Arbeitsblatt: Morgenritual Sonnenkönig

Material-Details

Beschreibung des Morgenrituals von Ludwig XIV. inkl. Fragen
Geschichte
Neuzeit
7. Schuljahr
1 Seiten

Statistik

201285
426
1
10.03.2022

Autor/in

Johanna Friedli


Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Das „Lever – Morgenritual Ludwigs XIV. Morgens um acht Uhr oder etwas später weckte der erste Kammerdiener den König, indem er die Vorhänge des Prunkbettes zurückschlug. Dann spülte er die Hände des Monarchen mit Weingeist ab, worauf der König Weihwasser nahm und ein stilles Gebet sprach. Inzwischen waren die Prinzen, der erste Leibarzt, der erste Chirurg und die Amme des Königs durch das Vorzimmer eingetreten (entrée familière). Bevor der König das Bett verliess, wurden ihm zwei Perücken zur Auswahl angeboten, und wenn er seinen Schlafrock, den ihm der Kämmerer reichte, angezogen hatte, nahm er auf einem Sessel Platz. Indessen hatten sich Vertreter des höchsten Adels eingefunden: Herzöge und andere wichtige Herren (grande entrée). Während der König rasiert wurde, verlangte er die premiere entrée. Es kamen die vier Kabinettssekretäre, die Vorleser, Apotheker, Ärzte, einige Offiziere sowie Günstlinge, die eine besondere Bewilligung besassen. Nachdem der König eine kleine Perücke aufgesetzt hatte, verlangte er den Eintritt der Kammer (entrée de la chambre). Es erschienen die Kammerdiener und flüsterten ihm die Namen der Vornehmsten zu, die weiter Einlass begehrten. Sofort traten die anwesenden Kardinäle, Gesandten, Marschälle, Statthalter und andere Grosswürdenträger ein. Ihnen folgte als cinquieme entrée der breite Schwarm der Höflinge. Der König zog nun seine Strümpfe und seine Hosen an, an denen die seidenen Überstrümpfe befestigt waren; einige Pagen banden ihm die Schuhe zu. Anschliessend genoss der König eine Tasse Bouillon oder Tee als Frühstück. Dann zog er sein Nachthemd aus, übergab die Reliquien, die er während der Nacht auf blossem Leib getragen hatte, dem ersten Kammerdiener und verlangte das vorher gewärmte Taghemd. Das überreichen dieses Kleidungsstückes bildete einen Höhepunkt der feierlichen Handlung. Das Recht dazu hatte der Bruder des Königs. War er abwesend, so gebührte die Ehre den Söhnen und Enkeln Ludwigs. Wenn auch diese fehlten, so übernahm es der höchste Herr im Hofrang. Der erste Kammerdiener durfte darauf den rechten Ärmel, der Aufseher der Garderobe den linken Ärmel halten, während der König hinter seinem vorgehaltenen Schlafrock in das Hemd schlüpfte. Wenn der König dann seine Hosen hochgezogen, seinen Leibwams angezogen, sein blaues Ordensband umgelegt und seinen Degen gegürtet hatte, schlüpfte er in seinen braunen Leibrock. Hierauf knüpfte er seine Halsbinde, ergriff eines der vier Taschentücher, die ihm auf silberner Platte zur Auswahl dargereicht wurden, nahm seinen Federhut und ergriff seinen langen Stock mit dem goldenen Knopf. Danach verrichtete er, auf zwei dünnen Kissen kniend, sein Morgengebet. Wenn er damit fertig war, betrat er das anstossende Gemach (le cabinet du Roi), wo er Ministerrat zu halten pflegte, und verkündete die Tagesordnung. (Nach Wilhelm Weigand, Der Hof Ludwigs XlV., nach Saint-Simon, Dangeau und „Etat de France von 1712) Aufgaben: 1. Schreibe hier die Begriffe auf, die dir nicht klar sind. 2. Was fällt dir auf, wenn du dein Morgenritual mit jenem von Ludwig XIV vergleichst? 3. Was denkst du, in welcher Reihenfolge wurden die Leute wohl zum König gelassen? 4. Welchen Zweck hatte dieses Morgenritual wohl für den König? 5. Und welchen Zweck hatte das Morgenritual für die anwesenden Personen, insbesondere die Adeligen?