Arbeitsblatt: Schreiben seit Jahrtausenden

Material-Details

Projekt in dem die verschiedenen Möglichkeiten des "Schreibens" aktiv erlebt und erprobt werden können
Geschichte
Gemischte Themen
klassenübergreifend
19 Seiten

Statistik

198976
391
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16.09.2021

Autor/in

Helmut Gensler
Land: Deutschland
Registriert vor 2006

Downloads Arbeitsblätter / Lösungen / Zusatzmaterial

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Lebendige Geschichte Ab der Klasse 5 wird im Fach Geschichte die Steinzeit, Römer und die Zeit bis zum Ende des Mittelalter Themen des Unterrichts. Dabei können auch die verschiedenen Formen der schriftlichen Kommunikation besonders ins Auge gefasst werden. In fächerübergreifenden Projekten starteten wir „lebendige, begreifbare Geschichte. Hier können die Schüler verschiedene Formen des Schreibens und Malens mit mehr oder weniger originalen Materialien selbst überlegen und ausprobieren. von Helmut Gensler Mehr im WWW beispielsweise unter Meine pädagogischen Überlegungen Schüler, die mit ihren Eltern oder Großeltern im eigenen Garten oder der eigenen kleinen Werkstatt im Keller handwerkliche Fähigkeiten gelernt haben sind in den heutigen Klassen eher in der Minderheit. Vielmehr ist es üblich, gewünschte Sachen zu kaufen. Und dabei wird dann auch noch Wert darauf gelegt, dass sie von sehr bestimmten Firmen und Marken stammen. Reparaturen sind zu umständlich oder sogar unmöglich, es wird einfach neu gekauft. Dieses Zugehen zu Materialien war früher völlig undenkbar, denn es herrschte kein Überfluss für den durchschnittlichen Bürger. Die Wertschätzung von Material und Arbeitskraft war anders. Der Aspekt, dass junge Menschen in eigener Verantwortung ihr eigenes Material selbst herstellen und damit auch die eigenen Fehler direkt spüren ist im normalen Unterricht nur sehr wenig präsent. Fehler in Sprachunterricht oder Mathematik stehen auf einem Blatt Papier und können leicht verbessert werden. Beim Projekt „Schreiben sollen die Schüler anhand des historischen Umfeldes selbst überlegen, wie die Menschen damals zu Lösungen gekommen sind. Eine Querverbindung zu sogenannten „Entwicklungsländern und deren ökonomische Verhältnisse bietet sich auch an. Die Schüler stellen alle notwendigen Werkzeuge selbst her und lernen dabei sehr viel über handwerkliche Tätigkeiten, genaues Planen und konzentriertes längerfristiges Arbeiten. Bei arbeitsteiligem Arbeiten erleben sie die Effektivität von Teamwork. Nicht alle Informationen sind aus dem WWW zu bekommen. Der Bildausschnitt des schreibenden Mädchens stammt aus einem Wiener Museum. Grundlegende Arbeitsschritte: Die Schüler werden in die Lebensumstände dieser Zeit eingeführt. Dann wird besprochen, was wichtig genug wäre, um es dauerhaft sichtbar/schriftlich festzuhalten. Anhand der historischen Zeit wird herausgesucht, was zum „Schreiben/Malen vorhanden ist und wie es dann umgesetzt werden könnte. Wesentliche Fragen sind dabei: Welche einfach zu besorgenden Materialien standen zur Verfügung? Welche Werkzeuge brauche ich, um die zum Malen/Schreiben notwendigen Materialien im historischen Rahmen herzustellen? Wie geht das mit modernen Werkzeugen? Was müssen wir wissen/können, um ein gutes Ergebnis zu erhalten? Wie kann eine Schreibunterlage so bearbeitet werden, dass sie eben und haltbar ist? Mit welchen Materialien schreibe ich? Warum wurde die damals verwendete Schriftart verwendet? Hat das einen Zusammenhang mit dem Schreibwerkzeug? Bilder von archäologischen Funden zeigen die professionellen Ergebnisse dieser Zeit. Wandmalerei (ca.40.000 – 10.000 v.Chr.), hier aus Bulgarien Als Maluntergrund dienten Felswände. Farben wurden aus Holzkohle und fein gemahlenen Steinen (beispielsweise gelber oder roter Sandstein) gewonnen und dann mit Wasser oder Eigelb zu einer Paste gemischt. Als Pinsel dienen gebündelte Haare, weich geklopfte Ästchen oder einfach die eigenen Finger. Staubförmige Farben können auch auf eine nasse Fläche gepustet werden. Können Steine einfach zu Farben zerrieben werden oder müssen die Steine im Feuer erst mürbe gemacht werden? Es gibt sehr viele verschiedene Steinarten, unterschiedlich in der Härte, der Struktur oder der Farbe. Es ist sehr mühsam, einen Kalkstein mit einem härteren Stein glatt zu schleifen. Feuerstein oder Obsidian sind optimal für Klingen. Mit Granit oder Basalt kann auch ein Stein „beschrieben werden. Bronzezeit, rund 3500 vor unserer Zeitrechnung Wichtige Ankündigungen oder Gesetze (10 Gebote Moses) wurden in Stein gehauen. Schiefer lässt sich sehr leicht bearbeiten, hält aber nicht sehr lange. Als Werkzeuge standen je nach Technologie anfangs spitze Basaltsteine, später Kupfermeißel zur Verfügung. Schneller und einfacher war es, Schriftzeichen in Ton zu drücken und diese Keramik dann zu brennen. Als Schreibstift dienen dreieckig geschnittene Äste und Ton. Mit Schülern kann auch Salzteig als ein kostengünstiges Material verwendet werden. Runen ca. 200 – 1300 AD) Runen können sehr einfach in Rinde geschnitten werden. Es gibt verschiedene Zeichensätze aus Mittel- und Nordeuropa. Wachstafeln griechisch – mittelalterlich) Womit lernten Schüler vor 2000 Jahren schreiben? Es gab noch kein Papier. Das Material muss günstig und wieder verwertbar sein. Lösungsansätze: Der Untergrund ist weich, aber haltbar Wachs, Ton, . Die Schreibfläche sollte begrenzt und mit festem Boden sein. Der Schreibstift braucht keine eigene Farbe. Die Schrift muss einfach und schnörkellos sein. Wachstafel bauen Ursprünglich wurde die Tafel aus einem ganzen Stück Holz mit Stechbeitel heraus gestemmt. Zuerst muß der Rand ausgestemmt werden. Dann kann der Innenteil relativ schnell ausgehoben werden. Wenn nicht vorsichtig genug gearbeitet wird kann sehr leicht ein Teil des Randes wegbrechen. Sehr scharfe Stechbeitel sind für ein sicheres Arbeiten notwendig. Das Ausfräsen mit einer modernen Fräse erleichtert diesen Arbeitsschritt erheblich. Einfacher ist es mit vier Randstücken zu kleben. Mit einer Gehrungssäge werden die vier Teile passgenau abgelängt. Wie exakt müssen die Seitenteile sein, dass die Wachsmasse nicht herausfließen kann? Die Seiten werden aufgeklebt und zur besseren Haltbarkeit auch angenagelt. Dazu sollte auch eine Vorbohrung erfolgen. Drehbohrer wurden schon Mittelalter verwendet. im Wo bekomme ich das Wachs her Imker oder modernes Stearin ist eine Kostenfrage. Das Volumen des Wachses verkleinert sich beim Erkalten. Hat die Raumtemperatur einen Einfluss auf das Schreiben? Ist die Farbe des Wachses oder der Lichteinfall von Bedeutung beim Lesen? Die Buchstaben werden in das Wachs gedrückt, nicht heraus gekratzt. Zum Schluss müssen die Schüler die Tafel wieder glatt drücken. Dabei sollte kein Wachs weg gerieben werden. Aus Zimmermannsnägeln lassen sich mit wenig Aufwand die nötigen Schreibgriffel schmieden. Der Stylus wird „geschmiedet, also auf über 600 Grad erhitzt (Farbe rot!) und mit dem Hammer in Form gebracht. Entsprechende Vorsichtsmaßnahmen sind zu treffen. Mit modernen Bunsenbrennern läßt sich ein Nagel so weit erhitzen, dass der Kopf breit und die Spitze dünner und spitzer geschmiedet werden kann. Schreiben auf Pergament, Papyrus und Papier Bis zum Mittelaltergab es noch kein Papier. Bücher waren sehr teuer. Gänsefedern dienten als Schreibgeräte. Originale Tinte wurde beispielsweise aus rostigem Eisen und Eichgalläpfel (Tannin) hergestellt. Oft gibt es Gänsebraten zu „Martini, und die Federn Herstellung von Schreibuntergrund Je nach Kultur und Technologie wurde auf Stein, Ton, Holz, Wachs, Papyrus, Pergament oder Papier geschrieben. Der jeweilige Untergrund sollte einigermaßen groß, haltbar und eben sein. Diese Arbeiten erforderten ein erhebliches Wissen, Können und viel Zeit. Aus einem Tierfell wird ein Pergament gespannt. Für eine beschreibbare Fläche von rund 40 60 cm braucht man das Fell einer ganz jungen Ziege und alles in allem Tätigkeiten an rund 3 Arbeitstagen. Das Schöpfen von dickem Papier aus Altpapierresten ist relativ einfach. Anleitungen sind aus dem Internet zu laden. Die handwerkliche Herstellung von Papier aus Stoffresten (Hadern) schuf die Möglichkeit der Massenherstellung von Schriften. Damit war der Weg frei für Drucken. Anregungen dazu gibt es sehr viele im WWW Wir haben die Titelseite der Schülerzeitung mit vier Linolstücken in Hochdruck hergestellt. Für den Druck ist der passende Rahmen für die einzelnen Teile notwendig, damit beim Auflegen des Papiers nichts verrutscht. China In China musste durch die Verwaltung eines großen Reiches sehr viel geschrieben werden. Als Schreibuntergrund wurde anfangs Holzstreifen verwendet. Sie waren sehr haltbar und kostengünstig. Als Tinte fand Ruß Verwendung. Durch dieses Material bot es sich an, von oben nach unten zu schreiben. Schüler können mit dünneren Ästen oder Bambusstreifen ein „Papier dieser Zeit herstellen. Es ist sehr viel Schleifarbeit notwendig. Bei gerundeter/ angeschrägter Rückseite lassen sich die Teile sehr viel besser zusammenrollen. Schreiben mit Gänsefedern war jahrtausendelang üblich. Die Feder wird spitz zugeschnitten. Ein mittiger Schnitt bringt einen Kapillareffekt und die Tinte lässt länger fließen. Eine breite Spitze erleichtert kalligrafische Buchstaben. Die Tinte konnte beispielsweise aus rostigem Eisen und Eichgalläpfel (Tannin) selbst hergestellt werden.