Arbeitsblatt: Behinderte im Mittelalter

Material-Details

alle (!) Hilfsmittel für behinderte Menschen im Originalbild und mit Schülern nachgebaut
Geschichte
Mittelalter
6. Schuljahr
12 Seiten

Statistik

199000
465
3
16.09.2021

Autor/in

Helmut Gensler
Land: Deutschland
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Menschen mit körperlichen Behinderung gab es immer. Diese Tatsache und wie ihnen geholfen werden konnte sind auch dokumentiert Während unseres Unterrichtsprojekts lebende Geschichte an der Schule am Hofgarten haben wir uns damit fächerübergreifend beschäftigt. Wir haben in den zugänglichen Büchern und Gemälden entsprechendes Material gesucht, diese Hilfsmittel nachgebaut und ausprobiert, ob sie auch so funktionsgerecht sind. Krücken Stützen/ Krücken/Unterarmstützen gehören zu den am meisten verbreiteten Hilfsmitteln. Sie sind schon auf steinzeitlichen Wandmalereien und altgriechischen Vasen zu sehen. Wir veränderten diese Konstruktion aus Haselnußstangen sehr einfach, aber deutlich bequemer. Trippen In einer Zeichnung von Callot wird ein behinderter Bettler mit Trippen dargestellt. Diese Platten/ Schuherhöhungen wurden üblicherweise verwendet um nicht in den nassen oder schmutzigen Boden zu treten. Beim Nachbau dieser Teile wurde schnell klar, dass die Fußteile so für unbehinderte Menschen nicht verwendbar sind, denn die Fußgelenke müssten so sehr stark und schmerzhaft verdreht werden. Mit einer schrägen Platte ist eine Bewegung aber möglich. Cranachs Bild von 1509 ist auf der Veste Coburg zu sehen. Hier wird eine Variante der Trippe gezeigt. Der anscheinend ehemalige Soldat hat amputierte Füße. Sie sind an den Trippen festgebunden. Sogar mit entsprechenden Polsterungen an den Unterschenkeln ist eine Vorwärtsbewegung sehr anstrengend. Der alte Gladiator auf seinem Rollbrett ist aus diversen Comics bekannt. Derartige Hilfsmittel sind uns aus den Quellen nicht bekannt. Aus rein logischen Gründen ist so ein Hilfsmittel auch wenig sinnvoll, den zum fahren braucht man einen möglichst glatten und trockenen Untergrund. Das war bis in die Neuzeit kaum außerhalb des Hauses gegeben. Darüber hinaus ist es ziemlich gefährlich. Ohne die Verwendung von Trippen fährt man sich sehr leicht über die Finger. Alternative zum Rollstuhl Bis in das 18. Jahrhundert behalfen sich bettelnde Menschen mit einem festen Bodenteil, um an ihrem „Arbeitsplatz trocken sitzen zu können. Dazu wurden Teile von Fässern oder Holzkonstruktionen mit Leder verwendet. Eine Vorwärtsbewegung ist äußerst schwer. Denn dazu muss man mit dem Körper durch schwingen. Ein stückweises Rückwärtsschieben ist leichter. Um 1500 AD malten Bosch und Brueghel Bettler mit Unterschenkelprothesen. Da hier aber keine Verbindung zum Oberschenkel zu sehen ist ist diese Konstruktion sehr anfällig für seitliches Wegrutschen. Wir bauten diese Prothese original nach. So knickt man beim Laufen ganz schnell seitlich um. Es ist sehr gefährlich. Dann ergänzten wir die Konstruktion durch einen vorderen Schaft, um das Laufen erheblich zu erleichtern. Diese Konstruktion heißt boulette. Es ist einfach ein langer Schubkarren. Auf dem Coburg Geschichtsfest 2005 zeigten wir diese Art des Transports. 1446 wurde dieses Bild in einer Pilsener Handschrift gezeichnet. Wir bauten diesen Rollator nach. Die Proportionen stimmen so nicht ganz. Aber es funktioniert sehr gut und die Krücke in der rechten Hand wird eigentlich nicht benötigt. Diese Vierpunktstütze wird im Film Martin Luther gezeigt. Die ersten derartigen Stützen wurden erst nach 1980 von verschiedenen Orthopädiefirmen angeboten. Die erste Zeichnung eines Rollstuhls entstand von Giovanni de Fontana um 1430, wurde aber nie gebaut. Der spanische König Phillip verwendete diesen Rollstuhl um 1595. Stephan Farfler aus Altdorf bei Nürnberg baute sich seinen eigenen Rollstuhl um 1655. Die Steuerung ist das Problem. In der K-Schule in Altdorf steht ein nicht fahrbarer Nachbau. Das ist ein originaler Rollstuhl von 1880.