Arbeitsblatt: Geschichte "Der Glückskürbis"
Material-Details
Kurzgeschichte über einen Kürbis.
Diverses / Fächerübergreifend
Anderes Thema
Vorschule / Grundstufe
3 Seiten
Statistik
19709
2888
17
13.05.2008
Autor/in
Madeleine Gersbach
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Der Glückskürbis Ein kleiner Junge sass auf der Fensterbank und sah durch die Scheiben in den Herbsthimmel hinaus. Hinter ihm im Bett lag seine Mutter. Sie war schon lange krank. „Büblein, sagte die Mutter, „geh jetzt zum Nachbarn und hole dir ein Stück Brot, du hast heute noch nichts gegessen. – „Du auch nicht, sagte das Kind. „das macht nichts, sagte die Mutter, „ich habe keinen Hunger. – „Zum Nachbarn mag ich nicht mehr gehen, sagte der kleine Junge, „er wirft mir immer das Brot hin wie bei einem Hund. Ich will auf die Landstrasse gehen, vielleicht bekomme ich dort etwas. Auf der grossen Landstrasse ging der Knabe so am Rande dahin und blickte zu den Fuhrwerken, die da vorbeifuhren. Aber niemand gab ihm etwas. Da sah er im Strassengraben einen grossen Kürbis liegen, schön gelb und orange gestreift, mit grünen Sprenkeln. „Kürbis, sagte der kleine Knabe, „gehörst du niemand? – „Nein, sagte der Kürbis, „nimm mich nur mit, mit dir gehe ich gern. Da nahm das Kind den grossen Kürbis mit. Er war sehr schwer. „Oh, sagte die Mutter, „Kürbis, das ist etwas sehr Feines, da wirst du ordentlich satt werden. – „Ach nein, sagte da der Kürbis leise, „ihr dürft mich nicht aufessen. Büblein, setz mich auf die Fensterbank und höhl mich aus. Dann schneide mir Nase, Mund und Augen aus und stelle ein Licht in meine Mitte. – „Ja, sagte das Büblein. Am Abend stellte der Knabe den ausgehöhlten Kürbis, der mit grossen Augen und aufgesperrtem Mund leuchtete, auf den Boden. „So, sagte der Kürbis, „jetzt hole mir deine Stiefel und stelle mich darauf. Und in die Seiten, da stecke mir deines Vaters grosse Handschuhe, einen rechts, einen links, und dann mache die Tür auf, und – klapp-klapp – marschierte der Kürbis hinaus. Stunde um Stunde verrann. Deine Schuhe sind weg und Vaters dicke, warme Handschuhe sind weg und unsere letzte Kerze ist auch weg, jammerte die Mutter und schaute das Büblein vorwurfsvoll an. Lange sassen sie im Halbdunkel und keines sprach mehr ein Wort. Rabauz, rabauz! machte es da an der Tür. Der kleine Junge schloss auf, und herein stolzierte der Kürbis und hielt einen grossen Laib Brot zwischen seinen dicken schwarzen Handschuhen. Ich muss gleich wieder weg, sagte er, flackerte mit seinem Licht und verschwand. Die Mutter schnitt dem Büblein eine grosse Schnitte ab und sich selbst auch ein Eckchen, und so sassen sie da und assen und waren glücklich. Rabauz, rabauz! machte es da wieder an der Tür. Der Kürbis gab dem Büblein ein grosses Stück Speck und sprang zur Tür hinaus, ehe noch ein Wort sagen konnte. So assen sie Brot und Speck, und das Büblein hatte ganz fettige Hände und Lippen. Rabauz, rabauz! machte es an der Tür. Der Bub konnte die Tür gar nicht schnell genug öffnen, so rabauzte es drausen, und herein polterte der Kürbis mit einer Weinflasche in jeder Hand. Ich muss gleich wieder weg, sagte der Kürbis. Und Kerzen brauchen wir auch rief die Mutter. Jawohl, sagte der Kürbis und beeilte sich hinauszukommen. Und so rabauzte es und rabauzte es immer wieder, und immer wieder musste der kleine Junge öffnen und jedesmal lud der Kürbis herrliche Sachen in der nun hell erleuchteten Stube ab. Es ist ein Glückskürbis, sagte die Mutter. Ja, das ist er wohl, sagte das Büblein, aber er läuft mir meine Schuhe durch, und ich habe keine anderen. Und Schuhe brauchen wir auch, rief die Mutter hinter dem Kürbis her. Ja, richtig, sagte der Kürbis und schoss zur Tür hinaus. Als die Mitternachtsstunde nahte, rabauzte es draussen ganz leise. Der kleine Junge machte auf, und herein schlich der Kürbis, müde und gebückt, er hatte sich sicher überanstrengt. Er stellte einen Topf mit Honig auf ein Schemelchen vor das Bett der Mutter, setzte sich daneben und seufzte tief. Lieber Kürbis, sagte das Büblein, bist du krank? Ach nein, sagte der Kürbis, aber mein Lebenslicht geht zu Neige. Wir setzten ein neues Licht in dich hinein, lieber Kürbis, wir haben ja nun viele Lichter. Ich lebe nur ein einziges Licht lang, sagte der Kürbis. Bleib lieb und gut und sei deiner Mutter immer eine Freude Gute Nacht!, und damit erlosch das Lichtlein in dem Kürbis. Er neigte sich zur Seite, schaukelte noch einmal hin und noch einmal her und blieb dann still liegen. Die Mutter war sehr traurig, und das Büblein sass da und weinte, und die guten Sachen lagen auf dem Tisch, auf der Bank und den Stühlen umher, ja, sogar auf dem Fussboden. Unter Tränen tauchte das Büblein seinen Zeigefinger in den Honig und schleckte ihn ganz langsam ab. Die Mutter des kleinen Jungen ward von dem vielen guten Essen das der Kürbis gebracht hatte, bald wieder gesund und kräftig. Das Büblein aber nahm die Kürbiskerne und trocknete sie am Ofen als Winterfutter für die hungrigen Vögelein. Ein paar Kerne aber hob es auf, und als das Frühjahr kam, steckte es sie in die Erde. Und nun hofft das Büblein auf einen neuen Glückskürbis,