Arbeitsblatt: Grammatik und Erzählung (QV-Vorbereitung)

Material-Details

Anhand der KG "Streuselschnecke" wird Aktiv und Passiv sowie der Konjunktiv funktional wiederholt. Die KG bietet sich weiter als Übungstext für die mündliche QV an sowie als Textverständnisübung für die schriftliche QV.
Deutsch
Grammatik
11. Schuljahr
12 Seiten

Statistik

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47
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05.03.2024

Autor/in

Jacqueline Klaiber
Land: Schweiz
Registriert vor 2006

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Textauszüge aus dem Inhalt:

Julia Franck: Streuselschnecke Der Anruf kam, als ich vierzehn war. Ich wohnte seit einem Jahr nicht mehr bei meiner Mutter und meinen Schwestern, sondern bei Freunden in Berlin. Eine fremde Stimme meldete sich, der Mann nannte seinen Namen, sagte mir, er lebe in Berlin, und fragte, ob ich ihn kennenlernen wolle. Ich zögerte, ich war mir nicht sicher. Zwar hatte ich schon viel über solche Treffen gehört und mir oft vorgestellt, wie so etwas wäre, aber als es so weit war, empfand ich eher Unbehagen. Wir verabredeten uns. Er trug Jeans, Jacke und Hose. Ich hatte mich geschminkt. Er führte mich ins Café Richter am Hindemithplatz, und wir gingen ins Kino, ein Film von Rohmer. Unsympathisch war er nicht, eher schüchtern. Er nahm mich mit ins Restaurant und stellte mich seinen Freunden vor. Ein feines, ironisches Lächeln zog er zwischen sich und die anderen Menschen. Ich ahnte, was das Lächeln verriet. Einige Male durfte ich ihn bei seiner Arbeit besuchen. Er schrieb Drehbücher und führte Regie bei Filmen. Ich fragte mich, ob er mir Geld geben würde, wenn wir uns treffen, aber er gab mir keins, und ich traute mich nicht, danach zu fragen. Schlimm war das nicht, schließlich kannte ich ihn kaum, was sollte ich da schon verlangen? Außerdem konnte ich für mich selbst sorgen, ich ging zur Schule und putzen und arbeitete als Kindermädchen. Bald würde ich alt genug sein, um als Kellnerin zu arbeiten, und vielleicht wurde ja auch noch eines Tages etwas Richtiges aus mir. Zwei Jahre später, der Mann und ich waren uns noch immer etwas fremd, sagte er mir, er sei krank. Er starb ein Jahr lang, ich besuchte ihn im Krankenhaus und fragte, was er sich wünsche. Er sagte mir, er habe Angst vor dem Tod und wolle es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er fragte mich, ob ich ihm Morphium besorgen könne. Ich dachte nach, ich hatte einige Freunde, die Drogen nahmen, aber keinen, der sich mit Morphium auskannte. Auch war ich mir nicht sicher, ob die im Krankenhaus herausfinden wollten und würden, woher es kam. Ich vergaß seine Bitte. Manchmal brachte ich ihm Blumen. Er fragte nach dem Morphium, und ich fragte ihn, ob er sich Kuchen wünsche, schließlich wusste ich, wie gerne er Torte aß. Er sagte, die einfachen Dinge seien ihm jetzt die liebsten – er wolle nur Streuselschnecken, nichts sonst. Ich ging nach Hause und buk Streuselschnecken, zwei Bleche voll. Sie waren noch warm, als ich sie ins Krankenhaus brachte. Er sagte, er hätte gerne mit mir gelebt, es zumindest gern versucht, er habe immer gedacht, dafür sei noch Zeit, eines Tages – aber jetzt sei es zu spät. Kurz nach meinem siebzehnten Geburtstag war er tot. Meine kleine Schwester kam nach Berlin, wir gingen gemeinsam zur Beerdigung. Meine Mutter kam nicht. Ich nehme an, sie war mit anderem beschäftigt, außerdem hatte sie meinen Vater zu wenig gekannt und nicht geliebt. Fragen zum Text1 (1) Teilen Sie die Geschichte in Handlungsabschnitte ein und geben Sie jedem Abschnitt einen Titel. Abschnitt Zeile 1 Titel 2 3 4 5 (2) Bitte beantworten Sie die folgenden Fragen und nennen Sie die Zeilen, die als Beleg für Ihre Antworten dienen. 1. Über welchen Zeitraum erstreckt sich die Erzählung? 2. In welchem Alter lernt die Ich-Erzählerin ihren Vater kennen? 3. Beschreiben Sie das Verhältnis zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem Vater. 4. Welchen Beruf hatte der Vater der Ich-Erzählerin, und wann verstarb er in Bezug auf das Alter der Tochter? 5. Wie entwickelt sich die Beziehung zwischen Vater und Tochter im Verlauf der Geschichte? 6. Wo lebt die Ich-Erzählerin, und wie gestaltet sie ihr Leben? 7. Welche Gegenstände bringt die Tochter ihrem Vater ins Krankenhaus, und was sagen diese Gegenstände über ihre Beziehung aus? (3) Um welches Thema bzw. welches Problem geht es in dem Text? Schreiben Sie das Thema in wenigen Sätzen auf. Tipp: 1 Zur Bestimmung des Themas helfen euch folgende Fragen: um welches Problem geht es? Worüber soll der Leser nachdenken? Wovor soll er vielleicht gewarnt werden? Was zeigt die Geschichte? Sie können die Fragen als Orientierung für die mündliche QV-Prüfung nutzen. (4) Erkennen Sie die Struktur des Textes: Erzählperspektive, Erzählzeit und erzählte Zeit Der Autor eines Textes überlegt sich beim Schreiben ganz genau, wie er die Geschichte gestaltet. Dabei trifft er eine Entscheidung über die Erzählperspektive, also darüber, wer die Geschichte erzählt. denn Autor und Erzähler sind in literarischen Texten nicht identisch. Dies wird besonders deutlich bei einer Ich-Erzählung, wo eine erfundene Figur, der Erzähler, seine eigene Geschichte selbst erzählt. Der Autor hat sich diese Geschichte ja ausgedacht, darum ist er vom Erzähler klar zu unterscheiden. Merke! Es gibt in literarischen Texten unterschiedliche Erzählperspektiven, aus der die Geschichte erzählt wird. Bei der Zeitgestaltung eines Textes unterscheidet man zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit. Die Zeit, die der Erzähler selbst benötigt, um das Geschehen zu erzählen, nennt man Erzählzeit. (Der Erzähler kann also z. B. die Geschichte seines dreimonatigen Abenteuerurlaubs in zwei Stunden erzählen. Aber die Zeitspanne, die das Geschehen der Geschichte umfasst, ist die erzählte Zeit. In diesem Fall z. B. die drei Monate des Abenteuer-urlaubs. (5) Welche der folgenden Aussagen passen zur Geschichte „Streuselschnecke? Markieren Sie die richtigen Aussagen. (6) Welche Leerstellen enthält der Text? (7) An welcher Stelle können wir von einem Erwartungsbruch ausgehen? (8) Was bedeutet das Symbol „Streuselschnecke im Kontext des Textes? Der Konjunktiv Arbeiten Sie aus dem Text alle Konjunktivformen heraus, tragen Sie diese in die Tabelle ein und notieren Sie eine Begründung für den Konjunktiv oder II. Konjunktivform aus dem Text .fragte, ob ich ihn kennenlernen wolle. Konjunktiv Konjunktiv II II Drückt einen Wunsch oder eine höfliche Frage aus. Konjunktiv I: Wird hauptsächlich in der indirekten Rede verwendet und durch Anhängen von Konjunktivendungen (-e, -est, -e, -en, -et, -en) an den Stamm des Infinitivs gebildet. Konjunktiv II: Wird für irreale Wünsche, Höflichkeitsformen, Ratschläge oder Bedingungen genutzt und entweder durch Anhängen von Konjunktivendungen (-e, -est, -e, -en, -et, -en) an den Präteritumstamm gebildet. Beispiel .fragte, ob ich ihn kennenlernen wolle. Konjunktiv II Ich fragte mich, ob er mir Geld geben würde. II .was sollte ich da schon verlangen? II Er sagte mir, er habe Angst vor dem Tod. .ob die im Krankenhaus herausfinden wollten und würden, woher es kam. Er sagte, er hätte gerne mit mir gelebt. II II Bedeutung Drückt einen Wunsch oder eine höfliche Frage aus. Wird verwendet, um eine Überlegung oder eine unsichere Möglichkeit auszudrücken. Zeigt eine rhetorische Frage, die eine Unsicherheit oder Unwahrscheinlichkeit ausdrückt. Wird hier für die indirekte Rede verwendet, um wiederzugeben, was jemand gesagt hat. Drückt Unsicherheit oder eine hypothetische Frage aus. Wird verwendet, um einen nicht erfüllten Wunsch oder eine bedauerte Möglichkeit auszudrücken. Aktiv-Passiv Präsens (Gegenwart) Aktiv: Ich esse die Streuselschnecke. Passiv: Die Streuselschnecke wird von mir gegessen. Präteritum (Vergangenheit) Aktiv: Ich aß die Streuselschnecke. Passiv: Die Streuselschnecke wurde von mir gegessen. Perfekt (vollendete Gegenwart) Aktiv: Ich habe die Streuselschnecke gegessen. Passiv: Die Streuselschnecke ist von mir gegessen worden. Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit) Aktiv: Ich hatte die Streuselschnecke gegessen. Passiv: Die Streuselschnecke war von mir gegessen worden. Futur (Zukunft) Aktiv: Ich werde die Streuselschnecke essen. Passiv: Die Streuselschnecke wird von mir gegessen werden. Futur II (vollendete Zukunft) Aktiv: Ich werde die Streuselschnecke gegessen haben. Passiv: Die Streuselschnecke wird von mir gegessen worden sein. Textproduktion: Die Erzählung Um Spannung zu erzeugen braucht es: 1) eine Person, mit der man mitfühlen kann, 2) einen Konflikt oder ein Hindernis, 3) ein Ziel oder eine Lösung. Dabei darf nicht von Anfang an klar sein, ob und wie der Konflikt beseitigt oder das Hindernis überwunden wird. Es muss auch nicht immer ein Happy End geben, auch Scheitern kann spannend sein. Es gibt vier Möglichkeiten, wie Sie in Ihrer Erzählung Spannung erzeugen können: 1. Irreführung Andeutung: Schreiber deutet wiederholt etwas durch Kommentare oder Gedankenwiedergabe an und lenkt die Gedanken der Leser damit in bestimmte Richtung, auf eine falsche Spur 2. Verzögerung: den Schluss etwas hinausschieben. Verzögerungen durch Gedanken und Vermutungen, vielleicht auch wörtliche Reden (diese dürfen allerdings nicht zu lang sein) 3. Tempuswechsel: an einer besonders dramatischen Stelle wird aus der Zeitform des Präteritums – in der das Ganze erzählt wird ins Präsens gewechselt (Vergleiche Naheinstellung der Kamera ð Leser wird ganz nah herangeholt, fühlt sich unmittelbar beteiligt) 4. Pointe: etwas, was der Schreiber schon vorher weiß, wird aufgespart bis zum Schluss, wird ganz an das Ende des Textes verlagert Aufgaben Wählen Sie eine der drei Aufgaben aus und bearbeiten diese. 1 Denken Sie an eine Geschichte, die Sie selber spannend fanden. Das kann aus einem Buch, einem Film, einem Hörspiel oder aus einem Gespräch sein. Fassen Sie die Geschichte kurz zusammen und überlegen Sie, warum Sie diese besonders spannend fanden. 2 Überlegen Sie sich einen Plot für eine kurze Geschichte. Zeichnen Sie auf einem Blatt eine Spannungskurve auf und verorten Sie Ihren Plot in Stichworten auf der Spannungskurve. 3 Schreiben Sie eine Erzählung über eine Person, die unbedingt einen Zug erwischen sollte, die sich aber aus verschiedenen Gründen immer mehr verspätet. Versuchen Sie die Geschichte möglichst spannend zu gestalten. Kommaregeln Finden Sie für die folgenden Kommaregeln Beispiele in der Erzählung „Streuselschnecke. Regel 1 Gleichrangige (nebengeordnete) Teilsätze, Wortgruppen oder Wörter grenzt man mit Komma voneinander ab. Tipp: Ein Komma steht, wenn sich ein „und einsetzen lässt – und der Satz sinnvoll bleibt. Satzbeispiel: Ein formal geregelter, (und) wirksamer Ablauf. Regel 2 Ein Komma steht vor entgegengesetzten Konjunktionen. Setze im folgenden Satz fehlende Kommas: Beispiele für Konjunktionen: aber, sondern, allein, doch, jedoch, vielmehr Regel 3 Ein Komma steht vor und nach Appositionen (Beisätzen). Regel 4 Ein Komma steht vor Erläuterungen mit Signalwörtern, wie nämlich, z.B., wie, d.h., und zwar. Regel 5 Kommata trennen Hauptsätze in Satzreihen. Regel 6 Ein Komma steht zwischen Satzteilen, wenn sie durch anreihende Konjunktionen in Form einer Aufzählung verbunden sind. Regel 7 Ein Komma trennt den Gliedsatz vom übergeordneten Hauptsatz. Regel 8 Das Komma steht zwischen Aufzählungen gleichartiger Gliedsätze, wenn diese nicht durch „und bzw. „oder verbunden sind. Regel 9 Ein Komma steht nach herausgehobenen Satzteilen, die durch ein Pronomen oder Adverb erneut aufgenommen werden. Regel 10 Ein Komma grenzt erweiterte Infinitive ab. Achtung: Diese Regel verursacht die meisten Schwierigkeiten. a) Wenn die die Infinitivgruppe eingeleitet wird durch um, ohne, statt, anstatt, außer, als. b) Wenn die Infinitivgruppe von einem Substantiv abhängt. c) Wenn die Infinitivgruppe von einem Verweiswort abhängt (z.B. das, dies, dafür, daran, darauf, es). Regel 11 Das Komma steht nach Empfindungswörtern, wenn sie hervorgehoben werden.