Arbeitsblatt: Der Kummer des Beamten Müller
Material-Details
Textverständnis zu lustigem politischen Text
Deutsch
Textverständnis
8. Schuljahr
3 Seiten
Statistik
20168
5765
61
23.05.2008
Autor/in
Carole Hunziker
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
ABU 1. Lehrjahr Textverständnis Rafik Schami (geboren 1946) Der Kummer des Beamten Müller Sie glauben doch nicht im Ernst, dass es mir mit diesen Kanaken, Kameltreibern und Spaghettis gut geht! Da kommt doch dieser halbwüchsige Spaghetti, der mich jedes Jahr wahnsinnig macht, mit seinem offenen Hemd und seiner speckigen Lederjacke hereingetanzt, als wäre die Behörde eine Diskothek. Ich werde das Gefühl nicht los, dass diese Itaker von Geburt an keinen Respekt vorm Gesetz haben. Weißt du, was er mir sagt, mein Lieber? Der Freche sagt zu mir, an meiner Stelle würde er sich die Arbeit ganz einfach machen, und ich Idiot frage auch noch: „Wie denn? Da sagt doch dieser Kerl, er würde jedem einen Stempel schenken, zum Mitnehmen nach Hause. Warum immer hierher? Besser zu Hause ein Stempel! Wo kämen wir da hin, wenn das so wäre! Nein, seit zwei Jahren schreibt dieser Spaghetti bei „Nationalität nicht mehr „Italiener, sondern „Gastarbeiter. Jedes Mal erkläre ich es ihm, und er antwortet: „ich nix weiß, ich vorher Italiano, aber jetzt nix Italiano, nix Deutsch, ich Gastarbeiter, und das Schlimmste ist, er lacht dabei, und genau das macht mich krank. Statt meine Fragen zu beantworten, erzählt er mir dauernd Geschichten von seinem schlechten Capo. Jedes Jahr dasselbe. „Ich viil Arbeit, aber Capo sagt, nix gut. Warum? Ich sage ihm, er soll arbeiten, die Maschine anglotzen und nicht den Meister, und er sagt: „Ich immer Capo sehen, auch Traum! Ja, ja, und mir soll es gutgehen. „Ach, guten Abend, Herr Al Tachtal Na ja, woher holt der bloss immer wieder die Frauen. Ein Scheißkerl. Muchamed Achmed Al Achtal, mein Lieber, da bricht einem die Zunge ab, ein Reibeisen im Hals wäre ein Zuckerlecken dagegen. Wozu das Ganze, ich zum Beispiel heiße ganz einfach Hans Herbert . Hans Herbert . ganz leicht und nicht Achchmed Machchmed Glauben Sie ein einziger Kanake hat bis jetzt meinen Namen richtig ausgesprochen? So dumm sind die Brüder. Der Kameltreiber sagte mir im letzten Jahr, mein Name sei ihm zu lang. Er würde mich Hansi nennen. Auf Arabisch soll das „mein Hans bedeuten. Um Gottes willen. Ich bin doch nicht schwul! Aber diesem Kameltreiber habe ich es gezeigt, der kommt her und steckt mir einen stinkenden, zerdrückten Pass entgegen, und ich mache ihn auf. Weißt du, was darin steht? „Geboren: 1342. Also stell dir vor, am Anfang dachte ich, das ist eine Fälschung oder der will mich auf den Arm nehmen. Aber nein! Denkste! Das ist mohammedanische Zeit. Ich sage mir, los Herbert, nur ruhig Blut, ein Sandfresser kann dich doch nicht aus der Ruhe bringen. Ich frage ihn: „Also wie viel macht es christlich? Weißt du, was er sagt? Er glaubt, es sei 1940! Er glaubt es! . Nicht glauben soll er, sondern belegen soll er, habe ich ihm gesagt. Mein Lieber, das war ein Krach! Aber das war noch nicht mal so schlimm, denn bei Beruf trug er „Schriftsteller ein. Am Anfang dachte ich, das sei ein Scherz. Nicht doch, Herr Achtmal, sagte ich Sie können doch kaum Deutsch und wollen Schriftsteller sein? Und was macht er? Er zückt ein Buch aus seiner stinkenden Tasche. Hier mein Buch. Schöne Errsäluung, 11 Mark 80, für Sie 10,80. Also ich muss doch bitten, wir sind hier nicht im Basar. Ich habe ihn weggeschickt. Erst muss er einen ordentlichen Beruf nachweisen, dann bekommt er die Aufenthaltserlaubnis,sonst nix . Schau dir den an, gar keinen Kummer hat er. Wenn ich er wäre, hält ich mich um eine Stelle gerissen, und was macht er? Mit Weibern herumkutschieren! Ich sage dir, das verdirbt mir die Laune! Was ist das für ein Tag heute, erst verdirbt mir dieser Kümmeltürke den Vormittag, dann dieser Kameltreiber den Abend. Der Kümmeltürke kommt heute morgen So gegen 10 Uhr, er kommt mit seinen zwei Bälgern und seinem Weib, als wäre ein Behördengang ein Ausflug. Sie setzen sich. Sie breiten sich aus bei mir, und eine dieser Rotznasen zerrupft schon nach paar Minuten zwei Blätter von meinem Gummibaum und bringt sie mir. Daputt, sagt er. „Ja, aber nicht hier in der Behörde, ich bitte Sie! sage ich. „Doch, muss, brüllt der Kanake. Du Kind haben? fragt er und haucht mich mit seinem Knoblauchatem an. „Ja, zwei, antworte ich, aber bevor ich noch einen Blick in seine Akte werfen kann, haucht er mich gleich wieder an. „Wie alt? will er wissen. Ich antworte nicht, weil das ja zu weit geht. Der Türke geht zu seinem Weib und holt zwei bunte Schachteln. 1/3 22.05.2008 ABU 1. Lehrjahr „Hier für Kind, türkisch, schmeckt extra prima! haucht er mich wieder an. Ich habe schon das Gefühl, irgendetwas stimmt nicht mit seinen Papieren, aber die Zeit ist knapp. Ich schüttele den Kopf. „Hier nix Istanbul! Hier Deutschland! Nix Bakschisch! Verstehen? Der Türke wird blass, und ich suche in den Papieren nach dem Grund der Bestechung, aber ich finde nichts. Also, ich musste ihm den Stempel geben. Erst nachmittags hatte ich Zeit und nahm die Mappe noch einmal unter die Lupe, und ich fand raus, weshalb dieser Gauner mich bestechen wollte. Zwei Wochen Verspätung hatte er mit seiner Ummeldung. Das habe ich gleich für nächstes Jahr vorgemerkt. Mein Lieber, dir geht gut, aber mir geht, seitdem ich in diesem Amt bin, nicht mehr gut. Nicht einmal meine Frau versteht mich mehr. Sie sagt, ich rede mit ihr in gebrochenem Deutsch, vor allem, wenn ich wütend bin, das habe ich nun davon! Herr Müller sprach an diesem Abend immer wieder den Barkeeper an, der hinter der Theke der kleinen Kneipe stand. Aber der Barkeeper hörte nicht zu, ab und zu sagte er „Na ja oder „Was Sie nicht sagen! Er war sehr beschäftigt, sein Blick wanderte über die Gläser, er füllte immer wieder nach, stellte neue auf die Theke, kritzelte Striche auf die Bierdeckel. Auch wenn Herr Müller sein Glas geleert hatte, schenkte ihm der Barkeeper das nächste voll, kritzelte einen Strich auf den Bierdeckel und sagte geistesabwesend: „Zum Wohl! 2/3 22.05.2008 ABU 1. Lehrjahr Verständnisfragen zum Text 1. Was meint Rafik Schami mit Spaghetti? 2. Welche Aussage von Spaghetti nervt den Erzähler so sehr? 3. Welche Nationalität hat Spaghetti auf dem Papier und in Wirklichkeit? 4. Wer ist Muchamed Achmed Al Achtal? Was wissen wir über ihn? Was ist beim Lesen seines Geburtsdatum zu beachten? 5. Wie heisst der Erzähler? 6. Was heisst Hansi auf Arabisch? 7. Wer ist der Kümmeltürke mit seinen Bälgern? Fassen Sie kurz und prägnant den Textausschnitt zusammen. 8. Was sind die Probleme des Erzählers? 9. Erklären Sie den letzten Textabschnitt! 10. Was will diese Geschichte mitteilen? Was ist Ihre Meinung zu diesem Text? 3/3 22.05.2008