Arbeitsblatt: Schreibwerkstatt

Material-Details

Verschiedene Schreibaufträge
Deutsch
Texte schreiben
8. Schuljahr
21 Seiten

Statistik

201488
643
18
27.03.2022

Autor/in

SGDFD gdfd
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Schreibwerkstatt Ideen zum kreativen Schreiben Ideen zum sinn- und lustvollen Üben allein, zu zweit, in Gruppen Ideenverzeichnis Gemeinsam eine Geschichte ent-wickeln 1. Reihumgeschichten 2. Reihum-Faltgeschichten 3. Faltgeschichten als Rohmaterial 4. Reissverschluss-Geschichten 5. Cluster 6. Schlangen-Geschichten Knobelige Schreibaufgaben 7. TABU 8. ABeCe 9. Nonsens-Computer-Zufallstext Ver dichten zu Gedichten 10. Jandlade 11. Elfchen 12. Haiku Perspektiven beim Schreiben 13. Was denken die Comicsfiguren? 14. Ich-, Du-, Sie- oder Er-Geschichten 15. Ich-, Du-, Sie- oder Er-Geschichten II 16. Ich-, Du-, Sie- oder Er-Geschichten III 17. Perspektivenwechsel Geschichtenbausteine: Anfang und Ende 18. Geschichten-Anfang 19. Geschichten-Ende 20. Geschichten-Anfang und -Ende DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 1 Reihumgeschichten Arbeit in Grossgruppen (ab 10) Die Gruppe setzt sich um einen grossen Tisch in einen Kreis. Alle nehmen ein leeres Blatt Papier. Dann schreibst du einen ersten Satz auf das Blatt, der ein Anfang einer Geschichte sein könnte. Nun geben alle ihr Blatt nach rechts weiter. Du liest den ersten Satz auf dem Blatt, das du zugeschoben bekommen hast, und setzen jetzt die Geschichte mit einem weiteren Satz fort. Dann reichst du das Blatt wieder nach rechts und schreiben auf das neuen Blatt einen nächsten Anschlusssatz. Dies geht so weiter, bis . du wieder dein Blatt hast. du keine Lust mehr hast. die Zeit um ist. Achtung: Achte du dich darauf, dass die neuen Sätze gut anschliessen und den Faden der angefangenen Geschichte aufnehmen und weiterspinnen. Behalte immer im Auge, dass du eine spannende, zusammenhängende Geschichte schreiben willst. Lest einander die Geschichten vor. Achtet darauf, wie die Geschichten sich entwickeln, ob sie Brüche oder Sprünge haben oder wie der Faden der Geschichte weitergesponnen wird. Idee 2 DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Reihum-Faltgeschichten Arbeit in Grossgruppen (ab 10) Die Gruppe setzt sich um einen grossen Tisch in einen Kreis. Alle nehmen ein leeres Blatt Papier. Dann schreibt einen ersten Satz auf das Blatt, der ein Anfang einer Geschichte sein könnte. Jetzt geben alle ihr Blatt nach rechts weiter. Lies den ersten Satz auf dem Blatt, das du zugeschoben bekommen hast, und setzen nun die Geschichte mit einem weiteren Satz fort. Du musst jeden neuen Satz auf eine neue Zeile setzten! Bevor du nun dein Blatt nach rechts weitergibst, falte es um, so dass der erste Satz nicht mehr sichtbar ist. Nun reichst du das Blatt wieder nach rechts. Du solltest jetzt nur den zweiten Satz lesen können (der erste ist abgedeckt und muss es bleiben, also nicht nachschauen!). Schreibe einen passenden Anschlusssatz und falte es ein weiteres Mal um, so dass nur der vorangehende Satz sichtbar bleibt. Dies geht so weiter, bis . du wieder Ihr Blatt hast. du keine Lust mehr hast. die Zeit um ist. Achtung: Achte darauf, dass die neuen Sätze gut anschliessen und den Faden des vorangehenden Satzes aufnehmen und weiterspinnen. Behalte immer im Auge, dass du eine spannende, zusammenhängende Geschichte schreiben willst. Lest einander die Geschichten vor. Achtet darauf, wie die Geschichten sich entwickeln, ob sie Brüche oder Sprünge haben oder wie der Faden der Geschichte weitergesponnen wird. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 3 Falt-Geschichten als Rohmaterial Arbeit in Gruppen (4-6) Vorbereitung Die Gruppe setzt sich um einen grossen Tisch in einen Kreis. Alle nehmen ein leeres Blatt Papier. Nun schreibe mit grossem Abstand die folgenden W-Fragen untereinander auf. Wer? (Egal ob Mensch, Tier oder was!) Was macht er (sie ,es)? Wo? Wann? Wie? Warum tut er (sie ,es) dies? Dann denke dir eine Antwort auf die erste W-Frage aus und schreibe sie auf das Blatt. Bevor du nun das Blatt nach rechts weitergibst, falte es um, so dass deine Antwort nicht mehr sichtbar ist. Nun schreibe die Antwort auf die zweite W-Frage auf. Falte dein Blatt wieder um, so dass auch die zweite Antwort nicht mehr sichtbar ist., bevor du es nach rechts weitergibst. So geht es weiter, bis alle Fragen beantwortet sind. Aufgabe Nun nimm dein ursprüngliches Blatt. Schreibe eine Geschichte mit dem Rohmaterial, das die Antworten auf die W-Fragen geliefert hat. Du darfst das Material selbstverständlich bearbeiten, doch versuche die Änderungen möglichst klein zu halten. Lest einander die Geschichten vor. Idee 4 DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Reissverschluss-Geschichten Arbeit in Grossgruppen (ab 10) Die Gruppe setzt sich um einen grossen Tisch in einen Kreis. Alle nehmen ein leeres Blatt Papier. Dann schreibst du einen ersten Satz auf das Blatt, der ein Anfang einer Geschichte sein könnte. Nun geben alle ihr Blatt nach rechts weiter. Lies den ersten Satz auf dem Blatt, das du zugeschoben bekommen hast, und denke dir einen weiteren Satz aus, der die Geschichte fortsetzen kann. Du schreibst diesen Satz aber nicht auf, sondern lässt genügend Platz offen. Nun überlegst du dir einen dritten Satz, den du nun aufschreiben kannst. Dann reichst du das Blatt wieder nach rechts weiter. Nun füllst du auf dem zugeschobenen Blatt zuerst die Lücke mit einem passenden Satz auf. Du denkst dir wieder einen folgenden (vierten) Satz aus, den du aber wie vorher nicht hinschreibst, sondern nur eine Lücke offen lässt. Nun schreibst du einen zum vierten passenden fünften Satz. Dies geht so weiter, bis jemand ankündigt: Jetzt schreiben wir alle den letzten Satz. (ohne Lücke!). Achtung: Dies ist keine leichte Aufgabe. Behalte immer im Auge, dass du eine spannende, zusammenhängende Geschichte schreiben willst. Lest einander die Geschichten vor. Achtet darauf, wie die Geschichten sich entwickeln, ob sie Brüche oder Sprünge haben, wie die Handlung sich entwickelt. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 5 Cluster (Ideennetz) Arbeit alleine oder in Gruppen (4-6) Für ein Cluster schreibst du ein Kernwort in die Mitte eines grossen Blattes und umkreisen es. Dann lässt du deiner Phantasie freien Lauf und schreibst alles auf, was dir zu diesem Kernwort in den Sinn kommt. Meist ergibt sich eine ganze Kette von Assoziationen. Die einzelnen Assoziationen verbindest du mit Strichen und Pfeilen, ausgehend vom Kernwort. Wenn eine Kette abbricht, kehrst du zum Kernwort zurück (oder zu einem andern Wort auf dem Blatt), umkreisen es mehrere Male, bis die Assoziationen wieder ins Fliessen kommen. Freizeit Ferien Reise Plausch Velo Selbstverständlich kannst du mit einem beliebigen eigenen Kernwort Ihr Cluster beginnen. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 PS: Das Clustering lässt sich auch sehr gut in Gruppen machen: Entweder alle miteinander am selben Cluster (aber dann ohne miteinander zu sprechen!) oder mit einem gemeinsamen Kernwort je auf eigenen Blättern, die nach einer bestimmten Zeit reihum weitergereicht werden. Idee 6 Schlangen-Geschichten Arbeit in Gruppen (4-6) Auf ein grosses Papier zeichnest du eine lange Schlangenlinie ein mit einem Schlangenkopf an einem Ende. Nun schreibst du vom Kopf her der Schlangenlinie entlang einer Geschichte, indem du abwechslungsweise immer ein Wort, je mit einer andern Farbe schreibst. Die so entstehenden Sätze sollen keinen Sinn ergeben, sie müssen aber grammatikalisch korrekt sein! Gestern Abend DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT Idee 7 TABU Arbeit alleine Aufgabe Schreibe einen Text. Wähle eine Textsorte (z.B. Brief, in dem du dich kurz vorstellst). Du hast aber eine Auflage für das Schreiben: Die Buchstaben des Wortes TABU sind für dich tabuisiert, du musst also ohne sie in deinem Text auskommen. Du kannst auch ein anderes Wort mit vier Buchstaben nehmen. 1998 DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 8 ABeCe Arbeit in Gruppen (4-6) abcdefghijklmnopqrstuvwxyz Schreibe das Abece untereinander auf ein Blatt. Wähle gemeinsam ein Thema aus (mögliche Themenvorschläge siehe unten), zu dem du das Abece vervollständigen möchtest. Das Blatt kreist so lange innerhalb der Gruppe, bis es zu jedem Buchstaben einen entsprechenden Eintrag hat. Die ABeCe- Einträge können jetzt von vorne nach hinten, von hinten nach vorne oder in einer andern Reihenfolge zu einem Text aneinandergereiht werden, zu Sätzen verarbeitet werde, in eine Geschichte eingebaut werden etc. Mögliche Themenvorschläge Namen Sprichwörter und Redensarten Natur- natürlich Polit- Politikersprüche Nonsens . Beispiel b . Aller Anfang ist schwer einen Bären aufbinden PS: Selbstverständlich kannst du noch viel mehr aus dem Abece herausholen. Wenn du weitere Ideen hast, probiere diese aus! Idee 9 DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Nonsens-Computer-Zufallstext Arbeit in Gruppen (4-6) Dieses Spiel geht von einem Text aus: Reinhard Lettau Auftritt Ein Herr tritt ein. Ich bins, sagt er. Versuchen Sie es noch einmal, rufen wir. Er tritt erneut ein. Hier bin ich, sagt er. Es ist nicht viel besser, rufen wir. Wieder betritt er das Zimmer. Es handelt sich um mich, sagt er. Ein schlechter Anfang, rufen wir. Er tritt wieder ein. Hallo, ruft er. Er winkt. Bitte nicht, sagen wir. Er versucht es wieder. Wiederum ich, ruft er. Beinahe, rufen wir. Noch einmal tritt er ein Der Langerwartete, sagt er. Wiederholung, rufen wir, aber ach, nun haben wir zu lange gezögert, nun bleibt er draussen, will nicht mehr kommen, ist weggesprungen, wir sehen ihn nicht mehr, selbst wenn wir die Haustür öffnen und links und rechts die Strasse hinunterschauen. Jemand der Gruppe tippt mit dem Bleistift auf ein zufällig gewähltes Wort im Text. Die Person, die rechts sitzt, sagt ohne lange zu überlegen ein Wort. Das neue Wort ersetzt das alte. Einzige Bedingung ist, dass das Wort grammatikalisch an der Stelle des alten Wortes in den entsprechenden Satz passt, inhaltlich muss es jedoch keinen Sinn machen. Nun tippt jemand anders auf ein weiteres Wort usw. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 10 Jandlade (Texte von Ernst Jandl) Arbeit alleine oder zu zweit talk blaablaablaablaa blaablaablaa blaablaablaablaa blaablaablaa my own song ich will nicht sein so wie ihr mich wollt ich will nicht ihr sein so wie ihr mich wollt ich will nicht sein wie ihr so wie ihr mich wollt ich will nicht sein wie ihr seid so wie ihr mich wollt ich will nicht sein wie ihr sein wollt so wie ihr mich wollt nicht wie ihr mich wollt wie ich sein will will ich sein nicht wie ihr mich wollt wie ich bin will ich sein nicht wie ihr mich wollt wie ich will ich sein nicht wie ihr mich wollt ich will ich sein nicht wie ihr mich wollt will ich sein ich will sein (ernst jandl, Selbstportrait des Schachspielers als trinkende Uhr. Gedichte) bäbb bäbb bäbbbäb bäbbbäbäb bäbäbbb bäbb bäbb bäbbäb bäbbäb bäbäbäbbb DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 blaablaablaablaa bäbb bäbb bäbäbbb bäbb bäbb bäbbbäb bäbäbbb blaablaablaablaa bäbäbbb (aus: ernst jandl, Laut und Luise) Versuche diese Gedichte unterschiedlich zu intonieren. Allein, zu zweit, in Gruppen; abwechslungsweise oder gemeinsam im Chor. Was gibt die Stimme alles her? Schreibe nun eigene Lautgedichte DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 11 Elfchen Arbeit alleine (oder in Gruppen) Elfchen sind kurze Gedichte, die aus elf Wörtern bestehen, verteilt auf fünf Zeilen, Das Gedicht ist nach einer strengen Ordnung aufgebaut: 1. Zeile 2. Zeile 3. Zeile 4. Zeile ein Wort: zwei Wörter drei Wörter vier Wörter 5. Zeile ein Wort ein Gefühl etwas, das einen Bezug hat zu diesem Gefühl eine nähere Beschreibung/Bestimmung davon mit einem Ich- Satz einen Bezug zu sich selbst herstellen ein abschliessendes Wort Neben diesem Gefühl Elfchen kannst du auch ein Farb Elfchen (erstes Wort eine Farbe), ein Tier Elfchen etc. schreiben. PS: Elfchen kann man alleine, jeder und jede für sich, schreiben, aber auch in Gruppen, indem die verschiedenen Blätter reihum gehen und alle je eine (neue) Zeile schreiben. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 12 Haiku Arbeit alleine (oder in Gruppen) Haiku sind japanische Kurzgedichte, die sich nach einer strengen Form richten: 1. Zeile 2. Zeile 3. Zeile wenn fünf Silben: etwas Gegenständliches aus der Natur sieben Silben: dies in ein konkretes Geschehen einbetten fünf Silben: eine überraschende Wende von der 2. zur 3. Zeile, möglich mit einer Verallgemeinerung Beispiel: Ein traditionelles japanisches Jahreszeiten-Haiku Schau, die Nachtigall! An der Pflaumenblüte wischt sie die Füsschen ab! PS: Haiku kann man alleine, jeder und jede für sich, schreiben, aber auch in Gruppen, indem die verschiedenen Blätter reihum gehen und alle je eine neue) Zeile schreiben. Idee 13 DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Was denken die Comicsfiguren? Arbeit zu zweit Vorbereitung Lies je eine Kurzgeschichte, die dir gefällt. Am besten ist es, wenn es eine Geschichte ist, die deine Partnerin, dein Partner nicht kennt. Wähle aus dem Text eine Szene aus, in der eine oder mehrere Personen vorkommen. Diese Episoden stellst du nun in Form eines Comics dar. Zeichne Gedankenblasen ein, was die verschiedenen Personen denken könnten, auch wenn dies in der Originalgeschichte nicht erwähnt ist. Die Gedanken sollten aber im Rahmen der Geschichte prinzipiell möglich sein. Tausche mit deiner Partnerin oder deinem Partner die Comics aus (ohne Originalgeschichte!) Aufgabe Schreibe nun eine eigene Geschichte, die sich vor allem darum dreht, was diese Personen denken, und in welchem Spannungsverhältnis diese Gedanken zu ihrem Handeln stehen. Tausche die Geschichten aus. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 14 Ich-, Du-, Sie- oder Er-Geschichten Arbeit zu zweit und dann zu viert Vorbereitung Die erste Geschichte schreibst du zu zweit. Beide schreiben je einen ersten Satz auf ein leeres Blatt Papier, in dem ein ich (mir, mich, mein etc.) vorkommt. Dann tauschst du das Blatt aus und schreibst den zweiten Satz auf dieses Blatt. du tauschst wieder, schreibe den dritten Satz usw., bis beide Geschichten fertig sind. Dies geschieht nach dem Prinzip von Reihumgeschichten. Jetzt setze dich mit einer andern Zweiergruppe zusammen und lest einander die Geschichten vor und verteilt die vier Geschichten untereinander. Aufgabe Wähle eine neue Perspektive. Du betrachtest die Ich-Figur der Geschichte von aussen als Sie oder Er und schreibe eine Sie- oder Er- Geschichte. Du sprichst die Ich-Figur als Du an und führst ein (inneres) Gespräch mit ihr: Dies ergibt eine Du- Geschichte. Im Prinzip lässt sich diese Aufgabe fortführen, indem die neu entstandenen Geschichten in der Gruppe wieder verteilt werden und weitere Perspektiven gewählt werden. Lest einander diese Geschichten vor. Besprecht, welche Wirkung das Ich, das Du, Sie oder Er in der Geschichte hat. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 15 Ich-, Du-, Sie- oder Er-Geschichte II Arbeit alleine Schreibe eine Geschichte, in der du entsprechend der Beispiele eine Perspektive einnimmst (Ich, Du, Sie oder Er). Probiere doch eine Perspektive aus, die du normalerweise nicht zuerst wählen würdest. Besprich in der Grossgruppe, welche Wirkung die Ich- (Du-, Sie-, Er-Perspektive) in der Geschichte hat. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 16 Ich-, Du-, Sie- oder Er-Geschichte III Arbeit in Gruppen (4-6) Vorbereitung Skizziere gemeinsam in der Gruppe den groben Abriss einer Geschichte, indem du Stichwörter zu den folgenden W-Fragen suchst. Wer? (Achtung: eine weibliche und eine männliche Figur!) Was macht er (sie ,es)? Wo? Wann? Wie? Warum tut er (sie ,es) dies? Dann schreibe auf Zettel (pro Gruppenmitglied ein Zettel) die Pronomen Ich, Du, Er, Sie. Pro Zettel nur ein Pronomen. Alle der Gruppe ziehen einen Zettel. Aufgabe Schreibe nun mit den gemeinsam abgemachten Eckdaten eine Geschichte, indem du die gezogene Perspektive einnimmst (Ich, Du, Sie oder Er). Vergleiche die verschiedenen Geschichten und besprich in der Gruppe, welche Wirkung die Ich- (Du-, Sie-, Er-Perspektive) in der Geschichte hat. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 17 Perspektivenwechsel Arbeit zu zweit Vorbereitung Sskizziert zu zweit die grobe Struktur einer Geschichte. Bedingung ist, dass sich zwei Personen in ihr begegnen. Bespricht kurz, wer die beiden sind, wo und wann sie sich begegnen und was zu dieser Begegnung geführt hat. Nun macht miteinander ab, wer aus welcher Sicht die Geschichte schreibt. Beispiel: Im Bus: Ein Mann sitzt, eine Frau setzt sich auf den freien Platz neben ihn (obwohl noch viel freier Platz ist) 1. Aufgabe allein Versetze dich nun in die zugeteilte Person. Schreibe streng aus deren Perspektive die Geschichte im Stil eines inneren Monologes. (Du schreibst laufend deine Gedanken und inneren Gespräche, die du mit dir führst, auf.) Dieses Schreiben geschieht unabhängig voneinander. 2. Aufgabe zu zweit Ihr setzt euch nun mit den beiden Geschichten zusammen und stellt aus den zwei Texten einen Text her. Ihr zerschneidet die Geschichte und fügt die Textteile neu zusammen. Dabei soll es bewusst zu häufigen Perspektivenwechsel kommen. Kleinere Änderungen an den ursprünglichen Texten sind erlaubt. Lest einander die Geschichten vor. DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 18 Geschichten- Anfang Hier hast du den Anfang einer Geschichte. Sie fielen sich unsanft auf dem Bahnsteig 3a des Kölner Hauptbahnhofs in die Arme und riefen gleichzeitig: Du?! Aufgabe Schreibe zu diesem gegebenen Anfang eine passende Geschichte, indem du in deinem Text bewusst mit Inhalt und Sprachstil der vorgegebenen Textteile umgehst. Achte dabei darauf, dass zwischen dem Anfang und Ihrem Text keine Bruchstelle entsteht. Hier hast du weitere Anfänge von Geschichten. Anfang 2 Sie kommt barfuss von draussen, öffnet, das Bein gestreckt, mit einem Zehenhieb auf die Klinke die Tür zu ihrem Zimmer, angelt sich mit dem kleinen Finger einen Büstenhalter aus der Lade, hält ihn hoch, bis die mit ihm verschlungenen Wäschestücke abgefallen sind, und schreitet ein Wohnungsbeben in die Küche. Anfang 3 Sie umarmen sich, und alles ist wieder gut. Das Wort ENDE flimmert über ihrem Kuss. Das Kino ist aus. Anfang 4 Ihre Schritte hallen hart in die Nacht. Will die Stadt nie enden? Hinter der Häuserreihe ein Parkfeld, eine Kreuzung, die nächste Häuserzeile ein Haus wie das andere. Von allen Seiten hört sie den Widerhall ihrer Schritte. Es prasselt über sie herein, vervielfacht tausendfach. Oder sind es die Schritte der andern, die wie sie durch die Nacht hetzen Lies andern, die denselben Anfang gewählt haben, deine Geschichte vor. Vergleiche, wie die Geschichten sich unterschiedlich weiterentwickeln. Was hat die verschiedenen Geschichten beeinflusst, dass sie ihren Verlauf genommen haben? DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 19 Geschichten- Ende Hier hast du das Ende einer Geschichte. Knatternd schob sich ein Hubschrauber unter die Sonne und verdunkelte sie. Auf den Knien meines Herzens, murmelte Schlotterbek, steckte die Rose in die leere Flasche, stellte sie vor den Grabstein, fragte: Na, Alter, sind wir nicht alle die Geschöpfe der Träume, die uns heimsuchten?, schlurfte davon und sagte sich: Morgen geh ich zum Friseur und bewerbe mich um den Job bei der ‘Morgenpost. Aufgabe Schreibe zu diesem gegebenen Ende eine passende Geschichte, indem du in deinem Text bewusst mit Inhalt und Sprachstil der vorgegebenen Textteile umgehst. Achte dabei darauf, dass zwischen deinem Text und dem Schluss keine Bruchstelle entsteht. Hier hast du weitere Enden von Geschichten. Ende 2 Wie vordem trägt sie den an seinem Grunde rosa-hellblau-weissgestreiften Pullover, ihre auf ungezählten Treppenstufen, Bordsteinen und Schulbänken graugescheuerten Blue jeans und die Sonnenbrille. Sie hält die Finger gespreizt und fährt in die Sandaletten mit der Grazie einer Balleteuse, damit der signalrote Nagellack nicht verwischt. Halb schon im Hausflur sagt sie Ciao! und Vielleicht sehen wir uns dort!, womit sie das in dreieinhalb Stunden beginnende Konzert meint. Ende 3 Also dann, morgen früh, pünktlich sieben Uhr. Ein Schnellzug fuhr Richtung Deutz. Ob der auch nach Aachen fährt? Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich jetzt Kranführer bin. Ach, Blödsinn, sie hätte mich nur ausgelacht, sie kann so verletzend lachen. Nein, das ging nicht, jetzt, wo sie eine Dame geworden ist und eine Bombenstellung hat. Lies andern, die dasselbe Ende gewählt haben, deine Geschichten vor. Vergleicht, wie die Geschichten sich unterschiedlich weiterentwickeln. Was hat die verschiedenen Geschichten beeinflusst, dass sie ihren Verlauf genommen haben? DEUTSCH SCHREIBWERKSTATT 1998 Idee 20 Geschichten- Anfang und -Ende Anfang 1 Der Winter kam in diesem Jahr sehr früh; schon Mitte November hatten wir 15 Grad Kälte, und in der ersten Dezemberwoche schneite es sechs Tage lang hintereinander; am fünften, einem Mittwoch, brach Hattington aus. Er hatte offenbar damit gerechnet, dass der Schnee seine Spuren verschluckte und diese Rechnung ging auf. Die Hunde verloren die Witterung, und die Gendarmen kehrten noch im Laufe der Nacht nach Colville zurück. Ende 1 Von diesem Tage an begann es still zu werden, hier bei uns in Knox. Wer es irgend ermöglichen konnte, zog weg. Emily Sawdys und Madisons Mörder aber wurde niemals gefunden, das Vergehen an Helen Fletcher nicht gesühnt. Nur ich habe einen bestimmten Verdacht, doch ich schweige, und sonst weiss niemand, wer der Täter war. Eines aber ist sicher: es gibt nicht viele Leute in unserer Stadt, die frei sind von Schuld. Aufgabe Schreibe zu diesem gegebenen Anfang und Schluss eine passende Geschichte, indem du in Ihrem Text bewusst mit Inhalt und Sprachstil der vorgegebenen Textteile umgehst. Achte dabei darauf, dass zwischen Ihrem Text und Anfang und Schluss keine Bruchstelle entsteht. Hier hast du einen weiteren Anfang und ein weiteres Ende einer Geschichte. Anfang 2 Kaum stand sie vor dem Spiegel im Badezimmer, um sich herzurichten, als ihre Mutter aus dem Zimmer nebenan zu ihr hereinkam, unter dem Vorwand, sie wolle sich nur die Hände waschen. Also doch! Wie immer, wie fast immer. Elsas Mund krampfte sich zusammen. Ihre Finger spannten sich. Ihre Augen wurden schmal. Ruhig bleiben! Ende 2 Als sie kurz vor Mitternacht zurückkehrte, war es still in der Wohnung. Sie ging in ihr Zimmer, und es blieb still. Sie dachte daran, dass ihre Mutter alt und oft krank war. Sie kauerte sich in ihren Sessel, und sie hätte unartikuliert schreien mögen, in die Nacht mit ihrer entsetzlichen Gelassenheit. Lies andern, die dieselbe Geschichte gewählt haben, deine Geschichte vor. Vergleicht, wie die Geschichten sich unterschiedlich weiterentwickeln. Was hat die verschiedenen Geschichten beeinflusst, dass sie ihren Verlauf genommen haben?