphase an die Mitglieder der Stammgruppe (die in dem Fall ja keine ist) vortragen muss. In der nächsten Phase sollen die SuS sich in die neuen Gruppen begeben. Dies geschieht dann nach dem Zufallsprinzip, die jeweiligen Arbeitsblätter habe ich im Vorfeld durch Buchstaben gekennzeichnet. Hier sollen die einzelnen „Experten die Ergebnisse der vorherigen Gruppenphase vorstellen, die restlichen Gruppenmitglieder sollen auf dem vorbereiteten Arbeitsblatt ergänzen, das so auch gleichzeitig der Ergebnissicherung dient.15 Die abschließende Plenumsphase dient dazu, dass die SuS die neugewonnenen Kenntnisse über die Ständeordnung bewerten und sie vergleichend mit unserem heutigen Gesellschaftssystem beurteilen. 14 15 Vgl. Kühberger, Windischbauer: Individualisierung und Differenzierung im Geschichtsunterricht, S. 30. Adamski, Peter, Gruppen- und Partnerarbeit im Geschichtsunterricht. Historisches Lernen kooperativ, S.110-114. 9 5. Verlaufsplan Phase/Uhrzeit Einstieg Geschehen im Unterricht 10:40 – 10:45 (5 Minuten) Erarbeitung 10:45 – 10:50 (5 Minuten) 10:50 – 10:55 (5 Minuten) Erarbeitung II 10:55 – 11:15 (20 Minuten) Ergebnissicherung 11:15 – 11:25 (10 Minuten) Sozialform Materialien Medium Begrüßung der Anwesenden Plenum zeigt den Schülern die fiktive Bekanntmachung und liest sie ihnen vor, fragt die SuS, was sie davon halten SuS äußern, dass sie die Einteilung der Gesellschaft in unterschiedliche Gruppen, die nicht „gleichwertig sind, nicht für richtig heißen Fiktive Bekanntmachung einer Zeitung Unterrichtsgespräch legt Folie auf den OHP und lässt diese von den SuS Plenum beschreiben, die SuS äußern ihre Eindrücke und stellen fest, dass die Gesellschaft aus drei Ständen bestanden hat. erläutert den SuS das weitere Vorgehen und die Gruppenpuzzlemethode Die SuS richten die Tische ein, gehen in die vorgegebenen Gruppen, verteilt die Arbeitsunterlagen Bildquelle OHP Die SuS bearbeiten in den Expertengruppen die Gruppenarbeit jeweiligen Aufgabenstellungen in Form des erläutert noch einmal kurz das weitere Vorgehen Gruppenpuzzles Die SuS setzen sich in den Stammgruppen zusammen und besprechen die jeweiligen Gruppenergebnisse, tragen die fehlenden Kästen auf dem AB ein. Arbeitsblätter, Glossare, Interpretationshilfen AB Nach der Gruppenphase sollen die SuS das Ständesystem beurteilen, es auf die Gegenwart beziehen und unser System mit dem des Mittelalters vergleichen. 10 Plenum Unterrichtsgespräch Reflexion Am Ende dieser Unterrichtsstunde wollte ich zusammen mit den SuS erreichen, dass sie sich mit der Thematik der Ständegesellschaft auseinandergesetzt haben. Sie sollten die verschiedenen Aspekte der mittelalterlichen Ständegesellschaft zunächst erarbeiten, anschließend beurteilen und zuletzt mit der heutigen Gesellschaftsordnung vergleichen. 1. Schwierigkeiten bei der Planung Zu Beginn meiner Unterrichtsplanung stand ich zunächst vor der Frage, was die SuS am Thema „Ständegesellschaft im Mittelalter besonders interessieren könnte. Wichtig in meiner Vorbereitung war es mir, sinnvolle Zusammenhänge zwischen Inhalt, Methoden, Medien und Zielen unter dem Blickwinkel der Lernvoraussetzungen der SuS zu erarbeiten. Von diesen Erwartungen an mich ausgehend versuchte ich, einen motivationsfördernden Einstieg zu finden. Jedoch stellte ich schnell fest, dass es nicht der richtige Weg sei, zunächst einen Einstieg zu planen und alles andere darauf aufzubauen. Hierbei könnte die Gefahr entstehen, einen Einstieg zu wählen, der mit dem Rest der Stunde nicht optimal zusammenpasst. Da er sich aber auf den Kern der Stunde beziehen soll, entschied ich, meinen Unterricht von innen nach außen zu planen, wobei der Einstieg erst am Schluss kommt. Rückblickend konnte ich somit für mich selbst feststellen, dass ich die Reihenfolge meiner Planung nicht zielgerichtet bedacht hatte. Ein weiteres Problem, an das ich auch künftig arbeiten muss, ist mein Zeitmanagement – sowohl im Hinblick auf meine Zeit, die ich für meine Vorbereitung brauche, als auch auf den Unterricht selbst: Ich hatte den Eindruck, überaus lange an meiner Unterrichtsvorbereitung gesessen zu haben, da ich einen sehr hohen Anspruch an mich und die Stunde hatte. Im Unterricht kam es zwar zu keinen Zeitproblemen, dennoch traten während meiner Planung Zweifel auf, wie viel Zeit für die einzelnen Phasen nötig sei. Hinsichtlich beider Punkte bin ich allerdings optimistisch, dass ich mein Zeitmanagement mit steigender Erfahrung verbessern werde. Des Weiteren war ich mir etwas unsicher, wie ich eine angemessene Differenzierung und individuelle Förderung erreichen kann. Dies lässt sich damit begründen, dass ich die Schülerschaft und ihre individuellen Potentiale noch längere Zeit kennenlernen müsste. Ebenso bei der Reduktion habe ich länger überlegen müssen, inwieweit ich den Inhalt reduzieren soll, so dass eine optimale Förderung stattfinden kann. 11 Welche Sozialform und Methode ich einsetzen werde, stand hingegen für mich schnell fest. Auch setzte ich mir zum Ziel, motivierende Unterrichtsmaterialien zu verwenden, hatte jedoch zeitweise Bedenken, die SuS mit dem Umfang zu überlasten. Ich konnte bemerken, dass es mir schwerfällt zu entscheiden, wie viele unterschiedliche Arbeitsmaterialien für eine 45-minütige Unterrichtsstunde passend sind. Zuletzt gestaltete es sich nicht ganz einfach, mich auf einen Einstieg festzulegen, vor dem Hintergrund, dass er möglichst problemorientiert sein sollte. Da sich hier zahlreiche Möglichkeiten bieten, entschied ich mich daher sowohl für eine Bekanntmachung aus der Zeitung als auch für eine anschließende Bildquelle. 2. Bewährte Entscheidungen Unter dem Aspekt des Vorwissens der SuS war davon auszugehen, dass die Lernenden grundsätzliche Vorstellungen zu den Begriffen Klerus und Adel hatten, bzw. was diese beinhalten. Aus diesem Grund reichte es meiner Ansicht nach für diese Unterrichtsstunde aus, die Vertreter der einzelnen Stände und ihre Aufgaben eher grundlegend zu thematisieren, um die Bedeutung für das Ständesystem zu verstehen. Dass es trotzdem Worterläuterungen in der Gruppenarbeit gab, war eine bewährte Entscheidung, weil die einzelnen Begrifflichkeiten dadurch klarer wurden und die Arbeit der SuS gut unterstützten. Aus den bisherigen Unterrichtshospitationen war mir bekannt, dass die Klasse bisher hauptsächlich Frontalunterricht im Fach Geschichte hatte. Daher wusste ich nicht, inwieweit Gruppenarbeit generell und vor allem im Geschichtsunterricht bekannt war. In der vorangegangenen Stunde habe ich eine Gruppenarbeit durchgeführt, bei der die Gruppen von den SuS selbst gewählt wurden. Da es ist für die Sozialkompetenz förderlich ist, wenn SuS in kooperativen Lernformen arbeiten, entschied ich mich dazu, in dieser Stunde die für die Klasse noch unbekannte Methode des Gruppenpuzzles einzuführen. Die zusätzliche Entscheidung, die Methode bereits in der Stunde zuvor zu erklären, war richtig, weil es anderenfalls zu viel Zeit in Anspruch genommen hätte. Ebenso zufrieden bin ich damit, als Einstieg das bekannte Bild von Johannes Lichtenburger gewählt zu haben, da es durch seinen Inhalt, der Darstellung der einzelnen Stände sowie des Textes einen guten Überblick bieten konnte. Somit hatten alle SuS auch die gleiche „Basis für die Gruppenarbeit. Auch die Tatsache, dass ich mich gegen einen langen Informationstext entschieden habe, hat sich aus dem Grunde bewährt, dass die SuS nicht überlastet wurden und effektiv und motiviert gearbeitet haben. Zudem schien die Differenzierung passend 12 gewesen zu sein, da die SuS mir den Eindruck vermittelten, sie weder zu unter- noch zu überfordern. Bezüglich beider Aspekte lässt sich sagen, dass diese didaktischen Entscheidungen sich positiv auf das Zeitmanagement ausgewirkt haben. 3. Beobachtungen am Schüler*innenverhalten und Rückschlüsse auf meinen Unterricht Das Thema „Ständegesellschaft im Mittelalter wurde durch die SuS voller Interesse angenommen und war zugleich die logische Fortsetzung der vorangegangenen Themen im Geschichtsunterricht der 7. Klasse (G8). Sachlich war die Unterrichtsstunde korrekt aufgebaut und wies keine inhaltlichen Mängel auf. Der Inhalt dieser Stunde betraf den Schwerpunkt „Lebenswelten in der Ständegesellschaft, bei dem wichtige Begriffe und Verständlichkeiten entwickelt und festgehalten wurden. Inhaltlich musste nicht von der Planung abgewichen werden, weil die induzierten Lernziele, gestützt durch didaktische Überlegungen und der Sachanalyse, adäquat gewählt und durch die SuS nachvollziehbar waren und zudem erreicht wurden. Der Lebensweltbezug, auf diesen legte ich besondere Priorität bei der Vermittlung, wurde durch den Vergleich mit unserer heutigen Gesellschaftsordnung erreicht. Als Einstieg diente eine fiktive „aktuelle Bekanntmachung, wodurch es keinerlei Motivationsprobleme gab. Die einzelnen Lernschritte – Bekanntmachung einer Zeitung, Bildquelle, Gruppenarbeit in Form des Gruppenpuzzles und die abschließende Ergebnissicherung – ermöglichten der Schülerschaft, gleich welchen Lerntyps, einen individuellen Zugang zum Thema. Die von mir konstruierten Arbeitsblätter wurden durch die SuS komplett und ohne Nachfragen bearbeitet, wodurch sowohl die Arbeitsformen als auch die Aufgabenstellungen als passend beschrieben werden können. Die Auswahl der Sozialform (Gruppenpuzzle) erwies sich als lernförderlich und angemessen, was durch das positive Lernverhalten, die hervorragende Schüler-SchülerInteraktion und das große Interesse der Schülerschaft am Thema bestätigt wird. Aufgrund der Erfahrungen dieser Unterrichtsstunde bleibt für mich das Ansprechen verschiedener Lerntypen ein zentraler Punkt in meiner Unterrichtsplanung. Es herrschte eine produktive, zielgerichtete und freundliche Atmosphäre. Die SchülerLehrer-Interaktion empfand ich als positiv und überaus förderlich für den Unterrichtsverlauf. Von Seiten der SuS wurde ich freundlich und ohne Akzeptanzprobleme behandelt. Arbeitsverhalten, Aufmerksamkeit und Konzentration der gesamten Lerngruppe 13 waren äußerst zufriedenstellend. Bestärkt durch die positive Beziehung der SuS zum Lehrer und deren engagierte Arbeitshaltung entstanden keine Disziplinprobleme. 4. Beobachtungen an meinem Verhalten Mein Kommunikationsverhalten sollte ich hingegen zu Gunsten der SuS weiter verbessern, so dass ihr Anteil an der Sprech- und Aktionszeit im Unterricht weiter erhöht wird und meine volle Aufmerksamkeit auf die SuS gerichtet ist den. Auch gelegentliche sprachliche Unzulänglichkeiten, wie ein zum wiederholten Male gebrauchtes Wort, müssen meinerseits weiterhin beachtet und letztlich unterlassen werden. 5. Rückmeldungen seitens der Beobachterinnen Rückmeldungen zu meiner gehaltenen Geschichtsstunde seitens zwei Beobachterinnen waren mir sehr wichtig, um meinen Unterricht ausführlich reflektieren zu können. Die Lehrerin hatte sich bereits vor der Stunde zu meinen Vorbereitungen geäußert und lobte mein Engagement, meine Zielsetzung und die Ideen hinsichtlich der Arbeitsmaterialien. Dieses erste Feedback freute mich sehr und so konnte ich den Unterricht mit einem guten Gefühl beginnen. Nach meinem Unterricht wurde vor allem mein Auftreten vor der Klasse positiv hervorgehoben. Auf diesen Punkt lag ich besonderen Wert, da mich die Frage beschäftigt hat, inwieweit ich als Autoritätsperson wahrgenommen werde. Man sagte mir, dass ich klar und deutlich gesprochen und auch angemessen auf Unterrichtsstörungen reagiert hätte. Meine Arbeitsanweisungen, mündlich wie schriftlich, seien verständlich gewesen, allerdings habe sie bemerkt, dass ich während des Unterrichtsgesprächs bei der Ergebnissicherung oftmals die gleichen SuS drannahm. Dies war mir selbst nicht aufgefallen, weshalb ich dankbar bin, dass sie mich darauf hingewiesen hat. Da die Lehrerin bereits vor meiner Planung betonte, dass ein roter Faden äußerst wichtig sei, war ich auf ihre Einschätzung diesbezüglich besonders gespannt. Umso erleichterter war ich, als sie mir die Rückmeldung gab, dass ich diesen Aspekt gut beachtet hätte. Zudem hätte ich einen problemorientierten Einstieg und Materialien sorgfältig ausgewählt, so dass in den 45 Minuten effektiv gearbeitet werden konnte. Eine Referendarin, die ebenfalls in meiner Unterrichtsstunde anwesend war, ergänzte, dass ihrem Eindruck nach vor allem die fiktive Bekanntmachung sowie die Bildquelle sehr motivierend auf die SuS wirkten. Ebenfalls zufrieden waren beide Beobachterinnen mit der Ergebnissicherung, da es einen Gegenwartsbezug gab und die Lernenden sich am Unterrichtsgespräch rege beteiligten. 14 Am meisten gefreut habe ich mich über die abschließende Aussage der Lehrerin, dass sie sich mich als zukünftige Lehrerin – generell und in dem Fach Geschichte – gut vorstellen könne. Das gab mir nochmals mehr Motivation für die weiteren Stunden. 6. Insgesamt: Erfahrungen mit dem Geschichtsunterricht im Praxissemester Zu Beginn meines Praxissemesters erhoffte ich mir eine abwechslungsreiche Zeit und dass ich möglichst viele neue Erfahrungen im Lehrerberuf sammele. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt weder im Fach Geschichte noch in meinem Zweitfach Latein viel unterrichtet gehabt und setzte mir insbesondere das Ziel, selbstbewusst vor der Klasse aufzutreten. Ich wollte eventuelle Ängste im Laufe des Praxissemesters immer weiter abbauen und war gespannt, inwieweit die SuS mich als Lehrerin akzeptieren und wie sie mich wahrnehmen. Auch bin ich mit der Erwartung in die Schule gegangen, mir selbst bestätigen zu können, dass Lehrerin noch immer mein Berufswunsch ist und ich mit meinen studierten Fächern die richtige Wahl getroffen habe daran hatte ich aber sehr wenige Zweifel, da mein Interesse für beide Fächer sehr hoch ist. Meinen ersten Unterrichtsvorbereitungen und den gehaltenen Stunden sah ich gespannt entgegen. Ich war sehr neugierig, wie ich den geschichtlichen Unterrichtsstoff so aufbereiten und gestalten kann, dass es zu einer abwechslungsreichen und motivierenden Stunde wird, in der die SuS ihre historischen Kenntnisse erweitern. Die Frage, ob ich nach dem Erwerb der fachlichen Kompetenz, unter anderem an der Universität, auch in der Lage bin, den Lernenden das notwendige Geschichtswissen angemessen zu vermitteln, kann ich mir nach 5 Monaten sicherlich noch nicht endgültig beantworten. Dennoch habe ich eine konkretere Vorstellung bekommen, wie es bei der Planung und im anschließenden Unterricht aus Lehrerperspektive abläuft. Neben dem Hospitieren, bei dem ich im Fach Geschichte feststellen konnte, wie historische Themen mit entsprechenden Methoden lebendig dargestellt werden können, war das eigenständige Unterrichten für mich der wichtigste Aspekt in meinem Praxissemester. Hier habe ich die Möglichkeit bekommen zu erleben, inwieweit ich aktuell in der Lage bin, den SuS den geschichtlichen Unterrichtsstoff zu vermitteln. Im Allgemeinen habe ich einen guten Eindruck von dem Aufgabenfeld einer Geschichtslehrerin, der Stundenvorbereitung und dem Unterricht bekommen können. Im Speziellen waren dabei vor allem das Unterrichten verschiedener Jahrgangsstufen und die Teilnahme an zwei Exkursionen eine sehr interessante Erfahrung. Es war deutlich zu erkennen, dass Exkursionen, die gut organisiert und diszipliniert durchgeführt 15 werden, für alle Teilnehmer eine positive Anregung bieten, sich intensiver auf den geschichtlichen Lernstoff einzulassen. Insgesamt hat mich das Praxissemester in meinem Wunsch, Geschichtslehrerin zu werden, bestärkt und mir so für das anstehende Referendariat mehr Klarheit gebracht. 16 Anhang 1. Literaturverzeichnis Adamski, Peter: Gruppen- und Partnerarbeit im Geschichtsunterricht. Historisches Lernen kooperativ, Schwalbach 2010. Bergmann, Klaus: Der Gegenwartsbezug im Geschichtsunterricht. Methoden Historischen Lernens. Schwalbach am Taunus 2002. Hilsch, Peter: Das Mittelalter – die Epoche, Konstanz 2008. Klafki, Wolfgang: Neue Studien zur Bildungstheorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und kritisch-konstruktive Didaktik. Weinheim/Basel 41996. Kühberger, Christoph: Windischbauer, Elfriede, Individualisierung und Differenzierung im Geschichtsunterricht. Offenes Lernen in Theorie und Praxis, Schwalbach 2013. Le Goff, Jacques: Bemerkungen zur dreigeteilten Gesellschaft, monarchischen Ideologie und wirtschaftlichen Erneuerung in der Christenheit vom 9. bis 12. Jahrhundert. In: Kerner, Max (Hrsg.): Ideologie und Herrschaft im Mittelalter, S. 408-420. Oexle, Otto Gerhard: Die funktionale Dreiteilung als Ordnungsschema der sozialen Wirklichkeit in der ständischen Gesellschaft des Mittelalters, in: Schulze, Winfried (Hrsg.): Ständische Gesellschaft und soziale Mobilität, S. 19– 51. Schneider Gerhard, Pandel, Hans-Jürgen et al. (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Schwalbach 42007. Trützschler, Jan: Die Weimarer Republik, Schwalbach 2011. (Reihe: Fundus Quellen für den Geschichtsunterricht). von Dülmen: Richard, Kultur und Alltag in der Frühen Neuzeit. Zweiter Band: Dorf und Stadt 16.–18. Jahrhundert, München 21999. 17 Kernlehrplan: mnasium_g8/gym8_geschichte.pdf, letzter Zugriff am 06.05.2019. Bildquelle: letzter Zugriff am 06.05.2019. Schulbuch: Zeiten und Menschen Geschichtswerk für das Gymnasium (G8) in NordrheinWestfalen, Paderborn 2008. 18 2. Unterrichtsmaterialien: Arbeitsblätter und Quellen Bildquelle zum Einstieg Die Ständeordnung von Johannes Lichtenberger: Jesus Christus weist den drei Ständen ihre Aufgaben zu: Tu supplex ora („du bete demütig!) zum Klerus, Tu protege („du beschütze!) zu Kaiser und Fürsten, Tuque labora („und du arbeite!) zu den Bauern. (1488) 19 AB für die Gruppenarbeit Die Ständegesellschaft des Mittelalters Gruppe 1: Was ist eine Ständegesellschaft? Gruppe 2: Womit wird die Ständegesellschaft begründet? Gruppe 3: Der Klerus (1. Stand) Gruppe 4: Der Adel (2. Stand) Personen: Personen: Aufgaben: Aufgaben: Johannes Lichtenberger: Die Ständeordnung Gruppe 5: Der Bauernstand (3. Stand) Personen: Aufgaben: Gruppe 6: Welche Folgen hatte die Zugehörigkeit zu einem Stand? 20 Gruppe 1 Arbeitsaufträge: 1. Lest euch den Text in Einzelarbeit durch. Unbekannte Wörter findet ihr im beigefügten Glossar. 2. Arbeitet heraus: a. Was ist eine Ständegesellschaft? b. Was ist ein Stand und wodurch ist er gekennzeichnet? c. Aus wie vielen Ständen bestand die Gesellschaft des Mittelalters? Macht jeweils Stichworte. 3. Nehmt das Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft des Mittelalters. Jeder aus eurer Gruppe trägt die Ergebnisse aus 2. auf seinem eigenen Arbeitsblatt ein. Was ist eine Ständegesellschaft? Für die Menschen im Mittelalter war es selbstverständlich, dass nicht alle Menschen von Natur aus als gleich galten. Somit war es für sie ebenso normal, dass nicht alle Menschen die gleichen Rechte hatten. Die Gesellschaft war ungleich, die Menschen waren nicht gleich. Jeder hatte seinen bestimmten Platz in der Gesellschaft. Die Menschen waren in verschiedene Stände eingeteilt, die unterschiedliche große Macht und Vorrechte hatten. Die Zugehörigkeit zu einem Stand zeigte die soziale Stellung innerhalb der Gesellschaft an. Im Mittelalter gab es drei verschiedene Stände, den Klerus, den Adel und den Bauernstand. Welchem Stand man angehörte war durch die Geburt festgeschrieben. Wer als Sohn eines Bauern geboren wurde, blieb lebenslang im Bauernstand. Wer Sohn eines Grafen war, blieb sein Leben lang durch Geburt adelig. 21 Gruppe 2 Arbeitsaufträge: 1. Lest euch die Quelle aufmerksam durch. Unbekannte Begriffe findet ihr im Glossar. 2. Beantwortet folgende Fragen: a. Wer hat die Ständegesellschaft geschaffen? b. Wie ist die Ständegesellschaft begründet? c. Wie soll der Mensch seine Stellung annehmen? Wenn ihr Hilfe beim Lesen der Quelle braucht, findet ihr auch eine Interpretationshilfe im Umschlag! 3. Nehmt das Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft des Mittelalters. Jeder aus eurer Gruppe trägt die Ergebnisse aus 2. auf seinem eigenen Arbeitsblatt ein. 22 Gruppe 3 Arbeitsaufträge: 1. Lest euch den Text aufmerksam durch. Unbekannte Wörter findet ihr im Glossar. 2. Beantwortet die folgenden Fragen: a. Wie nannte man den Ersten Stand? b. Welche Personen gehörten dazu? c. Welche Aufgabe hatte der Klerus? d. Welche Vorrechte hatte der Klerus? 3. Nehmt das Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft des Mittelalters. Jeder aus eurer Gruppe trägt die Ergebnisse aus 2. auf seinem eigenen Arbeitsblatt ein. Der Erste Stand Der Erste Stand war der Klerus. Dazu zählten Bischöfe, Pfarrer, Mönche und Äbte. Ihr Oberhaupt war der Papst in Rom. Dieser Stand sollte sich um das sogenannte Seelenheil des Menschen kümmern und die Einhaltung der kirchlichen Regeln gewährleisten Der Klerus war oft gebildet und konnte lesen und schreiben. Dies war eine Fähigkeit, die nur wenige Menschen im Mittelalter beherrschten. Der erste Stand besaß viele Vorrechte. Es war durchaus nicht unüblich, Priester oder Mönch werden zu wollen. Man sorgte damit für die Zukunft aus und sicherte sich ab. Doch nicht alle Priester waren gebildet, einfache Dorfpfarrer konnten selbst oft nur mit Mühe lesen und schreiben. In den Stand des Klerus konnte man durch eine Weihe kommen. Im Mittelalter hatte der Klerus viele Vorrechte. So war er unter anderem an der Wahl des deutschen Königs beteiligt und hatte durchaus auch politisches Mitspracherecht. 23 Gruppe 4 Arbeitsaufträge: 1. Lest euch den Text aufmerksam durch. Unbekannte Wörter findet ihr im Glossar. 2. Beantwortet die folgenden Fragen: a. Wie nannte man den Zweiten Stand? b. Welche Personen gehörten dazu? c. Welche Aufgabe hatte der Adel? d. Welche Vorrechte hatte der Adel? 3. Nehmt das Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft des Mittelalters. Jeder aus eurer Gruppe trägt die Ergebnisse aus 2. auf seinem eigenen Arbeitsblatt ein. Der Zweite Stand Der Zweite Stand war der Adel. Zu ihm gehörten an oberster Stelle der König, die Herzöge und Grafen. Auch die Ritter waren meist adelig. In den Adelsstand wurde man geboren, das heißt wer zum Beispiel Sohn eines Grafen war, blieb sein ganzes Leben adelig. Die Aufgaben des Adels lagen im Beherrschen ihrer Untertanen, den meist hörigen Bauern, und im Verwalten der Ländereien. Zudem mussten sie ihren König auf Kriegszügen unterstützen und sollten so auch ihre Untertanen beschützen. Der Adel hatte Vorrechte. So musste er keine Abgaben zahlen. Auch war der Adel an politischen Entscheidungen beteiligt und aus den Reihen des Adels wurde der deutsche König gewählt. 24 Gruppe 5 Arbeitsaufträge: 1. Lest euch den Text aufmerksam durch. Unbekannte Wörter findet ihr im Glossar. 2. Beantwortet die folgenden Fragen: a. Wie nannte man den Dritten Stand? b. Welche Personen gehörten dazu? c. Welche Aufgabe hatte der Dritte Stand? d. Welche Vorrechte hatte der Dritte Stand? 3. Nehmt das Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft des Mittelalters. Jeder aus eurer Gruppe trägt die Ergebnisse aus 2. auf seinem eigenen Arbeitsblatt ein. Der Dritte Stand Zum Dritten Stand, der Bauernstand, wurden ungefähr 97 Prozent der Bevölkerung gezählt, unter ihnen hauptsächlich die Bauern, die Leibeigenen, im späteren Mittelalter auch die Bürger der Städte. Der Bauernstand stand ganz unten in der Gesellschaft. Er hatte kaum eigene Rechte und vor allem kein politisches Mitspracherecht. Vielmehr lag die Aufgabe des Dritten Stands darin, den oberen beiden Ständen zu dienen und für diese zu arbeiten. So mussten die Bauern auf den Höfen ihrer Herren arbeiten und auch von ihren eigenen Ernteerträgen und Viehbestand Abgaben an ihren Grundherren zahlen. 25 Gruppe 6 Arbeitsaufträge: 1. Lest den Text aufmerksam durch. Unbekannte Wörter findet ihr im Glossar. 2. Beantwortet die folgenden Fragen: a. Welche Folge hatte es, in einen Stand hineingeboren zu werden? b. Welche Lebensbereiche wurden durch die Standeszugehörigkeit beeinträchtigt? 3. Nehmt das Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft des Mittelalters. Jeder aus eurer Gruppe trägt die Ergebnisse aus 2. auf seinem eigenen Arbeitsblatt ein. Die Folgen der Standeszugehörigkeit Die Standeszugehörigkeit war für den einzelnen Menschen lebenslänglich, ein Wechsel in einen höheren Stand war in der Regel nicht möglich. In Stände wurde man geboren. Dies schränkte die Möglichkeiten des Menschen sehr ein. So durfte ein Bauer z.B. nicht eine Frau aus dem Adel heiraten. Man heiratete nur innerhalb seines eigenen Standes. Auch die Kleiderwahl war eingeschränkt. Es gab für jeden Stand eigene Bekleidungsvorschriften. So war es Frauen aus dem Bauernstand verboten, ihre Kleider aufwendig zu verzieren. Außerdem waren die Berufe der Menschen einem jeweiligen Stand zugeschrieben. Ein Bauer konnte kein Ritter werden, andersherum durfte ein Grafensohn auch kein Schmied werden. Die Zugehörigkeit zu einem Stand bestimmte somit die ganzen Lebensbedingungen eines Menschen für sein ganzes Leben. 26 Gruppe Arbeitsauftrag: Jedes Gruppenmitglied stellt jetzt nacheinander das Ergebnis vor. Während er vorträgt, hören die anderen aufmerksam zu und füllen die Kästchen auf dem Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft im Mittelalter aus. Wenn ihr fertig seid, überlegt gemeinsam: Welche Auswirkungen hätte es für euch, in einer so geteilten Gesellschaft zu leben? Was dürftet ihr nicht mehr? Gruppe Arbeitsauftrag: Jedes Gruppenmitglied stellt jetzt nacheinander das Ergebnis vor. Während er vorträgt, hören die anderen aufmerksam zu und füllen die Kästchen auf dem Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft im Mittelalter aus. Wenn ihr fertig seid, überlegt gemeinsam: Welche Auswirkungen hätte es für euch, in einer so geteilten Gesellschaft zu leben? Was dürftet ihr nicht mehr? 27 Gruppe Arbeitsauftrag: Jedes Gruppenmitglied stellt jetzt nacheinander das Ergebnis vor. Während er vorträgt, hören die anderen aufmerksam zu und füllen die Kästchen auf dem Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft im Mittelalter aus. Wenn ihr fertig seid, überlegt gemeinsam: Welche Auswirkungen hätte es für euch, in einer so geteilten Gesellschaft zu leben? Was dürftet ihr nicht mehr? Gruppe Arbeitsauftrag: Jedes Gruppenmitglied stellt jetzt nacheinander das Ergebnis vor. Während er vorträgt, hören die anderen aufmerksam zu und füllen die Kästchen auf dem Arbeitsblatt „Die Ständegesellschaft im Mittelalter aus. Wenn ihr fertig seid, überlegt gemeinsam: Welche Auswirkungen hätte es für euch, in einer so geteilten Gesellschaft zu leben? Was dürftet ihr nicht mehr? 28 Bekanntmachung vom 12.12.2018 Der Bürger der Stadt xxxx, Herr xxx, gibt folgendes Abstimmungsergebnis aus dem Stadtrat bekannt: Der Stadtrat ist in seiner letzten Sitzung zu dem Ergebnis gekommen, dass die Einwohner der Stadt xxxx ab Januar folgendermaßen aufgeteilt werden: Zur ersten und wichtigsten Gruppe gehören der Bürgermeister und der Stadtrat. Ihre Aufgabe wird es sein, zukünftig für das Wohlergehen der Bürger zu sorgen, indem sie darauf achten, dass die Bürger die Gesetze einhalten. Zudem werden sie jedem Bürger seinen Wohnraum zuweisen. Die zweite Gruppe werden die Vorsteher der christlichen und islamischen Gemeinden. Ihre Aufgabe wird es sein, die Armen zu unterstützen und für die Bevölkerung zu beten. Alle anderen Bürger werden in der letzten Gruppe zusammengefasst. Ihre Aufgabe ist es, den anderen beiden Gruppen zu dienen, einen Teil ihres Verdienstes abzugeben und sie mit Lebensmitteln zu versorgen. Die Verordnung tritt am 01.01.2019 in Kraft. Verstöße werden bestraft. Eine Änderung ist nicht mehr vorgesehen. Der Bürgermeister 29 Glossar Worterklärungen Klerus: Alle Personen, die eine Weihe empfangen haben (Priester, Diakon, Bischof), also Geistliche sind, gehören zum Klerus. Schuster: Jemand, der Schuhe herstellt und repariert. aufbegehren: sich gegen etwas wehren demütig: sich unterwerfen, ergeben Äbte: Vorsteher eines Klosters Politisches Mitspracherecht: das Recht, sich an politischen Entscheidungen zu beteiligen, zum Beispiel über Gesetze zu entscheiden Untertan: jemand, der zum Beispiel einem König untergeben ist Schmied: jemand, der mit Eisen arbeitet und Dinge daraus herstellt 30