Arbeitsblatt: Rollenspiel 2 WK

Getrud Luckner ein Rollenspiel M1: „Improvisiertes Rollenspiel zur Verfolgung und Vernichtung in der NS-Zeit Ablauf Sek.I und Sek.II: Die Rollenkarten werden bunt gemischt und jeder Schüler bzw. jede Schülerin erhält eine Rollenkarte. Die Karten werden nacheinander von den Kindern vorgelesen. Danach stehen, sitzen bzw. hocken sich die Schülerinnen und Schüler an ihrem Platz entsprechend den Symbolen auf ihrer Karte. auf dem Boden hocken sitzen stehen Die Lehrkraft hält einen Moment inne und bittet die Schülerinnen und Schüler, den Blick über die Klasse schweifen zu lassen. Dann erklärt sie, dass die Stehenden aus dieser Klasse „im normalen Unterricht übrig geblieben wären, die Sitzenden wären im Gefängnis oder Konzentrationslager eingesperrt gewesen und die Hockenden wären ermordet worden. Unbedingt muss dazu noch erwähnt werden, dass sowohl die Fälle auf den Rollenkarten als auch die Einteilung der Klasse fiktiv sind. Dann sollten die Schülerinnen und Schüler aus ihren Rollen entlassen werden. Danach kann gesammelt werden, welche Art von Verfolgten erwähnt wird. Daraus kann eine Einordnung in die verschiedenen Gruppen der Verfolgung erfolgen und ggf. das Tafelbild des AB 3 zur Kategorisierung des Widerstandes erarbeitet werden. Gleichzeitig könnten auch die verschiedenen Gruppen der Verfolgten erarbeitet werden. Zudem kann dieses Spiel den Einstieg in eine Klärung der Frage bilden: Warum gab es so wenig Widerstand gegen die Nationalsozialisten in Deutschland bzw. welche Strategien entwickelten manche Deutsche, um mit den Gräueln des NS-Regimes umgehen zu können. Je nach Klassenstufe wäre zu empfehlen, die Texte zu kürzen, da insbesondere jüngere oder schwächere Schülerinnen und Schüler Schwierigkeiten haben könnten, sich so lange zu konzentrieren, bis jeder in der Klasse seine Karte vorgelesen hat. Evtl. könnten da auch immer zwei Kinder gemeinsam eine Karte vorlesen. Unbedingt ist darauf zu achten, dass es während der Lesephase kein unsinniges Gekicher in der Klasse gibt. Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg Mögliche Rollenkarten (die durch eigene Ideen ergänzt werden können): Mein Name ist Anna. Ich heiße Fabian, bin Mein Name ist Ich bin Lukas, 25 Ich bin 14 Jahre alt 20 Jahre alt und Ansgar. Ich bin Jahre alt und Zeuge und habe das Down Soldat in der gerade erst 17 Jahre Jehovas. Aus Syndrom. Deshalb Wehrmacht. Ich war alt geworden. Gewissensgründen bin ich von meiner bei der Schlacht von Irgendwie mag ich habe ich bisher den Familie Stalingrad dabei, Männer lieber als Wehrdienst weggenommen und hatte aber Glück und Frauen. Jetzt habe ich verweigert. Ich kann in die Anstalt kam noch rechtzeitig aber große Angst, da und will niemals Grafeneck verlegt heraus. Seitdem habe es ja von der einen anderen worden. ich aber Regierung heißt, dass Menschen Panikattacken. Homosexualität nicht erschießen. Jetzt Manchmal zittere ich gut sei. habe ich aber eine so stark, dass ich Vorladung meine Waffe nicht bekommen. halten kann. Deshalb denke ich ständig darüber nach, zu desertieren. Mein Name ist Ich heiße Martin und Mein Name ist Ich bin Luise, 16 Stefanie und ich bin bin 14 Jahre alt. Ich Friedrich. Mein Vater Jahre alt und mein gläubige Katholikin. bin nicht in der HJ. hat sich schon immer Vater ist Deshalb habe ich Unser geweigert, an hohen Schriftsteller. Als gestern in der Schule Ortsgruppenleiter Festtagen die NSjetzt die ganzen gesagt, dass Gott war schon mehrfach Fahne an unserem Bücher verbrannt höher steht als Hitler. bei meinen Eltern Haus zu hissen, wurden, waren auch Mein Lehrer fand das und hat ihnen gesagt, weshalb die Nachbarn viele seiner Werke nicht gut. Er hat sehr dass ich eintreten immer geschimpft dabei. Er hat sogar geschimpft und mir müsse. Bisher haben haben. Jetzt habe ich Berufsverbot gesagt, dass er das sie immer gesagt, in der Schule gesagt, bekommen, so dass melden müsse. dass sie die dass ich am Endsieg wir nicht mehr Daraufhin musste ich Entscheidung mir Hitlers zweifeln wissen, wovon wir nach Hause gehen. überlassen würden würde. Da ist leben sollen. Mein und ich will einfach vielleicht ein Vater spricht immer nicht. Aufstand mehr von ausgebrochen. Ich Emigration, aber wo habe richtig Probleme sollen wir hin? Und bekommen. wenn wir heimlich fliehen würden, ist das nicht gefährlich? Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg Ich heiße Lukas, bin Mein Name ist Lilli, 13 Jahre alt und bin ich bin 12 Jahre alt Halbjude, d.h. meine und Jüdin. Meine Mutter ist Jüdin. Eltern sind sehr Bisher war das gläubig. Mein Vater immer egal, aber hat ein kleines jetzt soll ich meine Geschäft in der Stadt. alte Schule verlassen Seit dem Aufruf der und auf eine Nazis „kauft nicht Judenschule gehen. bei Juden! haben Außerdem darf ich wir große Probleme nicht mehr im Zug in genug Geld zum allen Abteilen sitzen, Überleben zu sondern muss in den verdienen. Außerdem sogenannten soll ich die Schule Judenabteilen fahren. verlassen. Und auch Ich finde das meinen geliebten schlimm. Hamster musste ich abgeben, weil Juden keine Haustiere halten dürfen. Ich bin sehr traurig. Ich heiße Johannes. Ich heiße Annette Meine Familie ist und bin für die SPD sehr engagiert in der im Stadtrat gewesen. evangelischen Auch mein Vater ist Kirche. Neulich hat in der SPD. Er ist vor mich ein Freund zwei Jahren verhaftet mitgenommen zur worden. Seitdem Bekennenden Kirche. haben wir nichts Ich war so mehr von ihm gehört. beeindruckt, dass ich Ich habe Angst, dass sofort beschlossen ihm – und auch mir – habe, mich dort etwas passieren weiter zu engagieren. könnte. # Ich heiße Benjamin, aber alle sagen nur Benni zu mir, weil ich mit 6 Jahren das jüngste Kind in unserer Familie bin. Wir sind alle Juden, haben aber den Glauben immer nur an den Hochfesten gefeiert. Jetzt mussten wir umziehen in ein Judenghetto. Hier gibt es keine Arbeit für die Eltern, kaum Essen und nichts zu spielen für und Kinder. Alles ist eng und voll und grau und kalt. Ich bin Teresa und 14 Jahre alt. Vor zwölf Jahren haben meine Eltern den jüdischen Glauben verlassen und unsere ganze Familie katholisch taufen lassen. Trotzdem gelten wir jetzt auf einmal wieder als Juden. Ich verstehe das nicht. Ich bin Susanne und Mein Name ist leicht geistig Christine, ich bin 11 behindert. In der Jahre alt und ich bin Anstalt in Jüdin. Ich habe noch Emmendingen, wo ich eine kleine lebe, konnte ich Schwester von 2 kräftig mitarbeiten, Jahren. Meine Mutter z.B. in der Küche oder hat uns zu fremden beim Putzen. Jetzt soll Menschen gebracht, ich aber verlegt die uns verstecken werden, heißt es, sollten. Sie sind aber wahrscheinlich nach nicht so freundlich Grafeneck. zu uns. Ich fühle mich sehr einsam und habe unendlich Angst. Meine kleine Schwester weint immerzu und ich kann sie nicht trösten. Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg Mein Name ist Ich bin Elisabeth und Tobias. Ich bin seit Mitglied bei den meiner Jugend Zeugen Jehovas. Mitglied der KPD, da Mein Verlobter hat ich finde, dass den mich dahin gebracht. Armen geholfen Gestern war die werden muss. Polizei bei mir und Gestern bin ich hat mir ein Papier verhaftet worden. vorgelegt, auf dem ich unterschreiben sollte, dass ich meinem Glauben abschwöre. Ich konnte das nicht. Daraufhin bin ich verhaftet worden. Mein Name ist Dominik, ich bin 18 Jahre alt und möchte nur meine Ruhe haben. Dieses ganze politische Gerede interessiert mich gar nicht. Ich bin Rainer, 16 Jahre alt und aktiv in der HJ. Mir machen die Abenteuerspiele dort sehr viel Spaß. Außerdem lernt man Härte und Disziplin, was ich wichtig finde. Ich heiße Judith, bin Mein Name ist Anja. 16 Jahre alt und habe Ich bin 12 Jahre alt gestern einen und Jüdin. Mein Hitlerwitz in der Vater war ein sehr Pause erzählt, den ich angesehener Arzt von meinem Onkel und wir hatten ein gehört habe. Er war schönes Haus. Die wirklich lustig, auch Nazis haben meinem wenn Hitler etwas Vater die Praxis und lächerlich gemacht unserer Familie unser wurde, aber man muss Haus weggenommen. doch auch lachen Dann haben sie uns dürfen. Mein Lehrer in einem engen, hat das leider gehört stinkenden und und ganz genau dreckigen nachgefragt, woher Viehwaggon mit ich den Witz habe und ganz vielen anderen was meine Familie Menschen gepfercht. über Hitler denkt. Ich Es war so heiß, dass fand das furchtbar. ich kaum atmen konnte. Ich heiße Ursula. Mein Name ist Anke, Mein Vater ist ich bin 15 Jahre alt Mitglied in der und meine beste NSDAP, weil er sagt, Freundin Nora ist dass der Führer viel Jüdin. Auf einmal für die Menschen in wollen meine Eltern Deutschland getan nicht mehr, dass wir habe. Jeder hat jetzt befreundet sind. Arbeit und es können Aber ich kenne Nora sogar ganz viele Leute doch schon so lange Urlaub mit der KdF und wir haben uns machen. Sogar wir immer gut waren schon mal in verstanden. Ich Prora auf Rügen am verstehe das nicht. Meer. Es war herrlich. O Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg Ich heiße Heinrich, bin 18 Jahre alt und habe jetzt meinen Einberufungsbefehl zur Wehrmacht erhalten. Ich finde, der Führer weiß schon genau, was er tut, und ich glaube fest an ihn. Ich bin Mira, 16 Jahre alt und komme aus einer gutbürgerlichen Familie. Ich finde es zwar seltsam, dass alle unsere jüdischen Nachbarn über Nacht verschwunden sind, aber ich will eigentlich auch nicht mehr wissen. Für uns läuft doch alles normal weiter. Ich bin Melanie und mein Vater ist schon ganz früh in die NSDAP eingetreten. Er hat richtig Karriere gemacht und ist sogar zum Universitätsrektor aufgestiegen, nachdem man den Juden, der das Amt vorher innehatte, verjagt hat. Uns geht es gut und mein Vater sagt, Hitler sei das Beste, was Deutschland passieren könne und jetzt werde endlich einmal aufgeräumt mit dem Gesindel. Ich glaube, er hat Recht. Mein Name ist Helen. Ich heiße Jonathan. Gestern habe ich auf Seit letzter Woche dem Schulweg gibt es keine gesehen, dass die jüdischen Kinder Synagoge bei uns im mehr in unserer Ort gebrannt hat. Die Schule. Ich finde das Feuerwehr stand sehr gut. Endlich ist davor und hat nicht es leer und ruhig geholfen. Außerdem geworden. Außerdem hat die Polizei viele hat unser Lehrer alte jüdische immer gesagt, dass Menschen verhaftet. die Juden unser Sie standen teilweise Unglück seien. Also im Nachthemd auf der ist es nur gut, dass Straße und froren sie weg sind. entsetzlich. Ich kann mir kaum vorstellen, was sie verbrochen haben sollen. Aber meine Eltern sagen, das gehe uns nichts an und ich sollte unbedingt meinen Mund halten. Ich heiße Silvio, ich Ich heiße Edith, bin Mein Name ist bin 12 Jahre alt und 15 Jahre alt und im Rüdiger, ich bin 17 ich möchte später ein BDM. Ich finde Jahre alt und habe richtig wichtiger unsere Uniform sehr großes Interesse an Mensch werden. schick und auf den Waffen. Auch Sport Deshalb möchte ich nationalsozialistischen mache ich sehr gern. unbedingt auf eine Treffen der Deshalb ist es völlig NAPOLA-Schule. Jugendlichen geht mir klar, dass ich mich Zwar muss ich da immer das Herz auf. nach Abschluss der weg von zu Hause, Die Musik ist so Schule sofort für die aber ich habe schon mitreißend und die Wehrmacht melde. so viel Gutes von vielen jungen Ich will Soldat diesen Schulen Menschen zusammen, werden und gehört, dass mir das das gibt so ein tolles ehrenhaft für mein egal ist. Gemeinschaftsgefühl. Land kämpfen. o Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg Ich heiße Sandra, bin 18 Jahre alt und habe mich verliebt. Er ist ein schmucker Soldat mit einer tollen Uniform. Ich möchte unbedingt heiraten und möglichst viele, süße Kinder bekommen. Ich heiße Helene. Unsere Religionslehrerin hat gesagt, dass Christus höher stehen würde als der Führer. Das konnte ich nicht glauben. Ich habe es sofort nach der Stunde meinem Schulleiter erzählt. Kurz danach wurde die Religionslehrerin abgeholt. Ich bin Tanja, 15 Jahre alt. Neulich durfte ich Hitler auf einer Kundgebung in unserer Stadt persönlich erleben. Er hat ganz toll geredet. Ich war so beeindruckt. Mein Name ist Dirk, Ich heiße Wolfgang, ich bin 15 Jahre und bin 16 Jahre alt und schon führendes politisch sehr Mitglied der HJ. interessiert. Ich habe Obwohl ich noch so alle Reden des jung bin, darf ich die Führers verfolgt und Kleinen anleiten. finde seine Aussagen Manchmal muss man sehr logisch. Zwar da ganz schon hart habe ich noch nicht sein, aber Härte härtet sein Buch „Mein ab. Wir wollen keine Kampf gelesen, Weichlinge haben. Ich aber Bücher sind eh stehe da vollkommen nicht so wichtig. Das dahinter. Wichtigste sind Taten. Dazu bin ich bereit. Mein Name ist Ich bin Patrick und bin Ich heiße Anita. Friedrich. Als die 18 Jahre alt. Mein Jeden Morgen auf anderen Kinder in Onkel hat doch glatt dem Weg zur Arbeit meiner Klasse den beim letzten begegnet mir eine Helmut einen Familientreffen gesagt, junge schwangere „dreckigen Juden dass Hitler den Krieg Frau mit dem riefen, habe ich ihn niemals gewinnen Judenstern auf dem verteidigt. Der könne. Ich bin sofort Mantel. Sie sieht so Helmut ist immer ein losgegangen und habe traurig und feiner Kerl gewesen. das der Polizei ausgemergelt aus, Die anderen sollen gemeldet. Das kann dass ich richtig ihn bloß in Ruhe man doch nicht Mitleid bekommen lassen. durchgehen lassen. habe. Seitdem stecke o ich ihr immer heimlich etwas Essen zu. Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg