Arbeitsblatt: Untergang Ostroms
Material-Details
Text über die Eroberung Konstantinopels durch die Türken 1453
Darstellung zur Anwendung der 5-Gang-Lesetechnik
Geschichte
Mittelalter
klassenübergreifend
2 Seiten
Statistik
20886
765
5
07.06.2008
Autor/in
Don (Spitzname)
Land: Schweiz
Registriert vor 2006
Textauszüge aus dem Inhalt:
Untergang eines 1000-jährigen Reiches Die Stadt Konstantinopel war im 15. Jahrhundert der klägliche Rest des einst so mächtigen, 395 gegründeten Oströmischen oder Byzantinischen Reiches. Seit 800 Jahren bildete sie ein christliches Bollwerk gegen den aggressiven Islam. Doch 1453 sah Europa tatenlos zu, wie dieses Bollwerk von einer Übermacht der Türken belagert und erobert wurde. Eroberung Konstanitnobels (Kupferstich von Matthäus Merian, 17. Jh.). Seit Ende des 14. Jahrhunderts hatten osmanische Türken den Balkan erobert und das anatolische Vorland im Osten besetzt. Konstantinopel war von allen Seiten eingekreist und nur noch auf dem Seeweg zu erreichen. 1437 unternahm der damalige Kaiser Johannes VIII. eine zweijährige Rundreise durch Europa und wies auf die Türkengefahr hin. Aber er stiess auf taube Ohren, weil alles daraufhindeutete, dass die Osmanen sich mit der Existenz Konstantinopels abgefunden hätten. Immerhin verfügte diese Stadt über die stärksten Mauern der Welt. Sultan Murad II. residierte in Edirne, dem früheren Adrianopel, und benahm sich durchaus friedfertig. 7000 Verteidiger gegen 150.000 Angreifer Als Murad 1451 starb, änderte sich die Situation vollständig. Sein erst 19-jähriger Sohn Mohammed II. war ein fanatischer Christenhasser. Seine hervorragende Bildung (er beherrschte sechs Sprachen, darunter Latein und Griechisch) hinderte ihn nicht daran, alle Untertanen mit grausamer Härte zu behandeln. Schon im Sommer 1451 begannen die Vorbereitungen zur Belagerung Konstantinopels. Ihre mächtigen Stadtmauern waren nur durch Artillerie zu bezwingen, eine Waffengattung, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Kanonengiesser und Geschützmeister zählten zu den hochbezahlten Fachleuten. 1452 gelang es Sultan Mohammed II., von einem ungarischen Ingenieur mehrere riesige Bronzekanonen bauen zu lassen. Die grösste war neun Meter lang und verschoss eine Kugel von 650 kg mehr als 1500 Meter weit. Der oströmische Kaiser Konstantin XI. erkannte die Gefahr und bat in Europa um Hilfe. Doch nur aus Genua und Venedig kamen Soldaten – ganze 700! So standen kaum 7000 Mann zur Verteidigung bereit, während die Türken mit mindestens 150‘000 Soldaten und einer riesigen Kriegsflotte anrückten. Ochsengespanne schleifen Kriegsschiffe übers Land Am 1. April 1453 sichteten Späher die ersten türkischen Truppen. Kaiser Konstantin liess sämtliche Stadttore schliessen, die Hafeneinfahrt durch eine eiserne Kette sperren und alle Brücken zerstören, die stadteinwärts führten. Der Sultan traf am 3. April ein und nun begann ein achtwöchiges Drama. Zunächst beschoss die türkische Artillerie Konstantinopels Mauern. Immer wenn eine Bresche geschlagen war, schickte Mohammed seine „Baschi-Bazuks vor, Abenteurer aus aller Herren Länder, bewaffnet mit einem Sammelsurium von Krummsäbeln, Schleudern, Schiessprügeln und Bögen. Hinter diesem Kanonenfutter stand eine Reihe „Jassaulen (Militärpolizisten), die mit Peitschen und Streitkolben ausgerüstet waren und jeden Fliehenden mit Schlägen zurück an die Front trieben. Erst wenn diese Baschi-Bazuks aufgerieben waren, kam die Elitetruppe der Janitscharen zum Einsatz. Drei Wochen lang stürmten die Türken gegen die Stadt, doch die präzisen Verteidigungsmassnahmen erwiesen sich als stärker. Sultan Mohammed musste sich etwas einfallen lassen. Am 22. April schleiften unzählige Ochsengespanne etwa 70 Kriegsschiffe auf Radgestellen übers Land, die dann am Goldenen Horn ins Wasser gelassen wurden. Nun war Konstantinopel auch von der Seeseite bedroht. Dreitägige Plünderung, vom Sultan genehmigt Am 28. Mai stellten die Belagerten fest, dass am folgenden Tag der Generalsturm beginnen würde. Kaiser Konstantin begab sich zum letzten Gottesdienst und liess am Morgen des 29. Mai sämtliche Kirchenglocken läuten. Zwei Angriffe der Türken wurden zurückgeschlagen. Dann gelang es ihnen, ein kleines Stadttor, einzuschlagen und einzudringen. Konstantin eilte mit seinem Gefolge dorthin und drängte den Feind zurück. In diesem Moment wurde sein wichtigster Feldherr von einem Kanonensplitter getroffen und sank blutend zu Boden. Unter Freudengeheul drangen die Janitscharen wieder vor, während die Verteidiger ihr Mut verliess. Kaiser Konstantin kämpfte bis zum letzten Atemzug, dann ging er gemeinsam mit seiner Stadt unter. Der Sultan erlaubte seinen Männern eine dreitägige Plünderung, die ihnen gemäss islamischer Tradition zustand. Über Konstantinopel brach die Hölle los. „Am Mittag färbten sich Strassen und Gassen rot von Blut, heisst es im Bericht eines venezianischen Augenzeugen. „Die Häuser wurden geplündert, Frauen, Männer und Kinder vergewaltigt, gepfählt oder auf andere Art umgebracht. Die letzten Einwohner flüchteten sich in die Kirche „Hagia Sophia (Heilige Weisheit). Sie wurden mitsamt ihren Priestern, welche die Messe lasen, erschlagen oder in die Sklaverei verschleppt. Bereits nach einem Tag gab es in Konstantinopel nichts mehr zu erbeuten. Sultan Mohammed wartete das Ende der schlimmsten Ausschreitungen ab, dann betrat er am 30. Mai 1453 die Stadt. Vor der Hagia Sophia angekommen, bestieg auf seinen Befehl der oberste Imam die Kanzel und verkündete den Sieg im Namen Allahs. Konstantinopel heisst bis heute Istanbul.