Arbeitsblatt: 2. WK James Ryan

Material-Details

Inhaltsangabe zum Film "Der Soldat James Ryan"
Geschichte
Neuzeit
8. Schuljahr
2 Seiten

Statistik

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15.09.2023

Autor/in

Guido Bieli
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

DER SOLDAT JAMES RYAN: Rettung eines Soldaten Eine zitternde Hand. Und dann erst Gesichter. Ernste Gesichter, angespannt, bleich. Keiner der Männer im schweren Kampfanzug sieht zum andern hin. Alle starren sie, wie im Dämmerzustand, nach vorne. Einer küsst das Kreuz an seinem Halskettchen. Einer steckt sich was in den Mund. Einer kotzt. Und dann geht die Bugklappe des Landungsboots auf. Und jetzt ist es ganz egal, was einer vorher gemacht hat, ganz egal auch, was einer war oder was einer ist. Diese Hoffnung, dass es doch irgendwie zählt, ob man mutig oder ängstlich, intelligent oder dumm, anständig oder gemein ist, diese Hoffnung also, dass es ein auf das Leben des einzelnen Rücksicht nehmendes Schicksal gibt, sie geht in den nächsten zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten dieses Films unter. Vor den Maschinengewehren der Deutschen sind an diesem Stück Strand in der Normandie alle gleich. Was an diesem D-Day (6. Juni 1944), dem Tag der Invasion der Alliierten (USA und England) über Leben und Tod entscheidet, das ist der Zufall. Ob einer den Kopf zehn Zentimeter zu weit nach links neigt, beispielsweise. Und wenn einer denkt, da oben habe doch einer die Hand speziell über ihn gehalten, weil die Kugel von seinem Helm abgeprallt ist und er diesen Helm dann abnimmt und noch ein wenig ungläubig auf die Scharte im Metall schaut, dann kann er im nächsten Moment ein Loch in der Stirn haben. Zwanzig oder fünfundzwanzig Minuten also. Eine lange Zeit für das Inferno. Die US-Soldaten sind noch im Landungsboot, als schon die erste Garbe mit knallig-schmatzendem Geräusch in die Körper fetzt. Alles ist plötzlich in Bewegung, die Kamera rast wie orientierungslos, sie taumelt, sie springt, sie taucht ins Wasser. Sie hetzt, sie duckt sich, sie stolpert, sie \tirbt\. Ein grosses Toben und Brüllen, eine grosse Verwirrung. Keine Zuflucht, keine Deckung, kein Weg zurück. Das grosse Sterben. Geknatter und Explosionen. Körperteile fliegen durch die Luft. Schmutzig sieht die Welt aus. Und sehr, sehr krank. \Mama!\ rufen die blutenden jungen Männer, aus denen das Leben heraussickert. Diese empörende Abwesenheit der Mütter, diese Abwesenheit alles Weichen und Warmen überhaupt! Nein, bei diesen Szenen wird sich niemand im Kino wünschen, er wäre an diesem Tag dabei gewesen. Und doch, und doch! Es wäre ein Missverständnis, diesen Film als Antikriegsfilm zu bezeichnen. So niedergeschlagen brutal der Regisseur Steven Spielberg den Krieg auch schildert, dass dieser Krieg gefochten werden musste, daran zweifelt er nicht. Der Zweite Weltkrieg, so hat das auch Spielberg erklärt, war der letzte Krieg, in dem es auch moralisch noch klare Fronten gab. Schon während der Eroberung von Omaha Beach haben sich am Ende unter den Stahlhelmen einzelne Gesichter herausgeschält. Der kampferprobte, kaugummikauende Sergeant. Der illusionslos aufsässige Kerl aus Brooklyn. Der Scharfschütze, der Gott um eine sichere Hand bittet. Und natürlich Captain Miller. Sein Gesicht hat man sich als erstes gemerkt, es ist das Gesicht eines Mannes, dem man im Kino vertraut, es ist das Gesicht von Tom Hanks. An diesem Mann, der fast untergeht, sich doch wieder aufrafft und Verantwortung übernimmt, versucht man sich als Zuschauer festzuhalten. Der muss wenigstens überleben! Aber sicher kann man sich da nicht sein. Zunächst jedoch scheint das Schlimmste überstanden. Nun kann der Sergeant sich Sand in eine Dose füllen und \Frankreich\ draufschreiben. Nun kann sich der Jude lachend ein Nazimesser als Souvenir greifen, bevor er weinend zusammenbricht. Nun kann Captain Miller zum erstenmal zurückschauen, den Überblick gewinnen über den Strand, die Schiffe, die Flugzeuge und das blutigrot heranschwappende Wasser: \Was für eine Aussicht!\ Und dann kommt der neue Auftrag: den Soldaten Ryan, der hinter den feindlichen Linien abgesprungen ist, zu finden. Drei seiner Brüder sind gefallen, der eine aber, so wollen es die Generäle, soll überleben. Koste es, was es wolle. Und es wird dieser Auftrag wieder viele Leben kosten und viele Fragen aufwerfen. Und Millers Hand wird wieder zu zittern beginnen. Und es wird bei der Suchmission des von ihm geführten Haufens zu sehen sein, was mit Männern im Krieg passiert. Wie roh sie werden. Wie unanständig sie daherreden. Wie abgebrüht sie mit den Erkennungsmarken toter Kameraden Poker spielen. Wie sie sich nach der Heimat sehnen. Wie sie von der Familie erzählen. Wie der Neuling, ein junger Schriftsteller, vom Krieg als notwendiger Erfahrung spricht und sich dann an die Wand oder in die Erde drückt. Wie sie James Ryan hassen, den sie nicht kennen, dessen Leben aber mehr wert sein soll als das ihre. Und vor allem, wie der gute Mensch Captain Miller versucht, das Richtige zu tun in einer Welt, in der es das Richtige nicht mehr zu geben scheint. Captain Miller ist es auch, der lange nicht über sein Zivilleben spricht. So als könne er es dadurch beschützen, es heraushalten aus dem Dreck. Aber selbst das gelingt ihm nicht ganz, diesem Mann, der als Schullehrer junge Leute auf das Leben vorbereiten sollte und jetzt Menschen in den Tod schicken muss. Und Miller weiss auch, dass er sich verändert hat: \Mit jedem Mann, den ich töte, entferne ich mich ein Stück weiter von zu Hause.\ Dann folgt die letzte Schlacht in diesem grossen und bewegenden Film. Und an der nimmt auch der Soldat James Ryan (Matt Damon) teil. Er nimmt die Sonderbehandlung nicht an, will nicht nach Hause, wenn die anderen nicht mitdürfen. Ein Held? Wahrscheinlich, ja. So wie die meisten Soldaten in diesem Film für Spielberg Helden sind. Nicht, weil sie es sein wollen. Sondern weil sie es sein müssen. Ist der Film am Ende aber nicht sehr feierlich und amerikanisch? Muss er auch noch die US-Flagge wehen lassen? Und schaut man sich diese Flagge genauer an, sieht man, wie alt und blass sie ist. So als wollte Spielberg, der auf diesen Krieg durch eine Rahmenerzählung zurückblickt, sein Land an etwas erinnern. An eine Zeit, in der Opfer gebracht wurden, die für die Überlebenden und die Nachkommenden Verpflichtung sein sollten. Und daran, dass es wichtig ist, so gut es geht, anständig zu bleiben. Nicht, weil das vor dem Tod schützt. Sondern weil es vielleicht doch zählt, wie man einen Krieg in Erinnerung behalten wird.