Arbeitsblatt: Lesen - Denken - Verstehen

Material-Details

Dossier zum Leseverstehen
Deutsch
Textverständnis
5. Schuljahr
39 Seiten

Statistik

206620
373
13
30.08.2023

Autor/in

Thomas Christinat


Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Dieses Dossier gehört: LESETRAINING Inhaltsverzeichnis OK Seite Geografische Rekorde .2 Sagenhafte Helden 4 Rotsünder 6 Erdteile 7 Heldenhafte Hunde .8 Bestseller .13 Kolumbus – ein Entdecker mit Witz 14 Der Mond .15 Henry Ford .17 Die Römer 18 Curlys Gespür für Eis 21 Von schlauen Raben .23 Der Rolls Royce 27 Das Erfolgsrezept für die Romane von Federica de Cesco 28 Die fünf Studenten 31 Intelligenzbestien 32 Pferderennen .35 Die Qual der Wahl .36 Gebrauchtwagenhändler .38 DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 1 LESETRAINING Geografische Rekorde Die Erde ist ein Planet, der mit 29,8 km in der Sekunde um die Sonne kreist. Die Erde dreht sich dabei um die eigene Achse. Die Sonne ist ein Fixstern und bildet mit Planeten und Himmelskörpern ein Sonnensystem unter vielen anderen. Die Erde ist durchschnittlich etwa 150 000 km von der Sonne entfernt. Als Wärmequelle ist das Sonnenlicht lebenswichtig für Pflanzen, Tiere und Menschen. Den Kälterekord auf der Erde lasen Forscher an einem Thermometer in der Antarktis ab. Er beträgt 89,2 Grad Celsius unter null. Die höchste Temperatur stellten Forscher in Libyen (Afrika) mit 58 Grad Celsius fest. In Europa hält Sevilla, die Hauptstadt Andalusiens (Spanien), mit 50 Grad Celsius den Hitzerekord. Der tiefste See der Erde ist der Baikalsee in Sibirien. Seine enorme Tiefe von 1620 ist beeindruckend. In Europa ist ein See in Norwegen mit 604 der Tiefenrekordhalter. Und wo liegen die die nördlichste und die südlichste Millionenstadt? Es handelt sich um Leningrad und Buenos Aires – suche diese Städte auf einer Karte oder in einem Atlas! DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 2 LESETRAINING Wenn du den Text genau gelesen hast, kannst du das Kreuzworträtsel lösen. 9 8 6 5 4 10 1 3 7 2 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Die Erde kreist um diesen Himmelskörper. Einen Himmelskörper, um den sich die Planeten drehen, nennt man Im Weltall gibt es eine Riesenmenge davon. Das Sonnenlicht ist für Pflanzen, Tiere und lebenswichtig. Welcher Ort auf der Erde hält den Kälterekord? Auf welchem Kontinent stellten die Forscher die höchste Temperatur fest? Die Hauptstadt Andalusiens ist Gesucht ist der Name des tiefsten Sees der Erde. In welchem Land liegt der tiefste See Europas? Welches Buch kann uns Auskünfte über die Geografie der Erde geben? Lösung: DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 3 LESETRAINING Sagenhafte Helden Wer ists? Artus – Eulenspiegel – Geronimo – Graf von Monte Christo – Herakles – James Bond – Karl May (alias Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi) – Lucky Luke – Manfred von Richthofen – Masashi Miyamoto – Parzival – Peter Pan – Robin Hood – Sherlock Holmes – Siegfried – Sindbad – Spartakus – Superman – Tarzan – Wilhelm Tell – Winkelried – Zorro Der Seefahrer erlebte auf seinen sieben Reisen märchenhafte Abenteuer. Seine Geschichte gehört zu den Erlebnissen, die Scheherazade dem König Scharyar in den Märchen aus 1001 Nacht erzählt. Sindbad Der berühmteste Samurai focht im 7. Jahrhundert viele Schwertkämpfe. Er soll sogar einen Wal geritten haben. Zugleich war er auch ein bekannter Gelehrter, dessen philosophischen Erkenntnisse in Japan bis heute geschätzt werden. Der Zauberer Merlin, die Ritter der Tafelrunde und das Schwert Excalibur gehören immer dazu, zu den Sagen, die sich um den legendären König ranken, der im Jahr 500 n. Chr. für die Briten gegen die eindringenden Angeln und Sachsen gekämpft haben soll. Der Drachentöter ist der Held des Nibelungenliedes. Er stammte aus Xanten am Rhein und zog dann nach Worms, um die schöne Kriemhild zu heiraten. Im Kampf Mann gegen Mann hatte er in seinem Leben 700 Krieger und 12 Riesen getötet. Das Geheimnis seiner Unverwundbarkeit? Ein Bad im Drachenblut. Dummerweise war damals ein Lindenblatt auf seinen Rücken gefallen. Und als Siegfried sich einmal niederkniete, um sich an einem frischen Quell zu erlaben, da zielte sein Erzfeind Hagen von Tronje mit dem Speer genau auf diese Schwachstelle. Der Sohn der Königstochter Alkmene und des Göttervaters Zeus ist ein berühmter Held der griechischen Sagenwelt und gilt als die Verkörperung von Kraft, Mut und Tapferkeit. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 4 LESETRAINING Für seinen Roman «Der Fluch von Capistrano» erfand der amerikanische Unterhaltungsschriftsteller Johnston McCulley die Figur des gefürchteten Rächers mit dem flinken Degen und der schwarzen Maske. Das Fliegerass bestand viele Luftkämpfe und wurde von der deutschen Kriegspropaganda als Geld gefeiert. Weil er ein rotes Flugzeug flog, nannten ihn seine Gegner «the Red Baron». Er wurde 1918 über Frankreich abgeschossen. Der legendäre englische Bogenschütze, Räuber und Volksheld aus dem Sherwood Forest soll die Beute, die er bei den Reichen machte, stets an die Armen verteilt haben. Der britische Schriftsteller Ian Fleming hatte während des Zweiten Weltkriegs für den Geheimdienst gearbeitet und dabei den gebürtigen Jugoslawen Dusko Popov kennengelernt. Dieser hatte zunächst für die Deutschen spioniert, war aber dann zu den Briten übergelaufen. Er war ein Lebemann und Frauenheld und diente als Vorbild zu Flemings berühmter Romanfigur. An jedem Lagerfeuer im Wilden Westen soll man von seinen Heldentaten erzählt haben, jedes Kind kannte nicht nur seinen Namen, sondern auch den seines besten Freundes, den seines Pferdes und sogar den seiner beiden Gewehre. Im Orient wurde er von den ehrlichen Menschen verehrt und von den Bösewichten gefürchtet. Nur in Deutschland warf man ihn ins Gefängnis, weil er einem Kameraden die goldene Uhr gestohlen hatte. Er wurde auf einer Schiffsreise von Meuterern an der afrikanischen Küste ausgesetzt und dann von einer Gruppe Affen aufgezogen. Als junger Erwachsener begegnete er im Urwald Jane, der Tochter eines Wissenschaftlers, und verliebte sich in sie. Er verliess die Wildnis und heiratete sie in England. Doch er verachtete das heuchlerische Leben in der Zivilisation und sehnte sich nach seiner wahren Heimat zurück. Weil er den Hut auf der Stange nicht gegrüsst hatte, sollte er einen Apfel vom Kopf seines Sohnes schiessen. Der Meisterschuss glückte. Weshalb hatte er in seiner Jacke einen zweiten Pfeil versteckt? Das wollte der Landvogt von ihm wissen. Er sagte es ihm auch. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 5 LESETRAINING Rotsünder Die drei Spieler mit den meisten Platzverweisen: Name: Anzahl rote Karten: Land: 1. Die drei brutalen Spieler heissen Gerardo Bedoya, Roberto Trotta und Pablo Alfaro. 2. Der Spieler aus Argentinien hat 21 rote Karten kassiert. 3. Der Spieler aus Spanien steht ganz links. 4. Gerardo Bedoya stammt aus Kolumbien. 5. Pablo Alfaro steht links von dem Spieler, der 41 rote Karten «gesammelt» hat. 6. Der spanische Spieler hat 27 rote Karten «erhalten». 7. Der Spieler mit den wenigsten Karten steht ganz rechts. 8. Pablo Alfaro steht links von dem kolumbianischen Spieler. 9. Der Kolumbianer steht in der Mitte. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 6 LESETRAINING Erdteile Der nachfolgende Text beschreibt verschiedene Erdteile. Finde heraus, für welchen Erdteil die Symbole stehen. Ein Atlas kann dir dabei helfen. Der Kontinent û ist über viermal so gross wie Europa und liegt östlich davon. Die Grenze zwischen Europa und û verläuft dem russischen Ural-Gebirge und dem Schwarzen Meer entlang. Das höchste Gebirge der Erde, der Himalaja, befindet sich in û. ist kleiner als Europa und befindet sich auf der anderen Seite der Erdkugel. In sind der Emu, das Känguru, der Koala und das Schnabeltier zu Hause. und seine Bewohner, die Aborigines, wurden von den Europäern erst vor knapp 400 Jahren entdeckt. liegt südlich von Europa und ist dreimal so gross. Im Norden von liegt die Wüste Sahara und in der Nähe des Äquators, etwa in der Mitte des Kontinents, wuchern dichte Urwälder, die unzähligen Tieren ein Zuhause bieten. Die meisten Bewohner von haben eine schwarze Hautfarbe. ist der Kontinent, wo wir zu Hause sind. erstreckt sich von Irland bis zum Ural-Gebirge in Russland und von Lappland bis zum Mittelmeer. Die grössten Städte von heissen Moskau, London und Paris. ist der drittgrösste Kontinent der Erde und wird durch den Panamakanal von Südamerika getrennt. Die grössten Länder sind die USA, Kanada und Grönland. Die Ureinwohner von nennt man Indianer. wurde von Kolumbus entdeckt und ist fast doppelt so gross wie Europa. Mit der Südspitze Kap Horn kommt von allen Erdteilen dem Südpol am nächsten. Der Amazonas-Strom zieht sich durch den Norden von l. û l v S u DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 7 LESETRAINING Heldenhafte Hunde Die Geschichte der heldenhaften Hunde auf dem Grossen Sankt Bernhard hat einen eher nüchternen Anfang: Um das Jahr 1700 schildert Prior Ballalu, wie der für die Küche des Hospizes zuständige Mönch ein Laufrad konstruierte, worin dann ein Hund den Bratspiess drehte. Diese erste Erwähnung von Arbeitshunden auf dem Grossen Sankt Bernhard scheint plausibel, denn das Hospiz war einer der wichtigsten Trittsteine auf den sakralen Fernwanderwegen nach Santiago de Compostela. Die Augustiner-Chorherren beherbergten täglich bis zu 400 Pilger und liessen sich dabei nicht lumpen: Zur Bewirtung zum Nulltarif gehörten Käse, Brot und Fleisch. Sowie ein tüchtiger Schluck Wein, wie die «Bernarde», das noch heute im Hospizkeller stehende 10 000-Liter-Fass, beweist. Dass die Tiere aber auch ausserhalb der warmen Küche zu tun hatten, zeigt eine Bemerkung aus dem Jahr 1707, wonach «ein Hund uns verschüttet wurde». Die folgenden Jahrzehnte liefern zahlreiche Belege für einen Arbeitseinsatz in der winterlichen Natur. So heisst es in einem Bericht aus dem Jahr 1780: «Die Klosterleute, die täglich den Pass nach verirrten Reisenden absuchen, werden von grossen Hunden begleitet, die diese aufspüren und zum Hospiz führen.» Solche «Lawinendoggen» wurden damals ebenfalls in den Rasthäusern auf dem Simplon, der Grimsel und der Furka gehalten – als Wach- und Schutzhunde gegen Räuberbanden und unanständige Gäste, als Pfadfinder, um bei Dunkelheit, Nebel und Schneetreiben den Weg im alpinen Gelände zu finden, als Schneepflug schliesslich, wenn sie mit breiter Brust dem Wanderer im Neuschnee einen Pfad bahnten. Ihre wohl grösste Herausforderung erlebten die Hunde vom Grossen Sankt Bernhard in den Jahren 1094 bis 1802, als 50 000 französische Flüchtlinge und 150 000 Soldaten den Pass überquerten. Im Mai 1800 passierte Napoleon Bonaparte mit 46 000 Mann, 7000 Pferden und 30 Geschützen den noch schneebedeckten Alpenübergang. Der Korse und seine Offiziere waren des Dankes voll für die vorzügliche Beherbergung im hochalpinen Hospiz. Und nicht zuletzt den Hunden war es zu verdanken, dass in all den Kriegsjahren kein einziger Soldat im Schnee erfror. Ebenfalls im Jahr 1800 kam der wohl berühmteste Bernhardiner auf die Welt: Barry. Er soll während seines Wirkens auf dem Hospiz über 40 Menschen das Leben gerettet haben. Altersschwach geworden, wurde er im Jahr 1812 von einem Klosterdiener nach Bern gebracht, wo er zwei Jahre später starb. Erst ausgestopft und später in Gips nachmodelliert, steht Barry noch heute im Naturhistorischen Museum der Burgergemeinde Bern. Es wird vermutet, dass es auch die Berner Museumsleute waren, die im 19. Jahrhundert aus dem «Bäri», wie man damals dunkel gefärbte Hofhunde allgemein nannte, das werbewirksamere englische «Barry» machten. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 8 LESETRAINING So unbestritten die Verdienste von Barry auch sind, den berühmten «Ritt des Knaben», der in zahlreichen Bildern und Erzählungen verewigt ist, hat es wohl nie gegeben. Friedrich von Tschudi schilderte 1853 in seinem «Thierleben der Alpenwelt» die Episode: «Barry fand einst in einer eisigen Grotte ein halberstarrtes, verirrtes Kind, das schon dem zum Tode führenden Schlaf unterlegen war. Sogleich leckte und wärmte er es mit der Zunge, bis es aufwachte; dann wusste er es durch Liebkosung zu bewegen, dass es sich auf seinen Rücken setzte und an seinem Hals sich festhielt. So kam er mit seiner Bürde triumphierend ins Kloster.» Auf einem zeitgenössischen Stich zieht Barry dann auch noch mit dem Maul am Glockenseil der Klosterpforte. Hundekenner meinen, es sei unwahrscheinlich, dass ein Hund ein Kind über eine längere Strecke tragen könne. Und: Exakt die gleiche Geschichte war schon drei Jahre vor Barrys Geburt von einem französischen Autor publiziert worden. Frommes Wunschbild dürfte auch jene Zeitungsmeldung um 1890 sein, die den Alltag der Bernhardinerhunde im Hospiz schildert: «Zur Essenszeit sitzen alle Hunde schön der Reihe nach vor ihren Schüsseln mit Suppe; das Tischgebet wird von einem Mönch gesprochen, und alle Hunde bleiben währenddessen ruhig und halten den Kopf gesenkt. Keiner bewegt sich, bevor nicht das Wort Amen gesprochen wird. Sollte der eine oder andere junge Hund sich vor dem Ende des Tischgebets auf sein Mahl stürzen, knurrt ihn sein älterer Nachbar an und zieht ihn sanft am Ohr.» Die Hunde auf dem Grossen Sankt Bernhard sind auch nicht als einsame Helden durch die Landschaft gezogen, um Verirrte aufzuspüren und mit einem feurigen Schluck aus dem Fässchen zu beleben. Nachgewiesen ist, dass zwischen Martinstag (11. November) und Anfang Mai täglich Marroniers – vom Kloster angestellte Patrouilleure – die heiklen Passabschnitte kontrollierten, in Begleitung von Hunden, die bei Nebel und Schneetreiben nicht nur dem verirrten Pilger, sondern auch dem Marronier den Weg zu weisen hatten. In schwierigen Zeiten gingen auch Geistliche mit auf die Kontrollgänge Richtung Wallis und Italien. Zur Ausrüstung gehörten Schaufeln, Bahren, Speis und Trank. Und da man auf dem Rückweg Milch und Butter von der Sennerei mitbrachte, trug gelegentlich einer der Hunde einen kleinen Packsattel auf dem Rücken. Das Fässchen aber ist Legende, denn mit solchem Ballast am Hals wäre das Spuren im Tiefschnee kaum möglich gewesen. So haben auf dem Grossen Sankt Bernhard die Hunde und ihre Begleiter während zweier Jahrhunderte um die 2500 Personen gerettet. Mit der Eröffnung der Strasse von Martigny über den Pass nach Aosta im Jahre 1905 wurden die Kontrollgänge überflüssig. Mit der rasch wachsenden Zahl an Reisenden ging notgedrungen auch die vom heiligen Bernhard im 11. Jahrhundert begründete Tradition der kostenlosen Bewirtung und Beherbergung zu Ende. Woher stammen aber nun die legendären Hunde auf dem Grossen Sankt Bernhard? Marc Nussbaumer, Kurator für Archäozoologie und Kynologie am Berner Naturhistorischen Museum, gibt in seiner Schrift «Barry vom Grossen St. Bernhard» eine überraschende Antwort: Der Bernhardiner, wie wir ihn heute als Hunderasse kennen, existierte bis ins 20. Jahrhundert auf dem Hospiz nicht. Vielmehr hielten die Geistlichen recht verschiedene Hunde, das einzige Kriterium war, dass die Tiere tüchtige Wach- und Suchhunde zu sein hatten. Und für den Winterdienst musste das Fell gutes Stockhaar (kurzhaarig) sein, mit hartem Deckhaar, dichter Unterwolle. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 9 LESETRAINING Frühere Bilder zeigen die «Hunde Gottes» auf dem Hospiz als Vertreter der damals in den umliegenden Tälern weit verbreiteten grossen Küher- und Hofhunde. An eine isolierte Reinzucht irgendwelcher Rasse war im harten Klima auf dem Pass gar nicht zu denken. So starb denn auch die Familie der Hospizhunde im Laufe der Jahrhunderte mehrmals aus – und wurde immer wieder durch Nachschub aus dem Unterland reanimiert. Als Vater der Bernhardinerzucht gilt Heinrich Schumacher, Metzgermeister und Wirt im bernischen Holligen. Von der Idee getragen, den legendären Barry auferstehen zu lassen, züchtete er ab Mitte des 19. Jahrhunderts mit Hilfe der Mönche gezielt das ins Auge gefasste Ideal: einen etwa 65 Zentimeter hohen Hund, mit weissem Fell, rotbraunen Flecken, einem länglichen, wolfsähnlichen Kopf. Im Jahre 1880 wurde die Rassebezeichnung «St.-BernhardsHund» offiziell eingeführt. Durch seine Anerkennung am internationalen Kynologenkongress avancierte der Bernhardiner 1887 zum Schweizer Nationalhund. Parallel zu Schumachers Bemühen gab es jedoch eine züchterische Gegenbewegung, die einen möglichst grossen «Bernhardiner» wollte, mit schwerem Doggenschädel und steiler Stirn. Eine Quelle solcher Aufrüstung könnte Queen Victoria gewesen sein, die mit ihren zwei 1840 auf dem Hospiz gekauften Hunden in England einen richtigen Bernhardinerboom auslöste. Den Briten kam der kräftige Alpenhund gerade recht, um ihre Mastiff-Kampfhunde aufzufrischen. Entsprechend der grossen Nachfrage produzierten die Schweizer Züchter nun immer mächtigere Bernhardiner. Heute verlangt der internationale Standard für den St.-Bernhards-Hund beim Rüden ein Stockmass zwischen 70 und 90 Zentimetern. Als Preis für die Wuchtigkeit leiden viele Bernhardiner unter Hüftdysplasie, einer Fehlentwicklung der Hüftgelenke. Selbst Tasso du GrandSaint-Bernhard, Stolz des Hospizzwingers in Martigny, hat in seinem Körschein den Eintrag «HD: leicht». Heute hofft man, der Wolf, der Ahnherr aller Hunde, könnte dem zum Unterländer gewordenen Barry wieder ins Gebirge bringen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Evaluation von Herdenschutzhunden lebt der aus der Hospizzucht stammende Arco seit 1998 in einer Walliser Schafherde. Einen Wolf vor der Schnauze hat Arco bis jetzt noch nicht gehabt. Sein Verhalten in der Herde ist jedoch vielversprechend. Nach H. Cerutti DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 10 LESETRAINING Kreuze an, ob die folgenden Sätze richtig oder falsch sind. richtig falsch 1. Der «Grosse Sankt Bernhard» ist ein Alpenpass, der von Martigny (CH) nach Aosta (I) führt. 2. «Prior» nennt man den Vorsteher eines Klosters. 3. Ein Hospiz ist ein Berggipfel. 4. Auf dem Grossen Sankt Bernhard wurden im Mittelalter Hunde gegrillt und den Gästen serviert. 5. Das Wort «plausibel» bedeutet dasselbe wie «humoristisch». 6. Eine «sakrale Fernreise» ist eine Pilgerreise. 7. Die «Augustiner» sind ein Mönchsorden. 8. Die Herberge der Mönche stand nur reichen Kaufleuten zur Verfügung. 9. Die Suchhunde der Mönche hiessen früher «Bernarde». 10. Der «Barry» ist ein legendärer Bernhardinerhund. 11. Weil die von den Mönchen gezüchtete Hunderasse einen Instinkt für drohende Lawinenniedergänge hatten, wurde nie einer dieser Hunde verschüttet. 12. Die Hunde halfen den Mönchen, in Lawinen verschüttete Reisende zu finden und zu bergen. 13. Die Hunde trugen stets ein 5-Liter-Fässchen mit Schnaps auf sich, um die Verschütteten mit Alkohol aufwärmen zu können. 14. Neben der besonderen Hunderasse des Grossen Sankt Bernhards gab es im 18. und 19. Jahrhundert weitere für die jeweiligen Alpenpässe typischen Suchhunde: die Simplonianer, die Grimseldoggen und die Furkanesen. 15. Vor der Erfindung des Benzinmotors mussten die Lawinenhunde auch Schneepflüge ziehen, um die Strassenbeläge aper ( schneefrei) zu halten. 16. Die Hunde am Grossen Sankt Bernhard liefen im Schnee jeweils voraus, damit die Menschen leichter durch den hohen Schnee gehen konnten. 17. Hospize wurden von Hunden bewacht. 18. Napoleon Bonaparte stammte aus Korsika und war ein Heerführer. 19. Wegen Napoleon heissen die Lawinendoggen heute Barry (Kurzform von Bonaparty). DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 11 LESETRAINING 20. «Bäri» war und ist bei den Bauern im Kanton Bern ein beliebter Hundename. 21. Der Barry, der heute im Naturhistorischen Museum in Bern ausgestellt wird, ist eine Fälschung. 22. Da Hunde sind mit einer sogenannten «inneren Uhr» ausgestattet sind, brauchte man sie auf dem Grossen Sankt Bernhard, um die Wanderer rechtzeitig zu wecken. Dazu trainierte man sie, am Glockenseil zu ziehen. 23. Dass die Geschichte vom «Ritt des Knaben» wahrscheinlich ist, wird dadurch bewiesen, dass sie von verschiedenen Autoren erzählt wird. 24. Ein Stich ist ein Bild, das mittels einer besonderen Drucktechnik hergestellt wurde. 25. Die Mönche erziehen die Hunde, indem sie sie an den Ohren ziehen. 26. Weil die Bernhardiner einen schlechten Orientierungssinn haben, müssen sie stets von den Marroniers begleitet werden. 27. Die Hunde trugen stets Milch und Butter im Fässchen, um die Verschütteten vor dem Hungertod zu bewahren. 28. Noch heute gibt es auf dem Grossen Sankt Bernhard für Touristen kostenlos Brot, Butter, Käse und Trockenfleisch. Nur die Getränke müssen bezahlt werden. 29. Ein Kurator ist ein Hundezüchter. 30. Kynologen sind Mönche, die sich um Reisende kümmern. 31. Die Mönche hielten sich im Sommer andere Hunderassen als im Winter. 32. Der heutige Bernhardinerhund ist eine uralte Hunderasse, die auf dem Grossen Sankt Bernhard gezüchtet wurde. 33. Das Stockmass (Höhe bis zu den Schulterblättern) der Bernhardiner hat sich in den letzten hundert Jahren geändert. 34. Einen jungen Bernhardiner nennt man «Körschein». 35. An der sogenannten Hüftdysplasie, der Fehlentwicklung der Hüftgelenke, leiden vor allem grosse und schwere Hunde. 36. Heute braucht man in den Alpen Bernhardinerhunde als Hirtenhunde, um Schafherden vor dem wieder eingewanderten Wolf zu schützen. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 12 LESETRAINING Bestseller Bemale die T-Shirts erst, wenn du die Kästchen ausgefüllt hast. (Die Zahlen stammen aus den Saisons 2007-20012) Anzahl verkaufte T-Shirts: Farbe: Sponsor: 1. Vom weissen T-Shirt werden pro Saison 140000 Stück verkauft. 2. Auf dem roten T-Shirt steht nicht bwin drauf. 3. Die Sponsoren sind bwin, Aon und Qatar Airways. 4. Vom roten T-Shirt werden pro Jahr nicht nur 115000 Stück verkauft. 5. Von dem T-Shirt, welches von Aon gesponsert wird, werden gleich viele verkauft wie vom weissen T-Shirt. 6. Ein T-Shirt ist rot blau vertikal gestreift. 7. Das gestreifte T-Shirt ist rechts vom T-Shirt, das von bwin gesponsert wird. 8. Das rote und das rot blau gestreifte T-Shirt sind nicht nebeneinander. 9. Das T-Shirt, auf dem Qatar Airways drauf steht, ist nicht weiss. 10. Die beiden meistverkauften T-Shirts stehen links nebeneinander. Weisst du, wie die Fussball-Clubs heissen, welche in diesen Trikots spielten? Club: DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 13 LESETRAINING Kolumbus – ein Entdecker mit Witz Bringe die Sätze in die richtige Reihenfolge. Die Buchstaben vor den Sätzen ergeben einen Lösungssatz. Das Ei blieb ohne Stütze stehen. Im ersten Moment war Kolumbus sehr überrascht; er wusste nicht, was er ihnen entgegnen sollte. Bald aber hatte er sich eine kleine Aufgabe ausgedacht, die er den Prahlern stellte: I «Das hätten wir auch gekonnt!», riefen die Angeber. «Gib mir das Ei, ich zeige es dir vor!», schnitt einer auf. So sehr er aber auch probierte und sich anstrengte, das Ei wollte und wollte einfach nicht auf der Spitze stehen. Da fragte Kolumbus trocken: «Warum habt ihr es denn nicht getan?» Kolumbus nahm das Ei und schlug es ganz leicht gegen einen Teller um die Spitze etwas einzudrücken. Dann stellte er das Ei mit der Spitze auf den Tisch. Es traten nämlich auch viele Neider auf den Plan, welche höhnten: «Deine Entdeckung hast du ganz zufällig gemacht! Das hätte jeder gekonnt! Das war ganz leicht!» Auch der nächste Prahlhans hatte Pech. Und so erging es allen folgenden. «Zeig uns die Lösung, Kolumbus», baten die Angeber, nachdem sie aufgegeben hatten, «wir finden es nicht heraus!» E Als Kolumbus von seiner langen Entdeckungsfahrt zurückgekehrt war, erntete er nicht nur Lob für seine Taten. «Wer kann dieses Hühnerei – ohne eine Stütze zu benützen – so auf die Spitze stellen, dass es nicht umfällt?» Lösungssatz: DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 14 LESETRAINING Der Mond Der Mond umrundet die Erde in 27.3 Tagen einmal. Der Mond ist eine Felskugel ohne Lufthülle, weshalb kein Leben auf dem Mond möglich ist. Er hat einen Durchmesser von 3476 km. Man müsste 81 Monde auf eine Waage legen, um das Gewicht der Erde zu erreichen. Auf der Sonnenseite hat der Mond eine Temperatur von 1000 C, auf der Schattenseite bleibt es bei minus 1700 C. Ebbe und Flut wird durch den Mond mitbewirkt. Die Schwerkraft von Sonne und Mond lässt auf den Weltmeeren zwei Flutberge entstehen. Durch die Erddrehung unter den Flutbergen hindurch entsteht zweimal am Tag Ebbe und Flut. Die Mondoberfläche ist von Kratern übersät. Die meisten wurden von Meteoriten verursacht, die vor etwa 3 bis 4 Milliarden Jahren auf dem Mond eingeschlagen sind. Am 20. Juli 1969 setzte der erste Mensch einen Fuss auf den Mond. Das Apollo-Programm der Amerikaner war erfolgreich gewesen. Die Flagge, die sie hissten, musste mit einem Draht gespannt werden, weil auf dem Mond kein Wind weht. Kreuze an, ob die folgenden Aussagen inhaltlich richtig oder falsch sind. Versuche dabei, nicht mehr im Text nachzulesen! richtig falsch 1. Der Mond umrundet die Erde in 27,3 Tagen einmal. 2. Auf dem Mond ist kein Leben möglich. 3. Der Mond ist zehnmal schwerer als die Erde. 4. Auf dem Mond wird es 9000 warm. 5. Ebbe und Flut wird durch den Mond mitbewirkt. 6. Die Mondoberfläche ist mit Seen übersät. 7. Die Krater auf dem Mond wurden durch Meteoriten verursacht. 8. 1969 setzte der erste Mensch einen Fuss auf den Mond. 9. Die Flagge der Amerikaner musste mit einem Draht gespannt werden. 10. Auf dem Mond weht starker Wind. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 15 LESETRAINING Beantworte die folgenden Fragen zum Lesetext sinngemäss in vollständigen Sätzen. a) Weshalb ist auf dem Mond kein Leben möglich? b) Wie viele Monde müsste man auf die Waage legen, um das Gewicht der Erde zu erreichen? c) Was macht die Schwerkraft von Sonne und Mond? d) Wodurch wurden die Krater auf dem Mond verursacht? e) Was geschah am 20. Juli 1969? f) Was war erfolgreich gewesen? g) Wieso musste die Flagge der Amerikaner mit einem Draht gespannt werden? DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 16 LESETRAINING Henry Ford Sortiere die Sätze oder Satzteile in die richtige Reihenfolge, sodass die Anekdote wieder hergestellt ist. «Das verstehe ich nicht», Seine Hände, sein Hemd und seine Hosen Es ist ebenfalls ein Ford. Da hält ein Auto an. den Motorschaden zu beheben. «Danke, das ist nicht nötig, «warum fahren Sie dann einen Ford?» Davor steht ein Mann und versucht laut fluchend ich lebe in einigermassen guten Verhältnissen.» sind mit Öl verschmiert. Sie raucht nervös, schminkt sich Im Wagen sitzt eine ungeduldig aussehende Dame. Henry Ford Der amerikanische Ingenieur und Industrielle war der Begründer der Ford Motor Company. 1892 hatte er sein erstes Automobil konstruiert. Weltruf erlangte er durch die Serienproduktion der „Blechliesel (Tin Lizzy). Von diesem legendären Modell wurden zwischen 1908 und 1927 über 15 Mio Exemplare verkauft. Arbeitsteilung und Rationalisierung durch Fliessbandarbeit erlaubten eine Massenproduktion und machten es Ford möglich, das Modell zu niedrigen Preisen anzubieten. Sein Werbeslogan lautete: Everybody can afford Ford – Jeder kann sich einen Ford leisten. Henry Ford finanzierte mit seinem Vermögen viele soziale Projekte. und scheint auch zu schimpfen. bemerkt daraufhin der Autofahrer, und hat dann den Schaden schnell behoben. Am Strassenrand steht mit geöffneter Motorhaube ein Ford. Der elegant gekleidete Fahrer steigt aus, besieht sich die Sache kurz Dieser – es ist Henry Ford persönlich – wehrt ab und sagt: Der dankbare Autofahrer will dem eleganten Helfer ein Trinkgeld geben. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 17 LESETRAINING Die Römer Die Gründung Roms Die Stadt Rom ist eine der schönsten Städte Europas, die jedes Jahr von vielen Touristen besucht wird. Angeblich wurde sie von zwei Jungen, mit Namen Romulus und Remus, gegründet. Die beiden Kinder sollen der Sage nach nicht von ihrer Mutter, sondern von einer Wölfin aufgezogen worden sein. Als sie erwachsen waren, wollten sie eine neue Stadt gründen. Sie gerieten über die Höhe der Stadtmauer in Streit. Als Romulus von seinem Bruder wegen der niedrigen Stadtmauer ausgelacht wurde, tötete er ihn. Romulus wurde der erste König der Stadt. Die Gründung Roms soll im Jahre 753 vor Christus gewesen sein. Tatsächlich war es wohl so, dass bereits viel früher kleine Siedlungen im Bereich des Flusses Tiber entstanden sind. Diese schlossen sich dann im Laufe der Jahre zu einer Stadt zusammen. Die Römer in unserer Heimat Rom wurde die Hauptstadt des römischen Reiches, das sich zunächst über das Gebiet des heutigen Italiens erstreckte. Die Römer dehnten ihr Reich immer weiter aus. Sie führten deshalb Kriege mit anderen Völkern. Das Reich wurde von Kaisern regiert. Einer der mächtigsten war Kaiser Augustus. Auch er wollte sein Reich vergrössern, sogar Helvetien und Germanien wollte er erobern. Aus diesem Grund kamen seine Truppen auch in unser Gebiet. Wir finden viele Überreste der Römer in unserer Heimat. So kann man noch heute zwischen Donau und Rhein die Reste einer römischen Schutzmauer besichtigen. Der Schutzwall hiess «Limes». Die Römer waren gute Baumeister. Sehr früh bauten sie grosse Thermen. Das waren öffentliche Badeanstalten, in denen es damals schon Fussbodenheizung und kalte und warme Wasserbecken gab. In Augst kann man Teile einer alten Stadt der Römer – Augusta Raurica – besichtigen. Ein anderes berühmtes römisches Bauwerk ist das Amphitheater in Avenches (Aventicum). Die Römer waren auch Meister im Strassenbau. Sie bauten erste gepflasterte Strassen, die in alle Himmelsrichtungen führten. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 18 LESETRAINING Interessant ist es, das Leben der jungen Römer zu betrachten. Bei den Römern durften die Kinder zur Schule gehen, wenn die Eltern es bezahlen konnten. Sie lernten Lesen, Schreiben und Rechnen. Wenn die Schüler Fehler machten, wurden sie von den Lehrern geschlagen. Die Söhne reicher Eltern durften auf eine Oberschule gehen und mussten sich mit Griechisch und Mathematik beschäftigen. Ein Hauptfach war dort die Kunst der freien Rede, die Rhetorik. Zum Schreiben benutzte man eine Wachstafel, Federn und ein Tintenfass. Man schrieb auf Papyrus, so hiess das Papier damals. Römische Kinder spielten gerne mit Nüssen, da bei ihnen Nüsse reichlich vorhanden waren. Ein Spiel hiess: «Gerade oder ungerade?» Jeder Spieler bekam zehn Nüsse. Ein Spieler nahm die Nüsse in beide Hände und fragte: «Gerade oder ungerade?» Wenn der Gegner die richtige Antwort gab, durfte er die Nüsse behalten. Wenn er die falsche Antwort gab, durfte der Fragend die Nüsse behalten. Wer mehr über die Römer und ihre Lebensweise erfahren will, kann in Fachbüchern nachlesen oder sich im Internet informieren. Fragen und Aufträge zum Text: 1. Wann wurde Rom angeblich gegründet? Kreuze an. im Jahre 0 im Jahre 753 nach Christus im Jahre 753 vor Christus 2. Von wem wurde die Stadt Rom der Sage nach gegründet? 3. Wie hiess der im Text erwähnte römische Kaiser? 4. Welche Ziele hatte dieser Kaiser? DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 19 LESETRAINING 5. Die Römer waren grosse Baumeister. Was bauten sie? Nenne drei Beispiele aus dem Text. 6. Was ist Rhetorik? 7. Warum konnten römische Mädchen keine höheren Berufe ergreifen? 8. Die ersten beiden Abschnitte des Textes haben eine Überschrift. Suche für die anderen drei Abschnitte jeweils eine passende Überschrift und schreibe sie im Text in die Kästchen. 9. Die Römer errichteten in Germanien einen Schutzwall. Kreuze an. Dieser befand sich zwischen Donau und Main. Dieser befand sich zwischen Donau und Rhein. Dieser befand sich zwischen Rhein und Main. 10. Wo kann man mehr über das Leben der Römer erfahren? DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 20 LESETRAINING Curlys Gespür für Eis Für Fans und Spieler ist Curling die perfekte Kombination aus Taktik und Geschick. Die runden, fast 20 Kilogramm schweren Curlingsteine müssen möglichst nah an ein Ziel am anderen Ende der Bahn gesetzt werden. Wegen der vielen taktischen Möglichkeiten gilt der Sport als «Schach auf Eis». Vielleicht war Schach das Stichwort, das Forscher der University of Korea dazu brachte, gemeinsam mit dem KünstlicheIntelligenz-Experten Klaus Robert Müller von der TU Berlin Curling als neue Herausforderung für maschinelles Lernen auszuwählen. Herausgekommen ist ein Roboter namens Curly, der gut genug ist, um menschliche Spitzenspieler zu schlagen. Curling ist nach Schach, Go und Poker die nächste Disziplin, in der Menschen einer Maschine den Vortritt lassen müssen. Im Unterschied zu Karten- oder Brettspielen braucht Curly allerdings auch mechanische Fähigkeiten, die robotische Version von Fingerspitzengefühl. Die mit einem Griff versehenen Curlingsteine brauchen nicht nur Anschub, sondern auch den richtigen Dreh, damit sie an gegnerischen Steinen vorbeiziehen. In mehreren Testspielen gegen koreanische Nationalspieler hat Curly bewiesen, dass er sowohl die Granitsteine behutsam auf den Weg schickt als auch die richtigen taktischen Entscheide trifft – zum Beispiel bei der Frage: Legen oder Schieben? Je nach Position der gegnerischen Steine ist es klüger, einen von ihnen wegzuschubsen oder den eigenen Spielstein näher ans Ziel zu bringen. Curly hat eine Art Kopf, den er vor seinem Wurf ausklappt, um die Bahn sowie die Anordnung der bereits gespielten Steine zu scannen. Dann duckt er sich, gibt seinem Stein die richtige Rotation und spielt ihn ab. Anders als bei einem Brettspiel wie Go, das die Computersoftware in Hunderttausenden virtuellen Testpartien gelernt hat, muss Curly aus weniger Daten lernen und mit sogenannter Nichtstationarität klarkommen, der sich während eines Matchs ständig ändernden Eisbeschaffenheit zum Beispiel. Zum Nachdenken hat er nicht ewig Zeit, im Curling gelten strenge Zeitlimits. Curly beeindruckt nun nicht nur die Sportwelt, sondern auch Fachleute. Insbesondere Curlys Fähigkeit, mit der echten Welt klarzukommen, sehen Experten als wichtigen Schritt auf dem Weg zu künftigen, autonom agierenden Alltagsrobotern. Quelle: Berner Zeitung BZ DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 21 LESETRAINING Löse das Kreuzworträtsel. Waagerecht: 4. Curling wird mit . auf dem Eis verglichen. 6. Kann sich während einem Curling-Match ändern. 8. Forscher der Universität dieses Landes halfen bei der Entwicklung von Curly mit. 11. Curly ist ein . 12. Curlingsteine müssen mit Dreh und . abgegeben werden. Senkrecht: 1. Zum Nachdenken gelten im Curling strenge . 2. Curly ist ein wichtiger Schritt für die Entwicklung der . 3. Das scannt Curly, bevor er einen Stein spielt. 5. Die absolvierte Curly gegen koreanische Nationalspieler. 7. Forscher und . sind von Curly beeindruckt. 9. Ein Kartenspiel, das auch von Robotern gespielt werden kann. 10. Für das Curlingspiel braucht ein Roboter auch solche Fähigkeiten. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 22 LESETRAINING Von schlauen Raben Odin, der Herrscher der nordischen Götterwelt, hat den grossen schwarzen Vogel auf der Schulter. Die Indianer Nordamerikas verehren den Raben als Schöpfer der Welt. Im antiken Rom prophezeiten die Auguren aus dem Flug und den krächzenden Rufen des Vogels den Ausgang wichtiger Ereignisse. Als Galgenvogel gehörte der Rabe zum düsteren Dekor von Richtstätten, Friedhöfen und Schlachtfeldern. «Pechvogel» und «Unglücksrabe» stehen noch heute für missratenes Tun. Dabei ist Corvus corax, der Kolkrabe, alles andere als ein Menschenfeind. Und sein Verhalten zeugt von ausserordentlicher Intelligenz. So beeindruckt der Rabe mit seinem enormen sprachlichen Talent: Er verfügt über mehr als achtzig verschiedene Rufe, vom mächtigen «quork, quork» auf Patrouille im Revier bis zum zärtlich geflüsterten «mm, mm» des Pärchens beim Nest, vom Winseln wie ein Hund bis zum melodischen Singsang. Wie nur wenige Vögel legt sich der Rabe ein persönliches akustisches Inventar zu, etwa einen besonderen Erkennungsruf, der dann von anderen Raben als «Name» im Dialog verwendet wird (He, Hans! – Ja, Karl!). Zoologen der Universität Bern haben während Jahren die Rufe von Berner Raben registriert und örtlich verankerte Dialekte gefunden mit einem «bilingualen» Dialekt in den Grenzgebieten. Das Sprachtalent ist Teil eines ausgeprägten Sozialverhaltens. Individuelles Zuhören und Antworten geht beim Raben über die eigene Art hinaus, indem der Vogel auch Kirchenglocken, Rasenmäher, aufheulende Motorräder und neuerdings klingelnde Mobiltelefone imitiert. Ein amerikanischer Rabenforscher erlebte im Olympic National Park Raben, die das Gurgeln der Toilettenspülung auf dem Campingplatz perfekt nachmachen konnten und sogar das Lawinensprengen der Parkwächter im Repertoire hatten: «Three, two, one, pchch.» Junge Rabenpaare finden sich oft schon vor der Geschlechtsreife und bleiben einander bis ans Lebensende treu. Allerdings muss das Paar ein freies Revier finden oder sich erkämpfen, das dann jahrzehntelang zum Brüten genutzt und verteidigt wird. Sobald ein fremder Rabe oder ein Adler im Revier auftaucht, geben die beiden Besitzer keine Ruhe, bis der Störenfried vertrieben ist. Verteidigt werden nicht nur Luft und Land, sondern auch die im Revier liegenden Kadaver von Wildtieren, die dem Rabenpaar und seiner Brut als Nahrungsquelle dienen. Jene Raben, die keinen Partner und kein Revier finden, schliessen sich zu Banden von manchmal über hundert Tieren zusammen. Wie nun auch diese territorialen Habenichtse zu ihrem Futter kommen, beschreibt Bernd Heinrich in seinem Buch «Die Weisheit der Raben». Der amerikanische Biologe hat jahrzehntelang in Maine Raben sowohl in freier Natur als auch in Grossvolièren studiert; er gilt heute als bester Rabenkenner. Um die Strategie der Vögel beim Futtersuchen zu studieren, deponierte der Forscher Kadaver von Kälbern in Waldlichtungen und beobachtete aus Verstecken das Geschehen. Als Testkandidaten hatte er Jungvögel gefangen und mit kleinen Funksendern ausgerüstet. Liess er nun einen solchen Vogel bei einem frischen Kadaver frei, schien sich das Tier nicht um den Futterreichtum zu kümmern, selbst wenn es vom Forscher mit Absicht hungrig gehalten DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 23 LESETRAINING worden war. Vielmehr flog der Rabe hoch über die Wipfel davon und landete schliesslich am Abend viele Kilometer weit weg am Schlafplatz einer fremden Bande von vagabundierenden Jungvögeln. Bei der ersten Morgendämmerung aber rauschte der Entdecker des Kadavers mit der ganzen Schar herbei, und das grosse Fressen begann. Der Rabenforscher erkannte die Strategie: Der einzelne Rabe hätte am Kadaver keine Chance gehabt, denn er wäre rasch vom alteingesessenen Brutpaar des Reviers vertrieben worden. Indem er die fremde Bande rekrutierte, gab er zwar das Geheimnis einer Vielzahl von hungrigen Schnäbeln preis, er hatte dafür aber ebenfalls Zugang zum sonst verwehrten Futter. Auf welche Weise der Vogel die Artgenossen über den Fund informiert hatte, blieb sein Geheimnis. Der Kolkrabe ist der grösste aller Rabenvögel und beinahe doppelt so gross wie eine Krähe. Er ist fast überall auf der Nordhalbkugel heimisch, wo es Felsen oder hohe Bäume zum Nisten gibt. Seine kosmopolitische Natur verdankt der Vogel nicht zuletzt einer enormen kulinarischen Vielseitigkeit. Kolkraben fressen alles, was sich irgendwie verdauen lässt, vom Hirschkadaver bis zu den zwei Insekten, die auf dem verwesenden Fleisch leben, von Beeren und Getreidekörnern bis zum Käsecracker oder Hundekot im Garten des Forschers. Raben sind auch hervorragende Jäger. So hat man im Yellowstone Park ein Rabenpaar beobachtet, das oberhalb einer Stromschnelle auf einer Sandbank wartete und innert Kürze ein Dutzend Forellen fischte. Sobald ein Fisch im seichten Wasser war, wurde er blitzschnell an der Rückenflosse gepackt, mit Schnabelhieben getötet und im Buschwerk am Ufer für die spätere Mahlzeit versteckt. Über das raffinierte Jagdverhalten der Raben gibt es die unglaublichsten Anekdoten. Obschon der Kolkrabe kein Greifvogel ist, vermag er Felsentauben und Seevögel in der Luft zu schlagen, indem er sie mit dem Schnabel attackiert und das Opfer schliesslich zu Boden bringt. Oder er lässt einen richtigen Greifvogel die heikle Arbeit machen: Auf einer Insel vor der Küste von Maine finden sich im Oktober jeweils Spechte für den Winter ein – und ihre Jäger, die Wanderfalken. Ein Rabenpaar, das dort haust, scheucht nun die Spechte aus den Bodenverstecken und treibt sie den Falken zu. Dann jagen die Raben dem Falken die geschlagene Beute ab, indem sie ihn fintenreich ablenken. Im Yellowstone Park wurde ein Kolkrabe gefilmt, wie er einem Weisskopf-Seeadler eine Forelle stibitzte: Als der Adler am Ufer seine Beute verspeisen wollte, trippelte der Rabe heran und ärgerte den mächtigen Vogel, indem er ihn an den Schwanzfedern zupfte. Der gestörte Adler liess den Fisch aus den Fängen und wandte sich dein Frechdachs zu. Und schon war der Rabe am Adler vorbei und mit dem Fisch im Schnabel davon. Finden Raben ein totes Grosswild, vermögen sie den intakten Kadaver nicht zu öffnen. Deshalb pflegt der clevere schwarze Vogel Jagdgemeinschaften mit Wölfen, die ihn dann am offenen Kadaver mitfressen lassen. Als Gegenleistung zeigen in der Luft kreisende Raben dem Wolf, wo es ein schwaches Wild zu schlagen gibt. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 24 LESETRAINING Am Abend des 7. September 1997 arbeitete Ginny Hannum hinter ihrer Hütte im Boulder Canyon in Colorado. Ein Rabe kam im Verlauf einer halben Stunde immer näher und machte einen Höllenlärm. Schliesslich flog der Vogel mit lautem Krächzen dicht über die Frau hinweg und flatterte zu einer Felsgruppe empor. Und dort sah die Frau plötzlich die gelben Augen eines Pumas, der in nur sechs Metern Entfernung sprungbereit lauerte. Die Frau konnte in letzter Sekunde ins Haus fliehen; die Geschichte der wundersamen Rettung durch den Raben ging durch die Medien. Der Rabenforscher aber hegt den Verdacht, dass der Vogel keineswegs die Frau warnen, sondern vielmehr den Puma zur gemeinsamen Beute locken wollte. Früh schon hat der Rabe auch den Menschen als Jagdpartner entdeckt. So dürfte der Vogel bereits im prähistorischen Europa dem Mammutjäger gefolgt sein. Und heute begleitet er in der kanadischen Arktis den Eskimo auf der Jagd. Bernd Heinrich hat auf Baffin Island von alten Jägern erfahren, dass Raben im Flug mit den Flügeln wippen und dann in die Richtung fliegen, wo Karibus oder Eisbären sind. Als Belohnung erhalten die Vögel die Eingeweide und andere Leckerbissen der Kadaver. Auch bei der Elchjagd in Maine oder der Hirschjagd in Schottland sind Raben, kaum ist der Schuss verklungen, zur Stelle. Für den Raben ist es einerlei, wenn Menschen Menschen jagen. So sind die Vögel schon immer den Kriegern in Erwartung einer reichen Ernte in die Schlacht gefolgt. Für die Wikinger war der Rabe das Symbol des Sieges, weshalb sie unter dem Rabenbanner in den Kampf zogen. Der Kolkrabe hat das am höchsten entwickelte Hirn aller Vögel, eine Voraussetzung für seine Intelligenz. Er ist neugierig, erfinderisch und lernt schon früh Gefahren erkennen und meiden. Deshalb ist es fast unmöglich, einen erwachsenen Kolkraben lebendig zu fangen. Dank seiner vielseitigen Begabung kann der Vogel ein halbes Jahrhundert alt werden. Ausdruck von Neugier ist auch das Spielen. Raben hängen sich kopfüber an einen Zweig, lassen sich fallen und landen mit einem Salto auf einem niedrigeren Zweig. Sie planschen wie Kinder im Wasser; sie klettern auf Schneehaufen und schlittern auf dem Bauch hinunter. In der Luft vollführen sie Loopings und Seitwärtsrollen. Man hat schon eine Flugshow beobachtet, bei der ein Rabe rücklings unter einem zweiten flog, wobei sich die beiden Vögel an den Krallen festhielten. Dass Spielen und Experimentieren letztlich Elemente überlebenswichtiger Tüchtigkeit sind, zeigte jener Kolkrabe, der in der Voliere von Bernd Heinrich einen in ein Kunststoffrohr geflüchteten Frosch fing: Er stemmte das Rohr auf einer Seite hoch und lief dann rasch zum andern Ende, wo das Tier soeben herausgerutscht war. H. Cerutti in NZZFOLIO DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 25 LESETRAINING Kreuze an, ob die folgenden Aussagen inhaltlich richtig oder falsch sind. richtig falsch 1. Ein Fachmann kann einen Zürcher Raben anhand der Sprache von einem Genfer Raben unterscheiden. 2. Raben sind lieber auf Spielplätzen als auf Friedhöfen. Schon im Mittelalter mieden die Raben Orte, wo es Leichen hatte. 3. «Auguren» sind Ingenieure, die ein dem Vogel nachgebildetes Flugzeug bauten. 4. Zoologen nennen Raben oft Hans oder Karl. 5. Man kann einem Raben – ähnlich wie einem Papageien – das Sprechen beibringen. 6. Es kommt bei den Rabenpaaren vor, dass eine «Teenagerliebe» das ganze Leben hält. 7. Es kommt vor, dass Raben bis ins reifere Alter ledig bleiben. Diese Junggesellen schliessen sich dann zu Banden zusammen. 8. Raben können bis 50 Jahre alt werden. 9. Grossvolière und «freie Natur» sind dasselbe. 10. Wenn ein einzelner Rabe eine ausgiebige Fressstelle (z.B. ein Kadaver) findet, schlägt er sich sofort den Bauch voll und bemüht sich, die Stelle geheim zu halten. 11. Raben legen sich manchmal Essvorräte an. 12. Kolkraben sind Vegetarier. 13. Raben jagen gerne Wanderfalken. 14. Raben jagen manchmal zusammen mit Wölfen. 15. Raben jagen manchmal zusammen mit Menschen. 16. Raben kommen oft sehr trickreich zu ihrer Nahrung. 17. Wenn ein Rabe einen Menschen in Gefahr sieht, versucht das kluge Tier immer, ihm zu helfen. Daher kommt die Redensart: «Der Rabe, dein Freund und Helfer». 18. Raben haben ein unterentwickeltes Hirn, deshalb spielen sie gerne wie Kleinkinder. 19. Tiere, die viel spielen, sterben mit der Zeit aus. 20. Das Gegenteil von Pechvogel ist Unglücksrabe. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 26 LESETRAINING Der Rolls Royce Nummeriere die Sätze oder Satzteile in der richtigen Reihenfolge, sodass die Anekdote wieder hergestellt ist. und händigt dem Geschäftsmann 5000 Dollar aus. und erscheint wieder in der Bank. verlässt der Geschäftsmann die Bank Der Geschäftsmann zieht einen Autoschlüssel hervor. 1 Ein gut gekleideter Geschäftsmann betritt in New York eine Bank Der Mann am Schalter wünscht Sicherheiten für diesen Kredit. Während der teure Wagen in die Tiefgarage der Bank geführt wird, «Hier», ruft er, «der Schlüssel zu meinem Rolls Royce! «Sonst darf ich Ihnen diese Summe nicht auszahlen», sagt er bedauernd. Nehmen Sie den Wagen als Pfand, bis ich die 5000 Dollar zurückbezahlt habe.» und fragt nach einem kurzfristigen Kredit von 5000 Dollar. «Bitte zum John F. Kennedy Airport», sagt er dem Fahrer. Ein Rolls Royce in einem Wert von 200 000 Dollar ist ein sehr gutes Pfand. Deshalb nimmt der Mann am Schalter den Schlüssel entgegen «Während Sie weg waren, habe ich erfahren, dass Sie ein bekannter Milliardär sind. und winkt ein gelbes Taxi herbei. Der antwortet ihm: «Das macht 5000 Dollar für das geschuldete Kapital Eine Woche später kehrt der Geschäftsmann aus Europa zurück und 7.60 Dollar Schuldzins.» «Ich möchte gerne mein Darlehen zurückzahlen», sagt er zum Mann am Schalter. und nimmt dann die Autoschlüssel entgegen. unterschreibt einen Zettel «Entschuldigen Sie bitte, ich möchte Sie etwas fragen», wie ich sonst in New York einen bewachten Parkplatz zum Preis sagt der Bankangestellte, als der Geschäftsmann gehen will. Wie kommt es, dass Sie es da nötig haben, bei uns 5000 Dollar auszuleihen?» Der Geschäftsmann legt seine Visakarte hin, von nur 7.60 Dollar finden würde!» Der Milliardär antwortet lächelnd: «Sagen Sie mir, DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 27 LESETRAINING Das Erfolgsrezept für die Romane von Federica de Cesco Seine Augen leuchten honiggelb, sein Lächeln ist geheimnisvoll scheu. Was bedeutet dieser Blick? Man muss es einfach wissen und kann mit Lesen nicht mehr aufhören. Die Romane von Federica de Cesco gehören seit 40 Jahren zu den beliebtesten Jugendbüchern im deutschen Sprachraum. Woran liegt dieser Erfolg? Aus reinem Übermut tummelte Ann ihr Pferd in Wendungen und Sprüngen und versuchte auch, es wie Chee mit den Knien zu leiten. Sie spürte, dass Chee sie beobachtete, lachte hell auf und schüttelte ihre Locken. «Was starren Sie mich so an, Chee?» «Ich glaube, Sie wissen gar nicht, wie hübsch Sie sind!», rief er bewundernd. Ann wurde rot. Es war das erste Mal, dass ihr jemand so etwas sagte. Tante Adele hatte ihr eher beigebracht, sich für ein hässliches junges Entlein zu halten Die Geschichte von Ann, Chee und der vertrockneten, altmodischen Tante Adele kennen die meisten. Oder zumindest die meisten jungen Mädchen. Seit mehr als 40 Jahren ist «Der rote Seidenschal» von Federica de Cesco ein Bestseller, wie viel hunderttausend Mal das Buch verkauft wurde, weiss die Autorin schon gar nicht mehr. 15 war sie, als sie es schrieb, 17, als es erstmals in Belgien herauskam. Die wilde, freiheitsliebende Ann, die sich in Chee verliebt und dank ihm Denk- und Lebensweise der Indianer kennen lernt, ist zum Markenzeichen geworden. Nahezu in allen Büchern von Federica de Cesco spielt ein eigenwilliges, selbstbewusstes Mädchen die Hauptrolle, und fast immer werden die Leserinnen und Leser mit einer fremden Kultur oder zumindest mit unbekannten (alten) Sitten und Gebräuchen konfrontiert. Ebenso zuverlässig kommt es aber auch zu einer zarten, spannenden Liebesgeschichte zwischen zwei jungen Menschen. Routiniert, aber brillant verknüpft Federica de Cesco eins mit dem andern. Sie erzählt von Paradiesen und ihren Bewohnern, weckt Fernweh und die Lust, selber naturnah, unabhängig und «frei» zu leben. (Dass das Leben in diesen Paradiesen auch zu früheren Zeiten nicht zwingend paradiesisch war, übergeht sie grosszügig.) Dafür baut sie raffiniert eine spannende oder abenteuerliche Handlung auf. Ungelesen legt man ein Cesco-Buch nicht so bald aus der Hand. Dass sie von der Jugendbuchkritik nicht so hoch gelobt wird wie von ihren Leserinnen, kümmert die Autorin nicht. Den Vorwurf, ihre Figuren seien schwarz-weiss gezeichnet und, genau besehen, immer aus dem gleichen Holz geschnitzt, steckt sie weg. Sie wolle Vorbilder schaffen, sagt sie, und dem negativen Zeitgeist entgegenwirken. Nur nie spiessig, lieber aufmüpfig und aussergewöhnlich: Federica de Cescos Heldinnen haben viel mit der Autorin gemeinsam. Ihr eigenes Leben bezeichnet sie als «ein Abenteuer», entsprechend farbig schildert sie es in ihrer Selbstbiografie. Geboren wird sie 1938 in Italien. Der Zweite Weltkrieg bringt es mit sich, dass sie mit ihrem italienischen Vater und der deutschen Mutter viel in der Welt herumkommt. Sie lebt ein paar Jahre in Äthiopien, dann in Italien, dann abwechslungsweise in Norddeutschland und in Belgien. Wo immer sie zur Schule DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 28 LESETRAINING geht, nimmt sie sofort eine Sonderstellung ein, sie eckt aber auch an. Und geniesst das offenbar. In «Mein Leben – ein Abenteuer» schreibt sie: «Natürlich fing ich sofort an, zum Entsetzen meiner Lehrerinnen, in sämtliche Hefte zu zeichnen. Ich interessierte mich für Französisch, Geschichte und Geografie. In Handarbeit war ich eine Null, in Rechnen stockdumm – und bin es bis heute geblieben.» Sie pfeift auf schlechte Noten, sie trägt Jeans, als noch kein «anständiges» Mädchen Jeans trägt, und wenn ihr ein Junge gefällt, wartet sie nicht, bis er zaghaft ankommt, sondern prescht selber vor. Spiessig – das ist für sie das schlimmste Schimpfwort. Das ist sie nicht, und so möchte sie auf keinen Fall wirken. In den Romanen von Federica de Cesco lassen sich immer wieder ähnliche geartete Figuren ausmachen. Brave zukünftige Hausmütterchen finden sich unter den Heldinnen sicher nicht. Die haben im Gegenteil widerspenstiges Haar, sie bringen ihre Lehrer zur Verzweiflung und hassen Mathematik. Wichtiger als gute Schulnoten ist ihnen der Kampf für eine bessere, gerechtere Welt. Sie zeichnen sich durch beachtlichen Mut aus, setzen sich für Schwächere ein und verfolgen hartnäckig ein gestecktes Ziel. Für die jungen Leserinnen sind das Identifikationsfiguren, das heisst, sie wollen sein oder werden wie sie. Und die Leserinnen verlieben sich auch in die Hauptdarsteller. Diese sind hingegen, trotz rauer Stimme und männlich-starker Schulter, oft sanft, fürsorglich und geduldig, richtige Traumboys. Die Schauplätze mögen weit entfernt und geheimnisumwittert sein – den Cesco-Heldinnen und -Helden machen dennoch eher alltägliche Probleme zu schaffen: sie leiden unter Liebeskummer, verständnislosen Eltern oder gemeinen Kameraden, unter Vorurteilen oder Einsamkeit. Solcherlei Sorgen bringen sie ihren Leserinnen (und Lesern) nah. Die streichen sich dann – einen Cesco-Roman nach dem andern verschlingend – eine Haarsträhne aus dem Gesicht und hoffen, dass auch ihr Leben spannend und aufregend wird. Beantworte die Fragen. Es gibt jeweils drei mögliche Antworten. Nur eine ist richtig. 1. «Der rote Seidenschal» war das Lieblingsbuch der 15-jährigen Federica de Cesco. wird heute kaum mehr gelesen. schrieb Federica de Cesco vor über 40 Jahren. 2. Ann, Chee und Tante Adele sind Verwandte von Federica de Cesco. kommen im ersten Buch von Federica de Cesco vor. lesen gerne Bücher von Federica de Cesco. 3. In den Romanen von Federica de Cesco spielt meist ein junges aufmüpfiges Mädchen mit widerspenstigem Haar die Hauptrolle. tragen die jungen Mädchen keine Jeans, weil das unanständig ist. sind die Jungen oft sehr spiessig und die Mädchen unanständig. 4. Federica de Cesco ist in der Schweiz aufgewachsen. Frankreich aufgewachsen. Äthiopien, Italien, Deutschland und Belgien aufgewachsen. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 29 LESETRAINING 5. Die Figuren von Federica de Cesco sind oft schwarz-weiss gezeichnet, das heisst, sie sind bleich und haben schwarzes Haar. sie sehen so exotisch wie Zebras aus. man kann sie leicht einteilen in gut oder böse, reich oder arm, symphatisch oder unsymphatisch, hübsch oder hässlich. 6. Die Romane von Federica de Cesco spielen oft in Grossstädten wie Paris oder New York. in fremden und ländlichen Gegenden, die von der Zivilisation bedroht sind. in ähnlicher Umgebung, wie ihre Leserinnen und Leser leben. 7. Die Leserinnen von Federica de Cesco sollen gut unterhalten werden. belehrt werden, damit sie dann gute Schulnoten kriegen. zu guten Hausmütterchen erzogen werden. 8. Die Bücher von Federica de Cesco haben einen grossen Erfolg, weil die erwachsenen Kritiker (Journalisten, Lehrer, Eltern) die Bücher durchwegs rühmen. die Autorin raffiniert eine fremde Kultur mit einer Liebesgeschichte verknüpft und eine spannende Handlung aufbaut. ein positiver Zeitgeist herrscht. 9. Das Buch «Mein Leben – ein Abenteuer» ist eine Autobiografie (Selbstbiografie). ist das beliebteste Jugendbuch im deutschen Sprachraum. erzählt von Ann, Chee und Adele in den Hauptrollen. 10. Die Mädchen in Federica de Cescos Romanen haben stets gute Mathematiknoten. haben nie Liebeskummer. kämpfen oft für eine bessere, gerechtere Welt. 11. Ein Bestseller ist ein Buch, das nicht im Buchhandel erhältlich ist, sondern direkt beim Schriftsteller bestellt werden muss. das über 500 Seiten hat. das sehr häufig gekauft wird. 12. Die Leserinnen der Bücher von Federica de Cesco lieben Heldinnen, die oft intrigieren. lassen sich durch die Heldinnen irritieren. können sich mit den Heldinnen identifizieren. 13. Die Heldinnen Federica de Cescos lassen sich oft ablenken. wollen zielstrebig ihre Pläne verwirklichen. haben oft Angst und sind deswegen zaghaft. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 30 LESETRAINING Die fünf Studenten Vorname: Nachname: Haarfarbe: Baum: 1. Bei Peter Müller steht kein Nadelbaum im Vorgarten des Hauses. 2. Die Schwarzhaarigen wohnen nebeneinander. 3. Die Person namens Schuster sieht in gleicher Entfernung eine Eibe und eine Eiche. 4. Peter und Bernhard wohnen nicht direkt nebeneinander. Petra und Bernhard auch nicht. 5. Wenn Klaus aus dem Fenster schaut, sieht er eine Eiche und eine Buche, sowie eine Tanne und eine Fichte in jeweils gleicher Entfernung. 6. Bernhard kann von seinem Fenster aus den Schwarzhaarigen und die Rothaarige gleich gut sehen. Er selbst hat keine braunen Haare. 7. Nur in einem Fall wohnen zwei Personen gleichen Geschlechts nebeneinander. 8. Nanni hat rote Haare und wohnt neben dem Mann, der Schlosser heisst. 9. Peter wohnt im ersten Haus. 10. Petra hat schwarze Haare und kann sich im Moment kein Auto leisten. 11. Die Person namens Weber hat keine blonden Haare und wohnt neben Petra. 12. Die Fichte steht zwischen Eibe und Buche. 13. Die Person namens Dietrich möchte einen VW-Golf kaufen. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 31 LESETRAINING Intelligenzbestien Eine brütende Gans wendet mehrmals am Tag mit dem Schnabel die Eier, um zu verhindern, dass der Embryo an der Innenseite der Schale festklebt. Gelegentlich rollt bei der Umlagerung ein Ei aus dem Nest. Sobald die Gans das abhanden gekommene Ei entdeckt, streckt sie den Hals, starrt auf das Objekt und rollt es schliesslich sorgfältig zwischen den Beinen mit dem Schnabel ins Nest zurück. Die Gans scheint zu wissen, dass dies eines ihrer Eier ist. Die Intelligenz solchen Verhaltens wird durch die Beobachtung relativiert, dass Gänse auch Glühbirnen, Bierflaschen und Orangen ins Nest «zurückholen», wenn man ihnen solche Dinge hinlegt. Alles, was rund ist, ist für die Gans Ei. Dass «Eierrollen» nicht einsichtiges Verhalten, sondern angeborener Reflex ist, zeigt ein weiteres Experiment. Wenn man einer Gans das von ihr erspähte Ei noch vor dem Zurückholen wegnimmt, rollt sie liebevoll ein unsichtbares Ei ins Nest. Man soll solche Sturheit nicht geringschätzen. Denn bei der Evolution des Verhaltens war ein plötzlich neben dem Nest liegendes rundes Etwas praktisch immer ein eigenes Ei (und sicher keine Bierflasche). Die Natur konnte sich also für diese Situation mit einem simplen Reaktionsmuster begnügen. Wurden für das genetische Weiterkommen eines Vogels subtilere Eierkenntnisse nötig, entwickelte sich auch das Verhalten weiter. So lassen sich Singvögel, denen der Kuckuck seine Eier ins Nest legt, umso weniger leicht von den oftmals sehr guten Imitationen täuschen, je länger sie im Laufe der Evolution vom Brutparasiten heimgesucht worden sind. Galt früher fast alles tierische Verhalten als programmierte «Instinkthandlung», zwingt das heutige Wissen zu einem differenzierteren Urteil. Bei Affen kennt man Beispiele, bei denen einzelne Tiergruppen ein sonst bei dieser Art unbekanntes Verhalten zeigen, also gewissermassen eine kulturelle Tradition gründeten. So hat 1953 in Japan ein junges Makakenweibchen das Kartoffelwaschen erfunden, indem es von den Forschern am Strand ausgelegte Süsskartoffeln im nahen Bach vom lästigen Sand befreite. Im Regenwald der Elfenbeinküste in Westafrika haben Schimpansen gelernt, wie sich mit Knebeln oder Steinen auf einer flachen Baumwurzel als Unterlage Nüsse knacken lassen. Nur ostafrikanischen Schimpansen bekannt ist dagegen der Trick, mit einem Grashalm Termiten aus den Löchern der Wohnhügel zu angeln. Werkzeuggebrauch ist keineswegs den Affen vorbehalten. Eine Raubwanze mit ihrem kaum stecknadelgrossen Gehirn saugt eine erste Termite aus, wackelt dann mit der leeren Hülle vor dem Eingang des Termitenbaus, worauf prompt weitere Termiten anbeissen und ins Freie gezogen werden. Insektenforscher sind der Meinung, das Termitenangeln der Raubwanze sei genetisch determiniert, also nicht Ausdruck individueller Intelligenz. Wolfgang Wickler, ehemaliger Direktor am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie, vertritt jedoch die Ansicht, es liesse sich auch bei den Raubwanzen ein gewisses Mass individuellen Lernens finden, wenn man danach suche. Laut Wickler sollte man die Intelligenzforschung wesentlich breiter als bisher betreiben. So werden kognitive Leistungen fast ausschliesslich an Wirbeltieren erforscht. Dabei gehören 95 Prozent aller heute lebenden Tierarten zu den vermeintlich primitiveren Wirbellosen. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 32 LESETRAINING Es gibt im Tierreich Baumeister, die stangenförmige Gegenstände sammeln, um sie als Stützgerüst beim Beutefang zu verwenden. Das Erstaunliche: Die Kreaturen sind Foraminiferen – amöbenartige Einzeller, die überhaupt kein Gehirn haben. Sie setzen auf noch rätselhafte Weise genetisch programmierte Information über Proteine in intelligent anmutendes Verhalten um. Wie problematisch ein Gleichsetzen von Intelligenz und hochentwickeltem Hirn sein kann, illustriert die soziale Kompetenz. Meister im Tierreich ist hier nicht etwa der Menschenaffe, sondern der fingergrosse Putzer-Lippfisch im Korallenriff. Er befreit andere Fische von Hautparasiten, beisst ihnen gelegentlich aber auch Häppchen aus der gesunden Haut. Der Putzer hat jeden Tag über 100 unterschiedliche Besucher, die entweder als Stammkunden in seinem Korallenblock wohnen oder als Laufkundschaft nur gelegentlich auftauchen. Trotz Minigehirn betreibt der Putzer sein Geschäft mit raffiniertem Marketing. Taucht ein Laufkunde auf, wird er vorrangig bedient und höchst selten gebissen. Die Stammkundschaft aber, die auf den Heimservice angewiesen ist, wird rüde behandelt. Taucht einer der Gebissenen später wieder auf, erkennt ihn der Putzer und leitet die neue Behandlung mit besänftigendem Streicheln ein. Wird der Putzer beim Service von wartenden Kunden beobachtet, verzichtet er auf gewalttätige Episoden. Aber nur, falls die Wartenden zur wählerischen Laufkundschaft gehören. (von H. Cerutti in NZZFolio) Kreuze an, ob die folgenden Aussagen inhaltlich richtig oder falsch sind. richtig falsch 1. In einem Ei entwickelt sich normalerweise ein Embryo. 2. Die Gans erkennt ihre Eier an der Farbe. 3. Wenn eine Tiermutter ihr Junges zum Nest zurückholt, ist das ein angeborener Reflex. 4. Brutparasiten schaden der Nachkommenschaft. 5. Evolution ist die Entwicklung von Lebewesen von niederen zu höheren Formen. 6. Kuckuckseier sind leicht an ihrer Grösse und Form zu erkennen. 7. Nur Menschen können wirklich Schlussfolgerungen ziehen. Was bei Affen wie Lernprozesse aussieht, sind bloss angeborene Reflexe. 8. Genetische Determination bedeutet das gleiche wie individuelle Intelligenz. 9. Einen Lernprozess kann man als kognitive Leistung bezeichnen. 10. Nur Menschen sind fähig, Werkzeuge zu erfinden und sie richtig einzusetzen. DOSSIER «LESEN UND VERSTEHEN 3» SEITE 33 LESETRAINING 11. Wirbeltiere sind meist weiter entwickelt als wirbellose Tiere. 12. Es gibt auch Lebewesen ohne Gehirn, die