Arbeitsblatt: Lektüre Löcher

Material-Details

Thema Bootcamp
Deutsch
Leseförderung / Literatur
7. Schuljahr
7 Seiten

Statistik

201142
697
12
28.02.2022

Autor/in

melmac (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

Downloads Arbeitsblätter / Lösungen / Zusatzmaterial

Die Download-Funktion steht nur registrierten, eingeloggten Benutzern/Benutzerinnen zur Verfügung.

Textauszüge aus dem Inhalt:

Bootcamp Die Hauptfigur Stanley muss in der Geschichte in ein sogenanntes Bootcamp. Was das genau ist, wollen wir in dieser Unterrichtseinheit erfahren. Auftrag: 1. Lest den folgenden Text aufmerksam durch. 2. Füllt anschliessend den untenstehenden Steckbrief aus. Markiert zusätzlich die betreffenden Stellen im Text. 3. Gebt den Inhalt des Textes auf den vorgesehenen Linien in 2-3 Sätzen wieder. Steckbrief Bootcamp Wie wird ein Bootcamp noch genannt? Wie lange dauert der Aufenthalt in einem Bootcamp? Wofür steht die Bezeichnung „to boot? Seit wann gibt es diese Lager und wie viele gibt es mittlerweile? Wie lautet der Grundsatz des Camps? Was ist ein Bootcamp? Informationstext „Bootcamp Die Bezeichnung „boot kommt von den neuen, schweren Stiefeln, die im Camp getragen werden müssen. „Boot ist ausserdem eine ältere, amerikanische Bezeichnung für Rekruten1 in der Grundausbildung. Die Bedeutung des englischen „to boot ( jemandem einen Fusstritt geben) kann auch auf die meist erniedrigende Behandlung in einem solchen Lager bezogen werden. Seit den 80er Jahren gibt es in den USA rund 50 Bootcamps. Sie sind „Umerziehungslager zur Besserung und Erziehung für straffällig gewordene Jugendliche. Diese Jugendlichen haben die Wahl entweder für zwei bis drei Jahre (je nach Strafmass) ins Gefängnis zu gehen, oder in das Bootcamp, das sie nach 120 Tagen seelischer und körperlicher Belastung verlassen. Für Bootcamps sind nur Straftäter geringer Vergehen zugelassen wie Diebstahl, Drogenhandel, Körperverletzung oder versuchter Mord, nicht jedoch Mord oder Totschlag. Die Einrichtung wird nach der Grundregel der US-Militäreinheit der Marines 2 geleitet. Der Grundsatz des Camps ähnelt der der Marines: Willen brechen, um ihn später wieder aufzubauen. Dazu gehören seelische Grausamkeiten und Erniedrigungen, welche die Insassen täglich bis zu ihren Grenzen belasten. Mittlerweile gibt es ähnliche Einrichtungen auch in Deutschland, z.B. die Erziehungseinrichtung Gut Kragenhof in Hessen. Befürworter dieser Camps sind davon überzeugt, dass ein Gesetzesbrecher nach dieser Tortur nicht mehr straffällig werden will, um diese nie mehr durchmachen zu müssen. Viele Psychologen stehen den Bootcamps jedoch kritisch gegenüber, weil es darum geht, den Willen eines Menschen zu brechen. Die Jugendlichen würden nur abgerichtet werden, was häufig zu Minderwertigkeitskomplexen führt. Die gleichen Methoden werden bei der Ausbildung von Kampftruppen eingesetzt, um den bedingungslosen Gehorsam zu trainieren; damit wäre das Ergebnis einer solchen Erziehung eher für den Krieg geeignet. Annähernd 65 Jugendliche sind in den letzten 20 Jahren in Bootcamps zu Tode gekommen, überwiegend durch Selbstmord. Hinzu kommen zahllose Fälle von schweren Verletzungen wie Knochenbrüche bei den extrem belastenden täglichen Aktivitäten, die die Häftlinge bis an ihre Grenzen strapazieren. 1 2 Soldaten Soldat/Matrose Bootcamp Willkommen in eurer Gruppe! Lest als erstes alles durch! Ihr habt die Aufgabe, Argumente zu finden, die für das Bootcamp sprechen: Der beiliegende Text hilft euch dabei, Argumente zu finden. Wichtige Textstellen könnt ihr markieren. Schreibt die Argumente stichwortartig auf die beiliegenden blauen Kärtchen. Diese Kärtchen werden für alle sichtbar sein, schreibt also leserlich. Ihr habt ca. 20 Minuten Zeit. Nach der Gruppenarbeit befestigt jemand aus eurer Gruppe die Kärtchen auf dem Plakat an der Wandtafel untereinander auf der linken Seite und erläutert dabei die Argumente. Bsp.: „Der Vorteil der Bootcamps liegt darin, dass man nur vier Monate dort ist. Im Gefängnis ist der Aufenthalt länger. Während die anderen Gruppen ihre Argumente vorstellen, ergänzt ihr wo nötig und tragt deren Stichworte in eure Tabelle im Heft ein Text 1 Alex, Mitte 20, hat ständig Ärger mit seinem Vater. Als dieser wieder einmal gewalttätig wird, dreht Alex durch und fährt mit dessen Auto direkt in den Schalterraum der Bank seines Vaters. Wenig später wird er verhaftet. Um möglichst bald wieder auf freiem Fusse zu sein und seine Mutter und seine kleine Schwester vor dem Vater beschützen zu können, nimmt Alex ein Angebot an: Er tauscht die drohende Haftstrafe von vier Jahren gegen 120 Tage in einem Erziehungslager, dem sogenannten Bootcamp. Übersteht er die vier Monate dort, wird er frei gelassen und alle Vorstrafen werden gelöscht. Zudem hat ihm sein Arbeitgeber angeboten, ihn vier Monate entbehren zu können, was ihm bei vier Jahren nicht möglich sei. Wenn er also ins Gefängnis ginge, wäre er seine Arbeitsstelle los, aber da er sich für das Bootcamp entschieden hat, hat er danach weiterhin seinen Job. Wenn Erziehungsratgeber nicht mehr helfen, das eigene Kind Drogen nimmt, stiehlt und gewalttätig ist, kennen die Eltern nur noch einen Ausweg: das Bootcamp. Die Minderjährigen werden mit dem Einverständnis ihrer Eltern in die sogenannten Teen- Help-Programme gebracht. Die Gründe, das eigene Kind freiwillig in ein solches Lager zu schicken, sind so unterschiedlich wie die Schicksale der Kinder selbst: Von Hilflosigkeit bis zu dem festen Glauben, nur militärischer Drill und unbarmherzige Disziplin könnten pädagogische Wunder bewirken. Sie sind überfordert, werden von den eigenen Kindern nicht ernst genommen und trauen sich die weitere Erziehung ihrer Kinder nicht mehr zu. Sie sehen im Aufenthalt in einem Bootcamp die letzte Chance, dass aus ihren Kindern Menschen werden, die in der Gesellschaft zurechtkommen, keine Gewalttaten mehr ausüben und die aus ihrem Leben noch etwas machen können. Die Befürworter von Bootcamps sind davon überzeugt, dass ein Gesetzesbrecher nach dieser Tortur nicht mehr straffällig werden will, um den Aufenthalt im Lager nie mehr durchmachen zu müssen. So berichtet Kate: „Aufgrund mehrerer Diebstähle und leichter Körperverletzungen bin ich zu drei Jahren Haftstrafe verurteilt worden. Was das für mich bedeutet hätte? Ich hätte drei Jahre lang meine Familie und Freunde nicht sehen können. Ich war echt schockiert, als ich von dem Strafmaß hörte. Doch dann erfuhr ich von den Bootcamps, aus denen man nach 120 Tagen wieder entlassen wird. Meine Eltern mussten mir die Erlaubnis geben, dass ich diese Strafe antreten darf, und sie waren zum Glück auch damit einverstanden. Okay, es waren schon sehr harte 120 Tage, aber dadurch sie bin ich ein anderer Mensch geworden. Ich war oft kurz davor, aufzugeben, aber dann hätte ich ins Gefängnis müssen. Also biss ich die Zähne zusammen und kämpfte mich durch, auch wenn ich noch so viele Schikanen ertragen musste. Die Zeiten des Bootcamps sind lange um. Mittlerweile mache ich meinen Schulabschluss und will danach eine Lehre anfangen. Ich habe seitdem nie wieder gestohlen oder jemanden angegriffen. Meine Mom sagt, dass ich ein völlig anderer Mensch geworden sei und sie sehr glücklich darüber sei, mich in dieses Lager geschickt zu haben. Jugendgefängnis Willkommen in eurer Gruppe! Lest als erstes alles durch! Ihr habt die Aufgabe, Argumente zu finden, die für das Gefängnis sprechen: Der beiliegende Text hilft euch dabei, Argumente zu finden. Wichtige Textstellen könnt ihr markieren. Schreibt die Argumente stichwortartig auf die beiliegenden grünen Kärtchen. Diese Kärtchen werden für alle sichtbar sein, schreibt also leserlich. Ihr habt ca. 20 Minuten Zeit. Nach der Gruppenarbeit befestigt jemand aus eurer Gruppe die Kärtchen auf dem Plakat an der Wandtafel untereinander auf der linken Seite und erläutert dabei die Argumente. Bsp.: „Im Gefängnis ist es nicht ganz so hart wie im Bootcamp. Während die anderen Gruppen ihre Argumente vorstellen, ergänzt ihr wo nötig und tragt deren Stichworte in eure Tabelle im Heft ein Text 2 Spätestens bei der Ankunft im Bootcamp wird den Gefangenen klar: Sie sind für 120 Tage in der Hölle gelandet. Den meisten von ihnen war vorher nicht bewusst, dass sie sich auf einen wahren Albtraum eingelassen haben. Es gelten knallharte Regeln: Weder Widerspruch noch unerlaubtes Reden werden geduldet. Bei Missachtung der Regeln drohen harte Strafen, wie z.B. acht Stunden täglich mit einem 50 Kilogramm schweren Baumstamm auf den Schultern um den Platz zu laufen. Sie werden angebrüllt, in Uniformen gesteckt und über Hindernisstrecken gejagt. Redeverbot, Isolationshaft oder Fussketten sollen dafür sorgen, dass aus widerborstigen Teenagern mit Hang zu Drogen und Schulschwänzen fügsame Jugendliche mit den richtigen Idealen werden. Die Jugendlichen lernen, Ordnung zu halten, ihr Bett zu machen und brav den Rücken durchzudrücken. Weil die trägen Stadtkinder nicht an Bewegung gewöhnt sind, erleiden einige Kreislaufzusammenbrüche und Schwächeanfälle. Hysterische Anfälle wegen des Freiheitsentzugs sind keine Seltenheit. In einem Fall wird ein 14-Jähriger vor laufender Kamera von sieben Wärtern zu Tode geprügelt, während die anwesende Krankenschwester mit den Händen in den Taschen zuschaut. In einem anderen Fall kniete sich ein Wärter des Bootcamps so lange auf den Brustkorb eines Jungen, bis er erstickt war. Bootcamps werden von Menschenrechtsschützern abgelehnt. In diesen Lagern sind seelische Misshandlungen Teil des Programms. Auch körperliche Misshandlungen sind dokumentiert, obwohl in der Regel das Personal die Insassen nicht von sich aus berühren darf. Die ständigen Beleidigungen, Demütigungen und der Druck, in kürzester Zeit ohne Rücksicht auf Verletzungen Aufgaben erledigen zu müssen, die nie zur Zufriedenheit erfüllt werden können, verstossen eindeutig gegen allgemein anerkannte Menschenrechte. Befehlsverweigerung, Regelverletzungen und Fehlverhalten werden umgehend bestraft: In gepolsterten Einzelzellen sollen Minderjährige in kompletter Isolation von der Aussenwelt zur Vernunft kommen. In Europa steht man den amerikanischen Erziehungslagern zweifelnd gegenüber. Nicht nur die mögliche Verletzung von Menschen- und Persönlichkeitsrechten steht hier im Vordergrund. Zudem ist umstritten, ob die Rückfallrate bei einem ehemaligen BootcampInsassen geringer ist als bei einem ehemaligen Gefängnisinsassen. Eindeutige Untersuchungsergebnisse liegen hierfür nicht vor. Jugendliche Straftäter in den USA haben die Entscheidung: Bootcamp oder Jugendgefängnis? Bootcamp Jugendgefängnis