Arbeitsblatt: Struthof

Material-Details

Dokumentation Struthof
Geschichte
Gemischte Themen
8. Schuljahr
13 Seiten

Statistik

198743
998
22
18.08.2021

Autor/in

hawil54 (Spitzname)
Land: Schweiz
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Textauszüge aus dem Inhalt:

Besuch im Konzentrationslager Struthof Der Holocaust Als Holocaust (vom griechischen holokáutoma für „vollständig Verbranntes, d. h. „Brandopfer) bezeichnet man heute im deutschen Sprachraum den Völkermord an mindestens 6 Millionen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Holocaust gilt als einzigartiges Verbrechen, da es darauf abzielte, die europäischen Juden vollständig und systematisch auszurotten: Alle Menschen, die das NS-Regime als Juden definierte, waren aufgrund ihrer bloßen Existenz zur Ermordung vorgesehen und hatten fast keine Überlebenschancen, wenn sie in die Hände des nationalsozialistischen Machtapparats fielen. Diese Ausrottungsabsicht und ihre systematische industrielle Durchführung betraf auch die in gleicher Weise als „minderwertige Fremdrasse kategorisierte Minderheit der Roma und Sinti. Weitere nationalsozialistische Massenmorde an Millionen so genannter Slawen, meist Polen und Russen, an hunderttausenden Behinderten, etwa 20.000 deutschen Kommunisten und Sozialdemokraten, 5.000 Homosexuellen und 1.200 Zeugen Jehovas zielten nicht auf völlige Ausrottung der betroffenen Gruppen. Sie werden daher meist nicht in den Holocaustbegriff eingeschlossen. Judenverfolgung im Deutschen Reich (1933–1939) Seit Hitlers „Machtergreifung entrechteten die Nationalsozialisten jüdische Bürger systematisch immer mehr. Unmittelbar nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler (30. Januar 1933) begannen von Funktionären der NSDAP inszenierte „spontane Proteste gegen jüdische Beamte; Gerichtsverhandlungen wurden gestört, Autoren von Zeitungsartikeln und Leserbriefen forderten die Entfernung jüdischer Juristen. Diese wurden aus ihren Praxen geprügelt, beraubt, teilweise aus Deutschland vertrieben oder ermordet. Am 1. April organisierte das Regime mit Hilfe der SA einen Boykott jüdischer Geschäfte, bei dem diese vielfach zertrümmert und Geschäftsinhaber verprügelt wurden. Das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 legalisierte die bisherigen „wilden Berufsverbote für Juden, indem es die Entlassung aller jüdischen Beamten vorsah. Seite 1 Besuch im Konzentrationslager Struthof Auf einen Eingriff des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg hin wurden davon die Juden ausgenommen, die schon vor 1914 im Staatsdienst gewesen waren, im Weltkrieg gekämpft oder dabei Angehörige verloren hatten („Frontkämpferprivileg). Von nun an wurden Juden auch aus allen Ehrenämtern entfernt; sie erhielten nur noch begrenzten Zugang zu Schulen und Universitäten; jüdische Steuerberater verloren ihre Zulassung. Von Januar bis Juni 1933 – der Phase der nationalsozialistischen „Revolution – verließen etwa 25.000 deutsche Juden ihre Heimat. Bei einer Volkszählung vom 16. Juni 1933 lebten knapp 500.000 Personen „mosaischen Glaubens – 0,77 Prozent der Gesamtbevölkerung – in Deutschland.[4] 1935 verschlechterte sich die Lage vieler jüdischer Bürger nochmals drastisch: Sie wurden nicht mehr zu Prüfungen als Ärzte und Apotheker zugelassen und vom Wehrdienst ausgeschlossen. Zahlreiche Berufsverbände erteilten für sie mitsamt ihren Ehegatten Berufsverbote, z. B. als Haushaltshilfen, Gewerbelehrer, Kirchenmusiker, Kunst- und Antiquitätenhändler, Kinobetreiber, Schwimmmeister. Im Juli kam es zudem in Berlin zu erneuten Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte. Im September zementierten die Nürnberger Gesetze die rassistische Diskriminierung: Das „Reichsbürgergesetz beließ Juden zwar die deutsche Staatsbürgerschaft, wertete diese aber ab, indem nur „Arier die „Reichsbürgerschaft mit dem Privileg des Wahlrechts und voller Bewegungsfreiheit erhielten. Das „Blutschutzgesetz verbot die Eheschließung und selbst außereheliche Sexualität zwischen Juden und „Ariern. Dabei war zunächst unklar, wer als Jude zu gelten habe: Die „Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz definierte dann „Volljuden als Personen mit mindestens drei, „jüdische Mischlinge mit bis zu zwei jüdischen Großelternteilen. Auch wer zur jüdischen Glaubensgemeinschaft gehörte, galt als „Volljude; wer nach dem Gesetzeserlass in diese eintrat, mit einem jüdischen Bürger verheiratet war oder aus einer „Mischehe gezeugt wurde, galt rechtlich als „Volljude (sog. Geltungsjude). Der angeblich biologische Rassebegriff ließ sich also juristisch nur durch Rückgriff auf nichtbiologische Merkmale wie die Religionszugehörigkeit fassen. Wegen der Aufmerksamkeit des Auslands während der Olympischen Sommerspiele wurden 1936 keine weiteren Gesetze gegen Juden erlassen, und selbst die Alltagsschikanen traten für knapp zwei Jahre in den Hintergrund. Ab 1938 verschärfte das Regime die Entrechtung und Diskriminierung der Juden dann enorm. Am 5. Januar 1938 zwang das „Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen Juden, aus einer bestimmten, eng begrenzten Zahl „typisch jüdischer Vor- und Zunamen ihren Erst- oder Zweitnamen zu wählen. Jüdische Bürger, die nicht einen typisch jüdisch klingenden Vornamen führten, wurden verpflichtet die Annahme des Vornamens Israel bzw. Sara zu beantragen (s. Namensänderungsverordnung). [5] Ab Februar erhielten jüdische Betriebe und Haushalte geringere Zuteilungen an Rohstoffen und Devisen. Dort durften auch keine „deutschblütigen Frauen mehr arbeiten. Sie erhielten ab März keine öffentlichen Aufträge mehr und mussten ab dem 26. April ihr gesamtes Vermögen dem Staat offenlegen („anmelden). Damit begann die „Arisierung von Unternehmen in jüdischem Besitz. Seite 2 Besuch im Konzentrationslager Struthof Die staatliche Sozialfürsorge für Juden wurde eingestellt; fortan mussten jüdische Wohlfahrtspflegevereine diese tragen. Nach den Elektrikern und Gasinstallateuren verloren ab September 1938 alle noch tätigen jüdischen Ärzte ihre Approbation, im November folgten die Rechtsanwälte, im Januar 1939 die Apotheker, Zahn- und Tierärzte. Alle jüdischen Börsen und Großmärkte wurden geschlossen. Jüdische Schüler durften nicht mehr zusammen mit deutschen Mitschülern das Abitur machen. Jüdische Stiftungen mussten ihre Satzungen dahingehend ändern, dass sie nur noch der Auswanderung der Juden dienen sollten. Der Anschluss Österreichs war zugleich eine neue Stufe der Eskalation: Nun erhielten einfache NSDAP-Mitglieder Gelegenheit, Juden zu enteignen, um ihre Enteignung und Vertreibung im nun „Großdeutschen Reich zu beschleunigen. In Wien z. B. wurden tausende jüdische Geschäftsinhaber aus ihren Läden und Wohnungen geprügelt, manche auf der Straße misshandelt und gezwungen, die Straßen mit den Händen zu kehren. Im Juni wurden in Berlin etwa 1.600 Juden verhaftet und in KZs eingewiesen. Reiche jüdische Bürger wie der Bankier Louis Nathaniel von Rothschild wurden in Einzelhaft gehalten, bis sie ihr Vermögen gegen eine Ausreiseerlaubnis dem Reich überschrieben. Kurz darauf kam es zu einer ersten großen Fluchtwelle meist mittelloser jüdischer Deutscher aus dem Reichsgebiet, vor allem in die Schweiz. Daraufhin verlangten deren Behörden von Deutschland die Kennzeichnung jüdischer Reisepässe. Eine Verordnung[6] legte fest, dass diese alle ohne das Stempelzeichen „J[7] ungültig seien. Einem österreichischen Zeitungsbericht zufolge wurden die Reisepässe jüdischer Bürger schon einige Jahre vorher mit dem Vermerk Nur im Inland gültig. Berechtigt nicht zur Grenzüberschreitung versehen[8]. Diese und weitere Restriktionen verhinderten nach Kriegsbeginn 1939 die Aufnahme tausender fluchtwilliger Juden in der Schweiz, was für die meisten Betroffenen de facto einem Todesurteil gleichkam. Auch andere europäische Staaten erschwerten nun die Einreise für Immigranten aus Deutschland. Als Polen Juden polnischer Herkunft, die seit Längerem in Deutschland lebten, die polnische Staatsbürgerschaft entziehen wollte, schob die Gestapo Ende Oktober 1938 etwa 15.000 Juden in einer Nacht- und Nebelaktion nach Polen ab. Betroffen waren davon auch die Eltern des Pariser Studenten Herschel Grynszpan. Dieser erschoss daraufhin dort den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath. Dies wurde zum Vorwand für die Novemberpogrome 1938, besonders in der Nacht vom 9. auf den 10. November (verharmlosend: „Reichskristallnacht), genommen. Sie wurden nach einer Rede von Joseph Goebbels zum Jahrestag des Hitlerputsches von 1923 von zahlreichen Gauleitern der NSDAP eingeleitet und von nachgeordneten Parteifunktionären unterstützt. Die meisten der oft jahrhundertealten Synagogen Deutschlands wurden dabei zerstört, dazu Tausende Häuser und Wohnungen von Juden verwüstet. Bis zu etwa 400 Juden wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben; viele weitere wurden misshandelt und verletzt, Frauen wurden vergewaltigt. Ab dem 10. November wurden erstmalig Tausende jüdische Bürger auf einmal in Konzentrationslagern interniert (Schätzungen nennen bis zu 36.000 Personen). Seite 3 Besuch im Konzentrationslager Struthof Die nationalsozialistischen Machthaber prüften damit die Bereitschaft der deutschen Bevölkerung zum Zuschauen, Wegschauen oder Mitmachen. Goebbels erklärte das staatlich gelenkte und geduldete „Überkochen der Volksseele in Zeitungsartikeln für beendet, kündete aber zugleich an: Die „weiteren Lektionen würden „dem Judentum auf dem Weg der Gesetzgebung erteilt werden. Gemeint war damit vor allem die nun folgende Arisierung. Juden wurde eine Milliarde „Schadenersatz für Gebäudeschäden der Pogromnacht auferlegt. Die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben verbot ihnen unter anderem Einzelhandel, Versandgeschäfte, Bestellkontore, Führung von Handwerksbetrieben, Warenangebot auf Messen, Märkten oder Ausstellungen, Betriebsleitung und Tätigkeit als leitende Angestellte. Hinzu kamen vielfältige Alltagsdiskriminierungen, etwa Parkbänke mit Schildern „Nur für Deutsche, „Entjudung (Umbenennung) von Straßennamen, Uniformverbot, generelle Einstufung in die höchste Steuerklasse, Verbot der Benutzung von Schlaf- und Speisewagen der Reichsbahn, Streichung von Wohngeld. Hauseigentümer durften freiwerdende Wohnungen nicht mehr an „Volljuden vermieten, ihnen wurden „Sonderwohnbezirke zugeteilt. Damit begann ihre Ghettoisierung. Am 4. Juli 1939 wurden zudem alle jüdischen Vereine, Organisationen und Stiftungen zwangsweise in einer „Reichsvereinigung zusammengeschlossen. Die Staatsmaßnahmen verfolgten bis zum Kriegsbeginn das klar erkennbare Ziel, die jüdischen Deutschen aus allen gesellschaftlichen Bereichen auszuschließen, um so möglichst viele von ihnen zur Auswanderung zu drängen. Von 510.000 deutschen Juden, die 1933 den israelitischen Kultusgemeinden angeschlossen waren, verließen bis 1939 etwa 315.000 ihre Heimat. Von den verbliebenen rund 200.000 gelang 1939 nochmals 15.000 die Flucht. Höchstens 10.000 in „Mischehen oder illegal im Reich lebende jüdischen Bürger entkamen danach ihrer Ermordung.Die Verfolgung der Juden in NaziDeutschland hatte sich von 1933 bis 1939 von Diskriminierung bereits bis zum organisierten Pogrom gesteigert. Unter den Bedingungen des Krieges verschärfte das Regime diese Politik schließlich zum systematischen Völkermord. Seite 4 Besuch im Konzentrationslager Struthof Übergang zum systematischen Völkermord (1939–1941) Sein Ziel hatte Hitler schon 1925 in seiner autobiografischen Propagandaschrift „Mein Kampf und in vielen öffentlichen Reden davor zum Ausdruck gebracht: die vollständige Vernichtung des „Weltjudentums, wie er es nannte. Am 30. Januar 1939 kündigte er in seiner Reichstagsrede zum Jahrestag der Machtergreifung an, dass ein neuer Weltkrieg, für den er die Juden verantwortlich machte, auf jeden Fall die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa bedeuten werde. Wann genau die endgültige Entscheidung dazu fiel, ist in der Holocaustforschung umstritten: Die Entscheidung wird je nach Forscher auf den Zeitraum von Juni bis November 1941 datiert. Der Beginn des Zweiten Weltkriegs am 1. September 1939 bot den Nationalsozialisten neue Möglichkeiten zur Vernichtung. Denn nun war Juden die Ausreise aus dem Deutschen Reich verboten. Sie wurden systematisch polizeilich erfasst und von den Nichtjuden isoliert. Weitere Millionen von jüdischen Bürgern der besetzten europäischen Gebiete, vor allem in Polen, der Ukraine, Weißrussland, Russland und Ungarn, kamen unter die nationalsozialistische Herrschaft. Im Vorfeld des so genannten Polenfeldzuges schlossen SS und Wehrmacht ein Abkommen, das Heinrich Himmler als „Kommissar für deutsches Volkstum besondere Vollmachten für die zu besetzenden Gebiete gab. Am 20. September 1939 beschlossen Hitler, Himmler, Reinhard Heydrich und Albert Forster als Nahziel, binnen eines Jahres alle Juden aus dem Reich nach Polen zu bringen und dort in Ghettos zu konzentrieren. Man dachte dabei zunächst möglicherweise noch an die Einrichtung eines überwachten „Judenreservats an der russischen Grenze. Im März 1940 wurden die Juden der inzwischen „eingedeutschten polnischen Gebiete südlich von Warschau und Lublin zwangsweise „umgesiedelt. Das heißt, für sie wurden in den größeren polnischen Städten wie Warschau oder Łódź hermetisch abgeriegelte Ghettos eingerichtet. Dort starben viele aufgrund der von den Deutschen zu verantwortenden Nahrungsrationen an Hunger, Kälte und durch tägliche willkürliche Morde der NS-Wachmannschaften. Der Wehrmachtsbefehlshaber Johannes Blaskowitz protestierte und wurde daraufhin von Hitler kurzerhand abgesetzt. Weiterer Protest seitens der Wehrmachtsführung ist nicht bekannt. Im April 1940 wurden diese „Zwangsumsiedlungen vorerst wieder eingestellt, weil sich organisatorische Probleme dabei ergaben. Danach erwog das Reichssicherheitshauptamt im Juni den Plan, alle Juden aus Deutschland und den eroberten Gebieten nach Madagaskar abzuschieben (vgl. Madagaskarplan). Es zeigte sich jedoch bald, dass der Krieg einen solchen Massentransport unmöglich machte. Schiffe und Flugzeuge wurden für militärische Zwecke gebraucht und waren nicht über die lange Distanz zu schützen. Seite 5 Besuch im Konzentrationslager Struthof Im Herbst 1940 verfuhren „Reichsgaue eine kurze Zeit uneinheitlich mit den jüdischen Bürgern ihres Bereichs: So schoben Baden, die Pfalz und das Saarland etwa 6.500 Menschen am 22. und 23. Oktober in unbesetzte Teile des besiegten Frankreichs ab. Manche Städte erließen in eigener Regie Ausgangsbeschränkungen und zogen die Radioapparate jüdischer Bürger ein. Die Gestapo konnte diese uneinheitliche Handhabung zusammenfassen, indem sie dieselben Maßnahmen reichsweit anordnete. Juden erhielten keine Kakao- und Schokoladeprodukte mehr, keine Kleiderkarten, kein Textil- und Ledermaterial. Ihre Lebensmittelkarten waren wie ihre Pässe mit einem „J markiert, und sie durften täglich erst nach 15:30 Uhr einkaufen, wenn die meisten Regale in den Läden bereits geleert waren. Mit dem Russlandfeldzug begann ab Sommer 1941 die Phase der nationalsozialistischen Massenmorde an Zivilisten in den eroberten Gebieten. Wieder wurden in einem Abkommen mit der Wehrmacht Sondervollmachten für die SS vereinbart – nach den Erfahrungen in Polen konnte es diesmal keine Zweifel geben, was darunter zu verstehen war. Den vorrückenden Truppen der Wehrmacht folgten die „SS-Einsatzgruppen. Diese ließen Juden in Dörfern und Städten sammeln, um sie dann massenhaft zu erschießen: zum Beispiel in Babyn Jar bei Kiew und bei Riga. An vielen solchen Aktionen waren auch einzelne reguläre Wehrmachtseinheiten sowie drei Polizeibataillone direkt beteiligt. Die Wehrmacht arbeitete auch bei der organisatorische Erfassung von Juden in den besetzten Gebieten eng mit der SS zusammen; nur wenige Kommandeure weigerten sich, ohne dafür bestraft zu werden (siehe dazu Verbrechen der Wehrmacht). So lassen sich die Vernichtung durch den Krieg, Vernichtung durch Zwangsarbeit für den Krieg und Vernichtung in den durch Krieg eroberten Gebieten nicht voneinander trennen. Der „Judenstern Der „Judenstern Am 9. September 1941 ordnete die Polizei an, dass alle Juden künftig einen gelben Stern in Form eines Davidsterns gut sichtbar an der äußeren Kleidung zu tragen hätten. Im Januar 1942 wurden alle ihre Kleidungsstücke aus Wolle und Pelz beschlagnahmt. Ab März des Jahres mussten auch die Wohnungen der im Reich verbliebenen Juden mit einem „Judenstern gekennzeichnet werden. Sie durften öffentliche Verkehrsmittel nur noch in Ausnahmefällen benutzen. Auch Juden im Alter von über 65 Jahren, die bis dahin verschont worden waren, mussten nun die Deportationszüge besteigen. Die Presse durfte nichts mehr über diese Maßnahmen berichten. Ab 19. Oktober erhielten die verbliebenen Juden wichtige Nahrungsmittel wie Fleisch, Weizenprodukte, Milch, Kunsthonig, Kakaopulver nicht mehr. Lebensmittelsendungen ins Ausland wurden von ihren Rationen abgezogen, Sonderzuteilungen für Kranke gestrichen. Seite 6 Besuch im Konzentrationslager Struthof Im Februar 1943 waren alle Beschäftigungsverhältnisse zwischen Deutschen und „Volljuden bzw. „Geltungsjuden aufzulösen. Im April wurde allen jüdischen Deutschen, „jüdischen Mischlingen und „Zigeunern die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. Während Deportationen und Vergasungen in den Lagern längst im vollen Gange waren, diente diese Maßnahme nur noch der bürokratischen Perfektion der Enteignungen. Es folgte das Verbot für die noch übrigen Juden, bei Rechtsstreitigkeiten den ordentlichen Rechtsweg vor deutschen Gerichten zu nutzen. Strafbare Handlungen, die sie begingen, wurden direkt von der Polizei geahndet. Angehörige von Deportierten konnten keine Ansprüche auf deren Besitz mehr geltend machen; dieser fiel an das Reich. Diese vollständige Entrechtung machte die noch im Reich lebenden Juden parallel zum Holocaust zum Freiwild für ihre bisherigen Nachbarn. Relativ geschützt vor der Ausrottung waren nur noch jüdische, ehemalige Deutsche in „Mischehen oder mit ausländischer Staatsangehörigkeit. Auch ihre Rechte wurden immer weiter eingeschränkt: Man erwog ihre Sterilisation oder Ehescheidung. Viele Ehepartner wurden von staatlichen Behörden direkt dazu aufgefordert. „Mischlinge durften ab September 1942 keine höheren Schulen mehr besuchen; Soldaten unter ihnen mussten die Wehrmacht verlassen. Nach dem misslungenen Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden auch alle Beamten entlassen, die mit „jüdischen Mischlingen verheiratet waren. Im Januar 1945 wurden alle „Mischlinge zum „geschlossenen Arbeitseinsatz befohlen. Seite 7 Besuch im Konzentrationslager Struthof Die Vernichtungslager (1941–1945) Das erste nationalsozialistische Konzentrationslager (KZ) war 1933 in Dachau eingerichtet worden. Es diente wie andere KZs seiner Art bis 1938 vorrangig der Inhaftierung und Liquidierung politischer Gegner, vor allem Angehörigen von KPD, SPD, Pazifisten und linken Intellektuellen. Es bot aber auch ein Modell für spätere Arbeits- und Vernichtungslager. Juden wurden dort von Anfang an besonders schikaniert und hatten die höchsten Sterblichkeitsraten. Für die geplanten Morde im großen Stil galten Massenerschießungen, wie sie unmittelbar nach Kriegsbeginn in Polen einsetzten, bald als „ineffizient. Zudem sollten anonymisierte Tötungsmethoden die psychologische Hemmschwelle der Täter weiter senken oder ganz beseitigen. Daher erprobten die SS-Einsatzgruppen seit Herbst 1941 Massentötungen mit Hilfe von mobilen Vergasungswagen. Im Dezember begannen sie diese Methode im KZ Chelmno (Kulmhof) systematisch anzuwenden. Zuvor war 1939–41 bei der Aktion T4 zur Ermordung geistig und körperlich Schwerbehinderter Kohlenstoffmonoxid in Gaskammern verwendet worden. Dabei wurden reichsweit Medikamente, Nahrungsentzug, Injektionen und Gas als Tötungsinstrumente erprobt. Auch andere Einzelheiten der später eingesetzten Mordmaschinerie wurden damals getestet und ausgefeilt. Ärzte, Verwaltungsund Transportspezialisten der T4-Aktion stiegen zum Teil in der SS-Hierarchie auf; das Personal der Vernichtungslager der Aktion Reinhardt stammte überwiegend aus der Aktion T4. Konzentrations- und Vernichtungslager im von Nazi-Deutschland beherrschten Europa Konzentrations- und Vernichtungslager im von Nazi-Deutschland beherrschten Europa Da sich die von der NS-Führung nun verlangte Mordrate auch mit diesen bereits erprobten Methoden nicht erzielen ließ, wurden seit Sommer 1941 Vernichtungslager errichtet, deren Hauptzweck die fabrikmäßige Tötung einer möglichst großen Menschenzahl war: Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau KZ Auschwitz II (1941), Vernichtungslager Kulmhof (in Chełmno bei Dąbie; 1941), KZ Lublin Vernichtungslager Majdanek (1941), Vernichtungslager Belzec (Bełżec bei Łódź; 1942), Vernichtungslager Treblinka (bei Warschau; 1942) Vernichtungslager Sobibor (bei Lublin/alle Polen; 1942) sowie das Vernichtungslager Maly Trostinez (bei Minsk/Weißrussland; 1942). Seite 8 Besuch im Konzentrationslager Struthof Aus dem ganzen von deutschen Truppen besetzten Europa wurden bis Kriegsende Menschen allein zum Zweck ihrer Vernichtung in diese Lager deportiert. Soweit sie nicht schon beim Transport in Viehwaggons umgekommen waren, wurden sie gleich nach ihrer Ankunft in Arbeitsfähige und Nicht-Arbeitsfähige selektiert. Kinder und ihre Mütter, Alte und Kranke, wurden gleich nach der Selektion in Gaskammern geführt, die meist als Duschräume getarnt waren. In Auschwitz wurden sie mit Zyklon vergast. In anderen Vernichtungslagern wurden meistens Motorabgase benutzt. Das Gas verursachte einen qualvollen, bis zu 20 Minuten dauernden Erstickungstod. Die Leichen wurden anschließend in Krematorien verbrannt. Körperliche Überreste – Haare und Goldzähne – und Privatgüter der Opfer – Kleidung, Schuhe, Brillen, Koffer usw. – wurden von der SS industriell verwertet. Hinzu kamen Menschenversuche zu militärischen, medizinischen und anderen Zwecken in den Lagern. Die Opfer wurden zum Beispiel in Druckkammern extrem hohem oder niedrigem Luftdruck ausgesetzt, in Eiswasser unterkühlt, mit Bakterien infiziert, für chirurgische Versuche und vieles mehr missbraucht. Die Täter, etwa der SS-Arzt Josef Mengele, nahmen den Tod oder lebenslange Gesundheitsschäden der Versuchspersonen bewusst und ohne jede Skrupel in Kauf. An vielen deutschen und schweizerischen Forschungseinrichtungen fanden sich noch bis vor kurzem menschliche Körperteile, die einst von den Nazis zu „Untersuchungszwecken angefordert und geliefert worden waren. In den Jahren 1940–1945 wurden in die Konzentrationslager Auschwitz mindestens 1,1 Millionen Juden, 140.000 Polen, 20.000 Sinti und Roma sowie mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene deportiert. Knapp über 400.000 Häftlinge wurden registriert. Von den registrierten Häftlingen sind mehr als die Hälfte aufgrund der Arbeitsbedingungen, Hunger, Krankheiten, medizinischen Versuchen und Exekutionen gestorben.Die nicht registrierten 900.000 nach Birkenau Deportierten wurden kurz nach der Ankunft ermordet. Als Obergrenze der Opfer im Konzentrations- und Vernichtungslagerkomplex Auschwitz wird die Zahl von 1,5 Millionen Opfern angegeben. Seite 9 Besuch im Konzentrationslager Struthof Einführung in die Geschichte des Lagers Am 21. April 1941 errichten die Nazis an einem „der Struthof genannten Ort ein Konzentrationslager, das Konzentrationslager Natzweiler. Das Hauptlager ist das einzige Konzentrationslager auf französischem Boden und lag im damals besetzten Elsass. Seine Nebenlager auf beiden Seiten des Rheins bestanden aus fast 70 Lagern verschiedener Größen. Von den ca. 52.000 Deportierten des Konzentrationslagers Natzweiler haben etwa 35.000 das Hauptlager nie gesehen. Im Lager, das als Arbeitslager für die NS-Kriegsindustrie diente, wurden auch die medizinischen Experimente der Naziprofessoren der Universität des Reichs in Straßburg durchgeführt. Am 23. November 1944 entdecken die Alliierten die Anlage, die seit September von den Nazis aufgegeben worden war. Für einige der Deportierten der Nebenlager setzt sich der Leidensweg im Frühjahr 1945 mit den Todesmärschen noch fort. Von 1941 bis 1945 ist das Konzentrationslager Natzweiler eines der mörderischsten Lager des NSSystems. Fast 22.000 Deportierte sind hier gestorben. Die Gründung des Konzentrationslagers Natzweiler auf dem Struthof Nach dem Waffenstillstand vom 22. Juni 1940 wurden die Departements Elsass und Moselle de fakto vom Dritten Reich annektiert, Funktionäre des Reichs nahmen die Posten in den Behörden ein, deutsches Geld und Gewohnheitsrecht wurden eingeführt, Fabriken und Minen germanisiert und die Nutzung der französischen Sprache verboten. Ab 1942 wurden Elsässer und Moselaner zum obligatorischen Militärdienst in der Wehrmacht gezwungen. Himmler, Chef der Gestapo und der Polizei und Oswald Pohl, Leiter des Wirtschaftsverwaltungshauptamtes der SS (WVHA), wollten Lager in der Nähe der Steinbrüche einrichten, um dort die Deportierten, wie in Mauthausen oder in Flossenbürg über die Deutschen Erd- und Steinwerke (DEST) ein Minenunternehmen der SS, das 1938 von Himmler gegründet worden war auszunutzen. Seite 10 Besuch im Konzentrationslager Struthof Der Struthof genannte Ort auf dem MontLouise war eine seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem bei den Straßburgern sehr beliebte Touristenstation, die dort ein Hotel und Skipisten vorfanden. Die Stelle wurde aber auf Grund der Ader von rosa Granit interessant, die der Geologe und Oberst der SS im September 1940 dort fand. Die ersten Deportierten trafen in zwei Konvois aus Sachsenhausen am 21. und 23. Mai 1941 dort ein und begannen mit dem Bau der Baracken des KL-Natzweiler. Das zur verbotenen Zone erklärte Lager wurde im Oktober 1943 fertiggestellt. Der Großteil der Baracken wurde zwischen Mai 1941 und Oktober 1943 an den schroffen Hängen des Mont Louise angelegt. Die Hierarchie war in allen Lagern identisch. Der Betrieb des KL-Natzweiler wurde von ca. 80 Offizieren, Unteroffizieren und Truppensoldaten rund um den Lagerkommandanten und seinen Stellvertreter gesichert. Insgesamt waren ca. 250 SS während des Kriegs dorthin abgestellt. Ab Mitte 1942 wurde jedes Konzentrationslager über die Abteilung des Wirtschaftsverwaltungshauptamtes dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler unterstellt. Die Misshandlungen, die Krankheiten, die Erschöpfung und der Tod Die Misshandlungen, die Krankheiten, die Erschöpfung und der Tod gehörten zum täglichen Leben der Deportierten. Sie litten unter den Verletzungen durch die Hiebe, die sie von den Kapos und den SS erhielten sowie unter den Bissen der Hunde, die darauf abgerichtet waren, sie anzugreifen. Sie konnten auch bestraft werden und zu Peitschenhieben auf dem Prügelbock oder einer Inhaftierung im Bunker im unteren Teil des Lagers verurteilt werden. Zum Skelett abgemagert, erschöpft, verwundet, krank, ohne Behandlung, gleichgültig ob sie in die Krankenstation kamen oder nicht, kamen viele ums Leben. In Natzweiler lag die Sterblichkeitsrate bei 40 %; in den Nebenlagern konnte sie 80 erreichen. Deportierte, die einen Fluchtversuch wagten oder einfach nur verdächtigt wurden, eine Flucht zu planen, wurden zum Tode verurteilt: Durch dem Strang oder durch das Erschießungskommando. Die Gestapo von Straßburg nutzte das Lager ebenfalls als Hinrichtungsplatz. So wurden 1943 dreizehn Jugendliche aus Ballersdorf (Haut-Rhin) auf Grund ihrer Weigerung in die Wehrmacht einzutreten und des Versuchs, die annektierte Zone zu verlassen, im Steinbruch erschossen. Im September 1944, kurz von der Evakuierung des Lagers, wurden Mitglieder des Alliance-Netzwerks und Maquisards aus den Vogesen ins Lager gebracht, um dort hingerichtet zu werden. Alle endeten im Verbrennungsofen des Krematoriums. Seite 11 Besuch im Konzentrationslager Struthof Die Medizin der Nazis und die Experimente Der Nationalsozialismus basierte auf rassistischen und antisemitischen Theorien und vertrat die Überlegenheit der « Arier » von « reiner deutscher Rasse » über alle anderen Menschen. Diese Theorien suchten nach einer Bestätigung in den pseudo-medizinischen Arbeiten, die von echten deutschen Professoren und Ärzten durchgeführt wurden, die Hitler für seine Ideen gewinnen konnte. Die Experimente mit verschiedenen Krankheiten, Kampfgasen und « Rassenstudien » wurden in verschiedenen NS-Lagern an den Deportierten durchgeführt. Im KL-Natzweiler wurden im Rahmen der Arbeiten der Reichsuniversität in Straßburg und der SSVerwaltung Ahnenerbe, die dem Generalstab von Himmler in Berlin angeschlossen war, mehrere Reihen « medizinischer » Experimente durchgeführt. Die wichtigsten Akteure und Schuldigen an diesen Experimenten waren: August Hirt, Anatomieprofessor mit internationalem Ruf, Otto Bickenbach, Medizinprofessor und Kampfgasspezialist sowie Eugen Haagen, Virologe, Entdecker eines Impfstoffs gegen den Typhus, was ihm 1936 eine Eintragung auf die Liste der Kandidaten für den Medizinnobelpreis eintrug. Hirt führte Experimente mit Yperit Senfgas durch und wollte sich mit den Körpern der 86 aus Auschwitz verlegten Deportierten eine Skelettsammlung aufbauen; Bickenbach unternahm Versuche mit Phosgengas und Haagen setzte seine Arbeiten über die Auswirkungen von Typhus fort. Die Gaskammer Im Konzentrationslager Natzweiler wurden die Deportierten weder systematisch noch nach Massenauswahlverfahren vergast. Die Gaskammer wurde 1943 vom Lagerkommandanten Josef Kramer auf Antrag der Medizinprofessoren der Nazis der Reichsuniversität in Straßburg eingerichtet, um medizinische Experimente durchzuführen. Die Gaskammer wurde in einem kleinen 9 m2 großen Raum im ehemaligen Festsaal des Gasthauses vom Struthof eingerichtet, das bereits von den Truppen der SS beschlagnahmt worden war. Seite 12 Besuch im Konzentrationslager Struthof Vom 14. bis zum 21. August 1943 wurden dort 86 jüdische Deportierte aus dem Lager Auschwitz vergast. Ihre Körper sollten dazu dienen, eine Skelettsammlung für Professor August Hirt, den Direktor des Anatomischen Instituts der Reichsuniversität in Straßburg zu bilden. Die Gaskammer wurde auch für die Erprobung neuer Gase genutzt. Dabei wurden Deportierte, in erster Linie Zigeuner, als Versuchskaninchen genutzt. Die Evakuierung des Lagers, die Prozesse der Verantwortlichen In den ersten Septembertagen von 1944 beschließen die Nazis angesichts der vorrückenden alliierten Truppen das Hauptlager zu evakuieren. Der Großteil der Deportierten wird nach Dachau verlegt. Nur wenige bleiben unter der Bewachung einer kleinen Anzahl von SS im Lager zurück. Am 23. September, dem Tag der Befreiung Straßburgs, dringt die amerikanische Armee in das Lager ein und findet das erste Beispiel für das System der Nazi-Konzentrationslager in Westeuropa. Von den 52.000 zwischen 1941 und 1944 nach Natzweiler-Struthof oder in eines seiner Nebenlager deportierten Personen starben über 20.000. Ab 1945 begannen die Alliierten mit der Verurteilung der höchstrangigen Verantwortlichen Nazideutschlands in Nürnberg. Sie organisierten in der Folge getrennte Prozesse für die SS jedes Hauptlagers. Josef Kramer, der ehemalige Kommandant von Natzweiler und Kommandant von Bergen-Belsen wird von den Briten für seine Rolle im letztgenannten Lager verurteilt. Die anderen SS-Verantwortlichen von Natzweiler, die gefangengenommen oder auf der Flucht waren, wurden bei den Prozessen von Wuppertal, Rastatt und Metz verurteilt. Seite 13